Unsere in Costa Rica gefahrene Strecke in Rot
Die Reise hat ewig gedauert. Mit der KLM von Zürich nach Amsterdam,
dann einige Stunden Aufenthalt welche wir noch locker absitzen. Von
Amsterdam nonstop nach Curacao um bei einer Zwischenlandung zu tanken.
Als uns beim kurzen Aufenthalt auf dem Rollfeld die Schwüle
der tropischen Nacht entgegenschlägt kommt bei uns vier Vorfreude
auf die Ferien auf. Weiterflug nach Guatemala City, die Landung inmitten
der Vulkane beeindruckt uns alle. Nach unendlichen zweiundzwanzig Stunden
Reise erreichen wir San Jose. Vom Jetlag und Schlafmangel benebelt warten
wir vor dem Flughafengebäude um abgeholt zu werden. Die Autofahrt
zur Finca von Peter und Martin erscheint mir im Vergleich zum Flug wie
ein Katzensprung!
Unsere Gastgeber leben von Bromelien, welche sie ausserhalb züchten
und dann hier mit bescheidenen Mitteln zum Versand nach Europa vorbereiten.
Leider ist Isas und mein Aufenthalt auf der Finca nicht eingeplant und so
logieren wir zwei Nächte später in einem Hotel in der Stadt.
Immerhin konnten wir so schon mit ein paar einheimischen Tieren wie einer
Gottesanbeterin und einem Tucan Bekanntschaft machen. Diese Vögel
sind extrem neugierig. Es reicht ein Dach aus Bananenblätter zu
machen, eine Frucht darauf zu legen und wenn das Tier dann darauf landet
um sie zu fressen greift man von unten durch das Laub um den Vogel zu packen.
San Jose selbst ist eine relativ saubere Stadt in der die Leute dank in
dieser Region selten stabiler Regierung in Frieden und bescheidenem
Wohlstand leben. Nicht zu übersehen ist der amerikanische Einfluss auf
das tägliche Leben, was sich auch in der Präsenz von
amerikanischen Autos manifestiert. Glücklicherweise ist das Essen
typisch für Zentralamerika. Reis, Bohnen und Geflügel sind
überall zu bekommen. Daneben auch alle tropischen Früchte und
Gemüse. Einzig der omnipräsente Culantro (Koreander) im Essen
lässt für meinen Geschmack den Genuss ein wenig einseitig werden.
In Lateinamerika noch unerfahren zahlen wir unser erstes Lehrgeld und lernen
auch noch etwas über Korruption mit der folgenden Gegebenheit:
Wir wollen Geld auf dem Schwarzmarkt im Turistenviertel wechseln, was auch
schon reibungslos geklappt hat. Also bekunden wir unsere Absicht einem
Geldwechsler in einem Hauseingang. Er will vor der Transaktion erst unsere
Scheine prüfen. Kaum befinden sie sich in seiner Hand sind wir von
einigen Polizisten umzingelt und die zweihundert Dollar verschwunden und
nicht mehr auffindbar. Auf dem Polizeiposten wird uns erklärt, dass
wir bei einer Anzeige zwar kaum unser Geld wieder sehen würden, aber
bei Denunziation wegen illegalen Verhaltens eine Nacht in Gewahrsam
verbringen dürfen. Wir verzichten logischerweise auf die Anzeige und
verabschieden uns. Glücklicherweise bleibt es das einzig unangenehme
Erlebnis in Costa Rica.
Unerwartet ergibt sich für uns die Möglichkeit ein Pontiac von Schweizern zu kaufen, welche von Texas hierher fuhren. Da wir alle ohne Fahrausweis angereist sind, überbrücken wir die Zeit bis zur Zusendung eines solchen mit einer Reise in das Tortugero-Reservat an der karibischen Nordküste. Bei der Fahrt im Car bleiben wir zum Glück von solchen Überholmanövern verschont. Während der Stops sehen wir den farbenprächtigen Zusammenfluss zweier Bäche, sowie unser erstes Faultier. Ein längerer Aufenthalt dient noch zur Visite in einer Bananenplantage.
Marcels Fahrausweis ist noch nicht eingetroffen und so müssen wir weiterhin mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. Glücklicherweise dauert die Busfahrt nach Quepos nur etwa drei Stunden. Das Hotel direkt am Strand ist voll, aber der Besitzer weiss noch eine freie Unterkunft die nur unweit davon entfernt liegt. Den Untermieter im Badezimmer in Form einer Kröte spedieren wir kurzerhand an die frische Luft! Das sich unmittelbar neben der Ortschaft befindende Naturschutzgebiet hält Strände vom Feinsten bereit. Hier können wir uns richtig erholen und auf der faulen Haut liegen. Ein wenig Wachsamkeit ist jedoch angesagt. Liegt das Picknick unbeaufsichtigt unter den Bäumen verschwindet es von dreisten Affen geraubt im Geäst, oder hemmungslose Leguane zerren die Beutel mit Essen über den Sand. Mit stoischer Ruhe kriechen dieselben an uns vorbei, gerade so als wären sie sich ihrer längerer Anwesenheit auf diesem Planeten bewusst.
Der erwartete Brief ist angekommen. Bevor wir jedoch losfahren können
sind noch diverse Formalitäten zu erledigen. Um das Auto einlösen
zu können, erklärt man uns in der Zulassungsstelle wo wir das
notwendige Formular bekommen. Tatsächlich finden wir die Papeterie mit
notwendigem Papier, bei uns liegt das normalerweise vor Ort auf.
Ausfüllen, in einer Bank bezahlen, es kann losgehen!
Um nach Süden an die Grenze von Panama zu gelangen nehmen wir die
selbe Route wie mit dem Bus nach Quepos, reisen aber weiter bis San Isidro.
Hier wollen wir die Nacht verbringen. Auf der Suche nach einem Lokal
für das Nachtessen in diesem aufgeräumten Provinzstädchen
entdecken wir eine für uns riesige Heuschrecke die natürlich
sofort abgelichtet werden muss.
Vor unserem nächsten grossen Trip machen wir noch das Valle Central unsicher.
Endlich wollen wir einen der allgegenwärtigen Vulkane sehen. Das ist
gerade das Richtige für einen Tagesausflug. Die Fahrt zum Gipfel des
Irazu dauert zirka zwei Stunden. Vom Parkplatz aus ist es nur noch ein kurzer
Fussmarsch und wir blicken in den Schlund des ehemals feuerspeienden Ungetüms.
So ganz erloschen kann er bei den aufsteigenden Gasen im Krater sicher nicht sein.
Ein Selbstportrait von uns vier muss trotz der latenten Bedrohung gemacht werden.
Erst bei der Hinunterfahrt an der Bergflanke gewärtigen wir das hier
überall Erdbeeren feilgeboten werden und wir kaufen eine Schale der
"exotischen" Früchte.
Der nächste Ausflug führt uns zu einem tropischen Garten mit einer
grossen Orchideenzucht. Zur Zeit sind die meisten Pflanzen nicht in Blüte,
aber was wir sehen ist immer noch wunderschön. Auch sonst bekommen wir
einen guten Eindruck von der Vegetation des Landes welche hier auf dichtem Raum
gedrängt kultiviert wird.
Als Fanatiker von alten Steinen überzeuge ich meine Reisegefährten
die einzig bekannte präkolumbische Siedlung in Costa Rica bei Guayabo zu
besuchen. Nach einer längeren Fahrt mit Hindernissen in Form von Umleitungen
wegen weggespühlter Strassen stehen wir nachmittags um drei vor verschlossenen
Türen. Kuriose öffnungszeiten herrschen indem Land!
Einen erloschenen Vulkan haben wir schon gesehen, nun soll ein etwas lebendigerer
folgen. Wir fahren gegen Norden Richtung Fortuna. Nach Alajuela kontrolliert
uns zum ersten Mal die Polizei. Trotz genauestem Studium der Dokumente sind
wir nich überzeugt, dass sie das Gedruckte kapiert haben. Wahrscheinlich
hätten wir ihnen ebensogut unsere Impfausweise zeigen können. Sie
lassen uns weiterreisen.
Am späten Nachmittag erreichen wir Fortuna, ein Ort in dessen Rücken
permanent der Arenal droht. Seit Dekaden ist der Vulkan mehr oder weniger
aktiv. Die Bilder im Lokal in welchem wir einkehren wirken auf jeden Fall nicht
sehr beruhigend. Seit einigen Jahren sind die Eruptionen aber schwach. Am folgenden
Morgen werden wir früh von Lärm geweckt. Es ist glücklicherweise
nicht der Vulkan sondern das Hämmern auf einer Baustelle neben unserem Hotel.
Die Turismusindustrie befindet sich in vollem Aufbau. Eine geführte Tour
bringt uns bei anbrechender Dunkelheit zur anderen Seite des Vulkankegels wo wir
so weit als gefahrlos möglich die Flanke erklimmen. Gespannt horchen wir
unter sternenklarem Himmel dem Grollen und Fauchen. Irgendwie versuche ich auf
einem Lavabrocken Fotos von der ausgespiehenen Magma zu ergattern. Näher
können wir nicht gelangen, um nicht erschlagen zu werden. Deutlich hören
wir das Niederprasseln von Auswurf.
Tags darauf wollen nach einem Hinweis unseres Führers noch in einem heissen
Bach baden der vom Arenal geheizt
wird. So stellen wir unsreren Wagen an der besagten Stelle ab und steigen zwanzig
Meter in den Dschungel ab. In diesem warmen schwefelhaltigen Wasser lässt es
sich aushalten. Ein wenig weiter unten vereint sich der Bach mit einem kalten
Gewässer. So können wir Wechselbäder geniessen.
Zum dritten Mal umrunden wir den Vulkan fast komplett um danach einem Stausee zu folgen. Es schaudert mich leicht beim Gedanken was mit dessen Schwerlaststaumauer die sich unmittelbar an den Fuss des Arenal schmiegt im Falle eines Erdbebens geschieht! Im Ort Liberia machen wir Mittagsrast. Von der Stadt an der Panamericana biegen wir Richtung Halbinsel Nicoya ab. Die bald folgenden Schotterpisten bringen uns hoffentlich zum erhoffen Traumstrand. Bei brütender Hitze klappern wir einige Orte ab, sind aber nie zufrieden. Die Baja Tamarindo würde uns zwar gefallen, aber es will mit der Unterkunft nicht klappen. Das eine ist zu teuer und die andere Absteige scheint als Müllverbrennungsanlage zu dienen. Immerhin erhellt ein wunderschöner Schmetterling die hier trüben Aussichten. Also fahren wir schwitzend weiter so weit möglich der Küste entlang. In einem Kaff mit dem vielversprechenden Namen Paraiso biegen wir erneut zum Strand ab, und werden bei Pochotes endlich fündig.