Die gefahrenen Einzeletappen sind bei den jeweiligen Tagen zu finden. Für Vergrösserung aller Bilder doppelklicken.
Selten habe ich so ruhig geschlafen vor einer Soloreise. Erst um ca. Sechs Uhr Morgens ist es mit dem tiefen Schlaf vorbei. Um Sieben
sind Rita und ich auf und nehmen bald darauf das Frühstück ein. Kyra wollte länger schlafen aber wir haben Sie mit unserem Lärm geweckt.
Nun sind wir zu dritt und diskutieren etwas wie man Brot oder Butter gerade schneidet. Gescheiteres haben wir nicht zu tun. Meine
Sachen sind gepackt und auch Kyras Wäsche welche sie bei uns gewaschen hat, ist bereit.
Um Zwanzig nach Acht fahren wir mit einem kleinen Umweg über Dielsdorf los. Kyra wird vom Flughafen alleine heim, da Rita in eine andere
Richtung weiterfährt. Deshalb laden wir kurz die Wäsche in Dielsdorf aus. Schnell sind wir am Fluhafen an der Aussteigekante. Ein letztes
Mal für zwei Wochen drücke ich noch einmal Rita an mich. Das Warten ist teuer weshalb sie gleich weiter fährt. Kyra begleitet mich bis
zur Gepäckabgabe. Mit meinem QR-Boardingcode löse ich einen Gepäckschein und einige Minuten entschwindet die Satteltasche auf dem Band.
Nun verabschiedet sich auck Kyra. Sie trifft hier am Flughafen noch eine Kollegin. An der Zollkontrolle wähle ich zufälligerweise den
Eingang ganz rechts und muss nichts auspacken. Es ist ein Durchleuchter neuster Bauart. Danach geht es zum Bodyscan. Ob es
gesetzeskonform ist, dass mein Scan eine Frau begutachtet, sei dahingestellt. Im Dutyfree kaufe ich seit langem einmal wieder Zigarren.
Diese sechs Stück werde ich bei passenden Gelegenheiten in diesen Ferien geniessen. Nun heisst es warten, einsteigen, warten (fliegen),
eilig das Gate in Wien finden, einsteigen und warten (fliegen). Um Viertel nach Zwei stehen wir auf dem Rollfeld in der warmen Sonne
Montenegros und lassen Passagiere eines anderen Flugs in das provinziell wirkende Flughafenbebäude. Mit nur zwei Maschinen auf dem
Rollfeld ist die Zollkontrolle und das Gepäck fassen schnell erledigt. Taxis stehen genügend bereit und so überreiche ich dem Fahrer
um Drei Uhr vor dem Hotel seine 15 Euro. Das Zimmer ist bereit und ich packe aus. Mit riesen Hunger - auf jedem Flug hatte ich je ein
Glas Wasser und eine Lindor Kugel - sitze ich schon bald unter der Laube for einem Restaurant. Der bestellte Burger überlebt nicht lange.
Danach will ich noch meine HP für die Reiseberichte anpassen. Der zu Hause noch volle Akku ist entladen. Der Einschaltknopf ist auch
idiotisch exponiert angebracht. So geniesse ich das Sommerwetter, trinke fleissig Wasser und rauche eine erste Zigarre. Das Nikotinflash
hält sich erstaunlicherweise in Grenzen. Ich werde sogar müde. Als begebe ich mich ins Hotel, lade das Notebook und baue dort die Seiten
um.
Nach zweieinhalb Stunden habe ich wieder Hunger und suche ein anderes Restaurant auf. Diesmal esse ich Penne Bolognese. Die Nacht
bricht herein und auf dem Hauptplatz herrscht nun reges Treiben. Schon wie letztes Jahr kurven die Kinder in Elektrowägelchen auf dem
Platz herum. Es findet eine organisierte Velofahrt mit Polizeibegleitung statt. Ich sitze noch etwas am Platz und beobachte die Szene.
Dann ziehe ich mir Wasser aus einem Automaten. Alle Geschäfte sind heute geschlossen. Nötig Vorräte stocke ich morgen vor Übernahme
des Motorrades auf. Wieder auf dem Zimmer schreibe ich meinen Tagesbericht und werde sicher bald das Licht löschen. Das Abenteuer
beginnt morgen...
Um Sechs werde ich vom Gezeter von Vögeln geweckt, bleibe aber noch bis um Sieben liegen. Die Zeit bis zum Frühstück überbrücke ich
mit Packen was schon möglich ist. Nach dem Morgenessen kaufe ich im nahegelegenen Laden Wasser, Äpfel, Schokolade und gesalzene
Macadamianüsse. Pünktlich um Neun erscheint Alex mit dem Motorrad. Er erledigt den Papierkram während ich einige Bilder von der
Honda mache. Kurz vor Zehn ist alles aufgeladen und das Navi montiert. Alle Etappen sind hinterlegt und so muss ich die heutige
nur noch aktivieren. Eine halbe Stunde später überquere ich ohne Schwierigkeiten die Grenze zu Albanien. An der letzen Tankstelle
welche angegeben wird, tanke ich voll. Dann geht es in ein Tal hinein. Schon bald passiere ich den Punkt, an welchem ich letztes
Jahr des Regen wegen umgedreht habe. Heute besteht dank strahlend blauem Himmel kein Grund dazu. Trotzdem macht mir das Wetter
etwas Sorgen. Für morgen ist Regen angesagt. Ich möchte morgen jedoch über eine unaspahltierte Strasse südlich Richtung
Shkodra fahren. Mal sehen wann ich in Theth ankomme um die Planung neu zu überdenken. Auf jeden Fall gelange ich schneller dorthin
als all die Autos welche sich vor mir stauen. Ich bin über den regen Verkehr recht erstaunt. Scheinbar ist Theth ein regelrechter
Turistenmagnet geworden. Nachdem ich an einigen Dutzend Autos vorbeigefahren bin, ist die Ursache offensichtlich. Ein Tieflader mit
Raupenbagger steht am Rand der nur etwa 5 Meter breiten Strasse um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Ich schlüpfe hindurch und
kann so einen beträchtlichen Teil der Wagen schon hinter mir lassen. Die noch weiteren vor mir liegenden Fahrzeuge überhole ich nach
und nach. Den eigentlichen Anstieg über den Pass kann ich somit recht befreit fahren. Hinunter nach Theth geht es ganz entspannt und
das Panorama ist überwältigend schön. Kein Wunder boomt es hier. Die Strasse ist aber definitiv nicht für dieses Turistenaufkommen
gemacht.
Punkt Zwölf erreiche ich den Ort. Obwohl der Ausdruck eigentlich nicht zutrifft. Theth ist eher eine Ansammlung von im Talkessel
zahlreich verstreuten Häusern. Überall wird emsig gebaut. Auch eine Zipline fehlt nicht. Der Massenturismus kann kommen! Es wäre wirklich
sehr verlockend hier einen Nachmittag und eine Nacht zu verweilen. Aufgrund des frühen Zeitpunkts und des morgigen Regens fahre ich weiter.
Die unaspaltierte Strecke im Regen zu bewältigen ist wenig reizvoll. Ebensowenig, den selben Weg zurückzufahren. Also weitergefahren.
Vor Nderljsai überquert eine Brücke über den Fluss. Hier beginnen die 56 Kilometer unaspahltierte Strecke. Zwar wurde die Piste
schon etwas für den kommenden Ausbau vorbereitet, was es aber nicht unbedingt besser macht. Der eckige Schotter ist teilweise schwer
zu fahren und erfodert höchste Konzentration. Schade kann der Blick nicht abschweifen. Bei dieser überwältigenden Naturkulisse. Nach
etwa zehn Kilometern das Tal hinab geht es zurück auf die rechte Uferseite. Ein guter Moment etwas Wasser der Natur zurückzuführen und
einen Apfel zu essen. Ich geniesse die Sonne, den Anblick des Tals und die Frucht. Die kleine Ebene nebenan würde sich anbieten etwas
aufzubauen. Die zukünftige Kundschaft ist absehbar. Viele der der wenigen Gehöfte in den Hängen sind verlassen. Das Leben so weit
abseits klar zu entbehrungsreich.
Die Piste verlässt den Fluss und steigt zu einem Pass an. Etwa eine Stunde Fahrzeit und 20 Kilometer hinter Theth überquere ich
die Passhöhe und mache einige Bilder. So macht es auch ein Paar aus Baselland, die mit ihrem Gelädewagen unterwegs sind. Wir
unterhalten uns einige Minuten. Bald passiere ich ein Gebiet im Gebirge, in dem Holz abgebaut wird. Ab da ist die Piste erst noch
breit planiert und die LKW's mit Kies kann ich zügig überholen. Hinunter nach Kir wird die Strasse wieder zu einem besserer Feldweg.
Vor mir fahren zwei mit Holz beladene Lastwagen. Über Kilometer ist ein Kreuzen kaum möglich. Die Kipper machen sich so gut es geht
im Voraus mit Hupen bemerkbar. Ich tue es ihnen gleich und werde an geeigneten Stellen vorbeigelassen. Das ist aber auch nur dank
meines geringen Platzbedarfs wegen möglich. Wie üblich halte ich mich zu meiner Sicherheit an die bergseitige Fahrspur. Nach Kir
wird die Strasse wieder etwas breiter, dafür aber auch rutschiger des Schotters wegen. Ich bin nun rund zweieinhalb Stunden unterwegs
und und habe etwa 45 Kilometer Naturstrasse zurückgelegt. Die restlichen Kilometer der Piste sind in den Hang einer steilen
Schlucht geschlagen. Die Strecke ist nicht ungefährlich, wie die Gedenksteine an Absturzstellen zeigen. Einmal sind rund zehn, ein
ander Mal über zwanzig Namen in den Stein gemeisselt.
Eine alte Einzylinder-Tenere kommt mir entgegen. Wir halten auf selber Höhe und tauschen uns in Deutsch aus. Mein Gesprächspartner ist
aus Deutschland. Ich berichte ihm über den Streckenzustand und die Wetterprognose. Wir verabschieden uns und fahren in entgegengesetzter
Richtung weiter. In Prekal ist die Naturstrecke zu Ende. Ich bedanke mich gedanklich bei der im Ort stehenden kleinen Kirche für den
Schutz und die wunderbare Fahrt. In diesem Teil von Albanien scheint es noch sehr viele Christen zu geben, wie die häufig an der Strecke
zu findenden Kreuze bezeugen. Nun geht es zügiger weiter. Ich entspanne mich etwas. Die letzten drei Stunden waren körperlich und geistig
anstrengend. Trotzdem heisst es weiter aufmerksam bleiben, weil nun vermehrt Fahrzeuge entgegenkommen. Das Tal wird zunehmend breiter und
die Berge niedriger. Endgültig im Flachen und einer grösseren Ortschaft angelangt, mache ich Pause um nun endlich mein Tagesziel zu
definieren und einige Nüsse einzuwerfen. Beim Nachspülen mit Wasser schleicht ein Maultier um eine Hausecke und sieht sich die Auslage
in einem Eisenwarengeschäft an. Als ich ich diese lustig Szene im Bild festhalten will bin mit Fotografieren etwas zu spät. Es wird vom
Ladenbesitzer verscheucht. Kurz darauf kommt noch ein Eselgespann mit Frau und Mann daher. Albanien ist wahrlich ein Land der Gegensätze!
Vor mir ein solches Gefährt, daneben eine Luxuskarosse und im Hintergrund ein modernst gestaltetes Gebäude.
Mein vorläufiger Plan ist in Shkodra mich endlich um Sim-Karten und die lokale Währung zu kümmern. Nach einigen Kilometern halte ich
bei einem One-Laden und frage nach einer e-Sim und einer Mikro-Sim. Beides ist vorhanden. Es werden je 25 Franken für je 40 Gigabite
Datenvolumen fällig. Nach vorangegangenen durchwachsenen Erfahrungen teste ich beide auf Tauglichkeit. Alles scheint zu funktionieren.
Die Angestellte zeigt mir noch den Weg zum nächsten Automaten wo ich Geld beziehe. Sogleich werden 1500 Lek in Benzin investiert. Der
Tankwärter freut sich am Trinkgeld. Es ist nun schon nach Vier. Ich bin müde und hier in Shkodra gibt es ausreichend Hotels. Mit Googles
Hilfe lege ich mich auf eines fest und werde nicht enttäuscht. Für 40 Franken bekomme ich ein schönes Zimmer und die Honda einen Platz
in der Garage. Es ist sehr warm und ich bin froh endlich aus der Schutzbekleidung zu kommen. Das Hotel liegt nur einige Gehminuten
vom Zentrum mit der Fussgängerzone entfernt. Die Uhr zeigt Halbsechs und Zeit etwas zu essen. Ein lokal mit heimischen Speisen hilft
mir meinen Hunger zu stillen. Genussvoll beisse ich in die überbackenen Peperoni und die Pouletbrust mit separater Joghurtsauce. Zum
Abschluss darf es ein Kaffee sein. Danach flaniere ich etwas durch die Fussgängerzone und schaue mir an wer kommt und geht. Mit dem
Einnachten wird es merklich kühler. Noch vor Acht bin ich zurück im Hotel und widme mich dem Schreiben. Schliesslich war der Tag
ereignisreich und will festgehalten sein.
Mein erster Blick nach dem Aufwachen gilt dem Wetter und nicht meinem Aussehen. Der Himmel ist stark bewölkt. Das Packen ist Routine
und kurz vor Neun geht es los. Schnell bin ich aus der Stadt und fahre die Berge hoch. Immer wieder droht der Regen mit leichten
Tropfen. Solange es so bleibt, passt es. Es geht auf und ab durch die Berge und vielfach bewaldete Gebiete. Noch bin ich mir über die
Routenwahl nicht sicher, obwohl das Wetter stabil scheint. An der Abzweigung hinter Qafe-Mal muss ich mich entscheiden. Entweder die
kurze Strecke von einer Stunde oder die Lange von drei Stunden um den Stausee. Ich wähle die lange Route. Die erste halbe Stunde auf
der mässig gut asphaltierten Nebenstrasse entlang der Berge ist kurzweilig und verkehrsarm. Ich enteile einem ersten Regenschauer.
Kurz darauf lässt der dunkle Horizont wenig Gutes erahnen. Noch rechtezeitig zum einsetzenden Regen streife ich mir den Regenanzug
über. Bis Dushaj hält sich der Regen noch in Grenzen. Als ich dort tanke, beginnt es richtig zu schütten. Das bleibt während der
nächsten Stunde so. Nur langsam wird der Regen und werden die Wolken weniger. Schade um die sicher eindrücklichen Ausblicke die mir
damit entgehen. So bleibt auch die Anzahl der Bilder welche ich mache überschaubar. Alles steckt unter der Regenkombi und mit nassen
Händen zurück in die Handschuhe schlüpfen geht auch kaum.
In einem trockenen Moment schaffe ich es endlich mich aus dem Anzug zu schälen um hastig zwei Handvoll Bananenchips zu kauen bevor
der Regen wieder einsetzt. Das Bild das ich machen wollte, findet nicht statt. Noch vierzig Kilometer bis Kukes oder fünf an die
kosovarische Grenze. Meine Reise geht nach Kukes. Ich versuche die Herausforderung im Fahren im Regen anzunehmen da ich mich nicht
der wunderbaren Landschaft widmen kann. Irgendwie fühlt sich das Fahrverhalten hinten schlecht an. Ich bin mir nicht sicher ob der
Reifen zu wenig Luft hat. Eine erste Sichtung am Strassenrand zeigt keinen offensichtlichen Luftverlust. Zu viel Luftdruck scheint
aber auch nicht vorhanden zu sein. Ich denke das es eine Mischung schlechter Nasshaftung und leichten Ecken in den Reifen in
Kombiantion mit etwas zu geringem Luftdruck ist. Natürlich sind Stollenreifen auch nicht für Teerstrassen gemacht. Leider zeigt sich
keine Tankstelle mit der Möglichkeit den Druck zu prüfen. Mit etwas mulmigen Gefühl lasse ich es weiterhin vorsichtig angehen. Kurz
vor Kukes ist die Strasse trocken und ich wage grössere Schräglagen. Die Haftung ist besser. Der Gummi ist definitiv nichts für nasse,
kalte Strassen. Trotzdem will ich der Sache noch auf den Grund gehen. Am Ortsbeginn ist die Tankstelle geschlossen und so schaue ich
online nach einem Hotel. Zufälligerweise finde ich eines, welches Reifenwerkstatt und und Hotel vereint. Das will ich mir ansehen.
Tatsächlich entspricht die Beschreibung dem, was ich vorfinde. Unten einige Werstattabteile. Oben zwei Stockwerke mit Zimmer. Einer
der Söhne der Besitzer wechselt gerade einen grossen Baumaschinenreifen. Mit schwarzen Händen klaubt er den Zimmerschlüssel hervor
und führt mich in den zweiten Stock über der Garage. Die Zimmer sind sauber und funktional. Passt. Ich entledige mich meiner Montur
und widme mich dem Reifendruck und der Kettenspannung. Der Druck ist etwas zu tief. Die Kette schmieren wir mit altem Motorenöl
welches sie zum Reifenwechsel verwenden. Danach leihe ich mir Gabelschlüssel und korrigiere das Kettenspiel. Dann auch noch das Spiel
des Gaszugs. Währenddessen trifft ein Paar auf Fahrrädern ein. Ich bemerke, dass sie Schweizer sind und wir unterhalten uns ausgiebig
über unsere Erfahrungen und Pläne in Albanien. Sie wollen sich noch etwas ausruhen. Ich muss meine Vorräte aufstocken und werde im
Ortskern gleich auch noch etwas essen. Griechischer Salat, Rindfleisch und Fritten für 9 Franken sättigen mich ausreichend. Es regent
nun auch hier, doch die Vorhersage verspricht für morgen Besserung, worauf ich sehr hoffe! Sicher wird auch morgen mein erster Blick
aus dem Fenster und nicht in den Spiegel sein.
Die Sonne scheint zwischen den hohen Bergen östlich von Kukes hindurch. Noch hängt einiges an Bewölkung im Himmel, aber ich bin
positiv gestimmt. Das wird schon! Da es in diesem "Werkstatthotel" kein Frühstück gibt, helfe ich mir mit Keksen und Orangensaft aus.
Den Vorderteil des Motorrads haben meine Beherberger mit einem Reifensack abgedeckt um sie vor Regen zu schützen. Sehr nett von ihnen!
Ich aktiviere die Route und um Acht geht es los. Schon kurz nach der Stadt steigt die Strasse an. Als ich dort in einem Dorf um die
Ecke biege steht eine Kuh auf der Hauptstrasse und erinnert mich irgendwie an Indien wo die Kühe einen besonderen Satus geniessen, wie
auch Gesellschaft noch von der Landwirtschat geprägt ist. Mir gefällts trotz solch unvermittelt auftauchender Hindernisse. Von nun an
geht es durch die Berge entlang der Hänge die für die MEnschen ein Einkommen zulassen. Die Talsohlen sind zu eng und weder zum Leben
noch für Strassen geeignet. Nach dem Regen von gestern werde ich mit trockenen Kurven und prächtigen Panoramen belohnt. So muss das
sein!
Frauen sind kaum zu sehen. Männer sitzen einzeln vor den Häusern oder in Gruppen bei einem Getränk in den kleinen Lokalen an der
Strasse in den Dörfern. Ich bewege mich in einer Höhe zwischen 700 und 1200 Meter über Meer. Fahre ohne Eile und halte wo immer
mich etwas beeindruckt um ein Bild davon zu machen. Die Strasse bietet nicht nur abwechslungsreiche Aussichten sondern auch eine
abwechslungsreiche Fahrbahnfläche. Sie ist durchsetzt von Sand in den Kurven, Löchern, Absenkungen, Flicken und Absätzen. Einer ist
schlecht sichtbar und ich mache einen regelrechten Sprung. Zum Glück ist wenig Verkehr unterwegs. Das würde noch mehr Aufmerksamkeit
erfordern. So geht das bis um den Mittag. Meinen ersten Halt mache ich in Peshkopi in einem modernen Café im Zentrum bei einem Tee.
Ausserhalb des Ortes wird fleissig an der Schnellstrasse gebaut. Umleitungen sind keine signalisiert. Einige scheinen sie zu kennen,
andere wie ich fahren durch die Strassenbaustelle über die Planie zwischen den Baumaschinen hindurch. Keiner stört sich daran und
es funktioniert trotzdem. Durch die nachfolgende Ebene bei Tempo 80 komme ich schnell an die Abzweigung in Cerenec i Poshtem welche zu
nehmen ist. Zu meinem Erstaunen folgt dort eine breite Naturpiste. In Osmand ist eine asphaltierte Strasse verzeichnet. Diese
Herausforderung nehme ich an, ohne zu wissen wie lange die ungeteerte Strecke ist. Zu meinem Missfallen sehe ich in einiger Entfernung
einen Regenschleier und habe auch Tropfen auf dem Visier. Bis zur verzeichneten Tankstelle in einem Kilometer Entfernung will ich
einmal noch fahren. Dem Wind nach zu urteilen sollte sich der Regen von mir weg bewegen. Bei der Tankstelle angekommen bestätigt sich
dies und ich frage den Tankwart in Schweizerdeutsch wie weit die Strasse unaspahltiert ist. Er meint in Albanisch wie ich zu
verstehen glaube; "Etwa 6 Kilometer"
Die Regenfront hat sich verschoben und ich nehme die noch nasse, wieder in die Berge führende Piste in Angriff. Eine Fahrspur ist gut
festgefahren uns so reite ich stehend im zweiten Gang um die Schlammpfützen und losen Stellen so gut es geht. Das macht richtig Spass
und könnte noch ein Weilchen so weitergehen. Wie angekündigt hat das Vergnügen nach fünf Kilometer ein Ende, als ich auf ein Walze treffe
die gebrochenen Strassenkies verdichtet. Oder besser gesagt sollte. Eine Nationalflagge verschliesst den Einstieg und der Fahrer macht
mit hochgelagerten Füssen ein Nickerchen. Es ist ein schöner, auf einer Kuppe gelegener Platz. Engegen dem Walzenfahrer lagere ich
die Füsse nicht hoch, mache aber auch eine Pause mit Verpflegung. Das schlecht verdichtete, kantige Strassenkeis ist weniger prickelnd
zu fahren. Es gleicht eher einem leichten Eiertanz. Kurz darauf erreiche das neue Asphaltband. Der makellose Belag lädt förmlich ein
ihn schnell zu befahren, was ich auch für etliche Kilometer mache. Die Reifenhaftung ist heute so wie sie sein sollte. Immer weiter
führt meine Route ins Flache und schon bald entspricht die Oberfläche wieder dem heimischen Standard. In Librazhd entledige ich mich
des Pullovers bevor ich in einem Café etwas trinke. Weiter geht es in hohem Tempo auf einer vielbefahrenen Hauptstrasse hinauf an den
Ohridsee. Der liegt auf rund 700 Meter über Meer. Nach 25 Kilometer dem Seeufer entlang bin ich am Ortseingang von Pogradec am südlichen
Seeende. Ein turistischer Ort mit hübscher Promenade. Google führt mich entsprechend meiner Eingabe zum Hotel Elite. Der Empfang ist
sehr freundlich und das Zimmer schön und modern. Schnell die Kluft gewechselt um an der Promenade die Füsse zu vertreten. Mich belustigt
eine vor sich hin qualmende, emsig strickende Grossmutter während der Enkel im Kinderwagen schläft. Etwas weiter ist der Treff der alten
Männer. Duzende sitzen an Tischen und spielen Domino. Mir gefällt, dass sich die Leute so treffen und Umgang pflegen. Die Entschleunigung
und das schöne Wetter laden meine Batterien wieder auf. Zum vollkommenen Glück fehlt mir nur noch Gesellschaft. Leider sind meine Liebsten
zu Hause. Sie können immerhin meine Berichte lesen und Bilder ansehen.
Mein Nachtessen kaufe ich in einem Supermarkt. Geniesse es draussen und flaniere noch einmal am Seeufer bevor ich mich dem Schreiben
widme und danach das Zimmer bei einem Film geniesse. Ein schöner Ausklang eines gelungenen Tages.
Früh eingeschlafen und vor dem Wecker wach. Frühstück gibt es um Halb Acht. Mir bleibt noch etwas Zeit um zu packen. Wie im Süden
üblich sind auch an diesem Frühstücksbuffet Tomaten, Gurken und Würstchen vorhanden. Trotz meines Hungers, das kann ich um diese Zeit
nicht essen. Spiegeleier sind möglich. Davon nehme ich zwei. Brot, Marmelade und Kuchen gibt es auch. Das Schmeckt mir besser. Zu
meiner Freude gibt es Tee. Kamillentee ist zwar etwas ungewohnt aber vollkommen in Ordnung. Wie üblich habe ich nach Acht aufgeladen
fahre die ersten Meter am im Morgenlicht strahlenden See entlang. Dann geht es über einen kleinen Pass und auf der Schnellstrasse über
eine Hochebene bis Korce. Es liegt noch etwas Nebel und die Luft riecht nach Holzfeuerung, so dass ich im ersten Augenblick meine,
es brenne irgendwo. Mit Tempo Achzig bin ich keine Stunde später in Korce. Ein grosse Stadt mit morgentlichem Treiben. Meine Navi macht
eine kleine Schlaufe um das Zentrum welche ich mir hätte sparen können. Immerhin weiss ich jetzt wo der Spital und das Ortsmuseum liegt.
Nach Korce geht es weiter über die Ebene. Die Häuser werden immer spärlicher und die Landwirtschaft geringer. Eine Abzweigung führt von
der gut ausgebauten Strasse weg zur alten Route. Die neue wird weiter ausgebaut. Nach ein wenig auf und ab und links und rechts erreiche
ich Erseke. Ein für hiesige Verhältnisse ausserordentlich adretter Ort. Alles ist sauber und ordentlich. Kein Abfall liegt herum. Die
Rabatten sind gemäht und die Autos korrekt parkiert. Ein Lokal im Zentrum lädt mich richtiggehend zum Verweilen ein. Auch dieses passt
ins Bild. Durch die gepflästerte Gasse davor läuft ein Bächlein. Gerne würde ich einmal den Bürgermeister fragen, wieso das hier alles
so aufgeräumt ist im Gegensatz zum Rest des Landes.
Ich bestelle mir eine Cola und sollte eigentlich noch pinkeln. Doch aus dem Reisebus den ich vorgängig überholt habe und nun hier
einen Halt macht, strömt ein Dutzend Frauen und steht Schlange vor der einzigen Toilette. Glücklicherweise habe ich es nicht so eilig.
Mit dem letzten Schluck Cola ist das Schauspiel vorbei und ich kann meinem Bedürfnis in Ruhe nachgehen. Von diesem sehr unalbanischen
Ort muss ich noch einige Bilder machen bevor es weitergeht. Eigentlich könnte ich ab hier eine Runde durch die Berge machen. Doch
diese Route ist sehr abgelegen und über lange Distanzen unbewohnt. Der Reiz ist gross, doch das Risiko noch grösser. Deshalb lasse
ich es bleiben. Noch einige Kilometer bin ich in der Ebene und treffe auf eine neu erstellte Strasse. Dann geht wieder über Berge und
Täler mit Nadelwäldern. Anstelle der ausgebauten Strasse entlang der griechischen Grenze zu folgen, kürze ich auf einer Nebenstrasse
ab. Die vierzehn Kilometer auf der Holperpiste mit zerfallenem Belag eine Schlucht hinab sind eine Abwechslung zum makellosen
Asphaltband der letzten zwanzig Kilometer. Unten angelangt wird es richtig warm und die Strasse ist gut ausgebaut. Beidseits von
grossen Bergzügen gesäumt geht es schnell und kurvenreich weiter. Bald passiere ich den Ort andem die Gebirgsroute wieder auf die
Hauptstrasse getroffen wäre. Mich reut es, dass ich es nicht gefahren bin. Doch der Verstand hat obsiegt. Noch fünzig Kilometer
bis Tepelene. Das erreiche ich um 13:30 Uhr. Noch einmal die Hotels abrufen. Allzu viele sind nicht vorhanden und einige an der
vielbefahrenen Hauptstrasse gelegen. Das erste mit akzeptabler Bewertung welches ich anfahre ist mittlerweile geschlossen. Weiter
zu meinem eigentlichen Favoriten. Hier werde ich bleiben. Das Zimmer ist noch nicht bereit. So ziehe ich mich im WC um und esse
noch einen Salat. Da ich dringend Bewegung brauche gehe ich die eineinhalb Kilometer zu Fuss nach auf einem Hügel gelegenen Tepelene
um mich dort etwas umzusehen.
Es ist wirklich sehr warm. Geschätzt gegen dreissig Grad Celsius. Egal. Das Laufen tut gut. Auch wenn es erst der Hauptstrasse nach
geht. Von der ehemaligen Festung des lokalen Regenten sind nur noch einige Mauern vorhanden. Im Innern wurde alles mit Häusern und
Gärten bebaut. Sicher besteht ein grosser Teil aus dem Material der Festung. Ich streife darin herum und verschaffe mir einen Eindruck.
Von gepflegten Liegenschaften bis zur einfachsten Behäusung ist alles vorhanden. Irgendwannd wurde scheinbar damit begonnen die Strassen
neu zu pflästern. Dem Anschein nach ruhen die Arbeiten jedoch schon länger und überall stehen Paletten mit Steinen herum. Von hier
oben mache ich ein Bild von einem Internierungslager aus der Zeit der Repression durch den Diktor Enver Hoxha. Ursprünglich war es
eine italienische Kaserne die vor etwa achzig Jahren zum Ort für Gräueltaten und Quälerei umgebaut wurde. Über hundert Menschen
sollen dort umgekommen oder besser gesagt umgebracht worden sein. Die inmitten der verfallenden Gebäude aufragenden Bäume werden
diese Opfer symbolisieren. Tepelene ist recht verschlafen jedoch mit guter Aussicht hübsch am Kreuzungspunkt zweier Täler gelegen.
Die strategisch wichtige Lage an diesem Knotenpunkt war mit ein Grund zum Festungsbau. Im Schatten einiger Bäume an einem kleinen
Platz setze ich mich zu noch älteren Männern als ich es bin hin. Da hier jeder jeden kennt, ist offensichtlich, dass ich nicht von
hier stamme. Männer kommen und gehen, unterhalten sich oder sitzen alleine schweigend da. Ich fahre herunter und geniesse bewusst
und wörtlich die Entschleunigung von der Kurverei.
Entspannt gehe ich die Anhöhe hinunter und sehe einen Friedhof. Wieso nicht auf dem Heimweg diesen noch besuchen? Wenig ruhig liegt
dieser an der vielbefahrenen Hauptstrasse. Ich streife umher und finde keine älteren Gräber als 50 Jahre. Vielen Leute wurden alt.
Einige sind jung gestorben. Zwei Geschlechter scheinen heimisch und kommen in bemerkenswerter Überzahl vor. Cela und Shehu. Meine
Neugier ist gestillt und ich gehe der Schnellstrasse entlang zurück zur Unterkunft. Unweit des Friedhofs sehe ich einen alten LKW
chinesischer Herkunft. Zu erkennen an den auf der Motorhaube eingeprägten Schriftzeichen. Kaum habe ich das Mobiltelefon nach dem
Fotografieren aus dem Zaun zurückgezogen ruft mir der Besitzer von weit hinten etwas zu. Keine Ahnung was er meint. Ich winke
freundlich und wandere weiter. Bei meiner Rückkehr ist es schon Sechs Uhr. Das Zimmer ist bereit und ich darf einen erst in diesem
Jahr fertig gestellten Raum beziehen. Mit Hunger setze ich mich danach an den Tisch im Lokal im Familienbetrieb und bestelle Poulet
mit gegrilltem Gemüse. Wie ich schon heute Nachmittag beobachten konnte sind die Katzen recht aufdringlich. Präventiv stelle ich
meine Wasserflasche auf das Holzgeländer, was einen Zugang zum Tisch schon einmal abblockt. Das bringt das erste anwesende Tier zu
Verzweiflung. Die kleine freche Rothaarige taucht erst auf, als ich fertig und am Schreiben bin. Sie springt direkt auf den Tisch und
wird sogleich herunterbegleitet. Beim dritten Mal hat sie es dann begriffen, dass sie nicht auf meinen Tisch soll. Zur Sicherheit
bringe ich den leeren Teller zur Küche und kann in Ruhe weiterschreiben. Unterdessen kommt noch ein junges Paar und bezieht ein zweites
Zimmer. Sonst wäre ich der einzige Gast geblieben. Als sie ihr Abendessen einnehmen verabschiede ich mich um in meinem Zimmer den
Bericht fertig zu schreiben und bald Schlafen zu gehen.
Trotzdem das ich immer schon vor Sieben Uhr wach bin, schlafe ich meist mehr als ausreichend. Das Frühstück was mir aufgetischt wird
ist der Wahnsinn. Ich hatte extra um kein Gemüse gebeten. Aber ein Omelett von den Eiern ihrer Hühner mit "etwas" Gemüse müsse ich
schon essen, meint die Besitzerin und verschwindet in der Küche. Ich sitze auf der Terasse und und bekomme den heimischen Kräutertee,
frische Feigen vom Baum hinter dem Haus, einen Reiskuchen, mein Omelett aus sicher 3 Eiern, 3 in Öl gebackene Pfannkuchen, 4 Stück
Griesspudding und noch 4 Scheiben Knoblauchbrot. Falls gewünscht wäre ein Nachschlag möglich! Wer soll das alles essen? Ich kämpfe
mich durch nicht einmal die Hälfte und bin übervoll. Die Katzen helfen mir auch nicht da kein Fleisch vorhanden ist. Es tut mir weh
die herzensguten Menschen zu enttäuschen, aber ich schaffe nicht mehr! Als ich mich umgezogen verabschiede packt sie mir die
verbliebenen zwei Pfannkuchen in einen Behälter und drückt mir noch einen grossen Granatapfel in die Hand. Feigen will sie mir auch
noch mitgeben. Die muss ich ablehnen weil sie sofort Mus wären. Noch kurz unterhalte ich mich mit dem Schweden der getern angekommen
ist. Es produziert selber Motorradtaschen unter dem Namen Odinsberg weshalb er mich zu meiner fragt. Dann geht es los.
Das Tempo auf der Schnellstrasse das in eine Ebene Richtung Griechenland mündende Tal ist hoch. Ich freue mich auf weniger Verkehr
und ein gemächlicheres Tempo. In Gijrokaster wird aufgetankt. Dahinter ist die breite Ebene weniger befahren. endlich erreiche ich
Punkt der Abzweigung um auf einer Nebenstrasse durch die Berge entlang der Grenze zu fahren. Erst ist die Strasse asphaltiert. Dann
betoniert und hernach Kalkschotter. In den steilen Passagen bis zum letzen Dorf folgen noch kurze betonierte Passagen. Jetzt geht es
richtig los! Die Büsche und Brombeeren ragen in die Gasse und behindern die Wahl der besten Linie. Ich achte mich auf Spuren von
Fahrzeugen. Eine einzige scheint neueren Datums zu sein. In steilen Passagen ist der Weg von tiefen Furchen mit losem Geröll durchsetzt.
Meine Fahrkünste reichen trotz der rund 15 Kilo Gepäck bisher noch gut aus. Ich kämpfe mich zwei Kilometer durch das anspruchsvolle
Gelände und halte dann an. Auf meinem Navi lässt sich die Strecke von moch mindestens 30 Kilometer ungefähr beurteilen. Dörfer sind
rar und der Streckenverlauf verheisst anhand der der vielen Ecken die verzeichnet sind weiteres solches Terrain. Auch wenn es mich
schmerzt, das Risiko ist mir definitiv zu gross hier in der Wildnis mir einen körperlichen Schaden zuzuziehen. An einer geeigneten
Stelle wende ich. Die ausgewaschenen Stellen die sich bergauf noch gut fahren liessen sind bergab noch anspruchsvoller. Noch kämpfe
ich mit meiner Entscheidung, doch sie war sicher richtig. Vielleicht ist dieser Entschluss schwieriger als die Strecke selber. Ich
werde es vermutlich nie erfahren. Schade habe ich keinen Weggefährten. Wir hätten Spass gehabt!
Die Schnellstrasse erreiche ich eine halbe Stunde später. Einige kilometer darauf zurück gefahren und dann die Hauptstrasse über einen
Pass Richtung Saranda gekurvt. Die Strecke von Saranda nach Ksamil ist öde und ich hänge immer noch meinem Zweifel an der Umkehr nach.
Das wird mich noch lange beschäftigen. Um Ein Uhr fahre ich in Ksamil ein. Was für eine Turistenhochburg. Schlimmer als ich erwartet
habe! Das Klientel welches sich auf der Strasse bewegt sagt viel über den Ort aus. Ich frage in den ausgesuchten von mir im Voraus
ausgesuchten Hotels nach. Sie sind ausgebucht und 75 Franken teuer. Rundherum scheint es keinen kleinen netten Ortschaften zu geben.
Ich sehe mir die Unterkünfte an der Peripherie an. Das Hotel Ali scheint ruhig und preisgünstig. In einigen Minuten bin ich dort. Es
wirkt geschlossen. Schon will ich wegfahren, da winkt wer beim Gebäude nebenan. Also zurückgestrampelt und den Helm abgezogen. Ja,
ich suche eine Unterkunft. Was es den koste? Die Frau will den Preis nicht öffentlich nennen und ich werde samt Motorrad auf den
Parkplatz gewunken. Hinter dem neueren dreistöckigen Gebäude wird mir der Preis pro Nacht genannt. 25 Franken seien es, weniger gehe
nicht. Ich sehe mir das Studio mit Küche und Bad an. Wunderbar wa ich erblicke! Super sauber und gepflegt mit kleiner Küche und hübschen
lila Vorhängen. Das Quartier ist wirklich sehr ruhig. Hier bleibe ich. Wir besiegeln gleich den Handel für zwei Nächte. Mir wird alles
Nötige durch die sehr netten Leute erklärt. Da soll einer sagen Karma gäbe es nicht!
Das Meer liegt nur einige Gehminuten von meiner Unterkunft entfernt. Endlich ins Salzwasser hüpfen. Zugegeben, so erhitzt wie ich bin,
wate ich langsam in das Wasser. Es kühlt herrlich ab. In diesem Bereich des Orts gibt es nur einen kleinen Streifen Strand. Das
Inventar der Hochsaison ist bereits weggeräumt. Sonst müsste man womöglich auch hier noch Eintritt zahlen. Die Anzahl Leute ist
überschauber. Nach dem Bad döse ich ein wenig in der Sonne. Einzig ein Jetski stört die Ruhe. In einiger Distanz erkenne ich Korfu
Die Meeresstrasse zweichen dem Festland und der griechischen Insel wird von vielen Schiffen befahren. Nach drei Stunden habe ich genug.
Auf dem Fussweg umrunde ich den Hügel an dem ich meeresabgewandt wohne. In der Bucht die unterhalb des von mir zuerst angesteuerten
Zentrum liegt, ist viel los. Jetskis, Boote und SUP's sind auf dem Wasser. Ich bin froh, einen anderen Platz gefunden zu haben.
Frühstück gibt das es sich um Apartments handelt nicht und auswärts essen mag ich auch nicht. So kaufe ich mir einen kurzen Fussmarsch
entfernt in einem Laden Äpfel, Thunfischsalat, Kekse und Moscato-Raki. Nach dem einfachen Mal sitze ich auf dem Balkon, rauche eine
meiner mitgebrachten Zigarren und nippe aus dem Flaschendeckel Raki, schreibe etwas am Bericht, bringe ihn aber nicht zu Ende.
Egal. Der Hügel gegenüber verfärbt sich in der Abendsonne golden. So kann der Tag ausklingen.
Da es wie bereits erwähnt kein Frühstück gibt, helfe ich mir selbst. Heute kann ich mir zeit lassen. Es stehen nur die Ruinen von
Butrint und etwas Entspannung am Strand an. Doch erst ist Waschtag. Ich nutze das Duschmittel welches ich aus einem Hotel mitgenommen
habe. Wäscheaufhänge und Klammern sind am Balkongeländer angebracht. Das Wetter passt zum Trocknen lassen. Bewegung täte mir gut. Bis
zu kleinen Halbinsel mit dem UNESCO Weltkulturerbe Butrint sind es 5 Kilometer. Das ist machbar. Scheinbar führt kein Nebenweg
dorthin. Somit muss ich der Strasse lang. Der Gedanke ist nicht gerade berauschend. Der Wille mich zu bewegen jedoch stärker als
die Abneigung. Um zirka Halb Elf breche ich auf und kann den ersten Kilometer noch im Schatten der Häuser von Ksamil gehen. Danach
bleibte ich der Sonne ausgesetzt. In Voraussicht habe ich mich eingecremt und die Kappe auf. Es ist wirklich schon sehr warm.
Vorsorglich beginne ich mit dem Trinken bevor der Durst einsetzt. Schon nach halber Strecke ist mir klar, dass ich für den Rückweg
wegen der Nachmittagshitze den Bus nehme oder per Anhalter zurückkomme. Vor Zwölf bin ich dort. Der Eintritt kostet inklusive eines
kleinen Führers 10 Franken. Zu meiner Freude liegt alles im Wald und man bleibt beinahe immer im Schatten.
Die nächsten zwei Stunden gehe ich von Punkt zu Punkt, lese die Infotafeln und höre manchmal den Führern von Reisegruppen zu. Nicht
umsonst wurde die Lage auf der kleinen Halbinsel schon von den Griechen gewählt. Sie ist strategisch gut gelegen und doch geschützt.
Die Römer haben sogar einen Äquadukt von den Bergen über die Lagune hierhin gebaut. Das meiste der ehemaligen Pracht ist mittlerweile
wieder verschwunden. oder liegt noch unter dem Boden. Es sind nur 14 Prozent der ganzen Bebauung freigelegt. Mir kommen Parallelen
zur heutigen Zeit in den Sinn. In einigen Jahrhunderten wird auch vom heutigen technischen Standard nicht mehr viel zu sehen sein. So
dekadent wie wir uns entwickeln. Jede Epoche hat ihre Blüte und ihr Vergehen.
Am Ausgang zurück sehe ich mich dem Bus um. Es ist keiner zu sehen. So spreche ich Leute an, welche mit ihrem Mietwagen nach Ksamil
aufzubrechen scheinen. Das erste Paar sind Engländer. Sie verneint schon beinahe angewiedert meine Frage nach dem Mitfahren. Eine
Dreiergruppe - diesesmal Deutsche - meinen, sie würden erst mal zu einem Restaurant fahren. Ein richtiges Nein erhalte ich nicht.
Ich winke dankend und gehe weiter. Wo sie hier bloss essen wollen, wenn nicht in Ksamil, frage ich mich. Beim dritten Anlauf habe ich
Glück. Sie wollen zwar irgendwo an für an den Strand abbiegen, aber bis dorthin könne ich gerne mitfahren. Wie sich heruasstellt sind
es Spanier die nicht so reserviert sind wie die Nordländer von vorhin. So schaffe ich es bin kurz nach dem Ortseingang und habe nur
noch einen Kilometer vor mir. Mitten im Ort kaufe ich eine kleine Stärkung und vor dem Abzweigen zur Unterkunft was ich morgen für das
Frühstück und zur Wegzehrung brauche. Angekommen wende ich das Aufgehängte und wasche die langen Hosen welche ich gerade eben noch
getragen habe. Für an und in das Wasser brauche ich nur meine Badehosen. Nach der Wanderung des Morgens und bei den offiziellen 28
Grad tut eine Abkühlung gut. Wieder zurück packe ich was schon trocken ist und hänge den Rest noch besser in dies Sonne. Um später
mehr Zeit zu haben, dusche ich jetzt schon.
Um Sechs muss ich los um den Sonnenuntergang zu sehen. Ich bin schon sehr knapp dran und schaffe es nicht mehr so weit wie es nötig
wäre, um die Sonne im Meer versinken zu sehen. So geht sie für mich halt hinter Korfu unter. Das Ereignis dauert kurz und meine Fahrt
zurück zum Zimmer ebenso. Meine Vermieter sitzen draussen und winken mich zu sich. Nun erfahre ich, dass Ioanna gestern Geburtstag
gehabt hat und ob ich gerne noch ein Stück Kuchen möchte. Gerne sage ich zu. Kuchen geht fast immer. Aus der Einladung wird ein
zweistündiges Gespräch zwischen Ioanna, Redi und mir. Ich erfahre über ihre Geschichte in diesem Ort und wie es für Sie unter der
der Diktatur war. Wir tauschen uns auch sonst über allerlei aus. Dann ist es Zeit für mich weitere Reisevorbereitungen zu treffen
und ich verabschiede mich für heute. Morgen liegen mindestens 200 Kilometer vor mir und ich möchte zeitig ins Bett.
Nachts um Drei gibt es einen Donnerknall der mich aus dem Schlaf reisst. Danach setzt heftiger Regen ein. Ändern lässt es sich nicht,
also schlafe ich weiter. Am Morgen ziehen noch Wolkenfelder durch. Es scheint ein trockener Tag zu werden, aber in den Bergen können
sich die Wolken stauen und alles kann anders aussehen. Redi ist auch schon wach und unser Gespräch schliesst an das gestrige an. Über
Saranda bis nach Kuc ist wenig Verkehr am Sonntagmorgen zwischen Acht und Zehn. Die Strasse ist noch nass und die Reifenhaftung
gewohnt übel. Dann geht es ein enges Tal hoch. Die ist seit zwei Jahren ausgebaut wie ich zu Hause nachgelesen haben. Die erste
Passhöhe liegt hinter mir und ich biege nach Tepelene ab. Weiter geht es auf Asphalt von nun schon gewohnt abwechslungsreicher
Qualität um und entlang tiefer Schluchten. Ich befinde mich auf über tausen Meter Höhe über Meer. Es ist kühl und ich bin froh um
meinen Pulli. Um Elf passiere ich Tepelene und fahre die mir schon bekannte Strecke bis nach Kelcyre. Hier im Flachen ist es warm.
Eine Pause täte gut und im Zentrum bietet sich ein Café dafür an. Im Gegensatz zu meiner letzten Durchfahrt ist im Ort richtig etwas
los. Es wir gekauft, sich ausgetauscht und mit den Waren heimwärts gefahren. Da es nachher durch die Berge mit unbekannter
Strassenverhältnissen und wenig Besiedlung geht, tanke ich noch.
Etwa sieben Kilometer nach Kelcyre zweigt meine Route nach links ab und sogleich beginnt der Spass. Die Piste ist gut festgefahren
und etliche Autos kommen mir entgegen. Nach zehn Kilometern folgt die nächste Abzweigung die ich nehmen muss. Da stehen zwei
Allradfahrzeuge. Ich halte und frage die Deutschen, ob sie hier über die Berge gefahren seien. Sie bereiten mich auf schwieriges
Terrain und Schlamm vor. Mir graut ein wenig, da ich seit Asien weiss, wie sich aufgeweichte Lehmpiste fährt. Etwa wie auf Seife.
Trotzdem nehme ich es in Angriff. Das muss jetzt sein. Zudem ist die Strecke stark befahren und mögliche Hilfe somit vorhanden.
Die Strasse ist teilweise stark ausgewaschen. Mit dem Motorrad ist das kein Problem. Bergauf ist es sowieso einfacher. So ab zirka der
Hälfte des Weges wird es richtig schlammig und heikel zu fahren. Mich wundert, dass schon einige normale Strassenautos mir
entgegengekommen sind. Da die Strecke häufig befahren wird, klassifiziert sie Google als gut befahrbar. Nur nicht mit normalen
Straaenwagen. Ich würde es nicht empfehlen, auch wenn es machbar ist. Mit Frontantreib in dem Schlamm kann das heiter werden. Die
Leute können nur hoffen, dass der Vermieter den Unterboden bei Rückgabe nicht genauer inspiziert. Schlamm alleine reicht noch nicht.
Als es dann langsam wieder bergab geht, beginnt es auch zusätzlich noch zu regnen. Ich hoffe, dass der Schauer schnell vorüber ist. Das
ist auch der Fall. Der wenige Regen hat aber gereicht, um alles wunderbar rutschig zu machen. Das Gefälle wird steiler und damit
sind auch mehr ausgewaschene Rinnen vorhanden. Weder auf dem nassen Lehm noch auf den nassen Steinen greifen die Reifen richtig. Ich
krieche im ersten Gang im Standgas in den Rinnemitten den Berg hinab. Bremsen ist kaum möglich und wird meist mit sofort blockierendem
Hinterrad quittiert. Diese Übung dauert etwa ein viertelstunde. Leider ist es wie immer in solchen Situationen. Man hat anderes zu tun als
Bilder davon zu machen. Mir jedenfalls hat sich das Szenario auch so auf die Festplatte eingebrannt. Endlich wird die Strasse flacher
und auch wieder trockener. Es ist aber weiter äusserste Vorsicht angesagt. Kaum glaubt man schneller fahren zu können wartet auch schon
die nächste nasse Ecke auf einen. Immer noch kommen mir PKW's entgegen und fragen nach den Strassenverhältnissen. Ich erzähle, was ich
weiss. Alle wollen es trotzdem versuchen. Schon einige Zeit fahre ich im obersten Teil des Osumtals. Der bekannte Turistenmagnet, die
eigentliche Schlucht beginnt bei Lapanj und damit auch wieder die asphaltierte Strasse. Auf einem Parkplatz mache ich Rast und esse das
erste Mal seit fünf Stunden etwas. Daneben äussern Schafe in zwei Transportern ihren Unmut. Im Gegensatz zu ihnen weiss ich, was vor mir
liegt. Ich bin froh die Rutscherei überstanden zu haben, aber trotzdem war es geil. Im Trockenen oder mit tauglicheren Reifen wäre es der
Hammer. Etwas entspannter kann ich nun die Fahrt nach Polican, wo ich übernachten will, angehen. Es sind noch 30 Kilometer Strecke.
Turisten sind etliche zu sehen. Rafting ist scheint eine grosse Sache zu sein. Obwohl ich nicht finde, dass es dafür genügend
Wasser hat. An einem Aussichtspunkt mache ich Fotos. Unten in der Schlucht machen Leute mit Schwimmwesten Übungen im Wasser. Vielleicht
für eine Rafting-Fahrt auf dem Fluss.
Um Halb Drei erreiche ich Polican. Es entspricht etwa dem "Kaff", das ich erwartet habe. In einer halben Stunde wäre ich in Berat. Da
gäbe es eine grosse Auswahl an Hotels und Lokalen sowie noch eine Burg mit Altstadt zu besichtigen. Ich fahre weiter und komme in
Vodice an der Abzweigung vorbei, welche eine weitere ungeteerte Strecke von 40 Kilometer Länge über die Berge verspricht. Diese will
ich, vorbehältlich des Wetters morgen, fahren. Ich studiere die Infotafeln. Die grösste ist so vergilbt, man kann nichts mehr erkennen.
Es geht weiter. Die erste Herberge die ich in Berat anfrage, hat nur noch Platz im Schlafsaal. Nichts für mich. Der freundliche
Rezeptionist meint es gäbe über 500 Unterkünfte in Berat. Ich würde sicher etwas finden. Im Hotel Berati einige Meter daneben ist
vieles frei. Mein Zimmer unter dem Dach ist tiptop und kostet 25 Franken mit Frühstück. Wie öfters üblich ist die Dusche schlecht vom
WC getrennt. Es hat immerhin einen Duschvorhang. Kurz vor Vier bin ich bereit den Aufstieg zur Burg auf mich zu nehmen. Der Ort ist eine
wahrliche Turistenhochburg. Viele Deutsche, Spanier und Engländer sind neben all den anderen an ihrer Sprache zu erkennen. Es geht
steil bergauf. Ich schwitze und bin froh meinen halben Liter Wasser mitgenommen zu haben. Oben angekommen zeigt sich ein etwas anderes
Bild als in Tepelene. Der umfriedete Bereich ist deutlich grösser. Die Gebäude scheinen noch im ursprünglichen Sinn angeordnet und
passen optisch zum Gesamtbild. Etliche Häuser sind Hotels oder Restaurants. Dank der späten Tageszeit sind die meisten Besucher schon
auf dem Rückweg hinunter zur Stadt. Eine gute Stunde umrunde ich den Festungshügel und mache Bilder. Wie üblich wurde die Festung an
bester strategischer Lage platziert. Beeindruckend ist die grosse, geschlossene, mehrere hunder Kubikmeter fassende Zisterne an der
höchsten Stelle der Burg. Diese Lage hat sicher mehrere Vorteile. Schutz vor Feinden, Versorgung der tiefer liegenden Gebäude und
das Verhindern von Eintrag von unerwünschtem Unrat.
Ich habe genug gesehen und nehme einen Nebenweg nach unten. Nur noch wenige befinden sich im Aufstieg. Unten nagekommen setze ich mich
hin um etwas nachzusehen. Einem jungen, etwas verloren wirkenden Hund scheine ich eine beschützende Wirkung zu vermitteln und so legt
er sich neben mich ohne aufdringlich zu sein. Ich gewähre ihm gerne seinen gewählten Schutz. Einigen Leuten scheint das Bild zu
gefallen. Ich bin gerührt, dass das Tier mich ausgewählt hat, obwohl ich gar kein Hundefreund bin. Mit diesem Kleinen könnte ich es
noch werden. Um ihn nicht zu motivieren sich mir anzuschliessen, gebe ich mich mit ihm bewusst nicht ab. Ich möchte ihn dann nicht
vertreiben müssen. Unsere gemeinsame Zeit endet mit meinem Aufbruch nach einer Weile. Zum Glück lässt er mich ziehen! Ich habe
Hunger. Kurz umgesehen und in ein Lokal gesessen. Noch ist es leer. Nach etwas Verständigungsproblemen vesteht der Kellner was ich
gerne möchte. Ein Stück Fleich und gefüllte Auberginen. Keine Fritten. Das Essen kommt schnell. Das ist gut so, meines Hungers wegen.
Vom Fleisch bin ich überrascht. Es ist eine Art Cordon-Bleu. Aussen jedoch nicht paniert sondern mit einer Panade aus Ei versehen.
Beides schmeckt vorzüglich und ich bin sehr froh über meine spontane Wahl. Zwischenzeitlich hat sich das Lokal gut gefüllt. Es ist wie
immer, erst wenn jemand darin sitzt, animiert es weitere Kunden zu kommen.
Zufrieden vom ereignisreichen Tag und mit dem guten Essen kann ich zeitig zurück ins Zimmer und schreiben solange ich noch die Energie
dazu habe.
Der heutige Tag wird einiges anders verlaufen als vorgesehen. Auch wenn das Wetter stimmt, als ich nach dem Morgenessen erneut
aus dem Fenster schaue. Ich bin heute nicht fähig vierzig Kilometer anspruchsvoller Piste über die Berge zu machen. Anstelle erst
einige Kilometer nach Süden um dann östlich in die Berge abzubiegen, fahre ich nordwärts und dann gegen Osten. Nach Kucova meine ich
Öl zu riechen. Der Geruch ist nicht mehr präsent, da sehe ich dann tatsächlich kleine Förderanlagen und Bohrtürme im Tal stehen. Es
sieht aus wie Dallas im Grünen. Seit wann und wesahlb hier Öl gefördert wird, muss ich noch nachsehen. Und rundherum wird Landwirtschaft
betrieben. Wie gesund wohl das Fleich und die Früchte sind? Diese hügelige Gegend ist auf jeden Fall bestens für die Agrarwirtschaft
geeignet. Die Leute um mich herum gehen ihrer täglichen Arbeit nach während ich die Nebenstrasse befahre.
Zurück auf der Hauptstrasse tanke ich erst einmal, um bis zu meinem Ziel durchfahren zu können. In schnellem Tempo geht es nach Elbasan.
Die vorgelagerte Industrie ist schon aus der Ferne zu riechen. Zwischen der Stadt und der Industrie nehme ich anstelle der Autobahn die
alte Strasse über den Berg Richtung Tirana. Entlang des kurvigen Passstrasse stehen etliche Lokale die nun seit der Verkehr untenherum
fliesst verlassen sind. Diese Route ist abwechslungs- und aussichtsreich. Nach dem Pass gelangt man nach einigen Kilometern in die
Aussenbezirke von Tirana. Für mich erkenne ich nichts reizvolles an der Stadt. Auf jeden Fall nicht von der beidseits von Wohnsilos
gesäumten Strasse. Je schneller dass ich hier durch bin, umso besser. Der Verkehr hält sich dank der grosszügigen Strassen in Grenzen.
Erst stadtauswärts wird es zäh. Da rollt ein grosser LKW im dichten Verkehr auf der doppelspurigen Autostrasse gemähchlich mit etwa
20 km/h dahin und keiner Stört sich daran. Auch wird mitten in der Abfahrt ohne zu zögern angehalten, um zu telefonieren. Mir scheint
diese Männer legen wert darauf, bald durch einen Gedenkstein gewürdigt zu werden, wie sie über all an den Strassen stehen. Und immer
mit Bild.
Endlich kann ich abbiegen und die verbleibenden 20 Kilometer zu meiner Destination auf einer Nebenstrasse zurücklegen. Am Strand von
San Pietro ist mindestens schon Nachsaison. Ich sehe einige Ressorts. In solchen will ich nicht verweilen. Die kleineren Hotels sind
bereits geschlossen. Am Strand lege ich eine Pause ein und stapfe durch den Sand ans Meer. Sand und Müll besser gesagt. Eine Schande wie
wenig Wert auf die Schätze der Natur gelegt wird. Meine Entscheidung ist klar. In dieser turistischen Einöde will ich nicht bleiben. In
einem Lokal trinke ich einen Espresso und studiere weitere Möglichkeiten. Weiter im Norden fällt mir Shengjin auf. Ein ebenfalls
turistischer Ort. Er scheint aber belebter und öffentlicher. So fahre ich weiter. Erst über die Hügel und dann weiter auf der
Schnellstrasse. Entlang dieser wird einiges feilgeboten. Neben einer riesen Auswahl von Garten- und Landwirtschaftsgeräten auf dem Areal
einer verlassenene Tankstelle erkenne ich zwei Stellen eine Menge von Elektrowerkzeugen. Auch wenn ich bisher einen tadellosen
Eindruck vom eineheimischen Volk habe, möchte ich nicht wissen woher alle Geräte stammen. Insbesondere jene in durchgehendem und mir
bestens bekannten Rot.
In Shengjin - das liegt wirklich in Albanien und nicht in China - sind die Gehsteige ebenfalls hochgklappt. Ich drehe einen Kreis und
halte am Strassenrand. Ein Mann spricht mich an, ob ich eine Unterkunft suche. Für 20 Franken habe er Wohnungen zu vermieten. Ich sehe
sie mir an. Weder gefällt mir, was ich sehe, noch bin ich mir seiner Rolle sicher. Er scheint eher Hausmeister der Ferienwohnungen
betreut zu sein. Vielleicht will er sich etwas dazu verdienen. Seine Gleichmut bei meinem Verneinen bestätigt meinen Eindruck noch. Wer
nichts wagt, nichts gewinnt. So frage ich bei einem edel wirkenden Hotel an vorderster Strandfront nach. Zwar scheinen sie alles winterfest
zu machen, aber wer weiss? Der Empfang ist besetzt. Ich fage nach dem Preis. Der Angestellte ruft eine Vorgesetzte. Er möchte noch
meine Herkunft wissen. "Jetzt gerade aus Albanien" scherze ich. Den Rest behalte ich noch für mich, bis der Preis verhndelt ist. Ohne
Frühstück kostet es 30 Franken. Mit Meerblick wie ich bestätigt bekomme. Das topmodern und schön eingerichtete Zimmer kostet in der
Hauptsaison sonst 80 Franken. Tatsächlich bekomme ich ein Zimmer im zweiten Stock auf der Seite zum Meer.
Meine Lek reichen nun gerade noch für mein Nachtessen und um morgen zu tanken, dass es bis Montenegro reicht. Ich möchte keine Leks mit
nach Hause nehmen. Der Ort ist wie ausgestorben. Im Gegensatz zur Hochsaison stimmt nun das Verhältnis von Turisten zu Einheimischen.
Es liegt wohl nun etwa bei 1:10 und nicht umgekehrt wie im August. Zum Baden ist mir trotz Sonnenschein des Windes wegen zu kalt. So
spaziere ich zum Spar, kaufe mein Nachtessen und Frühstück und gehe danach auf der rückwärtig liegenden Strasse bis an das nördliche
Ortsende. Dann an den Strand und und diesem entlang zurück zum Hotel. Die Sonnenbadenden lassen sich an einer Hand abzählen. Zurück
im Hotel sitze ich auf dem Balkon, höre dem Rauschen der Brandung zu und korrigiere die anders gefahrenen Routen in der Navi App für
meine Übesicht und die Homepage. Es ist wunderbar, dass weder Verkehrslärm noch sonstige musikalische Beschallung die Ruhe stört. Mein
Nachtessen aus in Weizentortillas gewickelten Scheibenkäse und Rohschinken nehme ich beim Sonnenuntergang ein. Makellos orangerot geht
die Sonne im Meer unter. Danach gönne ich eine meiner mitgebrachten Zigarren. Es wird kühl. Am Bericht schreibe ich im Zimmer unter
dem Gezirpe von Grillen. Nur stammt diese nicht von draussen. Beim Einschalten des eines bestimmten Lichts erklingt Grillengezirpe. Mir
ist aktuell das Meeresrauschen lieber. Dazu werde ich heute sicher friedlich einschlafen.
Auf dem Balkon bei Meeresrauschen esse ich mein Frühstück. Tütensaft, 2 Joghurt und Kekse. Dann wir ohne Eile gepackt und um Halb Neun
bin ich unterwegs. Die Route habe ich absichtlich auf Nebenstrassen verlegt, um nicht so gehetzt unterwegs zu sein. Das Tanken zögere
ich noch so lange wie es geht hinaus, um noch so viele Leks wie möglich aufzubrauchen. Ich habe noch 1'400. Für das Tanke werden um die
tausend brauchen. Anstelle durch die Ebene führt mein Weg entlang einer Hüglekette. Irgendwann passiere ich verfallene Gebäude die
mir sehr nach Kaserne vorkommen. Dann quere ich eine Strasse, die noch klar als Landepiste für Fluzeuge zu erkennen ist. Auch wenn
sie schon sehr überwuchert ist. Im Navi ist nur eine Strasse verzeichnet. Das alles stammt sicher noch aus der Zeit der Diktatur.
Die Reserveanzeige blinkt. Es stehen nun 208 Kilometer auf dem Tacho. Hoffentlich reicht es noch bis zur nächsten Tankstelle die
auf der App angezeigt wird. Des öfteren sind diese nicht mehr in Betrieb. Zu meiner Überraschung kann ich schon vorher eine anfahren.
Es passt Benzin für 1100 Lek in den Tank. Ich muss muss noch die restlichen Dreihundert (drei Franken) ausgeben. Irgenwo vor der
Grenze wird sich ein Laden finden wo ich das Geld noch los werde. Zurück auf der Hauptstrasse und in der Peripherie von Shkodra
sehe ich auf einem Hügel die zerfallene Festung von welcher ich schon gelesen habe. Sie liegt am Abfluss des Skadar-(Shkodra)sees.
Es sind noch einige Kilometer bis an die montenegrinische Grenze. Ein Mähdrescher verlangsamt den Verkehr merklich. Eine gute
Gelgenheit in einem kleinen Laden zu halten und mein restliches Geld auszugeben. Ich kaufe eine Tüte Chips und ein Red Bull für 220
Lek. Auf das Wechselgeld verzichte ich und freue mich, dass das Geld mit einer Abhebung so präzise gereicht hat.
Auf der albanischen Seite ist am Zoll wenig los. Es dauert ein wenig, bis ich meine Dokumente hervorgekramt habe. Der Beamte wird
etwas ungeduldig. Alles ist in Ordnung und ich bin wieder in Montenegro. Dies ist offensichtlich. Alles ist sauberer und eine Stufe
moderner. Strassen die in Albanien naturbelassen wären sind hier geteert. Eine solche fahre ich zur Abkürzung hoch zum Gebirgszug
der den Skadarsee vom Meer trennt. Am ersten Aussichtspunkt mache ich Pause. Es hält ein dänisches Paar mit Elektroauto. Wir tauschen
uns aus. Sie sind über die östliche EU hierhin gefahren. Mit einem Elektroauto ist das eine Herausforderung. Sie besitzen einen VW.
Doch das macht es nicht einfacher. Besonders die Stops bei Einkaufszentren seien öde. Aber nur da gebe es manchmal überhaupt eine
Lademöglichkeit. Währenddessen leere ich meine Chipstüte. Nach dem Abschied fahre ich die Strasse entlang den Bergen mit Blick auf
den See, wie ich es vom letzten Jahr her noch kenne. Nur mit gegenläufiger Perspektive. Auf halber Strecke passiere ich meine
Lieblingsstelle im Steineichenwald mit den uralten, mächtigen Bäumen. Es kommen mir etliche Fahrradfahrer entgegen. Eine
anspruchsvolle Strecke mit Gepäck. So wie eigentlich der ganze Balkan. Er ist von Bergen durchzogen. Zurück über die Berge fahre ich
an die Küste Richtung Sveti Stefan. Der Ort des heiilgen Stefan reizt mich schon des Namens wegen.
Im Ort muss ich noch eine Unterkunft finden. Der tägliche Beschaffungsstress halt. Ich sehe Apartements angeschrieben und folge einer
eher schlechtbezahnten älteren Frau. Die altbackenen Wohnungen versprühen so viel Charme wie die mürrische Alte. Auch wenn sie etwas
Deutsch spricht. Ich sehe mich weiter um. Das nächste ist schöner und der Preis besser. Wenn mit 50 Franken auch gerade nicht mehr
so günstig wie in Albanien. Der Besitzer und sein Sohn sind sehr nette Leute. Der Senior nimmt gerade Fisch aus, den sie heute Morgen
gefangen haben. Er ist nun pensioniert und hat sein Leben lang in der Kücke gearbeitet. Seine Frau sei vor zwei Jahren gestorben. Er
erzält mir auch, dass das eigentliche Sveti Stefan - das vorgelagerte Inselchen von 1,5 Hektar Grösse - seit drei Jahren geschlossen
und nicht zugänglich sei. Seit dem Jahr 2007 wurde es als reine Hotelanlage betrieben und von einer Hotelkette im Jahr 2018 noch unter
der alten Regierung für 30 jahre gepachtet. Scheinbar wurden durch die Pächter ohne Rücksprache mit den Behörden Änderungen an den
hystorischen Bauten von nationaler Bedeutung vorgenommen, sodass die aktuelle Regierung interveniert hat. Die Investorengruppe hat
dann den Betrieb eingestellt. Unter der Hand war auch von Geldwäsche im dort betriebenen Kasino die Rede. Aktuell hat die Regierung
verfügt, den Vertrag zu sistieren, sollten die gemachten Auflagen nicht eingehalten werden. Am besten wäre es meiner Meinung nach,
das Ganze wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und einzelnen Geschäften zu vermieten.
Dann kann ich meinen Namensvetter leider nicht besuchen und begnüge mich mit dem Strand vor der Insel. Dem kristallklaren Wasser kann
ich nicht lange wiederstehhen und geniesse bald ein Bad darin. Während ich so den Nachmittag am Strand liege kommen und gehen
Turisten. Vielen geht es sicher so wie mir. Sie sind enttäuscht, dass das Juwel in der Adria so brach liegt. Unterhalten werde ich von
einem älteren grossen Einheimischen. Der spricht alle ohne Hemmungen an. Vor allem Frauen jeden Alters. Sprachgewandt ist er. Das muss
ich ihm lassen. Er spricht gut Englisch und Italienisch. Was der genaue Grund für sein Vorgehen ist, erschliesst sich mir nicht.
Besonders bei drei jungen Spanierinnen ist seine Aufdringlichkeit dann schon grenzwertig. Nach zwei Stunden verschwindet er dann
wieder. Für weiter Unterhaltung sorgt eine einheimische Mutter mit zwei kleinen Buben. Sie hat unglaubliche Geduld mit den beiden
die gegenseitig dauernd ihre Grenzen ausloten. Wobei der kleinere eine gespielte heulende Trotzerei an den Tag legt, die ich nicht
tolerieren würde. Es dauert lange bis seine dauernden Provokationen sie aus der Ruhe bringt und er am Ohr gezogen wird. Ich habe dafür
Verständnis. Geholfen hat es trotzdem wenig.
Ein ruhiger Nachmittag neigt sich dem Ende zu und ich beschliesse ihn mit meinem üblichen Ablauf. Abendessen bei Sonnenuntergang.
Heute mit einem dunklen Bier. Dann noch Reisetagebuch schreiben und lesen bis mir die Augen zufallen.
Ich schlafe ausnahmsweise einmal bis um Halb Acht. Der Kratzer am Schienbein welcher mit des Hund des Besitzers in seinem Eifer mit
dem Eckzahn verpasst hat scheint gut zu heilen. Ich habe ihn auch gleich unmittelbar nach dem Vorkommniss ausgiebig desinfiziert.
Mein Frühstück ist ein Apfel, Kekse und Wasser. Zum Schluss vor der Abfahrt mache ich die übliche Schlusskontrolle im Apartement. Beim
Einbiegen in die Hauptstrasse werden schon carweise Turisten ausgeladen. Gut bin ich weg!
Erst führt mich der Weg durch die Küstenorte Becici und Budva. Danach habe ich eine Route abseits des Verkehrs durch die Hügel
gewählt. Ich darf heute nur rund 50 Kilomete fahren. Die einspurige Fahrbahn führt durch das Dickicht und doch finden sich immer
wieder Häuser oder Weiler darin. Überraschen steht am Weg plötzlich eine schön gepflegte orthodoxe Kirche deren Zwiebeldächer goldrot
in der Sonne leuchten. Nach einer Stunde durch das Hinterland rolle ich wieder auf der Hauptstrasse zwischen Budva und Kotor. Daran
wird immer noch gebaut. Das war schon vor einem Jahr so. Ich erinnere mich an einen grossen Supermarkt der Kette Voli. Da beschaffe ich
Äpfel ,Birnen, Wasser und Kekse. Mittagessen gibt es ja keines. So muss ich nicht hungern. Der Tank wird auch gleich noch gefüllt.
Die weitere Strecke ist mir noch grob in Erinnerung. An einem grossen Ressort an der Küste wird immer noch fleissig gebaut. Ich hoffe
einfach, dass nicht die ganze Küste zubetoniert wird. Schlechte Beispiele sind am Mittelmeer ausreichend vorhanden.
Ich bin etwas nervös. Es wäre schön, wenn sie ein Zimmer für mich hätten und ich mir eine weitere Suche sparen könnte. Endlich komme
ich in Zanjice an. Es wirkt alles ruhig wie letztes Jahr. Viele Gäste sind nicht vorhanden. Ich bekomme ein Zimmer mit Frühstück für
siebzig Franken. Das ist in Ordung. Mein Nachtessen ist auch schon bestellt. Barsch mit Gemüse werde ich bekommen. Den restlichen Tag
bis um Fünf liege ich in den Klippen die zum Hotel gehören. Eine Kuhle ist von mir mit einem Liegestuhlkissen ausgepolstert worden.
Ich lese, paddle mit dem SUP umher, schwimme und lese weiter. Es ziehen Wolken auf und es wird kühl. Also ziehe ich mich zurück um zu
Duschen und den heute wohl eher kurzen Tagebucheintrag zu vefassen. So ist es. Dies ist mein letzter Satz für heute.
Was sich am Abend angekündigt hat, trifft ein. Während der Nacht regenet es. Schade, ich wollte vor meiner Heimreise noch einmal
richtig Sonne und Wärme tanken. Nunja, abhängen kann man auch bei schlechtem Wetter. Nach dem Frühstück wasche ich erst Leibchen,
lese noch in meiner c't und spaziere dann gemütlich an der Küste entlang gegen das Fort, welches ursprünglich die südliche Seite der
Zufahrt zur Bucht von Kotor sicherte. Zur Sicherheit habe ich einen Schirm dabei. Es ist windig und die Wolken hängen tief. Ein gute
Stunde sitze ich auf einer ins Meer ragenden Rampe einer verlassenen kleinen Werft. Die wellen peitschen an ein Inselchen mit einem
Kloster und weiter draussen an die Felsen der zum Luxusresort umgebauten ehemaligen Festung Mamula. Keinerlei menschlische Aktivität
stört das Schauspiel, das mir die Natur über und vor mir bietet. Meine Gedanken treiben im Takt der Wellen in die Ferne.
Der Festungsturm ist Privatbesitz wie ich herausgefunden habe. Daraus liesse sich etwas machen. Ob und wann das passieren wird weiss ich
nicht. Der Wind peitscht über den offenen Hügel. Trotzdem ist es nicht kalt. Die steife Brise weht von Süden. Auf meinem Weg zurück
sehe ich tatsächlich jemanden baden. Das Wasser ist sicher nicht kälter als gestern. Nur der Wellengang ist nicht ganz so ideal.
Der kleine Laden hat von 13:00 bis 17:00 Uhr geschlossen wie der handgeschriebene Zettel an der Tür verrät. Dann komme ich halt später
vorbei, um mein Nachtessen zu kaufen. Mein Mal alleine in einem Lokal einzunehmen habe ich keine Lust.
Es fällt mir auf, dass meine Wäsche schlecht trocknet. Ein vorhander Föhn mit klappbarem Griff lässt sich ideal über der oberen
Laufschiene der Duschwand anbringen. Wäscheklammern halten die Ausschnitte offen um die warme Luft hindurchströmen zu lassen. Eine
halbe Stunde hilft. Bis morgen wird alles trocken sein. Den Rest des Nachmittags lese ich wieder in der c't und redigiere mein
Reisetagebuch. Nach Fünf Uhr bin ich im Laden und kaufe tatsächlich Tütensuppe und eine Flasche Wasser. Den Kocher um Wasser zu
erhitzen hat es in meiner Unterkunft.
Nach dem Genuss der Suppe und einem Apfel verbringe ich den Abend beim Schreiben des Tagesberichts und Lesen.
Die Regenwolken sollen sich erst ab Mitte Morgen verziehen. Deshalb eilt alles nicht. Die heutige Strecke werde ich dem Zeitbedarf
anpassen. Die Motorrückgabe ist für 14 Uhr vereinbart. Während des Frühstücks unterhalte ich mich mit dem jungen Studienabgänger der
nun den Laden hütet über Autos. Er würde gern einen Audi kaufen. Ihm fehlen jedoch die Kenntnisse um einen Wagen beurteilen zu können.
Ich erzähle ihm was wir zuhause so fahren. Das gefällt ihm.
Der Horizont ist schon blau als ich auflade. Wie gerne hätte ich die Sonne noch einmal genossen. Stattdessen fahre ich dem Regen
hinterher. Hoffentlich nicht zu schnell, um nicht nass zu werden. Der weg führt mich um die Halbinsel. An einem alten Ubootbunker
soll ein Zwischenstopp erfolgen. Nach einer halben Stunde werde ich in Rose von einer Horde Hunde bellend empfangen. Wie mich die
Viecher nerven! Sie werden beiseite gehupt. Falls nötig gäbe es einen Stiefeltritt. Der eine auf dem Navi ersichtliche Zugang zum
Bunker ist ein Fussweg. Das Motorrad mit dem Gepäck will ich nicht allein lassen. Weiter oben gibt es noch einen anderen Zugang. Der
ist mindestestens teilweise befahrbar. Er bleibt es bis zur äusseren Anlegestelle vor dem in den Berg gehauenen, etwa huntdert Meter
langen und zehn Meter breiten mit Meerwasser gefluteten Hauptstollen. Auf der Zufahrtsseite sind zwei Seitenstollen die den Zugang zu
Fuss erlauben. Diese sind jedoch so vermüllt, dass ich auf dem Seitenbankett des eigentlichen Ubootstollens hineingehe. Ausser mir
ist niemand da. Die Wellen des vom schlechten Wetter aufgewühlten Meer dringen bis weit in den Kanal hinein und schwappen beinahe auf
das Bankett. Ein für mich ein etwas unheimlicher Ort. Ich gehe etwa bis zur Hälfte hinein. Viel gibt es nicht zu sehen und ein paar
Bilder sind schnell gemacht.
Weiter geht es um die Halbinsel und dann die etwa 20 Serpentinen hoch über die Bucht von Kotor. In einigen halte ich an um die
verschiedenen Perspektiven in die Bucht hinab im Bild festzuhalten. Die schmale Strasse ist kaum zum Kreuzen von zwei PW's ausgelegt.
Geschweige denn einen Fernbus wie er vor mir zum Rückwärtsfahren ansetzt. Er macht einem entgegenkommenden Wagen Platz. Ich nütze die
Gunst des Moments und fahre über das Gras in der Innseite rechts am Bus vorbei. Ich bin mir sicher. Bis ich oben ankomme, wird von
hinten kein Fahrzeug mehr aufschliessen. So kann ich ruhiger Bilder machen ohne Angst vor dem Verkehr haben zu müssen. Immer höher
schraube ich mich der Wolkendecke entgegen. Bilder sind genügend geschossen. Beim Abbiegen in den Nationalpark muss ich zu meinem
Erstaunen drei Euro Eintritt bezahlen. Da es nun die einzige Strecke Richtung Ziel ist, bezahle ich den Betrag. Noch ist die Sicht gut
und ich mache das letze Bild von der Küste. Wegen des schlechten Wetters sind kaum Turisten unterwegs. Hier auf 1200 Meter über Meer
entspricht die Vegetation jener wie ich sie noch vom letzten Jahr in Erinnerung habe. Mir gefällt das. Vom nächtlichen starken Gewitter
sind auf der Strasse deutliche Spuren sichtbar. Ausgeschwemmter Kies, Äste und Laub liegen allenthalben umher und mahnen zur Vorsicht.
Es geht in unzähligen Kurven hinunter nach Cetinje. Vor mir liegt eine graue Wand. Eigentlich wollte ich ab hier auf Nebenstrassen
nach Podgorica fahren. Zwei Gründe sprechen dagegen. Das schlechte Wetter und dass mir wegen der späten Abfahrt schon jetzt die Zeit
fehlt um nicht zu spät zu sein. Am Ortsausgang streife ich den Regenanzug über. Rechtzeitig wie es scheint. Leider geht es nun auf
der Hauptstrasse die ersten Zehn der 25 Kilometer bis nach Podgorica im Nebel. Die Sicht ist schlecht und man kann die mögliche
Höchstgeschwindigkeit von 80km/h nicht fahren. Nass werde ich nicht vom Regen, sondern vom Nebel. Immer wieder will das Navi mich
auf die Nebenstrassen lotsen. Dafür ist es nun zu spät. Schon in den Vororten von Podgorica ist der Verkehr intensiv. Im Zentrum
ist er noch stärker. So habe ich es hier noch nie erlebt. Vieleicht liegt es am Freitag. Pünktlich um Zwei stelle ich die Honda vor
dem Hotel Kerber ab. Das Gepäck bringe ich in die Lobby. Am Empfang ist Betrieb und ich gehe wieder nach draussen wo Sergey mit
Alex nun auch eingetroffen sind. Ich bezahle, übergebe ihm die Dokumente und den Ersatzschlauch. Nach einem kurzen Prüfung des
Zustands des Motorrads verabschieden wir uns und gehen unserer Wege. Die Reception ist nun leer und mein Zimmer bereit. Auch das
Taxi für morgen früh reserviere ich gleich.
Beim Auspacken sortiere ich schon vor. Setze mich später in ein Restaurant, schreibe und ess zwischendurch einen Cheeseburger mit
Fritten. Mein Menü zu Beginn und nun zum Ende der Reise. Später packe ich um morgen früh bereit zu sein. Der Flug geht um Sieben.
Nun vergeht die Zeit für mich wie Steve McQueen einst sagte: (Rennen-) Fahren ist Leben. Der Rest dazwischen ist Warten.