Mittelamerika '03

14. Dezember 2002 bis 31. Januar 2003

Meine/Unsere Reiseroute in Rot.

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Guatemala

Die Reise startet in Guatemala-City. Grosse Kaufhäuser wie bei uns sind selten  anzutreffen und deren Ersatz befindet sich auf der Strasse. Ob Kleiderstände (Link zum Bild) die einem das Fortkommen auf dem Gehweg kaum ermöglichen, oder mobile Gemüsemärkte, alles fin Medikamenten geworben . Um erst einmal der Hektik der Grossstadt und dem von zu Hause mitgebrachten Stress zu entfliehen fahre ich nach Monterico an die Pazifikküste. Das Erreichen des Ortes ist am leichtesten mit einem Boot. Dies gilt auch für Autos und Pferde. Die Belohnung für eine im zentralamerikanischen Sinn kurze Bus- und Bootsfahrt sind der warme Strand und Sonnenuntergänge erster Güte.

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Nach einigen Tagen der Erholung reise ich auf der Panamericana im Küstentiefland 50 km nach Norden um in St. Lucia de Cozumalguapa eine Mayakultstätte und meine geliebten alten Steine zu besuchen. Von dieser mir noch nicht erlebten Perspektive sehen die allgegenwärtigen Vulkane noch imposanter aus. Mitten in Zuckerrohrpflanzungen befindet sich der heilige Platz EL BAUL. Hier werden im Angesicht eines halb versunkenen, etwa tausend Jahre alten Steinkopfes die Götter milde gestimmt. Das Museum in der Zuckerraffinerie in der ehemals stark durch Maya besiedelten Gegend wird durch eine furchteinflössende Jaguarfigur bewacht. 'Für Brennholz geh ich meilenweit. Eine für die Indigenabevölkerung leider häufig zutreffende Aussage, wie ich auf meiner Reise immer wieder bestätigt sehe. Die archaisch anmutende Zubereitung von Zuckerwatte lässt mich über Kinderarbeit nachdenken.

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Die vierte Etappe ins Altiplano von Guatemala, in Mitten der durch 'neuzeitliche' Mayakultur bestimmten Lebensweise können die Eindrücke nicht kontroverser sein. Eine sich an ihre Ursprünge und Gebräuche klammernde Urbevölkerung die sich mit den Fluten der modernen Zivilisation konfrontiert sieht. Es ist schwierig den die durch Armut verursachte und die Improvisationsgabe der Leute kompensierten Mangel von alten Lebensarten zu unterscheiden und keine romantische Verklärung aufkommen zu lassen. Auch wenn das Trocknen von Wäsche oder Mais sicher noch den ehemaligen Gewohnheiten entspricht. Trotzdem lasse ich mich gerne vom Zauber der einheimischen Märkte gefangen nehmen und kann mich stundenlang darin verweilen. Sei es in einem Bergdorf wie Momostenango oder einer Stadt wie St. Cruz de Quiche. Gerade die Vorstellung der im Einklang mit der Natur lebenden 'Indianer' wird durch Bilder wie der rücksichtslosen Entsorgung der Abfälle, oder den offensichtlich herrschenden Alkoholismus und die gestört Kinderarbeit. Kolonialismus lässt grüssen!

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Dank meiner Zurückhaltung beim Besuch der alten Hauptstadt des Stammes der Quiche - Ku'umarka'aj - und beim Beobachten der Neujahrszeremonie konnte ich viel erfahren und miterleben. Meine Frage nach der Erlaubnis Fotos machen zu dürfen wird mit der Aufforderung an der 'Messe teilzunehmen' beantwortet. Beeindruckt von der Frömmigkeit und der durch die Ausbeutung verursachten Hinnahme der Lasten des Alltags beobachte ich schweigend die Szene. Diese kann sich von der Erstellung des Opferfeuers über die Reinigung bis zum Gebet mehrer Stunden erstrecken.

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Eine nie endende Faszination übt die Steinmetzkunst der Maya auf mich aus. Es ist einfach unglaublich wie vor 1500 Jahren ohne Kenntnisse des Rades und Metallwerkzeuge bis zu 60 Tonnen schwere Blöcke platziert und behauen wurden. Der Anblick der Stelen und Altäre in Quirigua lässt mich jetzt noch respektvoll staunen. Ebenso faszinierend aber manchmal unglaublich ermüdend ist das Busfahren in Guatemala. Gerade dank dem teilweise horrenden Durchschnittstempo von 20 Stundenkilometer komme ich in jeder Beziehung engen Kontakt mit den Leuten. Aber Ausblicke oder Etappenziele der schönsten Art lassen mich schnell meine durch kindgerechte Bestuhlung verursachten wunden Knie vergessen. Auf jeden Fall ist die Aussicht während der Fahrt, und das Besuchen von heissen Quellen in der überwältigenden Landschaft gewisse Strapazen wert. Gerade die Natur lässt sich vielfach nur mit den eigenen Füssen richtig erleben. Einfache Märsche in Naturparks mit Pflanzen und Tieren, sind genauso wundervoll wie das Besteigen des Vulkans St.Maria auf 3770 Meter. Bei der Aussicht über die Zentralamerikanische Vulkankette vergesse ich fast worauf ich mich eigentlich befinde, und werde prompt durch Eruption daran erinnert.

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Nicaragua

Nach vier Wochen trifft Reni in Guate ein. Der Plan von La Union in El Salvador aus per Schiff über den Golf von Fonseca nach Nicaragua zu gelangen scheitert an astronomischen Bootsmietkosten. 220 Dollar für einen Nussschalentrip von zwei Stunden steht jenseits aller Relation zum durchschnittlichen Tagesverdienst eines Einheimischen. Also vierzehn Stunden Busfahren und dreimal Zollformularitäten erledigen um in den Bergen von Nicaragua die Stadt Esteli zu besuchen. Typisch für das ganze Land sind die Wandmalereien. Sei es eine minutiös nachgezeichnete Werbebotschaft an einer Papeterie, oder eine sandinistisch revolutionäre Darstellung die nichts von ihrer Aktualität verloren hat.

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Genügend versorgt mit Zigarren brechen wir in die alten Kolonialstädte Leon und Granada auf. Das Leben in diesem Staat ist durch den kleinen Anteil der Ursprungsbevölkerung deutlich westlicher geprägt als in Guatemala, die Armut aber trotzdem grösser. Gebeutelt durch den einige Jahre zurückliegenden Bürgerkrieg und extremere klimatische Bedingungen erholt sich das Land nur langsam. Die Hauptstadt zum Beispiel liegt genau auf dem Graben der Pazifischen und Atlantischen Kontinentalplatten. Tolle Planung! Im selben Mass wie die Bevölkerung gelitten hat, ist sie freundlich. Lieber wird irgend etwas falsch erklärt als nicht helfen zu können. Feste werden mit Hilfe von Süssigkeiten gefüllten Papierfiguren Papierfiguren, die es mit einem Stock runterzuschlagen gilt, noch amüsanter.

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Endlich erreichen wir die lange ersehnte Doppel-Vulkaninsel Ometepe . Der Sage nach ereignet sich Ãhnliches wie im Drama von Romeo und Julia. Als überreste der unerfüllten Liebe ragen symbolisch die beiden Brüste (Vulkankegel) der toten Ometepetl aus dem 170km2 grossen See. Meist keusch verhüllt von Wolken. Trotz herber Enttäuschungen beim Besuch von Wasserfällen wagen wir den einstündigen Aufstieg zu einem Weiteren auf den kleineren Vulkan, und werden glücklicherweise nicht enttäuscht. Die Insel birgt einige Gefahren, solchen Bäumen weicht man aus, bei Spinnen wird es schon erheblich schwieriger wie Reni schmerzhaft erfahren muss. Beim Ausschütteln des Schuhsacks wird sie gebissen. Zum Glück von einem kleineren Exemplar. Einen Skorpionbiss ersparen wir uns trotz Begegnung glücklicherweise.

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Den Abschluss der Ferien, und einige Tage Erholung soll uns der Aufenthalt auf den Korn Islands, siebzig Kilometer vor der nicaraguanischen Karibikküste bringen. Macht man sich nicht zu viele Gedanken über die Sicherheit der Flugzuge erlebt man einen wunderbar aussichtsreichen Flug. Immerhin sind Feuerlöscher vorhanden! Das noch nicht vom Tourismus erfassten, ehemalige Piratennest bring und kein Glück. Zu der Schlechtwetterphase von drei Tagen erleben wir einen eher harmlosen überfall. Die Drohgebärden mit einer Machete überzeugen mich nicht, mein präventiv verstecktes Geld herzugeben. Die jugendlichen Banditen ziehen unverrichteter Dinge ab. Uff! Die einzigen Lichtblicke sind unsere Unterkunft bei einem italienischen Auswandererpaar und das am letzten Tag aufklarende Wetter. Ebenfalls anfänglich schockieren uns die einzigen Frischfleischreserven der Inselbewohner. Lebendig auf ihre Bestimmung wartende Schildkröten. Das sie einzeln von Hand gefangen werden und neben Fisch die einzige Proteinquelle darstellen mildert den grausamen Anblick wenig.

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Mit einem Rucksack voller spannender Eindrücke fliegen wir nach drei Wochen von Managua über Miami und Madrid nach Zürich zurück. In den USA findet das selbe verfolgungswahngeprägte Herdentreiben mit den Fluggästen statt. Ausser dummer Rumsteherei und Arbeit für die US Immigrationsbehörden bringt es nichts. In Madrid werden wir an einem Internetautomaten Zeugen des stetigen Zusammenwachsens der EU und dem Wegfallen von Sprachbarrieren. Die Fluggesellschaft Iberia streicht unseren Heimflug nach Zürich und will die Busfahrt von Genf als Ersatzlandeplatz dorthin dafür sponsoren. Das Umbuchen auf einen Swiss-Flug und Vermeiden der tollen Busfahrt erledigen wir unter Mobilisierung der letzten Kräfte. Um 1530 Uhr erreichen wir heimatlichen Boden...

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