Meine gefahrenen Einzeletappen in Rot und Blau
Meine Motorradreise bis in den hohen Norden beginnt wenig beschaulich. Eher motorsportkulturell.
In drei Stunden fahre ich staufrei nach Hockenheim zum GP-Kurs. Rasch noch die Bekleidung wechseln und ab auf die
Tribüne. Es ist noch ruhig. Also besuchermässig gesehen. Unten vor uns dröhnen schon paarweise die Motoren. Meine beiden
Neffen sitzen mit Kumpel auch schon da. Herrlich dekadent drehen die Motoren hoch und die Hinterräder im Qualm durch.
Am späten Vormittag ist es Zeit etwas Merchandising. Am morgigen Samstag ist der Andrang zu gross und dann meist genau
das gewünschte Leibchen in der passenden Grösse nicht mehr vorrätig.
Am Nachmittag treffen dann auch noch die letzten unserer Truppe ein. Den ganzen Nachmittag fröhnen wir dem Motorsport.
Um Sechs Uhr sind die Wettfahrten vorbei und wir beziehen unser Hotel. Die Dusche nach dem warmen Tag erfrischt. Am für
uns reservierten Tisch im Güldenen Engel plaudern wir angeregt bis in die Nacht. Während die einen danach noch im kleineren
Kreis weiter zusamensitzen falle ich müde ins Bett.
Der Samstag besteht aus dem Wechsel von Zusehen beim Drag Racing und Wasser trinken, respektive der Rückgabe des Getrunkenen
der Hitze wegen. Etwas Abwechslung verschaffen wir uns mit dem Gang durchs Fahrerlager. An etlichen Orten wird heftig geschraubt.
Immer gilt es die Fahrzeuge bis zum nächten Rennen wieder fahrgbereit zu haben. Insbesonders die Motoren der schnellsten
Klasse, den Topfuel, müssen nach jedem Lauf zerlegt werden. Mittlereile haben die Geschosse etwa 10000 Ps und überwinden die 8el
Meile in 4 Sekunden bei einer Endgeschwindigkeit von 500km/h. Wahnsinn! Marcel findet endlich einen gebrauchten Reifen um sich
daraus einen Salontisch zu basteln. Er bezahlt die 100 Euro und wird ihn später abholen. Der Tag ist wolkenlos und wird immer
heisser. Um 17 Uhr habe ich genug Trubel, Lärm und Hitze erlebt und fahre ins Dorf um dort zu Abend zu essen. Auf die Abendshow
mit Stuntfahrern, Autos mit Turbinenantrieb und weiterem Brimborium verzichte ich und geniesse die Ruhe beim Schreiben.
Den Motorenlärm werde ich auf dieser Reise nicht mehr los. Dafür hätte ich das Motorrad zu Hause lassen müssen. Aber
störender sind die noch vorhandenen Windgeräusche am Helm während meiner sechstündigen Fahrt von Hockenheim nach Calais.
Mein aus einem Kart-Nachenschutz und dem Viskoschaum eines Bauchschläfer-Kissen gefertigter Lärm reduzierer funktioniert
zum Glück schon sehr gut. Darauf lässt sich aufbauen. Ein positiver Nebeneffekt ist die Dämpfung des Kopfschlingerns in
der Wirbelschleppe insbesondere von Transportern. Ich werde darauf wohl das Patent beantragen müssen.
Nach endlosen Kilometern durch Deutschland, Luxemburg, Belgien und Frankreich kann ich um Halb Zwei mein sauberes
kleines Zimmer in Calais beziehen. Rasch die Kleider wechseln und ich breche zum Fussmarsch an den Strand auf. Bei einem
kurzen Halt stärke ich mich mit Quiche und Kaffee für den Kilometer Weg an den Strand. Unterwegs komme ich am Imposanten
Backsteinbau des Rathauses vorbei. Am Hafenbecken liegen die kleinen Boote auf Grund. Es ist Ebbe. Vorbei an Kanälen und
Festungsbauten gelange ich an den Strand. Es tummeln sich trotz Wolken einige Leute im Badeanzug im Wasser und am Strand.
Viele flanieren entlang der Promenade. Eisverkäufer sind allenthalben anzutreffen und das Geschäft läuf. Es wirkt wie ein
Ausklingen der Ferienstimmung. Mit den Wolken und der Brise ist es für mich nach der Hitze von 32 Grad im Kessel von
Hockenheim nun eher kühl. Ins Wasser brächte mich niemand. Nebenan legen die Fährschiffe ab und verschwinden nachdem sie
einige Zeit parallel zur Küste gefahren sind, am Horizont Richtung britische Küste. Vom Schiff aus konnt ich den Blick das
Treiben schon einige Male geniessen. Nun stehe ich auf der Gegenseite. Morgen früh wird die Perspektive wieder vom Deck
der Fähre aus sein. Als Auftakt zu einer weiteren Etappe nach Norden.
Die von mir angepeilte Fähre um 7.45 Uhr verpasse ich knapp. Knapp bin ich nur im Bezug auf die nicht
vorherzusehenden, ewig dauernden Zollkontrollen. Ein einziger Schalter ist offen und es scheint als müsste jeder
detailiert Rechenschaft ablegen. Die Schotts werden vor meinen Augen geschlossen. Also lege ich mit der nächsten
Fähre um 8.40 Uhr ab. So schlimm ist das nicht. Eher schon dass "Kanalwetter" herrscht. Auf das Fotografieren
verzichte ich bei diesem Nebel. Meine Befürchtung bei Regen nach York fahren zu müssen bewahrheiten sich zum Glück nicht.
Es ist bewölkt und mit etwa 21 Grad angenehm warm. Die überall abgeernteten Felder und beigen Wiesen zeugen auch
hier von einem eher trockenen Sommer. Ich komme zügig voran. Sogar durch Londons Peripherie. Trotzdem zieht es sich
endlos hin. Die sechshundert Kilometer von gestern stecken mir zudem noch in den Knochen. Nicht im Hintern, jedoch in den
Schultern. Auch wenn es heute nur Vierhundert sind, schaffe ich diese nicht an einem Stück. Die Vernunft lässt mich
anhalten und in einen Apfel beissen. Die kleine Pause mit Stärkung tut gut und die restlichen hundert Kilometer fahren sich
sogleich leichter.
Im Konvent angekommen beziehe ich meine Zelle. Ist wirklich so! Mein Zimmer unter dem Dach misst etwa 1.5 mal 3 Meter. Das Hotel
ist ein ehemaliges Kloster gleich vor einem der mittelalterlichen Stadttore Yorks . Einen Tee, ein Süssgebäck und eine Dusche
später streife ich im alten York umher. Beziehe Geld und mache einige Fotos. Da ich schon vor zwei Jahren einmal
hier war muss ich nicht jede Ecke erkunden und geniesse etwas die Sonne. Den Prognosen entsprechend fahre ich wohl
gegen Norden in eine Schlechtwetterfront. Tja, Schottland heisst auch das Wetter erleben. Nachtessen gibt es beim
Thai. Es musste mal wieder etwas anderes sein als lokales Essen. Nun widme ich mich noch etwas der selbst auferlegten
Pflicht mein Onlinetagebuch zu führen. Momentan noch eher kurz gehalten wird es sicher später ausführlicher oder
zumindest mit mehr Fotos ausgestattet.
Nach Dreiviertel der heutigen Tagesstrecke begrüsst mich Schottland an seiner Grenze mit Regen. Kaum das
Regenkombi übergezogen ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Nach dem flachen Einerlei sind die Hügel eine schöne
landschaftliche Abwechslung. Vor diesem Intermezzo habe ich noch ein merkwürdiges schwarzes Gespann überholt. Eine Honda Gold
Wing mit einem mächtigen Seitenwagen mit Glaswänden. Als ich die Beschriftung gelesen habe war alles klar. Motorcyle
Funerals stand auf der Seite. Im Seitenwagen hatte es tatsächlich Platz für einen ganzen Sarg. Was es nicht alles gibt.
Ich umfahre Edinburgh und überquere eine lange Schrägseilbrücke an deren Kabeln emsig gearbeitet wird. Genua kommt mir
in den Sinn. Wohl weil ich schon zwei Jahrzehnte in der Brückeninstandhaltung arbeite wird mir nicht mulmig.
Ich habe zwar keinen Röntgenblick aber so viele Brücken stürzen nicht hintereinander ein. Endlich kann ich ab der
Schnellstrasse und fahre ins Tal des Tay hinab. Perth, mein Tagesziel, ist der Verwalungssitz der Region Perth und Kinross.
Das Treiben in den breiten Strassen hält sich in Grenzen. Mein properes Zimmer befindet sich scheinbar in Schottlands
ältester verbriefter Gaststätte. Das Zimmer ist dezent stilvoll eingerichtet. Wie es aussieht ist das Hotel unzählige
Male in die angrenzenden Gebäude erweitert worden. Auf jeden Fall ist es Labyrinth an Gängen, Türen und Ebenen.
Bei sonnigem Wetter streife ich kreuz und quer umher. Verbringe längere Zeit im Museum welches neben diversen Exponaten
aus verschiedensten Epochen auch einige spannende Stücke aus der Bronzezeit ausstellt. Darunter einen zweitausend Jahre
alten Einbaum. Auch wird etwas über das Leben der Pikten, einer der grössten wilden Stämme die den Römern die Stirn boten
und aus denen die Schotten hervorgingen, erzählt. Oder der grösste am Tay (von einer Frau) gefangene Lachs. Wieder
an der Sonne fallen mir am Ufer des Tay die Fluttore auf.
Kaum zu glauben, dass dieses friedliche Gewässer etliche Meter unter mir bis hier hoch steigen soll. Scheinbar kommt
das aber in der Winterzeit immer wieder vor. Vom anderen Ufer aus bietet sich das ideale Panorama für einige Bilder.
Wieder zurück in der Stadt werden dort gerade die Bürgersteige hochgeklappt. Es ist kurz vor Sechs. Zum Glück bleiben
die Restaurants geöffnet. Heute esse ich Indisch. Ich habe zwar kurz etwas Gewissensbisse das ich mich schon wieder
der heimischen Esskultur verweigere, aber dafür zwei gute Ausreden. Erstens kostet es hier einen Bruchteil von zu Hause
und zweitens werde ich sicher noch genug lokale Kost bekommen.
Während ich nun im vom Abendlicht durchfluteten Zimmer schreibe berieselt mich von BBC eine Sendung in gälisch mit
englischen Untertiteln. Tönt irgendwie skandinavisch gepaart mit der Halskrankheit der Schweizerdeutschen. Echt
interessant und kein Wort zu verstehen. Muss wohl mal recherchieren womit das verwandt ist. Aber bevor ich das mache
sollte ich erst noch Blder hochladen, sonst wird der Bericht nie fertig.
Die heutige Fahrt ist abwechslungsreicher als das Wetter. Beides im positiven Sinn gemeint. Obwohl ich schon
nach kurzer Zeit der tiefhängenden Wolken wegen das Regenkombi anziehe wird es nur zwei Mal etwas nass. Ab Inverness
kann ich dann bei beinahe wolkenlosem Himmel die Fahrt geniessen.
Der Tag beginnt aber beim Frühstück. Das nehme ich in einem grossen Saal neben einer Wandergruppe aus Holland ein.
Um Acht folgt das übliche Prozedere des optimierten Stopfens meiner Satteltaschen. Ein kurzer Fussmarsch später alles doppelt
geprüft festzurren und am Navi das Ziel festlegen. Auch dies gilt es nachprüfen um nicht irgendwo in der Pampa zu enden.
Alle Taschen an den Kleidern zumachen. Der ganze Ablauf dauert mit dem vorgängigen Anziehen der Kleider locker 20 Minuten.
Dann geht es los. Eine halbe Stunde hinter Perth bin ich im Tay Forrest Park und durchquere dan die Grampian Mountains.
Dort ziehe ich wie eingangs erwähnt meine Kombi an. Nach Inverness wird das Land flacher und baumloser, dafür die Küste
steiler. Öfters halte ich in den Ausfahrbuchten an. Entweder um Fotos zu machen oder andere Fahrzeuge vorbeizulassen.
Die letzten Tage waren von elend langen Autobahnetappen geprägt und das soll heute anders sein. Der Weg beinhaltert alles
was man sich wünscht. Kaum je ein Lichtsignal, kurvige Strassen entlang dem Meer und über Fjorde, Weite eund enge
Landschaften. Es kommen mir auch etliche Motorräder entgegen. Nach über fünf Stunden kommt nach einer Kuppe draussen in
der See das Ziel in Sicht. Die Orkneys. Kurz darauf bin ich am Fährhafen, esse die wieder einmal Scones und trinke
eine Tasse Tee. Die drei Stunden Wartezeit verkürze ich mit dem Schreiben des Berichts. Bis ich B'n B bin wird es
etwa Halb Neun und dann habe ich absehbar kaum mehr Lust etwas zu schreiben. Vielleicht erweitere ich noch die
Bilder mit die Überfahrt nach St. Margaret's.
Wie angedroht noch Bilder von der Überfahrt. Die Insel hat sich in bestem Abendlicht gezeigt und die Speibeutel blieben auch unbenutzt.
Rückwirkend kann ich sagen, dass dieser Tag im Zeichen der Häuser stand. Häuser der Götter mit den ihnen gewidmeten Steinkreisen und die Häuser derer Erbauer unter Tage, beides über 4000 Jahre alt aus der Jungsteinzeit. Sogenannte Brochs, Steintürme mit Wehrgräben aus der Zeit um Christi Geburt. Langhäuser der Wikinger um das Jahr eintausend auf einer nur bei Ebbe zugänglichen Insel. Das Zeitfenster zu deren Besichtigung beträgt etwa 3 Stunden. Möglicher Wohnort Thorfinns der Mächtigen. Ist man zu spät auf dem Rückweg hilft nur noch die Küstenwache oder eine Nacht im Freien. Ein Herrschaftshaus vor hundertfünfzig Jahren. Das Ganze abgeschlossen hat der Friedhof von Kirkwall mit den Häusern der Ewigkeit. Spannend weil hier uralte Gräber sind. Sie werde nicht wie bei uns nach 25 Jahren aufgehoben. Äusserst traurig was teilweise aus den verwitterten Grabsteinen an Familiengeschichte zu lesen war. Verlust von Neugeborenem und junger Ehefrau innerhalb eines Jahres... Sohn verschollen auf dem Meer mit 21 Jahren... Umgekommen auf dem Schlachtfeld an der Somme im ersten Weltkrieg... Augenfällig war auf jeden Fall das vor hundert Jahren maximal die Hälte der Bevölkerung älter als 50 Jahre wurde. Kein Vergleich zur heutigen Lebenserwartung. Hier die Bilder zum Tag.
Das Wetter ist eben doch Thema Nummer Eins. Schon der erste Blick aus dem Fenster verheisst nichts Gutes. Nun habe
ich es, das Inselwetter. Der Regen wird von Dauerwind vor sich her getrieben. Beim Frühstücken lasse ich mir Zeit. In
der Hoffnung es werde besser. Draussen streiten sich die Vogel um das Futter welches Patsy aufgehängt hat. Die Spatzen
ducken sich auf der Regenrinne hinter der Dachkante der Garage. Ich halte einen kurzen Schwatz mit einem älteren
Ehepaar. Er ist vor fünfzig Jahren von Schottland nach Australien ausgewandert und wollte nun im Ruhestand einmal die
Orkneys sehen. So weit komme ich nicht her, aber bin die Strecke immerhin mit dem Motorrad gefahren. Wie ich von Patsy
erfahre sind bisher als Turistendestination vor den Orkneys gestanden was sich nun scheinbar ändert.
Um Halb Neun schwinge ich mich auf das Motorrad und prompt setzt der Regen wieder ein obwohl ich ihn gar nicht bestellt
habe. Erst will ich die Kette schmieren, Öl und Reifendruck kontrollieren. In Kirkwall hilft mir ein Biker beim
Schmieren und staunt über die kleine Dose Kettenspray welche ich von zu Hause mitgebracht habe. Nachdem auch das Tanken
noch erledigt ist, kann ich los um den Ostteil der Hauptinsel zu erkunden. Notizen zu dem was ich sehen will habe ich mir
gestern gemacht Auf Deerness sehe ich mir zu Fuss erst eine kleine Schlucht und einen Kilometer weiter auf einem
hohen Inselchen die Überreste einer Kapelle an. Der Platz ist wirklich schön. Auch wenn der Regen eher horizontal kommt.
Die Motoradkleider schützen prächtig. Gegen das Wasser in den Ohren helfen die Gehörschutzpropfen. Weiter geht es wieder
im Sattel nach Hoxa. Bis dorthin schaffe ich es aber nicht direkt. Bei Mittagessen und Tee wärme ich mich im
kleinen Hafenort St. Margrets Hope auf. Das tut gut. Eine Stunde später wandere ich entlang den Klippen von der riesigen
Meeresbucht Scapa Flow Richtung Geschützstellungen. Dieser von den Orkneys umramte Meeresteil wurde im ersten und zweiten
Weltkrieg als Flottenstützpunkt genutzt. Fernab möglicher Luftangriffe. Kleinere Zugänge wurden mit versenkten Schiffen
blockiert. Was aber ein deutsches U-boot nicht daran hinderte einzudringen und trotzdem ein englisches Schiff zu versenken.
Daraufhin liess Winston Churchill Dämme errichten was dies fortan verhinderte. Die Betonbauten welche beidseits des
Hauptzuganges diesen beschützen sollten zerbröseln langsam. Die Geschütze sind schon lange fortgeschafft. Wunderbar dass
ich nun schon seit dem Verlassen des Lokales nicht mehr nass wurde.
Nach diesen zwei Kilometern zu Fuss geht wieder
motorisiert ans Südende um Gräber aus der Bronzezeit zu besuchen. Nur dass sie hier oben Bronze noch nciht kannten.
Am ersten Grab das ich ansteuere werde ich gleich vom Einheimischen angequatscht ob ich Schweizer Schokolade mitgebracht
hätte. Scheinbar kennt er sich mit Nummernschildern aus. Ich verneine. Dann widmet er sich einem Paar und kommt zurück über
die Deutschen schimpfend. Als ich ihn darauf hinweise dass dies Dänen seien (eben doch nicht so bewandert in Autonummern)
läuft er ihnen nach. Beim Grabhügel kann ich beobachten wie ein Junge den ins Loch gekrochenen Turisten kurz etwas erklärt.
Der Spass soll 6 Pfund kosten und mein Schokoladenfreund will mich vom Billetkauf überzeugen. So wie er es scheinbar mit
den Dänen gemacht hat über die er kurz vorher noch hergezogen ist im Glauben sie seien Deutsche. Gerne unterstütze ich
Private aber nicht wenn man sich so verhält. Das Ganze schreit nach Abriss. Ich fahre die paar hundert Meter zum anderen
Komplex und mein Bauch hat mir recht gegeben. Auch dies wird privat betrieben, ist jedoch staatlich geprüft. Für
7.5 Pfund werden wir aber durch eine kleine Ausstellung geführt. Originale Objekte werden gezeigt und sogar herumgereicht.
Danach werden wir zu den beiden Stätten entlassen. Eine könnte eine Saune gewesen sein. Auf jeden Fall weist das Becken in
den Ruinen und der riesige Kohlehaufen daneben hin. Wen würde es erstaunen bei nur sechs Stunden Licht im Winter und der
Kälte. Fünfzehn Minuten später über die grünen Matten spaziert bin ich am Grabhügel des Seeadlers über den hohen Klippen.
Der Name stammt von den massenhaft in der Klangruft gefundenen Adleklauen. Auf einem Wägelchen geht es in das Innere.
Die Hauptkammer ist von einigen Nebenkammern umgeben. Interessant aber nicht umwerfend. Bald wieder draussen geniesse ich
den Rückweg zu Fuss im weichen Licht des späten Nachmittags. Auch der Wind hat sich gelegt. In gemächlichem Tempo fahre ich
dann zurück und kann noch einmal das Ambiente in mich aufsaugen was im Kampf gegen die Elemente heute Morgen nicht möglich
war. Morgen geht es dann entlang der Westküste nach Ullapool.
Planmässig stehen heute etwa 300 Kilometer auf dem Plan. Aber was für welche. Eine halbe Stunde Fahrt von
Kirkwall nach Stromness und ich stehe am Pier vor der Fähre. Nach nur ein paar Minuten Warten werden wir auch schon
als erste hereingewinkt und die Motorräder vertäut. Um Neun geht die anderthalbstündige Überfahrt los. Etwas vom
Letzten was ich von den Orkneys sehe ist der Alte Mann von Hoy. Eine Sansteinsäule an den Klippen der Insel Hoy.
Nach dem Anlegen in Scrabster biegen die meisten nach Osten ab. Ich nach Westen um entlang der Küste dann südlich
bis Ullapool zu gelangen. Die karge Landschaft ist eindrücklich. Man kommt sich öfters wie in unseren Alpen vor.
Nur dass wir hier etwa auf hundert Meter über Meer sind. Es geht über Hügel, um Fiorde und teilweise entlang
karibisch weisser Sandstrände. Nur dass die Temperaturen so weit im Norden nicht zum Baden einladen. Die
Lufttemperatur beträgt
heute etwa 12 Grad. Da die Gesamtstrecke länger als die Reichweite einer Tankfüllung ist, verlasse ich mich darauf,
in Durness auf halbem Weg eine Tankstelle vorzufinden. Dies ist dann auch der Fall. Nur streikt wie schon gestern
bemerkt meine Kreditkarte und die Postcard geht nicht. Kurzerhand hilft mir ein hölländischer Motorradfahrer aus.
Ich gebe ihm das Geld dafür in bar. Nach einer Pause mit Tee und Keksen fahre ich weiter. Zum Wind gesellt sich nun
noch Nieselregen und bleibt mir treu. Das kann mir die Freude an den herrlichen (wenn auch manchmal beschränkten)
Ausblicken und der abwechslungsreichen Strecke jedoch nicht vermiesen. Nur das Fotografieren wird mit dem Regenkombi
noch mühsamer. Meine Vermutung das es noch Ferienzeit ist bestätigt sich. Allerlei Fahrzeuge mit europäischen Nummern
sind unterwegs. Die Unterkünfte gut gebucht. Mitleid habe ich mit den häufig zu treffenden Fahrradfahrern. Glücklich
ist wer Rückenwind hat. Scheinbar wissen sie es, denn die Mehrheit kommt mir entgegen. Aber auch sie haben die Wahl der
Fortbewegung selber getroffen.
Um Vier treffe ich in Ullapool ein. Ziemlich geschafft von der langen Fahrt. Das Wetter und die Schafe ohne Einzäunung
entlang der Strassen erfordert noch mehr Aufmerksamkeit als sonst. Die Mehrheit der Tiere lässt sich vom Verkehr nicht
beeindrucken, wenige reissen teilweise unberechenbar aus. Gesund heim kommen hat schliesslich oberste Priorität.
Die Nacht war durchwachsen da das Holzhaus von Simon sehr ringhörig. Ich bin als Erster beim Frühstück. Präventiv
mal die Regenkombi übergezogen und noch getankt. Zu Beginn durch die rauen Berge lohnt sich der Regenschutz. Später
wird nicht nur die Landschaft lieblicher, sondern auch das Wetter. Nach nur hundert Kilometern bin ich am Loch Ness
beim Castle Urquhart. Was für eine Ansamlung Turisten. Ok, ich zähle auch dazu. Aber immerhin mit dem Motorrad gekommen
und nicht per Bus von Inverness hergekarrt. Im Gegensatz zu den anderen habe ich Zeit und kann abwarten bis es ruhiger
wird da ich nicht mehr weiter muss.
Gegen Zwölf sind einige Busladungen weg. Ich lese die Beschreibung zur Burg und dass sie im Kampf um die Vormacht über
Schottland scheinbar eine wichtige Rolle spielte. Von der Gründung zur Zeit der Pikten um 500 bis zur Zerstörung
tausend Jahre später hat sich ihr Gesicht öfters gewandelt. Der Platz mitte am Loch Ness auf einer kleinen Landzunge
ist idyllisch und strategisch zu gleich. Waren eben auch keine Deppen unsere Vorfahren. Mit meinem Rundgang studiere
ich auch gleichzeitig die Turisten aus aller Welt. Am meisten amüsiert mich eine Familie mutmasslich aus Indien deren
Mädchen dauernd posieren müssen. Der Vater übertönt mit seinen im typischen indisch-englisch sogar den Fremdenführer.
Auf dem Wasser umkreisen Ausflugsboote die Küste. Die kleine Ausstellung und den kurzen Film zur Geschichte sehe ich
mir zum Schluss an. Dann fahre ich ins Dorf zum Mittagessen.
Die nächsten drei Stunden sitze ich bei teilweisem Sonnenschein und Tee in einem Bistro und unterhalte mich erst mit
Franzosen und dann noch Italienern. Der heutige Tag war sowieso eher als ruhig geplant. Ich habe auch so schon bald
dreitausend Kilometer gemacht. Um Vier breche ich zur Unterkunft auf. Werde begrüsst von Fiona. Erfreut sieht sie sich meine
Maschine an und zeigt mir die ihre und die ihres Mannes. Mein Zimmer ist top. Ich bin froh nicht jenes bei der Frau
"Hauptmann" gegenüber gebucht zu haben obwohl es billiger gewesen wäre. Fiona weiss wen ich meine. Je nach Tagesform
muss sie unausstehlich sein. So berichten die Erfahrungen auf Trip-Advisor. Auf meine Frage empfielt Fiona mir ein
Lokal und bucht auch gleich für mich da sehr beliebt. Wie ich erfahre waren letzte Woche hier die Highlandgames. Hätte
ich gerne gesehen aber kaum noch irgend eine Unterkunft bekommen. Schon dies Nacht hat etwa 15 Email gebraucht. Ausser
ich hätte richtig Geld hingeblättert, dann hätten drei Emails gereicht. Zeit zum Aufhören. Mein Abendessen wartet und
mehr gibt es auch nicht zu erzählen.
Im Gegensatz zu gestern habe ich fantastisch geschlafen. Nach dem Morgenessen plaudere ich noch etwas mit der
Gastgeberin. Dann geht es dem Loch Ness und den weiteren Nesses entlang nach Fort William. Seit langem gebe ich meinem
Eisenross wieder einmal die Sporen. Die kurvenreiche Strecke und das trockene Wetter laden dazu ein. Ich tanke in
Fort William und kann auch gleich wieder einmal die Regenkombi anziehen. Schon kurz nachher geht hinauf auf 500
Meter über Meer und darauf entlang dem Trossachs Nationnalpark. Erst eine halbe Stunde vor Stirling wieder im flachen
stoppt das Nieseln. Aus beiden genannten Gründen gibt es davon keine Fotos. Abgesehen davon bot die Landschafte nichts
sonders aussergewöhnliches.
Ich bekomme ein Dachzimmer weg von der Strasse mit Blick zum Wallace Denkmal. Ein Tee zur Stärkung und ich fahre 20
Kilometer zum Falkirk Wheel. Einem Schiffshebewerk das die Kanalschiffe 35 Meter hoch und gleichzeitig hinunter heben kann.
Mit einem Fahrschein kann man das Ganze in einem Turistenboot selbst erleben. Ich finde es aber von aussen spannender
weil ich so gleichzeitig die Technik des Vorgangs studieren kann. Der Andrang von Zuschauern hält sich in Grenzen. Das obere
Ende der Kanalwanne zerschneidet zudem den Antoniuswall. Die nördlichste Grenzbefestigung der Römer in Grossbritannien. Es
ist wie der Name sagt wirklich ein Wall aus Erde, Steinen und Bäumen und nicht eine wirkliche Mauer. Entsprechend ist
davon auch nicht sehr viel zu sehen.
Die nächste Station liegt 7 Kilometer weiter östlich. Es sind die Kelpies. 300 Tonnen schwere Pferdeköpfe aus Stahl die
mit 1200 Tonnen Stahlbeton in der Erde verankert sind. Sie stehen eine Schleuse einrahmend stellvertretend für die
unzähligen Pferde die seinerzeit die Lastkäne in den Kanälen zogen. Mit der Einführung der Eisenbahn wurden sie dann
überflüssig. Die Aussenhäute sind aus beinahe tausend rostfreien Stahlplatten gefertigt. Per Zuall habe ich davon erfahren
und bin froh darüber. Ein monströses und total beindruckendes Kunstwerk. Im Feierabendverkehr kehre ich nach Stirling
zurück und kaufe im Supermarkt mein Nachtessen. Nach dessen Verzehr widme
ich mich wie immer am Abend meinem Onlinetagebuch.
Heute fahre ich keinen Meter. Nicht einmal mit den ÖV. Alles wird zu Fuss erledigt. Als erstes geht es zum Denkmal
des Freiheitskämpfers William Wallace welches ich von meinem Zimmer aus sehen kann. Beim Aufstieg zum Hügel lasse ich das
Empfangsgebäude aus. Auf halbem Weg nach oben bin ich mir aber nicht sicher ob der Eintritt dort gelöst hätte werden müssen.
Mal sehen, sonst habe ich halt noch etwas Training. Das Ticket kann dann doch vor Ort gekauft werden. Der monumentale Turm
besteht aus drei Etagen mit je einer Ausstellung. Eine mit Erläuterungen zum schottischen Freiheitskampf. Eine mit den
wichtigen schottischen Frauen und Männern und eine zum Bau des Turms. Der ausgestellte Zweihänder William Wallaces ist
rund 1.70 Meter gross. Damit kann man kaum kämpfen. Der hat wohl eher repräsentativen Zwecken gedient. Eindrücklich ist
das Bauwerk zwar, aber in meinen
Augen nicht gerade elegant. Wie bestellt geht ein Schauer nieder als ich auf der Aussichtsplattform stehe. Ich nehme
es nicht persönlich. Der Blick führt über das Schlachtfeld von 1296 in einer Flussbiegung und weiter zum Stirling Castle.
Die etwas 2 Kilometer bis dorthin sind mein nächstes Vorhaben.
Kaum bin ich am Fuss des Denkmalhügels, scheint die Sonne wieder. Ich hole trotzdem meine Regenjacke in meinem Zimmer.
Im überschaubaren Zentrum geht es ruhig zu. Sicher auch weil gerade Mittag ist als ich dort ankomme. Als erstes zieht
es mich wieder in einen Friedhof neben der Festung. Einige besonders intressante Grabsteine sind mir ein Bild wert.
Darunter einer, auf dem verzeichnet ist wie Eltern vier Kinder vor erreichen deren dreissigsten Lebensjahr verloren haben.
Der Parkplatz vor der Burg ist schon recht belebt. Die Anlage ist komplett in Hand der Turisten und wird nicht mehr für
andere Zwecke genutzt. Insbesondere James der Fünfte hat sich hier vor etwas 500 Jahren ein Denkmal gesetzt. So gibt es
immerhin etliches zu sehen was die 20 Franken Eintritt einigermassen rechtfertigen. Imposant ist der Bankettsaal mit
seinen vier riesigen Feuerstellen wo sich eher Baumstämme als Holzscheite verbrennen lassen. Die königlichen Gemächer
sind herrvorragend restauriert und vermitteln ein Bild wie es sich der Regent gut gehen liess. Während wohl die Mehrheit
seiner Untertanen in kleinen, kalten Steinhäusern gewohnt haben. Die Decke der Audienzhalle war mit dutzenden geschnitzten
und bemalten Holzpanelen geschmückt so wie sie heute wider an Ort sind. Den Originalen ist eine separate Ausstellung gewidmet.
Bei immer noch schönen Wetter lasse ich mir drei Stunden Zeit. Schaue mir etwas an, pausiere und studiere dabei andere Turisten.
Wieder über den Parkplatz hinunter ins Zentrum besteht mein kombiniertes Mittag-Abendessen aus einem Wrap und Fritten.
Der Weg zurück führt erneut über die schön geschwungene mittelalterliche Brücke. Die abschliessende Reiseplanung bedarf
noch etwas Zeit womit ich dann den späten Nachmittag zubringe. Danach nehme ich mir Zeit zum Lesen.
Ein (beinahe) perfekter Tag!
Die Fahrt:
Das Navi braucht etwas Zuspruch um mich so zu führen wie ich mir das gedacht habe. Eigentlich möchte ich so viel wie
möglich über Land fahren. Entsprechend wird mir auch der Weg bis nach Edinburgh angezeigt. Ich will mich aber nicht durch
den morgentlichen Verkehr kämpfen und an hundert Ampeln stehen. Also gebe ich die Teilstrecke bis nach Edinburgh über
die Autobahn ein. Ab da lasse ich mir neue Routen vorschlagen und wähle jene aus die direkt durchs Hinterland führt.
Die nächsten drei Stunden fahre ich bei Sonnenschein durch einsame Täler, grüne Hügel und leere Wälder. Kaum eine Ampel
oder Verkehr, nur kurvige Strassen. Dafür kollidiere ich beinahe mit einem aufgescheuchten Fasan und ein Hase quert
direkt vor mir die Strasse. Am Ende dieser wunderbaren Fahrt erwartet mich ein modernes Zimmer mit Regendusche ohne bisher
gewohntem Wassererhitzer. Alles idyllisch erhöht am Ufer des Flusses Irthing gelegen.
Die Wanderung:
Es ist kurz nach Mittag bis ich mich umgezogen habe. Auf Empfehlung von Andrea, der Vermieterin, esse ich im Samson Inn
zu Mittag. Mit genügend Zeit mache ich mich auf die Gegend zu erkunden. Nur hundert Meter hinter dem Lokal befindet sich
ein kleines Kastell des hier durchführenden Hadrianswall. Der um 125 nach Christus erbauten Grenzbefestigung. Wie ich
mitbekomme ist hier einer der am besten erhaltenen Abschnitte des ehemals 117 Kilometer langen Mauer die rund 300 Jahre
besetzt war. Ich wandere der Mauer folgend westwärts. In regelmässigen Abständen folgen Wachtürme, dann geht es ins Tal
des Irthing hinunter wor noch das eine Widerlager der Mauerbrücke stand. Auf dem üppigen Grün der Wiesen weiden Schafe.
Eingerahmt wird das ganze von bewaldeten Hängen. Über die neue Fussgängerbrücke weiter flussabwärts geht es weiter
hoch zum nächsten Meilenkastell. Noch einmal fünfhundert Meter weiter befindet sich die Garnison von Birdoswald. Diese
beherbergte rund tausend Soldaten welche die Wachtürme und die Meilenkastelle bedienten. Bis auf einige Grundmauern gibt
es hier nicht viel zu sehen und so wandere ich die selben 3 Kilometer wieder zurück und freue mich an der Natur und dem
schönen Wetter. Nachtessen gibt es noch einmal im Samson Inn da das einzige Lokal in diesem Nest.
Eine tolle Fahrt
Natur und alte Steine
Ein perfekter Tag
Nur leider alleine.
Als einziger Gast im Haus hatte ich eine ruhige Nacht. Beim Frühstück lasse ich mir Zeit. Heute stehen sowieso
nur die römischen Hinerlassenschaften auf dem Programm. Also jene aus anorganischen Materialien. Zuallererst muss
ich aber Benzin besorgen was auch dank Erklärung der Gastgeber reibungslos klappt. Danach fahre ich einige
Kilometer ins Museum mit der Ausstellung zur römischen Armee. Ich bin überrascht über die Qualität der Ausstellung.
Alles wirklich Top gemacht. Insbesondere der Film in 3D welcher einiges der Grenzbefestigung auch von oben zeigt.
Unweit des Museums ist einer der Steinbrüche. Ich sehe ihn mir an. Spannender ist aber das Stück des Walles welches
sich daneben über den natürlichen Klippen erhebt. An einem Punkt lassen sich die Klippen erklimmen. Was verbotenerweise
tue. Unglaublich ist die Vorstellung was hier für eine Arbeisleistung in rund zehn Jahren vollbracht wurde. Nicht nur die
Mauer wurde erstellt. Auch einen von zwei Erdwällen gesäumter Graben dahinter wurde noch angelegt.
Es folgt wieder einige Kilometer die Ausgrabung der Garnison von Vindolanda. Neben der befestigten Anlage hatte sich
eine Siedlung gebildet. Im Gelände laufen im Sommer Ausgrabungen. So auch heute. Ich beobachte eine Weile das Treiben.
Die meisten der Grabenden sind Freiwillige unter Anleitung einiger Spezialisten. Der lehmige Aushub
wird in Eimern hochgegeben und dann in Schubkarren von Hand zerkleinert und nach Fundstücken untersucht. Während meiner
Anwesenheit wird in 4 Meter Tiefe eine Lederschuh gefunden. Etwa der dreissigste diese Jahr. Im zur Grabung gehörenden
Museum werden dann auch die am besten erhaltenen Schuhe ausgestellt. Von Kinderschuhen bis Legionärsschuhen. Auch dieses
Museum ist top aufgemacht und noch um einiges reichhalteiger als das vornagehende. Besonders interessant sind die Täfelchen
die gefunden wurden und welche vom täglichen Leben in der Garnison berichten. Manchmal auch nur so banale Dinge wie das
Inventar. Noch nicht ganz geklärt ist der Fund eines Mädchenskelettes unter dem Fussboden im Lager selber. Da Tote dort
nie beerdigt wurden vermutet man ein Gewaltverbrechen. Anhand der Fragmente konnte das aber bisher nie geklärt werden.
Auf dem Rückweg schaue ich mir noch einen hoch gelegenen Punkt des Walles an. Wieder sind etliche Wanderer zu treffen.
Einige laufen die ganze Strecke von der Ost- zur Westküste. Mir würde ein Teil reichen. Auf jeden Fall reicht es mir nun
für den Moment auch mit den Römern in Britannien und ich fahre in meine Unterkunft zurück.
Um Neun verlasse ich meine luxuriöse Unterkunft und schwinge mich für die nächsten sechs Stunden auf meine Aprilia. Zwei Tankpausen unterbrechen die monotone Fahrt auf Autobahn. Punkt Vier komme ich an. Nachdem ich mich installiert habe unterhalte ich mich noch läger mit Nigel. Zwar mindestens zehn Jahre älter aber ein ebenso angefressener Motorradfahrer wie ich. Es ist Zeit für das Nachtessen. Schliesslich habe ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Nur zu gerne würde ich wieder einmal einen ordinären Teller Pasta geniessen. Da alle in Frage kommenden Lokale ausgebucht sind gebe ich mich Tajine zufrieden. An diesem ziemlich ereignislosen Tag habe ich kein einziges Foto gemacht. Entsprechen gibt es auch nichts hochzuladen.
Den Wecker hätte ich heute nicht zu stellen gebraucht. Um Halb Sieben geht der Feueralarm
los. Angezogen, die Brieftasche eingesteckt und dann hinunter zur Lobby geeilt. Es war zum Glück nur
blinder Alarm. Wieso weiss keiner. Heute steht die römische Therme auf dem Programm. Und weil
Sonntag ist bin ich schon um Halb Zehn dort um dem grossen Ansturm zuvor zu kommen. Es warten auch
schon etliche Gruppen vor dem Engang. Das Ticket ist mit 20 Franken recht teuer. Immerhin bekommt
man einen Audioguide in gewünschter Sprache mit. Wider meines Erwartens erstreckt sich die Anlage
unter dem von aussen wahrnehmbaren Teil weit unter dem Boden. Es sind nicht nur das Hauptbecken
sondern auch diverse Nebenbecken und weitere Teile des ehemaligen Tempelbezirkes des Aqua Sulis
zu sehen. Nach den Römern flaute das ganze Badegeschäft ab und erlebte dann im 18. Jahrhundert eine
neue Blüte. zu diesem Zeitpunkt wuchs die Stadt auch merklich wie man heute an all den gregorianischen
Bauten sehen kann. Insgesamt verbringe ich rund eineinhalb Stunden mit meinem Rundgang im römischen Bad.
Da beinahe alle Geschäfte geöffnet haben kaufe ich in einem Supermarkt mein Mittagessen, setzte mich in
die Fussgängerzone und beobachte derweil die Leute. Schätzungsweise ein Drittel der Anwesenden sind Touristen.
Mich erstaunt auch wie viele Bettler es hier gibt. Sicher auch grade wegen der vielen Touristen. Irgendwann bin ich
dann des Gewimmels überdrüssig und setzte mich an das Ufer des Avon. Ein Gruppe Standup Paddler kommt vorbei.
In dies Wasser möchte ich nicht fallen geht mir durch den Kopf. Genau das passiert Dreien dann aber als sie
auf dem Rückweg wieder an mir vorbeikommen. Ein Dusche ist nun sicher nötig. Passend zum Sonntag nehme ich es
gemütlich, wandle noch ein wenig herum und lese Zeitung. Nigel hat mir die Motorcyclenews auf das Bett gelegt.
Morgen werde ich bis nach Frankreich fahren. Das heisst wieder deutlich mehr an Unternehmung als heute.
Obwohl ich schon alles gepackt habe, fahre ich beinahe zu spät los. Beim Frühstück fragt mich das ebenfalls im
B+B wohnende amerikanische Paar aus Montana was ich von ihrem Präsident halte. Ich tue meine Meinung kund und sie
pflichten mir eigentlich in allen Punkten bei. Die Diskussion geht angeregt weiter. Auch mit Robert, einem deutschen
Doktor der Chemie welcher an der hiesigen Uni ein Gastreferat hält. Um Viertel vor Neun fahre ich los. Der Rest ist
relativ schnell erzählt da ich hauptsächlich über die Autobahn fahre.
Drei Stunden sind es bis Dover. Wobei ich südlich von London wegen der langsamen Reaktion des Navis die falsche Abzweigung
nehme. Das kostet aber nur wenige Minuten. Beim Ticketkauf am Fährhafen trifft mich dann der Schlag. DAs Motorrad und ich
sollen 170 Euro Kosten! Die reinste Abzocke! Hat doch die Hinfahrt noch 70 Euro gekostet. Wäre eben doch richtig gewesen
vorab ein Flexiticket für 80 Euro zu kaufen. Damit habe ich absolut nicht gerechnet. Lehrgeld bezahlt... Eineinhalb Stunden
sind es über den Kanal. Weitere drei Stunden bis Chatillon en Champagne. Dort die nächste Überraschung. Im von mir vorab
möglichen Hotel wurde das letzte Zimmer gerade vergeben. Scheinbar ist hier ist die ganze Woche ein Fest im Gange und alles gut
gebucht. Ausser man hat eine dicke Brieftasche. Diese wurde aber schon mit dem Fährticket massiv geschmälert. Die Rezeptionistin
ist sehr hilfsbereit und nach einigen Telefonanrufen ergattere ich dank ihrer Hilfe an der Periferie ein letztes Zimmer. Noch
Geld besorgen, Nachtessen kaufen, duschen und der Tag ist gelaufen.
Auf das Frühstück habe ich im "Schnellhotel" à là Typ Formule 1 verzichtet und mich vorab mit Zimtschnecken im
Carrefour versorgt. So kann ich zeitig los und bin erstaunt wie herbstlich es auf dem Festland schon geworden ist.
Die Autobahnfahrerei gestern hat gereicht und ich wähle im Navi eine direkte Route die beinahe alles über Land führt.
Bei kaum Verkehr und mit Achtzig Sachen geht es nach Südosten der Heimat zu. Auf einem Stück Autobahn um Nancy ist
die Gegenspur gesperrt. Das Aufgebot an Blaulichtorganisation und insbesondere das weisse Tuch auf einer Bahre hinter
der Ambulanz verheissen nichts Gutes. Ich fahre auch hier kaum schneller als Neunzig. Genug schnell damit mich die LKW's
nicht schieben. Vor Vogesen Tanke ich und esse den Rest meiner Vorräte. Das Wetter Passt und die Landschaft ist
abwechslungsreich. Auch sind die Strassen kurviger. Alles bestens!
Auf der anderen Seite zur Rheinebene hin gerate ich in etwas Verkehr. Um nicht durch Basel zu müssen fahre ich direkt
quer über die Ebene und dann hinunter gegen Lörrach. Gegen Abend bin ich dann in der Schweiz. Irgenwie ist der Gedanke
dass ich vor zwei Wochen auf den Orkney Inseln stand unwirklich. Gemäss Tachostand habe ich genau 4975 Kilometer gemacht.
Dafür sieht der Hinterreifen noch tadellos aus und übersteht sicher noch weitere dreitausend Kilometer. Das morgige
Programm steht auf jeden Fall schon fest. Ich werde mich dem Haushalt, insbesondere der Wäsche, widmen müssen.
Hier die Karte der in Grossbritannien zurückgelegten Strecke. Die einzelnen Strecken sind abwechselnd in rot und blau dargestellt.