Peru '05

1. Januar 2005 bis 4. Februar 2005

Unsere Reiseroute in Blau

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Lima

Nach einem halbleeren Flug über den Teich, bei dem wir bequem schlafen konnten sind wir entsprechend ausgeruht in Lima angekommen. Unser reserviertes Zimmer im Hotel ist zwar ringhörig, aber neben dem Polizeihauptquartier gelegen wenigstens sicher. Nur von kurzen mittäglichen Aufhellungen unterbrochen herrscht hier mehrheitlich Nebel, aber bei immerhin zwanzig Grad.
Trotzdem fasziniert uns der Millionen-Moloch zu wenig um zum Verweilen einzuladen.

Trujillo

Hier befindet sich noch alles in Weihnachtsstimmung und es blinkt entsprechend. Das Leben in der Ortschaft läuft sicher nicht nur dank der anhaltenden Feiertagsstimmung relativ ruhig ab.
Auch hier gibt es öfters Nebel, dieser regnet aber erst an den Hängen der Anden ab. Deshalb und wegen der geringen Niederschläge ist die Küste bis an die Bergflanken eine immense Wüste. Dies mussten auch schon die frühen Bewohner, die Chimu, durch Anlegen von Zisternen wettmachen. Kanäle brachten das Wasser zur ehemals hunderttausend Einwohner zählenden Stadt Chan Chan über viele Kilometer. Zum ersten Mal begegnen wir der urtümlichen Hunderasse dieses Landes, den Viringo. Um den Marsch von der Stadt zu den Ruinen zu bewältigen, nehmen wir unser Wasser in Pet-Flaschen mit.
Eine weitere Hochkultur vor den Chimu und Inka waren die Mochica welche ebenfalls Lehmziegelbauten gewaltigen Ausmasses erstellt haben. Diese kümmerlichen dreissig Prozent eines Tempels liessen die Conquistadores nach dem Ausleben ihrer Goldgier stehen. Die anderen siebzig Prozent haben sie mit Hilfe des Flusses weggeschwemmt um an vermutete Schätze zu gelangen. Immerhin sind im höher gelegenen kleineren Mondtempel viele Friese original erhalten. Die Anlage ist heute Welt-Kulturerbe der UNESCO.

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Chiclayo

Drei Stunden Busfahrt nach Norden durch von Flussoasen unterbrochene Wüste entlang der Pazifikkueste liegt Chiclayo. Unterwegs ist gut zu sehen, dass das System der Bewässerung schon ewig praktiziert wird. Wo Heute noch Menschen siedeln finden sich auch die Reste der Urkulturen.
Chiclayo ist eine umtriebige Stadt von 150000 Einwohnern in Distrikt Lambayeque. Auf dem Grossen lokalen Markt befindet sich auch die Abteilung der Brujos, der Hexer. Köpfe von Tucane, Rehbeine, Katzenpfoten sowie diverse Kräuter werden zur Heilung jedwelcher Leiden verkauft. Teile des Kaktus San Pedro zur Herstellung eines berauschenden Sudes sind auch vorhanden. Wir berauschen uns aber lieber am relativ guten Wetter und der Wärme.
Fünfzehn Kilometer von Chiclayo entfernt in Lambayeque befinden sich zwei gute Museen. In einem werden allgemeine Objekte der Lambayeque-(Chimu) Kultur gezeigt. Erstaunlich Ihre Webefähikeiten. Als man bei uns noch in Leinensäcken herumlief, kleideten sie sich hier schon in feinste Baumwollumhänge. Peru ist eines der vier Länder der Erde das auch farbige Baumwolle anbaut und neben Indien das Gebiet mit der längsten Baumwoll-Tradition. Interessant sind auch die bei ausgestellten Skeletten noch ersichtlichen Schnittspuren an der Wirbelsäule die von rituellen Opferungen stammen!
Im anderen Museum, eher ein riesiger Tresor mit schweizer Hilfe erbaut, werden Grabbeigaben von zwei Stammes-Oberhäuptern ausgestellt. Zur Besichtigung wird uns aus Sicherheitsgründen alles ausser den Kleidern am Leib abgenommen. Bei dem Anblick der Schätze verstehen wir die Gold-Geilheit der Eroberer und die getroffenen Sicherheitsmassnahmen. Unglaublich welch ein Haufen aus Gold, Silber und Kupfer mit in die Gräber gegeben wurde.
Erneut staunen wir, was diese "primitiven" Völker zustande brachten. Die Mochica und später die Chimu, haben weit mehr Fläche bewässert als es die Menschen heute tun. Bewässerungsräben bis siebzig Kilometer waren keine Seltenheit. Daneben spielte der Fischfang eine wichtige Rolle. Heute wird vor allem massenhaft Reis und Mango angebaut.

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Chachapoyas

Nach sieben Stunden Fahrt über diverse Pässe und durch drei Klimazonen beziehen wir in Chachapoyas, der Hauptstadt der Provinz Amazonas, in einem umgebauten Kolonialbau erschöpft ein Zimmer. Am nächsten Tag fahren wir von 2300 Meter hinunter an den Rio Uctubamba und folgen diesem rund eine Stunde flussaufwärts mit kurzen Zwischenhalten um Grabstätten aus Ton, sogenannte Mausoleen, in den Felswänden zu besichtigen. Das Volk der Chachapoyas bestattete ihre Ahnen oberhalb ihrer Wohngebiete. Zum Schutz und Aufsicht über die Lebenden und zum Weiterleben nach dem Tod.
Wir verlassen das Tal um in einer riesigen Schleife über Stock und Stein, asphaltierte Strassen gibt es hier keine, auf dreitausend Meter zu gelangen. Auf einem Bergrücken liegt die sechs Hektar grosse, mauerbewehrte Stadt Kuelap. Sie wurde im 13. Jahrhundert verlassen und erst fünfhundert Jahre später wieder entdeckt. Wir sind fasziniert von der Lage und dem Panorama. Auf dem selben Weg zurück halten wir kurz und trinken unseren ersten Aufguss aus frischen Cocablättern. Nach einer Nacht in Tingo fahren wir weiter flussaufwärts und biegen in ein Seitental ab. Dort lassen wir den Wagen stehen um nach eineinhalb Stunden Fussmarsch das Mausoleum Revash auf dreitausend Meter am Berghang zu sehen. Dem Fluss Uctubamba im Haupttal folgend stehen wir zwei Stunden später einer unsignalisierten Gabelung und fragen einen Cocabauern nach dem Weg zum Dorf Leymebamba. Aus seiner von Cocablättern gerundeten, betäubten Backe sabbert brauner Speichel. Freundlich erklärt er mir die Route. Im Ort besuchen wir ein Museum das zweihundert Mumien beherbergt. Diese wurden dank europäischer Unterstützung vor Grabräubern aus den Bergen gerettet. Das überall angebotene Cuy (Meerschweinchen) con Papas essen wir nicht zu Abend, aber Forelle und Huhn.
Die härteste Prüfung steht uns am nächsten Tag bevor. Von 2500 Meter auf über 4000 Meter, dann hinunter auf 900 Meter an den Rio Maranon, hinauf auf 3500 Meter, hinunter auf 2600 Meter nach Celendin. Noch einmal über 3000 Meter und dann nach drei Stunden Fahrt nach Cajamarca. Das Ganze auf einer Distanz von 230 Kilometern. Nach einer Rekordzeit von acht Stunden über die unendlich scheinende Schlaglochpiste schmerzt alles arg.

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Cajamarca

Nach dem Marathon der vergangenen Tage gönnen wir uns ein bisschen Ruhe in der rastlosen Stadt. In Cajamarca wurde der letzte Inka-Herrscher Atahualpa trotz Zahlung immenser Summen von den Eroberern erdrosselt. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz wächst wie in Peru üblich recht unkontrolliert. Die Universität dagegen steht im Vergleich zur dicht gedrängten Bauweise regelrecht verloren auf offenem Feld ausserhalb. Heute bringen wir nur vierzig Kilometer Schotter hinter uns, um am Morgen die Grabnischen von Combayoder der hiesigen Urbevölkerung in Felswänden zu bestaunen.
Auffallend sind die in je nach Provinz farbig gemalten Aborte (blau) in der Landschaft, ein Tribut an die Epidemien "früherer" Tage. Nach dem Ausflug gönnen wir uns ein Bad in den nahegelgenen Termen von Cajamarca wo schon die Inka badeten. Seife kaufen wir von einem Jungen welcher diversen Kleinkram beim Eingang feilbietet. Für zwei Franken geniessen wir eine halbe Stunde im separaten Baderaum.

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Cuzco

Manchmal ist einem das Glück hold, so auch uns bei der Zimmersuche. Ein ruhiges, einigermassen warmes Appartement nennen wir für die nächsten Tage unser eigen. Um unser Wohlbefinden zu vervollkommnen gönnen wir uns zum Abendessen Alpakafilet mit gefüllter Peperoni und Kartoffeln. Bei der ersten Erkundung der Stadt werden wir förmlich vom Massenturismus und dem überall lauernden Abriss erschlagen.
Ebenfalls allgegenwärtig sind Reste der ehemals perfekt erstellten Trockenmauern der Inkas, deren Steine aber grösstenteils für koloniale Bauten benutzt wurden. Der Regenschutz ist hier auf 3400 Meter ein Muss. Kein Tag ohne Regenschauer. Deshalb beschliessen wir Machu Pichu nicht zu besuchen. Eine turistenmässige Anfahrt durch das heilige Tal ist uns zu dekadent. Wir wollen die Ruine nach mehrtägigem Fussmarsch über den Inkatrail erreichen, was bei dieser Jahreszeit aber witterungsbedingt keine Freude bereitet.
Am Nächsten Tag erforschen wir die Umgebung von Cuzco. Der Anstieg nach Tambo Machay in weitem Bogen von 15 Kilometern hoch über der Stadt gelegen führtan mehreren Inka-Heiligtümern vorbei. Sacsayhuaman, der ehemalige Inkasitz und religiöses Zentrum, liegt etwa 300 Meter über Cuzco am Anfang des Weges. Die folgenden beiden Kultstätten, Quenko pequeno und grande, haben eine Art Sitzbadewanne integriert. Bei einer Stätte ist deutlich eine in den Fels geschlagene Rinne in stilisierter Schlangenform zu sehen. Darin liess man das mit Maisbier vermischte Blut geopferter Lamas fliessen. Je nach Verlauf hinein in eine Höhle im Karsthügel wurde der Jahresverlauf prophezeit. Nach einem steilen Anstieg durch ein Tal mit Bach erreichen wir einige Stunden und Heiligtümer weiter endlich Tambo Machay, dem letzten Posten vor einem Pass zwischen der Inkahauptstadt und dem heilige Tal.
Etwas fällt uns erst hier in den Bergen auf. Die Blitzableiter in Peru unterscheiden sich ein wenig von unseren. Die Torritos schützen scheinbar nicht nur gegen elektrische Entladungen sondern auch gegen böse Geister!

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Das heilige Tal

Das heilige Tal der Inkas liegt zirka eine Autostunde von Cuzco entfernt. Auf dem Weg ins dorthin über die Berge verlassen wir den Bus in Chinchero und geniessen die Eigenheit peruanischer Märkte.Danach besuchen wir noch die runden, und deshalb speziellen Pflanzterassen von Moray. Nach Aussage der Wissenschaftler müsste es sich dabei um ein Versuchsgelände der Inkas für Zuchtversuche gehandelt haben. Im Kessel herrscht auf jeder Pflanzstufe ein leicht anderes Klima. Einige Kilometer weiter insheilige Tal hinab, in einem Seitental gelegen, befindet sich die riesige Saline Pichingoto. Warmes Wasser löst das Salz im Berg und wird nach dem Austritt in Becken zum Verdunsten gebracht und so das Salz zurückgewonnen.
Die Nacht verbringen wir in Ollantaytambo, einem Dorf auf und neben der gleichnahmigen Inkaruine erbaut, welche flussabwärts am Urubamba gelegen das Tal gegen Feinde sichern sollte. Rund 50 Kilometer flussaufwärts erfüllte die Siedlung Pisac den selben Zweck. Unglaubliche siebentausend Trassen wurden von den Bauern um den Komplex am Bergkamm bewirtschaftet. Die Stufen bedecken über hunderte Meter den Hang. Trotz des wundervollen Panoramas hier auf dreitausend Meter möchten wir keine Kartoffeln bergauf, bergab Pflanzen müssen.

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Altiplano

Unsere erste Fahrt im Turibus total! Wir haben diese Option um nach Puno zu gelangen bewusst gewählt. Die Reise dauert normalerweise sechs Stunden aber man bekommt von den Sehenswürdikeiten an der Strecke nichts mit. So reisen wir in knapp zehn Stunden nach Puno, Mittagspause mit Verpflegung inklusive. Trotzdem überkommt Reni und mich ein Gefühl auf einer Art Werbefahrt zu sein. Auch senken wir den Alterschnitt um einige Jahre. Bei jedem Halt, insgesamt fünf, warten schon Einheimische und wollen uns ihre "Kostbarkeiten" andrehen. Glücklicherweise sind Peruaner ein eher leises und zurückhaltendes Volk, und so fällt das Abwimmeln nicht schwer. Beruflich profitieren kann ich beim Studium der Lehmverputztechnik von Hand. Die Lehmziegelbautechnik hat für die arme Landbevölkerung ihre Vorteile: extrem günstig, selbst zu fertigen und baubiologisch unbedenklich. Abgesehen von den Mitbewohnern in Insektenform. In solchen Siedlungen im Altiplano leben die Leute ohne Elektrizität nach dem Rhytmus der Sonne und den Jahreszeiten. Dafür kennen sie kaum Stress, Kriminalität und Zivilisationskrankheiten. Getreide- und Kartoffelanbau, die Zucht von Schafen, Kühen und Lamas bilden die Lebensgrundlage.

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Puno (Atitlansee)

Der Markt in Puno zeigt einmal deutlicher, dass wir uns im Land der Kartoffel befinden. Beim Anblick von Käse kommt ein bisschen Heimweh auf, aber dieses Milchprodukt esse ich lieber nicht, weil ich meine Magenverstimmung erst gerade überstanden habe. Als Heimwehersatz gibt es erfreulicherweise Toblerone.
Welch verdächtige Ruhe in der Stadt! Beim Frühstück erfahren wir weshalb. Die öffentlichen Verkehrsmittel streiken und der Individualverkehr macht hier nur rund zehn Prozent aus. Glücklicherweise wollen wir erst am nächsten Tag nach Arequipa weiterreisen und haben unsere Bustickets schon gekauft.
Bei aufklarendem Himmel streifen wir zu Fuss zum Hafen um ein Rundfahrt zu den Uros, den schwimmenden Inseln auf dem Titicacasee zu machen. Diese bestehen aus einer Binsenart, welche überall wächst. Alle vierzehn Tage wird eine zirka zwanzig Zentimeter starke Schicht oben kreuzweise nachgelegt, um das unten wegfaulende Material zu ersetzen. Die Schritte beim Gehen auf den Binsen federn angenehm ab und ich nehme noch nicht wahr das alles schwimmt. Erst als ich einen Aussichtsturm in der Siedlung besteige, merke ich wie derselbe leicht schwankt. Die Leute leben vom Fischfang, vom Tauschhandel und heutzutage natürlich von Verkauf ihrer handwerklichen Erzeugnisse an Turisten und Bootsfahrten mit ihnen. Wie auf den Fotos zu sehen besteht fast alles aus den Binsen, auch die Boote welche heute noch teiweise in Gebrauch sind. Ein Monat Arbeit steckt in einem Schiff dieser Grösse. Als wir nach drei Stunden wieder landen überrascht uns erneut die für Peru ungewöhnliche Ruhe in den Strassen welche aber keine Stunde später von heftigem Regenfall gestört wird. Zum zweiten Mal Glück gehabt!

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Arequipa

Bei der kurzweiligen Fahrt gestern über den Altiplano Richtung Pazifik kam nach drei Stunden endlich der schneebedeckte Gipfel des Vulkans Nevado in Sicht. Das hiess dass das Ziel Arequipa kann nicht mehr weit sein kann. Diese Gipfel wurden übrigens als erste von Schweizern mit Skiern befahren. Im ewigen Eis Berge wurden Eismumien gefunden. In der alten Kultur wurden Menschen unter den Gipfeln den Göttern überlassen um die Gegend vor Erdbeben und Eruptionen der Vulkane zu verschonen.
Der Name "die weisse Stadt" wie Arequipa auch gennant wird rührt daher, das viele Bauwerke aus weissem Lavaschaum gebaut sind. Hier "unten" auf 2300 Metern sind die Temperaturen wie von uns ersehnt angenehm sommerlich. Heute haben wir uns ein wenig die Kolonoalbauten zu Gemüte geführt. Eindrücklich ist das Kloster Santa Catalina, welches abgeschottet von der umgebenden Stadt über vierhundert Jahre mit seinen Gassen wie die Kopie eines andalusischen Dorfes wirkt. Je nach sozialer Herkunft der Nonnen waren die Zellen entweder richtige Wohnungen, oder aber ein kleinbefenstertes Loch von wenigen Quadratmetern. Das Kloster ist ebenfalls aus weissem Lavaschaum erbaut und teilweise ziegelrot und indigoblau bemalt.
Beim Ausruhen auf der Plaza Mayor von Arequipa ist uns wieder etwas typisches aufgefallen. Fotografen, welche mit Sofortbildkameras hauptsächlich Kinder auf Wunsch ihrer stolzen Eltern ablichten. Amüsiert beobachten wir dabei, wie die Beteiligen mit allerlei Aufwand versuchen die Aufmerksamkeit der Kinder in Richtung Kamera zu lenken.

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Südküste

Scheinbar müssen wir mit unserem Mietauto jeden Tag zirka hundert Kilometer falsch fahren. Gestern wollten wir auf dem Weg von Arequipa zur Küste in einem Flusstal Petroglyphen ansehen. Trotz Renis Hinweis auf die mögliche Abzweigung, fahre ich aber fünfzig Kilometer zu weit. Also zurück und nach kurzer Durchquerung des Tales auf einem Plateau über der Flussoase in der Wüste die um 700 n. Chr. von den Wari bemeisselten Steine besichtigen. Alle zirka fünftausend auf mehreren Quadratkilometern verstreute Felsbrocken wollen wir vom sandgetränkten Wind gepeitscht dann doch nicht anschauen.
Bei Anbruch der Nacht, nach zweihundert Kilometer Fahrt auf der Küstenstrasse erreichen wir endlich unser Ziel am Pazifik, Puerto Inka. In dieser kleinen Bucht befand sich tatsächlich der Hafen der Reichshauptstadt Cuzco. Mit sich alle sieben Kilometer abwechselnden Läufer hatte der Herrscher in vierundzwanzig Stunden frischen Fisch auf dem Tisch. Wir auch, aber bereits nach einer Viertelstunde. Zur Erholung von der langen Fahrt beziehen wir in perfekter Idylle ein Bungalow direkt über dem Rauschen des Meeres.
Wir fahren weiter entlang der Küste durch eine teilweise unwirklich wirkende Szene. Fünfzig Meter links von uns befindet sich das Meer. Trotz des vielen Wassers sehen wir aber wegen einem Sandsturm der gegen das Landesinnere fegt die Strasse und den Gegenverkehr kaum. Von einer Beschreibung in unserem Reisebuch gelockt meinen wir hundert Kilometer weiter nördlich etwas änliches wie in Puerto Inka vorzufinden. Das erweist sich aber als teilweise Baustelle und so ziehen wir weiter um in den Ortschaften entlang der Küste vieleicht etwas Adequates zu finden. Die laut Karte neun Kilometer Distanz zum nächsten Dorf sind tatsächlich fünfunddreissig und enden in einer Bergbausiedlung am Meer. Der nächste Ort fünfzehn Kilometer weiter erweist sich gar als metalurgischer Komplex. Die Summe mal zwei ergibt die erwähnten täglichen hundert Kilometer Fehlfahrt.

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Nazca

Da die Strasse nun lange nicht mehr der Küste entlang verläuft, nächtigen wir in Nazca. Der Ort, welcher den Linienzeichnungen ausserhalb den Namen gab. Auf halbem Weg dorthin ins Landesinnere halten wir kurz bei einem präinkaischen Friedhof, welcher von Grabräubern total verwüstet wurde. Mumienreste, Stoff und Gebeine liegen auf hunderten Meter verstreut herum. Kein heimeliger Eindruck.
Da solide Angebote (Flüge) zur Besichtigung der Nazca-Linien länger ausgebucht sind, und alle Anderen suspekt erscheinen, bleiben wir am Boden bestaunen die Linien in der Ebene von einem Hügel aus. Die Ausdehnung der Scharrbilder sind kaum zu fassen. Während wir uns umsehen kreisen unablässig Kleinflugzeuge mit Turisten über unseren Köpfen um die bekanntesten Figuren zu sehen. Wieder haben wir ein sogenanntes Highlight Perus nicht ganz gesehen.

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Ica

Nach einigen Abstechern zu kleineren Sehenswürdigkeiten die am Weg liegen, logierten wir in einer Oase bei der Stadt Ica. Hier in mitten riesiger Dünen, hat man wirklich das Gefühl in der Sahara zu sein. Wie schon erwähnt ist die peruanische Pazifikküste ein bis an die Anden von Flussläufen unterbrochener Wüstenstreifen. Um Ica befindet sich das Hauptanbaugebiet von Wein welchen wir verköstigen können. Auch wird ein Grappa produziert, der Pisco heisst und mit dem der Nationaldrink Pisco-Sour gemixt wird. Vom Inland führt die Panamericana uns zurück an die Küste in den Nationalpark von Paracas. In dieser trotz der vom Meer umgebenen staubtrockenen Halbinsel lebte das Volk der Paracas. Das Trinkwasser bezogen sie aus den raren Grundwasservorkommen. Die im Säuglingsalter vorgenommen Schädelverformungen diente zur Erkennung der Stammeszugehörigkeit. An fast fünfzig Prozent der gefundenen Schädel dieser Volksstämme sind Operationsöffnungen (Trepanationen)zu sehen.
Wir geniessen in Paracas unseren ersten Ruhetag am Strand. Vor unserer Weiterreise schippern wir noch per Schnellboot zu den zum Schutzgebiet gehörenden Ballestas-Inseln. Auf dem Weg dorthin sehen wir das Candelabro , ein vierzig mal sechzig Meter grosses Scharrbild das wahrscheinlich nicht von den Urkulturen stammt. Weit vor der Ankunft bei den Inseln schlägt einem ein unglaublicher Gestank von Vogelmist, dem Guano, entgegen. Dieser wird schon seit Jahrtausenden als natürlicher Dünger abgebaut. Der kalte Humboldt-Strom entlang der peruanischen Küste speist eine immense Nahrungskette. Die Inseln sind voll von Vögeln, Pinguinen und Seelöwen. Die Seelöwen übertreffen den von den Vögeln verursachten Lärm noch. Unsere Vorsichtsmassnahme ohne Frühstuck auf das Meer zu fahren stellt sich dank des ruhigen Seegangs als unnötig heraus.
Für die letzten zwei Tage vor der Rückkehr nach Lima wollen wir zum Ausspannen noch eine gediegene Unterkunft am Meer beziehen. Dieses Unterfangen gelingt nur teilweise. Die Gebäude sind entweder Ressorts, Privateigentum oder zu billige Unterkünfte. Eine brauchbare Kammer und einen anständigen Strand haben wir trotzdem ausfindig gemacht. Das Meer ist aber dank der eingeleiteten Abwässer alles andere als sauber und verleitet nicht zum Baden. Immerhin kehren wir nicht allzu bleichgesichtig (der Sonne und nicht des Drecks wegen) heim.

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Lima

Unsere Fahrt hinein nach Lima müssen auf den Hauptstrassen bewältigen. Jetzt am Samstag Nachmittag sind alle sechs Spuren der Autobahn Richtung Süden geöffnet um den gestressten Bewohnern Limas die Erholung an den Stränden zu ermöglichen. Diesmal übernachten wir im Turistenviertel Miraflores. Sicher, sauber, alles notwendige in der Nähe. An der steil abfallenden Küste vor Miraflores steigen regelmässig Gleitschirme zu Tandemflügen auf. Die von den Klippen nach oben abgelenkte Brise bietet ideale Verhältnisse dafür.
Der zweitletzte Tag der Ferien ist schon bald vorrüber. Da heute die Museen geschlossen sind, sehen wir uns das historische Zentrum an. Die Bauten wirken wenig elegant und recht neu. Kein Wunder, die regelmässigen Erdbeben erfordern eine massive Bauweise und haben kaum ein Gebäude mehrere Jahrhunderte überstehen lassen. Auf der Suche nach günstigen Kaufgelegenheiten sind wir noch einiges herumgestreift. Mit leicht geschwollenen Füssen werden wir diesen Abend keine grossen Sprünge mehr vollbringen und relaxen bei einem Kinobesuch.
Den letzten Tag vor dem Heimflug um neun Uhr Abends nehmen wir uns noch ein Zeit, zwei Museen zu besichtigen. Einige der wichtigsten Exponate des Landes befinden sich in der Haupstadt. Erschreckt stellen wir fest, dass wie in Lateinamerika üblich das Geld alles möglich macht. Private Sammler besitzen meist eine eindrücklichere Sammlung an historischen Gegenständen als staatliche Museen. Mit dem Kauf der in den meisten Fällen aus Raubgrabungen stammenden Exponate haben sie eine wissenschaftliche Rekonstruktion vielfach verhindert. Raubgräber sind nur am Mammon intressiert und wühlen ohne Rücksicht auf kleinste Hinweise zur Kulturentwicklung in historischem Terrain.
Wir hoffen entgegen der oberflächlichen Jagd nach Sensationen etwas gründlicher geschürft, und so vielschichtigere Einblicke gewonnen zu haben.

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