Meine gefahrenen Etappen in Grün
Ganz der Gepflogenheit der letzten Jahre und der gewollten Authentizität entsprechend bleibt der Reisebericht in seiner ursprünglichen Tagebuchform veröffentlicht. Ebenso wie in anderen Reisen ist in den jeweiligen Abschnitten oft nicht der Ort des Titels, sondern der Weg dorthin beschrieben und bebildert.
Nach einem erträglichen, konnte ich um 23.30 (CH) das Flugzeug verlassen und
das Neujahr mit überteuerten Mangoschnitzen und Mineralwasser begrüssen.
Hier ist das Neujahr schon Geschichte. Zum Zeitvertreib bis der Flug in 5 Stunden
nach Vientiane geht, kann ich noch einen Test mit meinen Netbook per WiFi-Verbindung
machen. Klappt hier gut. Wie aber die Infrastruktur in Laos bezüglich Internet
ist wird sich noch zeigen.
Es war schon befremdlich in dunkler Nacht die schneebedeckten Berge von
Afghanistan friedlich im Mondschein leuchten zu sehen beim Gedanken an
all das Elend welches sich dort unten zuträgt. Danke für die
Neujahrswünsche welche ich von euch erhalten habe.
Nach sechs Stunden Warten in gut gekühlter
Atmosphäre erschlägt mich die Wärme bei der Ankunft in
Vientiane. Der Flughafen ist schön klein und provinziell. Die
ganzen Formulare welche das autoritäre System auszufüllen
verlangt gleicht einer Strafaufgabe. Immerhin kann ich nun meine
Passnummer auswendig. Das Warten an den Schaltern der Bürokratie
habe ich mit Unterhaltung mit anderen Touristen verkürzt.
Der Neujahrstag ist deutlich zu spüren, oder besser gesagt,
es herrscht tote Hose in der Stadt. Mir soll es recht sein. In zehn
Minuten sind wir mit dem Tuk-Tuk vor dem Hotel angelangt. Schon jetzt habe ich
die Hauptstadt in mein Herz geschlossen. So provinziell und ruhig ist
es hier. Noch habe ich keine Kip, so heisst die Währung, um
mein
Zimmer zu bezahlen. Die Suche nach einem Automaten führt mich
an den Mekong, an welchem die Stadt liegt. Der Fluss bildet praktisch
die gesamte Westgrenze von Laos. Nach dem Bezug von einer halben
Million Kip (65 Fr.) setze ich mich mit Mineralwasser und Chips
bewaffnet unter einen Baum und komme langsam an.
Trotzdem wird es noch einige Tage dauern bis ich im Rhytmus des
Landes schwinge. Vor allem muss ich nich die Zahlen büffeln,
um wenn nötig handeln zu können. Ob erst nord- oder
südwärts fahre weiss ich nicht, momentan tendiere ich
dazu erst den Süden heimzusuchen um bei kleinerem Turistenandrang
Luang Prabang zu sehen.
Abendessen, dazu ein Bier trinken und zur guten Ankunft noch
eine Zigarre rauchen. Nach "durchflogener" Freinacht bin ich
um 20 Uhr in tiefen Schlaf gefallen. Und um 1 Uhr wieder aufgewacht.
Es dauerte einen Augenblick bis die Gedanken über Sinn und Unsinn
meiner Unternehmung und die Beklemmung über das mich erwartende
Unbekannte durch die Freude soviel erleben zu dürfen besiegt werden.
Diese Momente sind manchmal schwierig, aber positiv gedacht können
sie mich die Reise noch intensiver, weil wachsamer erleben lassen.
Wieder gewöhnen muss ich mich an den durch Lebensart und Bauweise
verursachten höheren Lärmpegel in den Unterkünften.
Weiterschlafen kann ich aber trotzdem.
Nach kurzer Suche finde ich den Vermieter meines Motorrades
welches ich Morgen übernehmen werde. Da sein Laden momentan
brummt will ich später wieder kommen und schlendere durch die Strassen
Richtung Markt. Immer noch kommt mir das Leben in Vientiane verdächtig
ruhig vor. Mal sehen ob sich das noch ändert. Der Markt ist gut
besucht aber auch hier läuft alles sehr ruhig ab. Zudem überrascht
mich wie sauber es ist. Kein Vergleich zu Kambodscha! Rasch finde ich
Gummiriemen und Tauchsieder. Wenn mir zu Hause das Einkaufen ein Gräuel
ist, in diesem Gewirr von Pfaden durchzogenen Ständen kann
ich lange verweilen. Instantkaffe und Shampoo muss ich in einem der
raren und kleinen Supermärkte besorgen.
Gestern habe ich mich nach dem Gespräch mit Jules,
dem Besitzer der Motorradvermietung, entschlossen erst den Norden zu
besuchen. Ich starte um 8 Uhr Morgens.
Die Route soll mich entlang dem Mekong
flussaufwärts bis nach Sanahkam führen. In zehn
Minuten bin ich aus Vientiane hinaus und schon beginnt der
unasphaltierte Teil der Strasse. Also sofort angehalten und die
Staubmaske übergestreift. Zwischen den Gehöften am Ufer des Mekong
erspähe ich immer wieder den Fluss zu meiner Linken. Der Weg
scheint zu stimmen. Noch nehme ich mir für das Fotografieren
wenig Zeit und halte selten. Ich konzentriere mich bewusst auf die
Strasse. Vor mir kriecht eine Schlange darüber. Knapp entgeht
ihr Hinterteil meinem Vorderrad. Nach etwa 90 Kilometer will ich noch
einmal die Karte mit dem Ortsnamen vor mir abgleichen. Aber da ist kein
Zündschüssel mehr im Schloss um den Motor abzustellen. Na toll,
das Geschüttel der Schotterpiste hat ihre Wirkung gezeigt! Der
letzte Halt liegt schon über zwanzig Kilometer zurück.
Die Piste abzusuchen bringt nichts. Ich denke die möglichen Szenarien durch.
Umkehren und Ersatzschlüssel holen? Weiterfahren und mal sehen
was sich organisieren lässt? Ich entscheide mich für
die zweite Variante, irgendwie öffnet sich immer eine
Türe. Beim Fahren denke ich noch über die
Möglichkeit den Strom zu unterbrechen nach. Das Schloss
scheint genügend ausgeleiert (sonst hätte der
Schlüssel darin gehalten) um es mit Irgendeinem Schlüssel versuchen zu
können. Andernfalls muss ich notgedrungen die
Batterie abhängen. Beim Blick auf den Tageszähler
zuckt ein viel schlimmerer Gedanke durch mein Gehirn. Das Tankschloss!
Daran habe ich noch nicht gedacht. Vor allem ist dieses beinahe
neuwertig und ohne passenden Schlüssel nur mit Gewalt zu
öffnen. Das Benzin müsste noch für weitere
80 Kilometer reichen. Schon zehn Kilometer später kommt eine
Tankstelle in Sicht. Ich halte an und mache dem Tankwart mit
Gebärdensprache verständlich, dass ich einen
Schlüssel benötige um zu tanken. Er bring seinen
Mopedschlüssel. Der pass nicht, aber immerhin kann ich damit
die Zündung unterbrechen. Er holt zwei weitere.
Der Dritte öffnet der leisen Hoffnung entsprechend das
Tankdeckelschloss! Ohne langes Handeln ist der Mann bereit mir den
Schlüssel für umgerechnet 60 Rappen zu verkaufen. Ich
runde auf eien Franken und tanke noch für fünf Franken.
Ob in Laos Schlangen von links Unglück verheissen? Bei uns
sind es ja die Katzen. Aber mein sich dem Buddhismus angepasstes Denken
des sich ins Schicksal fügen scheint zu funktionieren. Das
viele Reisen hat mir beigebracht nötigenfalls Ruhe zu bewaren.
Ab der Verzweigung welche die Strasse vom Mekong weg durch die Berge
und dann wieder zu ihm hin führt ist sie geteert. Diese 50
Kilometer bis Paklai sind nun nur noch entspanntes Kurven auf der
bergigen Strasse. Erneut stehe ich an den Ufern des Mekongs und halte
Ausschau nach der nötigen Fähre. Ein Mann spricht mich an ob
ich übersetzen will. Ich bin so guter Laune, dass ich in
vollem Bewusstsein zuviel für die Überfahrt bezahle.
Aber heute soll mich ein Franken mehr nicht reuen. Kurz nach der
Passage bin ich schon in Paklai. Auf dem Markt muss ich noch ein neues
Vorhängeschloss besorgen, da dieser Schlüssel ebenfalls fehlt. In
meinem Zimmer für 6 Franken am Ufer des Flusses kann ich mich später in
der Ruhe der Nacht erholen.
Die Fahrt beginnt um 8.15 Uhr. Es braucht zwei Versuche
bis ich die richtige Abzweigung in die Berge finde. Anstatt dem Fluss
entlang zu fahren um bis ins rund 160 Kilometer entfernte Xainabuli zu
gelangen will ich durch einen Nationalpark durch die Berge einen Umweg
fahren. Die Piste windet sich auf und ab durch die Bergeflanken welche noch
nocht gross abgeholzt sind. Öfters gleiche ich die Ortsnamen mit den
Angaben auf der Karte ab, bis ich sicher bin mich nun nicht mehr verfahren
zu können. Hier sollen noch häufig Arbeitselefanten eingesetzt
werden. Dies scheint aufgrund der Hinterlassenschaften entlang der Strasse
zu stimmen. Nach einer guten Stunde Fahrt kommen mir endlich zwei entgegen,
was sogleich fotografiert werden muss. Das erste Wunsch ist erfüllt.
Weiter geht lange auf und ab ohne grosse Probleme. Ich erreiche ein
flachere Gegend mit einer grossen Siedlung und schön breiten Strassen.
Jedoch so viele, das ich wieder diverse Leute fragen muss wo es lang geht. Alle
sind sich aber einig wo der Weg nach Nam Puy liegt. Dort werde ich wieder auf
die Hauptstrasse gelangen. Wenige Minuten später stehe ich vor einigen
vor langer Zeit begonnenen Brückenpfeilern und muss einen 10 Meter
breiten Bach durchqueren. Schon nach nur fünf Kilometern sind nur mehr
Mopedspuren in der immer stärker verwitterten Piste auszumachen. Noch
fünf Kilometer und ich kann zum letzten Mal für rund
eineinhalb Stunden nach dem Weg fragen. Das weiss ich allerdings jetzt
noch nicht. Gleich einer Achterbahn quält sich der Weg und
mein Motorrad nun auf und ab. Wer hier einmal das Trasse für
eine Strasse planiert hat besitzt keinen Führerschein für Autos.
Solche Steigungen und Gefälle kann nur ein richtiges Geländefahrzeug
bewältigen. Kein Wunder wird daran nicht mehr gearbeitet. Nach der zweiten
Bachdurchfahrt und dem Überqueren eines Bergkammes von etwa 900 Metern
Höhe werden meine Zweifel an der Richtigkeit dieser Fahrt stärker.
Eigentlich darf nur mein doch nicht mehr allzu neues Moped streiken.
Die wenigen Reifenspuren lassen immerhin auf durchgängige Befahrbarkeit hoffen.
Ich schätze, dass das Umkehren etwa mindestens so lange dauert wie
das Erreichen der Zivilisation durch weiter fahren. Nur weiss ich sicher was
hinter, aber nicht was noch vor mir liegt.
Irgendwann öffenen sich die Berge und der Blick wird etwas
freier. Das lässt hoffen. Dem widerspricht leider etwas der
nur noch schmale Pfad vor mir. Aber immerhin geht es einem Bach entlang
abwärts. Eine Stunde weiter bemerke ich neuere Reifenspuren welche
nur langsam deutlicher werden bis ich unvermittelt in einer flachen Lichtung mit
Hütten stehe. Schön nach 30 Kilometern im nirgendwo wieder Menschen
zu sehen. Ich bin also auf dem rechten Weg. Nach einigen Schluck Wasser
und Fotos rolle ich deutlich gelassener die nun wieder breite Gasse
weiter. Noch einmal muss ich nach einer Stunde einen breiten Bach von
einem halben Meter Tiefe durchqueren und die währendessen
getrockneten Stiefel sind erneut durchnässt. Eine weiteres
Kneippen kurz danach spare ich mir indem ich die Brücke benütze,
was mich 70 Rappen kostet. Vorher lichte ich noch einige ab welche sich
neugierig genähert haben. Obwohl häufiger Menschen anzutreffen
sind, dauert es noch einmal eine Stunde bis ich in die Hauptstrasse in
Nam Puy einbiege.
Die Hauptstrasse ist zwar auch unasphaltiert, aber dank höherem
Tempo bin ich in einer Stunde im Hotel in Xainabuli und besorge danach
Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs da es noch kein warmes
Wasser zur Körperhygiene gibt. Während ich anschliessend meinen
Tagesbericht auf dem Netbook verfasse und gegen Ende nur der Schein des
Monitors mein Gesicht erhellt, weil der Strom erst nach Sechs
eingeschaltet wird sehne ich mich auf die bald mögliche warme
Dusche.
Ich versuche möglichst kurz vom heutigen Tag
zu berichten, weil ich anschliessend noch ein wenig meine
sonstigen Eindrücke wiederzugeben möchte.
Obwohl ich die Gefahr kenne, habe ich gestern gebratenen Fisch mit
Unmengen von rohem Gemüse gegessen. Erstaunlicherweise spühre
ich nur ein dezentes Bauchgrimmen. Ich war schon auf Schlimmeres gefasst.
Also aufgesattelt und in die Morgenfrische getaucht. Die eindrückliche
Fahrt durch die Bergwelt Laos kann ich heute dank durchgehend passabler
Schotterpiste richtig geniessen. Trotzdem bleibt das Auge auf der Strasse.
Der Beinahezusammenstoss mit einer Kuh welche unvermittelt wieder wendete
ist Warnung genug. Selbst mit langsamen Tempo ist mit Gepäck auf den
sandigen Pisten der Bremsweg lang. Auch wechseln die Verhältnisse
ständig. Am schlimmsten sind die Passagen welche mit feinem
Staub bedeckt sind. Da fährt es sich wie auf Seife. Zur weiteren
Abwechslung tragen die regen Arbeitten am Strassennetz bei. Natürlich
entsprechen sie den höchsten Sicherheitsstandarts für die Verkehrsteilnehmer.
Nur einmal finde ich den Weg nicht auf Anhieb. Neben fragen bleibt als
einzige Orientierungshilfe die Schilder der Schulen welche zusätzlich
mit lateinischen Buchstaben angeschrieben sind. Um halb Eins verlade ich das
Motorrad auf die Fähre. Aber erst macht die Mannschaft Mittagspause.
Das tut mir nach fünf Stunden im Sattel auch gut. Eigentlich wollte ich
noch bis Huei Xai. Aber die mindestens 150 Kilometer werde ich eh nicht mehr
vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. Also nach dem Übersetzen noch
zehn Kilometer bis Pakbeng gerumpelt wo ich ein einfaches Zimmer über
dem Ufer des Mekong beziehe. Immerhin habe ich Ferien und bin auch schon
über 500 Kilometer gefahren. Mein Hintern kennt schon viele
Schlaglöcher. Die Entscheidung im idyllisch gelegenen Ort zu bleiben
ist richtig.
Bisher gefällt mir das Wesen der Laoten. Die Lao sind eher ruhige Leute.
Das Leben läuft in beiden Sinnen entsprechend ruhig ab. Nur bei den
Jungen ist selten ein barscher Ton zu vernehmen wenn der Falang wieder dumm
nach dem Weg fragt. Positiv bin ich von der Sauberkeit überrascht. Das
ist wie erwähnt in Kambodscha um Stufen schlechter. Vor allem auf den
Märkten. Bis auf Vientiane konnte ich auch noch keine Prostitution
erkennen. Dort hätten gern ein paar Ladyboys mit mir Geld verdient.
Nein Danke! Das man versucht von Touristen etwas mehr zu kriegen ist bei der
hiesigen Armut normal. Es kommt zwar im Vergleich zu Lateinamerika wenig vor,
aber auf das Spiel lasse ich mich gern ein. Auch wenn es noch ein bisschen
Zeit braucht um die Verhältnisse besser zu kennen.
Das Land ist mindestens was ich gesehen habe so bergig wie vermutet. Die üppige
Natur in grossen Abständen von Pflanzungen mit meist Bambushütten
durchbrochen. Ab und an kleine Siedlungen mit Schulen an den Hauptverkehrsachsen.
Und immer wieder der Mekong welcher mit seinem stoischen Lauf das Leben an seinen
Ufern in Gang hält. Ein Traum an Landschaft welchen ich seit einem Jahrzehnt
zu durchfahren hege. Auch wenn das Fahren an manchen Tagen nicht enden will. Auf
jeden Fall endet er nicht vor Ende Januar.
Der gestrige Tag ist perfekt ausgeklungen. Auf Empfehlung
des Reiseführers bin ich zu einem Inder essen gegangen. Reis,
Fladenbrot mit Knoblauch und Schaf in Tomatensosse vom feinsten! Lesend
geniesse ich noch mein Zimmer unter Grillengezirpe und Blick auf den
Dank fehlender Lichtverschmutzung makellosen Sternenhimmel. Dann erfasst
mich von Zehn bis um Sieben die Leichenstarre. Beim Frühstück
noch einmal ein wenig mit den Leuten geplaudert welche ich am Vorabend
kennengelernt habe und dann los.
Die Naturstrasse ist wie vom Inder angekündigt in einem
tadelosen Zustand. In kurzer Zeit bin ich von 370 Metern über
Meer auf rund 1400 Metern hochgefahren. Nun folgt ein zweistündiger
nicht zu schwieriger Panoramaritt mit überwältigender Aussicht.
Leider geht die freie Sicht auf die Landschaft auf Kosten des Waldes
der von der Bergbevölkerung zum Kochen, Heizen und Bauen abgehackt
wurde. Wenn ich einem Dorf anhalte um zu fotografieren bin ich wie Kirmes
und das Alles versammelt sich. Auch muss ich mich einmal nicht
um den richtigen Weg sorgen. Zum ersten Mal sind bis in die
nächste grössere Ortschaft Kilometersteine am Rand zu
finden. Weshalb auf dieser Nebenstrasse und nicht auf einer Hauptachse
wie ich schon öfters befahren habe wissen die Götter.
Wieder unten im flachen Gelände folge ich ab Pha Udom dem Nam
Hat durch eine Karstlandschaft. Dann dem Nam Tha nach bis zu seiner Mündung
in den Mekong.
Schon erstaunlich wie das Wohlstandsgefälle über die
Grenze, heisst der Fluss, zu sehen ist. Hier Staubpiste mit
mehrheitlich Bambushütten, drüben feste
Häuser und eine asphaltierte Strasse. Ich bin aber auf der
richtigen Seite. Dank ebenerem Gelände kann ich ein
höheres Tempo von 50(!) Stundenkilometer vorlegen und bin um
Eins in Huei Xai. Zum letzten Mal für längere Zeit
werde ich am Ufer des Mekong nächtigen. Morgen geht es nach
Vieng Phuka. Nach drei Tagen ohne Telekommunikation werde ich
endlich meine Berichte hochladen können.
Noch während des Abendessens überlege ich
noch einmal eine Extratour anzuhängen. Die Abzweigung finde
ich unterwegs, aber mein Bauch sagte nein. Und da es meinem Bauch gut geht bin
ich folgsam. Ich habe noch genügend Möglichkeiten
dazu und werde mich dann sicher noch mehrmals dafür
verfluchen wenn ich etwa wieder knietief in einem Bach stehe.
Ausser das ich anstelle nur nach Vieng Poukha gleich bis Luang Namtha
durchfahre. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich nur auf
asphaltierter Strecke unterwegs bin. Es geht zwar auch auf und ab,
aber eben mit doch sechzig Stundenkilometer Geschwindigkeit. Das beinahe
schon andere Fahrgefühl ist eine willkomenen Abwechslung. So muss
ich mich etwas weniger um die Piste kümmern und nehme mehr von der
Umgebung war. Leider ist das Ganze nicht so spannend und
ursprünglich wie auf den Nebenstrassen durch die Berge und ich
fotografiere kaum. Nur für ein paar Kinder
mit Autos aus alten Plastikflaschen halte ich an. Aber obwohl ich den
Helm abziehe rennen sie jedesmal davon wenn ich die Kamera
zücke. Weshalb weiss ich nicht, denn sie leben hier an einer
Hauptverkehrsachse und nicht abseits der Welt. Vielleicht liegt es
daran das sie bestimmte Glaubensvorstellungen haben oder sie finden es einfach
lustig. In dieser Provinz leben 39 Ethnien, so viele wie sonst nirgends in Laos.
Noch habe ich keinen Pulli gefunden um mich vor den kühlen
Morgen zu schützen. Ausserdem ist es heute noch bewölkt und es
fröstelt mich dauernd. Ich muss unbedingt etwas Passendes besorgen.
Die Tagestemperaturen im Norden sind mit denen unseres Herbstes vergleichbar
und auch das Licht ist ähnlich, aber wenn es gegen tausend Meter Höhe geht
reichen zwei Shirts eben nicht. Ebenso ist mein Tauchsieder
chinesischer Herkunft beim Wasserkochen explodiert. Also noch ein Grund
um den Markt aufzusuchen. Aber erst brauche ich ein Zimmer. So lange
wie heute habe ich noch nie gesucht. Entweder ist es im Umbau
begriffen, ein Loch, voll, oder zu teuer. Am Ortseingang finde ich nach
einer halben Stunde suchen ein sauberes, günstiges Zimmer
für 7.50 Fr. in einem neueren Gebäude. Der Plan für Morgen
steht noch nicht fest. Entweder bleibe ich einen Tag hier und sehe mir
die Gegend an, oder fahre entland der chinesischen Grenze für
einen Tag nach Muang Sing.
Endlich ist die erste Woche um und ich muss nur noch Drei
hinter mich bringen. Nicht doch! Aber ich muss zugeben, dass
mich der dichte Nebel heute Morgen schon sehr an zu Hause erinnert hat.
Trotzdem fahre ich die sechzig Kilometer über die Berge nach
Muang Sing. Mit wärmendem Pulli für
drei Franken. Unterwegs streife ich diverse Dörfer der
Bergstämme und sehre ihre unterschiedliche Kleidung. Fotos
mache absichtlich keine. Wie arm sie dran sind weiss ich nicht, aber
auf
jeden Fall sind sie arm. Da braucht es keinen Motorradtourist welcher
sich noch wie im Zoo aufführt. Wenn man mit einem Trekking zu
den abgelegenen Dörfern gelangt bleibt immerhin etwas dort
hängen. Aber auch da hätte ich Skrupel.
Einige Kilometer vor Muang Sing tauche ich wieder in den dichten Nebel.
Der Ort war zwar einmal Stadt des Luefürsten Chiang Khaeng,
aber davon sind nur minimale Reste von Wassergraben und Wall zu sehen.
Auf dem Morgenmarkt herrscht reges Treiben, leider sind bis auf Bananen,
Papaya und Mandarinen keine Früchte zubekommen. Immerhin bietet auf einem
Hügel ausserhalb ein wichtiges Heiligtum der Leute eine Sehenswürdigkeit.
Der Stupa soll der der Legende nach den Adamsapfel Buddhas enthalten. Hier
scheint auch die Sonne wieder. Das von Bäumen gesäumte Plateau teile
ich mit einem australischen Paar und einigen Arbeitern die einen Neubau erstellen.
Ein idyllischer Platz. In langsamen Tempo geniesse ich die Rückfahrt und die
Sonne. Morgen fahre ich mindestens bis Oudomxai, eventuell gleich bis Luang Pranbang.
Mit den heute gefahrenen Zweihundersiebzig habe ich insgesamt
1230 Kilometer bewältigt. Diese Monsteretappe weiss mein
Hintern entsprechend zu würdigen. Doch beginne ich den Tag
von vorne.
Wecker brauche ich bei der Nachbarschaft keine. Der Hahn tut es.
Um Acht starte ich in den nebelverhangenen Morgen. Leibchen,
Faserpelzpulli und Langärmliges Shirt. Ich friere trotzdem.
Vor allem aber wegen des der sechzig Km/h die ich auf der Hauptachse
Richtung Boten zur chinesische Grenze fahren kann. Ich bin guter Hoffnung dass
sich das mit der Höhe ändert und ich aus dem Nebel
komme. Weit gefehlt, die nächsten zweieinhalb Stunden bleiben
feucht und die Brille beschlägt dauernd. Das hätte
ich gleich zu Hause bleiben können! Das einzige was mich
wärmt, weil es mir den Schweiss ins Gesicht treibt, sind die unzähligen
Baustellen bei Hangrutschungen. Egal wie eng es um die Kurve geht, ein
paar Fässer, eine Kordel und fertig ist die einspurige
Abschrankung. Gerade genug Breite für einen LKW. So langsam
wie die bergauf kriechen, so kriminell lassen sie es bergab laufen. Mit
aller Vorsicht durchquere ich die jewilige
Verjüngung. Alles geht gut.
Überhaupt scheint auf dieser wichtigen Nord-Südachse
die Bauwut ausgebrochen zu sein. Unter Chinesischer Anleitung wird auf
gut 30 Kilometern durchgehend alles aufgerissen. Die Strasse
wird zur Baupiste. Aushub, Zementsäcke, Belag und Steinhaufen
wechseln sich ab. Aber die Arbeiter tragen Westen und manche sogar
Helme! Alle paar hundert Meter folgt ein Lager mit Zelten wo sie
während der Bauzeit wohnen. Davor dampfen Kessel in denen
von Frauen gerührt wird. Momentan werden erst die seitlichen
Abschlüsse erstellt. Eine Seite mit einem Mäuerchen
die andere mit einem V-Graben. Beides aus Bruchsteinen, welche von Hand
aus den Schroppen die in Haufen überall liegen geklopft werden.
Der Verkehrsfluss ist dabei Nebensache. Alle Mal muss für
irgend ein LKW der kippt oder ein Radlader gehalten werden. Mit meiner
Breite nütze ich den Vorteil und kann so einiges an Verkehr
hinter mir lassen. Immerhin lassen sich die Szenen nun bei Sonnenschein
beobachten. Zur Abwechslung kann ich später noch einen Hausbau
fotografieren.
Endlos windet sich nun die mit Schlaglöchern und
Schotterflicken übersähte Strasse auf und ab durch
die Berge. Über die Flicken steige ich aus dem dem Sattel was
etwas Abwechslung und Enstspannung verschafft. Ab der Verzweigung in
Pakmong wird die Strasse weit und flüssiger. ich merke mir den
Punkt. Eventuell muss ich um nach Osten zu gelangen noch mal hier
vorbei. Mit gutem Tempo folge ich bald dem Nam Ou Richtung Luang
Prabang. Die Landschaft ist etwas offener, Siedlungen häufiger.
Beidseitig rahmen teils schroffe Berghänge die Reisfelder und
Plantagen entlang des Flusses ein.
Auf einem Schild lese ich einen Namen der mir bekannt vorkommt. Ich
schaue auf der Karte nach. Hier könnte ich über die
Berge für nach Osten abkürzen. Ob mir dananch ist,
werde ich noch entscheiden. Aber gut zu wissen. Ich erreiche nach
sieben Stunden mein Ziel. Mit dem Bus sollen es mehr als zehn sein.
Es braucht etwas mehr Zeit bis ich mich orientieren kann. Zum
Glück ist alles wie üblich top beschildert. Meine
Wunschunterkunft finde ich trotzdem. Sie liegt hinter zwei
Klöstern in einer ruhigen Seitenstrasse etwas weg vom Zentrum.
Der Preis von zwölf Franken ist für das saubere, einfache Zimmer
sehr gut. Unter 20 Franken geht sonst wenig so nahe am Geschehen. Für
die nächsten zwei Tage will ich wirklich nur Fussgänger sein,
sonst bekomme ich noch einen bleibenden Haltungsfehler.
Kaum zwei Tage in der Stadt reicht es mir auch wieder.
Ich kann zwar Kuchen und Eis essen was mir gefehlt hat, aber das Pflaster
ist auch schön teuer. Alles kostet beinahe doppelt so viel wie
ausserhalb. Im grossen Ganzen kann ich mich aber über das
Essen im Gegensatz zu Kambodscha nicht beklagen. Es ist zwar auch nicht
immer überwältigend, aber nicht so ärmlich wie dort.
Mittags gibt es öfters Föe. Das ist eine Suppe mit breiten
Reisbandnudeln, Zwiebeln und anderen Kräutern. Meist gut gepfeffert.
Man kann sie mit Rind-, Schweine- oder Pouletstücken bekommen.
Dazu wird ein Teller mit rohem Salat, Pfefferminze und anderem Gemüse
gereicht. Sonst sind die üblichen Menüs aus Reis und Fleisch
erhältlich. Etwas spezielles ist Laap. So wird ein Salat genannt der
aus fein gehacktem, gebrühtem Fleisch mit Zwiebeln, Tomaten und anderen
Kräutern kalt serviert wird. Laap Gai ist zum Beispiel mit Hühnchen.
Ich esse aber zum Frühstück eine Pittahaia. Danach
besuche ich den ehemaligen Königspalast welcher heute ein Museum ist.
Der Eintritt kostet 4 Franken. Fotos kann ich keine davon zeigen, Schuhe und Taschen
sowie Fotoapparat bleiben draussen. Die Königs haben erstaunlicherweise
im Vergleich zu anderen Monarchen recht bescheiden gelebt. Eher interessant ist
das zusätzlich ausgestellte Kunsthandwerk. Besonders die Buddhastatuetten.
Auch die unzähligen Gastgeschenke. Die USA hat seinerzeit eine Miniatur der
Mondlandefähre überreicht. Um elf Uhr steige ich über die 329 Stufen
hinauf zum That Pusi. Der Eintritt kostet 3 Franken. Im Zentrum
gelegen ist es ein idealer Aussichtspunkt über die Stadt und
den Mekong. Noch sind wenige Touristen oben und nur ein paar
Gläubige bringen im Schrein ihre Opfergaben dar. Die Käfige enthalten
kleine Vögel die man frei lässt. Auch ich sollte nächstens
eine Gabe tätigen. Zum Dank für die bisher gut verlaufene Reise und
das es so weiter geht. Auf der Gegenseite steige ich hinab und komme am Fuss des
Hügels erst an eine Kloster von denen es hier an die 20 gibt. Danach an eine
kleine Bambusbrücke, welche über einen Zufluss des Mekong führt.
Das passieren soll 50 Rappen kosten. Ich lehne dankend ab und setzte mich hin.
Mit dem Geld welches ich heute schon für Eintritte gebraucht habe, esse ich
in anderen Gefilden ganzen einen Tag. Kurz darauf schreitet ein Mönch
mit Sonnenschirm über den Steg. Das Touristenmotiv schlechthin.
Imitten der schicken Touristenlokalen betreibt ein Frau eine einfache
Suppenküche. Ich nehme das Angebot dankend an. Die Föe
kostet 1 Ranken 50 Rappen. Den Rest des Nachmittag schlendere ich
herum, oder beobachte sitzend sie Szenen welche sich bieten. Dabei
fasse ich den Entschluss morgen weiterzufahren. Kloster kann ich
anderswo gratis ansehen und mein Bedarf an westlichen Gütern
und Gesichtern zu Hauf ist auch schon wieder gestillt.
Die Nacht ist dank dem Lärm der Hochzeitsfeste in der Umgebung kurz
gewesen. Ich frühstücke den Ananaskuchen welchen ich gestern
noch gekauft habe. Die ersten 100 Kilometer der Strecke kenne ich schon.
Das einzig Neue was ich sehe, sind wie die in dieser Provinz bekannten
Algenchips hergestellt werden. Bei Niedrigwasser gesammelt, gewaschen
und dann auf Bambusmatten aufgespannt, werden sie mit Sesam, Tomaten
und Gewürzen bestreut an der Sonne getrocknet. Um ein Foto des
Reispflanzens zu machen halte ich auch noch an. Nach bekannter Strecke
zweige ich in Pakmong rechts ab. Obwohl sich der Nebel verzieht bleibt
der Morgen immer bis um Elf kühl. In
der Höhe sowieso. Beim Studium meiner Route werde ich von
einem Elsässer noch in ein kurzes Gespräch
verwickelt. Ein paar Bissen Brot und etwas Wasser. Weiter geht es.
Bei nun angenehmen Temperaturen fahre ich gemütlich. Der
asphaltierten Strasse entlang folgen alle paar Kilometer Bauerndörfer mit
meist in traditioneller Art gebauten Hütten aus Bambus. Eine
weitere Stunde geht es kurvenreich durch Täler und Hügel bis
nach Nong Kiaw. Hier werden die steilen Bergflanken vom Nam Ou durchschnitten.
Von der Brücke sehe ich einige Schiffe auf welchen man über
diesen Zufluss des Mekong nach Luang Prabang schippern kann. Ich mache
Pause und trinke einen Kaffee der in Laos produziert wird für 70 Rappen.
Währendessen schlurft ein Deutscher welchen ich in Pakbeng
getroffen habe vorbei. Ich weiss noch, das er hier einige Zeit bei
einer Familie wohnen wird. Er erzählt mir von seiner mehrstündigen
"Adoptionsfeier" mit Segnung vom Dorfältesten und weiterem Brimborium.
Noch bin ich nicht schlüssig, ob ich hier bleiben soll. Die
Landschaft und sie Infrastruktur ist einladend. Aber die hohe Anzahl
Touristen und die frühe Tageszeit sprechen dagegen. Zudem müsste ich
so morgen eine noch längere Strecke bewältigen.
Im Bewusstsein nun noch etwa 140 Kilometer vor mir zu haben und deshalb
nicht vor vier Uhr Mittags am Ziel zu sein fahre ich ab. Endlos links
und rechts, hinauf und hinunter. Ich geniesse es trotz einer gewissen
Gewöhnung. Die Hühner in den Dörfern sorgen mich schon
lange nicht mehr. Die Kinder welche dank des geringen Verkehrs unbekümmert
spielen schon viel mehr. Aber mein Gefährt ist dank der allgemeinen Ruhe gut zu
höhren. Immer wieder winken sie mir und ich ihnen. Selbst das stehend mit
hochgezogenenem Rock pinkelnde Mädchen winkt mir erfreut zu.
Langsam wird es hier oben wieder kühl und der dichte Wald des
Naturparks welchen ich die letzen dreissig Kilometer noch durchfahre
trägt mit Schatten dazu bei. Mein Hintern meldet sich auch
schon längere Zeit. Im weichen Nachmittagslicht fahre ich in
einer Mulde gelegenen Vieng Thong ein. Fünf Minuten danach
wähle ich ein Zimmer mit Blick auf die Reisfelder und Gärten
in denen noch emsig gepflanzt und gegossen wird. Da der Strom
abseits der Touristenzentren erst bei Dämmerung eingeschaltet
wird, organisiere ich bis zum warm Duschen und Schreiben des Berichts
noch mein Abendessen.
Der Tag beginnt schlecht. Um 0.30 Uhr mit dem ersten Gang zur
Toilette. Für die weitern Male grabe ich meine Taschenlampe
aus. Es ist stockdunkel und der Strom natürlich noch bis am
Morgen abgeschaltet. Ab zwei Uhr finde ich noch etwas Schlaf.
Bei meiner Abfahrt scheint ein wenig die Sonne durch die Wolken.
Ich bin optimistisch. Schon zwei Kilometer später folgen nur noch endlose
Kilometer durch nebel- und wolkenverhangene Ich pendle zwischen tausend
und tausendfünfhundert Meter Höhe und krieche teilweise im
Schneckentempo, weil die Sicht so schlecht ist. Die Brille tropft vor
Kondensat. Immerhin hält sich das Ziehen im Gedärm in Grenzen.
Geduldig zähle ich die Kilometer auf den Steinen hinunter und hoffe
auf besseres Wetter zu meiner Ankunft. Aber auch die letzten Kilometer
hinunter in den etwa auf 800 Metern gelegenen Ort ist keine Besserung in
Sicht. Komplett durchfroren und nass steige ich vom Motorrad. Da tröstet
mich der eine mögliche Regentag im Januar wenig. Der Nebel hat genügt.
Eigentlich wollte ich von hier aus die während der
amerikanischen Bombardierungen bewohnten Höhlen in Viang Xai
besuchen. Auch eine heisse Quelle gibt es ausserhalb um zu Baden. Das
wäre jetzt nicht schlecht. Nur kann ich mich gerade schlecht für
weitere Blindfahrten motivieren. Meine erste Tat nach dem Absatteln und
Zimmer beziehen ist der Kauf einer dicken Jacke im Markt. Die Entscheidung
ob ich bleibe oder mich rund 240 Kilometer wieder zurück durch das
Nichts nach Phonsavan kämpfe wird bis Morgen früh gefallen sein.
Der Entschluss ist gefasst. Nach Aussage eines Einheimischen
bleibt der Deckel noch einige Tage bestehen. Gerne hätte ich
die 30 Kilometer entfernten Bunkerhöhlen gesehen. Aber
durchweicht vom Nebel dann noch stundenlang rumlaufen und noch
zurückfahren ist mir zuviel. Ich habe eigentlich Ferien und Anspruch auf
gutes Wetter. Also weg!
Ich muss mich schon sehr motivieren heute morgen. Das Wissen um
mindestens 150 Kilometer durch Nebel und Kälte kurven zu
dürfen ist nicht gerade verheissungsvoll. Zumal ich die ersten
Neunzig ja schon kenne, heisst eigentlich etwa zwanzig bis hundert
Meter beidseits der Strasse. Je nach Sichtverhälltnissen.
Schon zwei Minuten ausserhalb umfängt mich der Nebel. Dank
vier Schichten am Oberkörper wird es lange dauern bis ich
friere. Die Temperatur beträgt vielleicht zehn Grad. In den
Dörfern kauern die Menschen vor kleinen Feuerchen um sich zu
wärmen. Ihre Nächte müssen lang, kalt und
feucht sein. Die Rattanwände der Behausungen halten nichts ab.
Und ohne Sonne über Tage wird kaum etwas trocknen. Ich bin
froh diese Erfahrung nicht teilen zu müssen. Mit äusserster
Vorsicht durchquere ich die Dörfer. Teilweise ist alles nur
schemenhaft zu erkennen. Meine Hände und Füsse sind klamm,
da die Handschuhe und Schuhe in meinem unbeheizten Zimmer nicht trocknen
konnten. Also nebenbei noch ein wenig die Extremitäten bewegen
damit das Blut zirkuliert und warm hält.
Ich erreiche Pulao und tanke zur Sicherheit nach. Was mich jetzt
erwartet kann ich nur vermuten, denn die Strasse führt nach
einer kleinen Talquerung auf zirka 1500 Metern Höhe weiter. In
diesem lichten Moment erkenne ich gut das System der Brandrohdungen
welche hier von den Bergstämmen betrieben wird. Die Fläche wird
ein, zwei Jahre mit Mais, Manjok und anderem bebaut und dann für
etwa dreissig Jahre brach gelassen. Sollte sie auf jeden Fall. Aber mit
der steigenden Bevölkerungszahl werden die Intervalle kürzer
und somit kann sich der Boden und die Vegetation nicht erholen.
Wieder eine Stunde beinahe Blindflug. Manchmal kreuzen mich Autos oder
ich begegne Menschen entlang der Strasse. Mehrmals hoffe ich auf ein
Ende der Odyssee durch das Nichts wenn die Strasse nach unten geht.
Endlich werde ich erlöst und kann noch ein Foto von zwei
Mädchen machen. Eine Ebene kommt in Sicht, und ich weiss das dies
das Ende der Feutigkeit bedeutet. Noch rund achtzig Kilometer bis zum Ziel.
Weit voraus lichtet sich die Wolkendecke und nach einer halben Stunde
streicheln mich die ersten Sonnenstrahlen. Es herrschen in Phonsavan zwar auch
nicht tropische Temperaturen, aber es ist angenehm. Ebenso angenehm ist
mein grosszügiges Zimmer für zehn Franken. Und Oh Wunder, das
erste Mal seit ich Laos bin, ist die Dusche abgetrennt und setzt nicht
das ganze Badezimmer unter Wasser! Hier will ich einige Tage bleiben
und die archäologischen Stätten und Anderes ansehen.
Endlich kann ich meiner Leidenschaft, dem Erkunden
archäologischer Stätten fröhnen. Auf dem
Plateau auf der die Stadt liegt, befinden sich mehrere Ansammlungen riesiger
Steinkrüge welche auf etwa 300 v. Chr. datiert werden. Sie werden als
Teil einer Begräbnisstätte gesehen, aber der genaue Gebrauch ist
unbekannt. Die Fahrt ins Land ist kurz und schon stehe ich am Eingang
des ersten Feldes welches einmal an die 300 Krüge zählte.
Heute ist der Bestand um ein Drittel durch den Bombenhagel und Diebstahl
reduziert. Es wird gewarnt den gesicherten Pfad zu verlassen um nicht
in Gefahr von Blindgängern aus dem Vietnamkrieg zu geraten. Die Bombenkrater
im Gelände bestätigen diese Warnung. Überall in dieser Gegend
trifft man auf die entschärften Sprengkörper welche
nun öfters zur Dekoration dienen. So auch vor meiner Unterkunft.
Vor dem grössten bekannten Krug mache ich mit dem Selbstauslöser
ein Foto. Dieser ist 3,3m hoch und hat einen Durchmesser von 3 Meter. Es
wird angenommen, dass das Material aus Steinbrüchen in etwa 45 Kilometer
Entfernung stammt. Der Rundgang ist kurzweilig und vereint alte und neue
Geschichte des Landes. Neben Krügen und Kratern sind noch etliche verfallene
Schützengräben auszumachen. Für die zwei weiteren
Stätten schwinge ich mich für einige Kilometer auf
das Motorrad. Den zweiten Ort verpasse ich und auch den Dritten finde
ich nur mit mehrmaligem Nachfragen. Das Verpassen scheint mir aber
nicht so schlimmm, da mein Bedarf schon gedeckt ist.
Ich steuere die Schotterpiste zurück auf die Hauptstrasse und
fahre gemütlich nach Xiangkhoang, der ehemaligen Provinzhauptstadt
die im Indochinakrieg total zerstört wurde. Die liebliche Landschaft
wird von Bergen gesäumt. Während der Regen- und Pflanzzeit muss
alles noch schöner sein. Mir kommen etliche LKW`s mit Baumstämmen
entgegen. So schwindet also der Wald. Nach zwanzig Kilometer bin ich da.
Der Ort ist reizlos und ausser zwei zerbombten Stupas auf einem Hügel,
einer ebensolchen Villa und Buddhatempel gibt es nichts zu sehen. Immerhin
kann ich die Schotterpiste nach Süden durch das Hinterland auskundschaften
die ich morgen nehmen werde. Schon bald befinde ich mich auf dem
Rückweg und widme mich dem Unterhalt des Motorrades und meinem
Bericht. Heute Abend werde ich wieder einmal indisch essen. Wer weiss
wie lange ich nachher nur laotisches Essen bekomme.
Möglicherweise bin ich nun einige Tage weg von der Telekommunikation.
Da bin ich wieder, im Nirgenwo welches Muang Thathom genannt
wird. Erstaunlich das ein solches Kaff auf meiner Beispielkarte verzeichnet ist,
hingegen eine Provinzhaupstadt nicht. Die Karte gibt vor von 2003 zu
sein, ist aber eher etwa 50 Jahre älter. Zum Glück ist
meine Karte welche ich von zu Hause mitgebracht habe
zuverlässiger. Bevor ich jedoch in diesem (endlich) warmen und
staubigen, wenn auch hübschen Ort angekommen bin, liegen 90 Kilometer Baupiste
hinter mir.
Wirklich unglaublich wie hier ohne Rücksicht auf Verluste die
Landschaft umgebaut wird. Der Abtrag für die kommende Hauptstrasse
wird gnadenlos in die Berge geschnitten. Dank dem weichen Gestein meist
kein Problem, wo hartes Gestein die Sedimentschichten stört wird nach
alter Väter Sitte mit Drucklufthämmern gespitzt und gebohrt und mit
Quellsprengmittel gearbeitet. Ein wirkliches vorwärtskommen auch mit
meiner Enduro ist nicht gewährleistet. Entweder müssen Bagger noch
schnell den Aushub für die Trassierung beenden, oder es sind sind
sonst welche Umfahrungen zu ewältigen. Schon zu Beginn steckt ein
wie üblich überladener Holztransporter im Dreck fest. Beidseits
staut sich der Verkehr. Mit meinem Gefährt ist das zum Glück kein
Hindernis. Der Verkehr besteht sowieso meist aus LkW`s welche mit Holzstämmen
beladen sind. Trozdem ist die Fahrt unterhaltsam und auch nicht allzu
lang. Die alte Strasse wechselt sich mit Baupiste, fertiger Planie,
Bach- und Dorfdurchfahren ab. Kurz vor Eins halte ich vor einem Guesthouse
um hier bis Morgen zu bleiben. Die restliche Strecke bis in bewohntere Gegenden
von 150 Kilometern ist bei unbekannten Wegververhältnissen besser früh
genug anzutreten. Zudem habe ich keine Ahnung ob noch einmal eine Unterkunft kommt.
Gegenüber meinem Zimmer scheint der Treffpunkt der Jungen zu sein. Bei
einheimischen Schnulzen wird sich heftig in Karaoke geübt. Ich schlürfe
währendessen die Reisnudeln aus der beinahe schon obligaten Föe zu Mittag in
einer Essbude in der Nähe. Mittagshitze, Staubpiste und Nudelsuppe im Nirgenwo;
was will man mehr!
Beim Nachtessen frage ich einige Leute nach den
Strassenverhältnissen bis nach Lak Xao. Ganz genau weiss das
niemand, aber es soll eine übler Weg durchs ziehmlich
unbewohntes Hinterland sein. Und das für 144 Kilometer! Die
Alternative geht ebenfalls durch die Berge, zwar auch nur in der
Trockenzeit möglich, aber mit meinem Bike machbar.
Soweit kann mir ein älterer Einheimischer in Französisch Auskunft
geben. Ein weiteres Argument ist, dass ich so nur etwa 50 Kilometer auf
schlechtem Weg aber immerhin bewohntem Gebiet unterwegs bin. Während die
Karaokebude gegenüber noch bis um Zehn aktiv ist, schaue ich mir noch
"Australia" auf dem Netbook an. Roger sei Dank. An manch einsamen Abenden bin
ich froh einen Film ansehen zu können. Selbst wenn ich mal einen Fernseher
im Zimmer habe ist das Programm zu dämlich anzusehen und zudem meist noch
in thai, lao oder vietnamesisch.
Das Packen am Morgen ist pure Routine. Ich fahre in den sich beinahe
schon durch die Sonne aufgelösten Dunst. Nach 10 Kilometer
zweige ich nach rechts ab. Nun beginnt das Vergnügen! Auf
leicht schmieriger Lehmpiste geht es auf und ab. Dann noch einige ausgefahrene
Passagen, einige zu meiner Herausforderung noch mit Schlamm durchsetzt.
Natürlich darf die Flussquerung nicht fehlen. Offroadfahren vom feinsten!
Frühre als erwartet treffe ich auf die neu asphaltierte Nebenstrasse die
mich nach Paksan bringt. Der Erwartung entsprechend sind die nun folgenden
Kilometer recht langweilig. Ich klappere in der Stadt die Bankomaten ab,
die sind aber ausser Betrieb. Natürlich hat am Samstag auch keine Bank offen.
Also weiter 90 Kilometer dem Mekong in südlicher Richtung folgen bis zur
Gabelung wo ich wieder östlich in die Berge fahre. Die Landschaft ist komplett
anders als bisher gewohnt. Ebenes Land durchdrungen von spitz gezackten Karsthügeln.
Auf einen Aussichtspunkt bietet sich ein überwältigendes Panorama. Bis
zu meinem Ziel fehlen noch vierzig Kilometer die ich auf einer beinahe schnurgeraden
Strasse durch die von steilen Wänden gesäumte Fläche fahre.
Ich klappere zwei Unterkünfte ab. Die eine ist schön am Fluss gelegen,
aber 8 Franken für eine windschiefe Hütte mit Matratze sind zuviel.
Also das neuere Holzhaus mit Bambustrennwänden für den selben Preis
gewählt. Inklusive Bad und weitem Blick, was beim anderen nicht der Fall war.
Um die Beine zu vertreten spaziere ich zur Höhle die über sechs Kilometer
durch den Berg führt und von einem Fluss aus dem Kalkfelsen gefressen wurde.
Ein wirklich schöner Platz. In zwei bis drei Stunden kann man per Boot hindurch
und zurück fahren. Kosten 20 Franken. Allein etwas viel und ehedem schon zu
spät um drei Uhr Mittags. Mal sehen was sich morgen ergibt.
Zufälligerweise treffen Sonntag und der Tag der
wenigen Kilometer zusammen. Schon um neun Uhr Morgens sind es angenehme
20 Grad. Erst um zehn Uhr fahre ich die selben 40 Kilometer die ich gekommen
bin zur Hauptstrasse zurück Dann geht es ein ein wenig durch die Berge
hinauf nach Lak Xao. Das heisst übersetzt "Kilometer Zwanzig".
Je näher ich der Stadt komme, desto stärker und kühler wird
der Gegenwind. Das es in den Bergen kälter wird weiss ich schon, daran
gewöhnen will ich mich aber nicht. Vor Eins komme ich an.
Der umtriebige Ort lebt vom Geschäft und Verkehr mit dem nahen
Vietnam. Es leben viele Vietnamesen hier und deshalb ist vieles auch in
Vietnamesisch angeschrieben. Mein Zimmer in einem Hotel
kostet zwar 12 Franken, dafür kann ich nach über zwei
Wochen einmal wieder ein warmes Bad nehmen. Am Empfang treffe ich ein
kanandisches Paar. Wir essen zusammen an einem Marktrestaurant und
tauschen Erfahrungen aus. Schön mal wieder ein paar Worte
wechseln zu können nach vielen schweigsamen Stunden und Tagen.
Der Markt ist gross und ich kaufe Ananas und Früchte. Das wird
mein Abendessen. Zur Abwechslung von Reis und Nudeln. Danach freue ich
mich auf ein ausgiebiges warmes Bad. Morgen wird sicher ein kühler
und langer Tag durch die Berge nach Süden.
Die Abfahrt heute verzögert sich. Weil ich eventuell länger
im "Outback" bin will ich zur Sicherheit noch Travellerchecks bei der Bank
nebenan eintauschen. Wieder einmal stellen sich drei Hindernisse in den Weg.
Inkompetenz einerseits und mangelde Sprachkenntnisse beidseits. Sowie mein
fehlender Pass. Die Checks können nach viertelstündiger
Abklährung nicht eingetauscht werden. Ob ich keine Dollar habe
um zu wechseln wird gefragt. Schon, aber erst will ich noch etwas
anderes versuchen, bevor ich mein Bargeld los werde. In Notfällen kann
ich das am besten gebrauchen. Und das hier ist noch lange kein Notfall.
Immer freundlich bleiben und läche Der Barbezug auf meine Kreditkarte
wird dann komischerweise unter Vorzeig meiner Führerausweise, der
Pass- und der Visakopie genehmigt. Zum Glück habe ich frische
Unterwäsche an im Falle das ich mich noch ausziehen müsste.
Wieso ging das nicht mit den Checks?
Alles aufgeladen, getankt und es geht los. Kaum aus der Stadt wird die
Piste dank einer Mischung aus Asphalt und Sand extrem löchrig
und deshalb mühsam. Wieder einmal bin ich nicht sicher was
mich erwartet. Ein neuer Staudamm hat einen Grossteil der vor mir
liegenden Landschaft unter Wasser gesetzt. Das es fahrbahr ist, weiss
ich, wie mir gestern Abend noch zwei Holländerinnen auf Mopeds
gesagt haben. Also für mein Bike deshalb eigentlich kein
Problem. Nach fünfundzwanzig Kilometern übler Holperstrecke
ragen die ersten Baumleichen aus dem Wasser und ich bin am Stausee und
auf einer neu erstellten Schotterstrasse angelangt. Die Piste windet sich
auf künstlich erstellten Dämmen und über Inseln
durch das erst kürzlich geflutete Gebiet. Deutlich an der
einheitlichen Bauweise erkennbar sind die Dörfer der umgesiedelten
Leute. Holzbauten auf Betonstelzen. Welche Verluste sie erlitten haben
und welche Chancen sich durch den neu erstanden See bietet ist schwer
abzuschätzen. Interessant wäre es auf jeden Fall zu
sehen welch Bild sich in einigen Jahren bietet, wenn die Bäume
verschwunden sind und den Blick auf den See freigeben. Zur Zeit wird
der meiste Strom nach Thailand verkauft. Was sich aber mit der raschen
Entwicklung sicher noch ändern wird.
Meinen eigentlichen Plan durch das Hinterland weiter zu fahren lege ich
nach erreichen von Mahaxay ab. 150 Kilometer auf einer doch akzeptablen
aber recht unspektakulären Dreckpiste abzuspuhlen widerspricht
zwar meinem Wunsch keine Strecke zweimal zu fahren, aber diese ist so
reiz- wie auch sinnlos. Also zurück auf die Hauptstrasse und
nach Thakhek gefahren. Die Umstände in der Bank heute Morgen
hätte ich mir somit auch sparen können. Aber was
weiss man schon immer alles zum Vorraus. Darin liegt der Reiz des
Reisens. In Thakhek bin ich zum ersten Mal in einer echten
Travellerunterkunft. Viele junge Leute und nach drei Wochen die ersten
Worte Schweizerdeutsch. Interessant das Badezimmer. Es ist so gross wie
manche meiner bisherigen Unterkünfte insgesamt. Was mich aber
nicht stört.
Heute mach ich wieder auf Sonntag um wieder einmal das etwas Kleinere
zu entdecken. Nach Studium des Reiseführers und Kleider waschen fahre
ich erst einige Kilometer in die Karstberge um eine kleine aber für
die Einheimischen sehr wichtige Höhle zu sehen. Sie wurde erst vor
15 Jahren wiederentdeckt und barg Duzende Buddhastatuen welche vor
Jahrhunderten hier versteckt wurden. Der erhöht gelegene Zugang ist nun
über eine Betontreppe zu erreichen. Wie es sich gehört ziehe
ich die Schuhe am engen Eingang aus. Es ist ein kleiner aber schöner
Ort und wirklich feierlich eindrücklich. Neben dem Aufpasser
sind nur noch zwei Frauen anwesend. Ich knie mich vor der grössten
Statue nieder und opfere ein Banane für eine weitere gute Reise und
zur Besänftigung der Statuen weil ich verborgen heimlich Fotos gemacht
habe. Dies ist offiziell verboten. Vielleicht um den DVD`s und CD`s welche
unten am Zugang verkauft werden zu mehr Absatz zu verhelfen. Wer durfte all
dies Aufnahmen ohne den heiligen Platz zu entweihen tätigen?
Den Weg zurück geht es nacher auf der Hauptstrasse und dann
einem Pfad zur Badestelle der Langnasen. Tha Falang. Der Platz heisst so
weil hier die Franzosen sich seiner Zeit bei einem kühlen Bad von
der anstrengenden Verwaltungsarbeit ihrer Kolonie erholen mussten.
Einige Einheimische fischen mit Harpunen im leicht grünen
Wasser mit mässigem Erfolg. Einer will mir glaubhaft machen es
gäbe Tiere (hab nicht verstanden was) welche beissen. Deshalb
schwimmen seien Kumpels ja unbehelligt. Bevor ich in hineinhüpfe,
mache ich noch ein Foto mit dem Selbstauslöser für mein kleines
Schätzchen zu Hause.
Neben dem was ich gesesehen habe, gäbe es noch eine Unmenge an
Höhlen zu besichtigen. Aber ich bin ja keine Fledermaus und will
meine Tage im Dunkeln verbringen. Also zurück in der Stadt endlich
die Berichte hochgeladen und mal die Neuigkeiten auf dem Netz abgeklappert.
Wieder einmal verschiebe ich die Entscheidung durch das
Hinterland zu fahren auf den kommenden Morgen. Trotz eingehendem
Studium aller möglichen Quellen bin ich unschlüssig
wie lohnenswert die Strecke wäre. Wenn der einzige Kick aus
Durchfahren von Flüssen bei Niedrigwasser und dem dauernden
Raten des Weges besteht, ich weiss nicht. Auch das Wetter zeigt seine
Sonnenseite nicht.
Der erste Gedanke beim Augenaufschlag sagt mir; Hauptstrasse!
Die 220 Kilometer auf der Nord- Südachse Nummer 13 sind nicht
erquickend aber wenigstens schnell durchlitten. Ich hänge allen möglichen
Gedanken und Projekten die zu Hause auf mich warten nach. Um Eins erreiche ich
Muang Kongxedon wo ich nach Salavan abkürze und esse Chips und Kekse mit
einer Cola. Unterhaltsam ist die Hektik welche ausbricht wenn ein Bus mit
Reisenden hält. Dann rennen unzählige Hände bepackt mit
gegrillten Hühnerhälften auf Bambusspiessen und Tüten
mit Klebreis um die Wette. Jede erhofft sich Erste zu sein und deshalb
eher etwas zu verkaufen.
Ich schnalle für die nun staubigen 70 Kilometer ab dieser
Verzweigung meine OP-Maske um. Bald beginnt es zu regnen. Gut weil es
den Staub auf der Piste etwas bindet. Schlecht da es gleichermassen das selbe
mit dem noch aufgewirbelten Reststaub auf meiner Brille tut. Leicht
sehbehindert kann ich trotzdem die relativ gerade Strasse mit 50
Stundenkilometer bewältigen. Nur nicht über das Glas
wischen sonst gibt es Blindflug! Die Abwechslung besteht aus beinahe
kitschig frisch gepflanzten grünen Reisfeldern und dem Anblick von Frauen
welche Kies für das Bauen aus einem Fluss sieben.
Zum Glück hält der leichte Regen nur eine halbe Stunde an und ich
kann die zweite halbe Stunde wieder trocken. Um Drei bin ich in Salavan und
bald im Hotel. Kaum ausgepackt regenet es schon wieder und erst noch um einiges
stärker. Ich hoffe das dies der statistische eine Regentag im Januar ist
und schreibe währendendessen diesen Bericht.
Die 3000 Kilometermarke habe ich heute überschritten. Endlich ist es
schön und heiss. Aber besser der Reihe nach erzählt.
Ich wache am Morgen vor Sieben auf. Das ist gut so. Denn ich will die
180 Kilometer bis Attapeu nicht hetzen. Der Tag beginnt im Gegensatz zu
gestern wolkenlos. Wie üblich suche ich die Tankstelle auf. Ich tanke
bewusst erst vor Abfahrt um nicht im Falle von Benzinabzapfen über
die Nacht Geld zu verschenken. Das ist aber noch nie vorgekommen. Dank einem
grossen Tank muss ich selten an den Fasszapfsäulen Benzin beziehen. Aber
zur Sicherheit ist das immer noch besser als stehen bleiben. Auch wenn der
Liter anstatt etwa 1.15 Franken rund 1.50 kostet.
Auf diesem Plateau wird im grossen Stil Kaffee gepflanzt. Es liegt auf
einer durschnittlichen Höhe von 1200 Meter über Meer. Der beste
Beweis liefert der Ort der sogar so heisst. Vor etlichen Hütten liegt
die Kaffeeschoten zum trocknen auf Folien ausgebreitet. Sonst bietet die
Landschaft nichts spezielles. Ein Wenig erinnert sie mich mit den Bergen
ringsrum und den Bäumen an ihren Flanken welche teilweise ihr Laub
abgeworfen haben an zu Hause.
Ich bin vor Mittag im Putthavongh Guesthouse und nach dem Einchecken
wird erst mein Motorrad mit Öl, und danach ich mit Nudelsuppe
versorgt.
Etliche Male muss ich fragen wo denn nun die Abzweigung nach dem
20 Kilometer entfernten Pa`am ist. Dort will ich noch die alte
vietnamesische Rakete ansehen. Der Ort lag damals direkt am
Ho-Chi-Minh-Pfad. ZU meinem Erstaunen ist die Strasse entgegen der
Beschreibung im Buch asphaltiert. Die Rakete umzäunt von
Bombenhälften ist nicht umwerfend, aber ein Stück
Geschichte. In der so geschenkten Zeit beobachte ich noch Kinder
beim Baden im Fluss. In der Mittagshitze verständlich. Die
Wasserbüffel tun es ihnen gleich. Mir wäre also auch
ein wenig danach. Zurück statte ich dem Wat einen Besuch ab. Die
Klosterschüler lernen mehr oder minder eifrig was ihnen der Lehrer
in Zivil bezubringen versucht. Es dauert etwas bis ich sie mit meiner
Anwesenheit nicht mehr so ablenke und fotografieren kann.
Morgen mache ich meine voraussichtlich letzte lange Tour über
Schotterpisten nach Takhek an den Mekong zurück.
Seit gestern Abend ist der Wurm drin. Erst bringt mir der Vietnamese
anstelle begratener Nudeln eine Nudelsuppe, die zweite an dem Tag, und
dann wird es als nächstes eine unruhige Nacht. Am Hotel liegt
es nicht. Das ist ruhig und sauber. Aber an meinem
Frühstück und den ungebetenen Gästen. Schon
kurz nach Licht löschen habe ich das Gefühl, das da
etwas rumhuscht. Ich vermute Kakerlaken. In diesem feuchtheissen Klima
normal. Mein Zimmer liegt zudem im Erdgeschoss und die Türen
und Fenster aus Massivholz sind immer krumm. Um Drei weckt mich
deutliches Rascheln von Plastiktüten. Ich krieche unter dem
Moskitonetz hervor und drehe das Licht an. Eine Maus flüchtet
vor meinen Augen von meiner Tüte welche am Kleidergestell
hängt. Eigentlich meine ich das die verchromte Stange
Hindernis genug darstellt. Aber scheinbar nicht wenn daneben meine
Gummizüge zur Gepäckbefestigung baumeln. Irgendwie
muss das Tier diese erreicht und daran hochgehangelt sein. Die
zugeknöpfte Tüte ist unbeschädigt. Also
hänge ich sie an einem Gummiszug an den Deckenventilator. Ich
hoffe das ist nun Hindernis genug. Erstaunlich schnell schlafe ich
wieder ein und nehme nur mehr war das es draussen wieder stark regnet.
Um halb Sieben esse ich meine immer noch ganzen Toastscheiben und
spühle mit kalt aufgelöstem Nescafe. Einen
Tauchsieder habe ich noch immer nicht gefunden.
Die ersten vierzig Kilometer sind langweilig weil schon bekannt. Ich
biege links in eine Piste ab um dem Weg nach Pakxe etwas spannender zu
gestalten. Eine nette Fahrt bei nicht allzu schlechten
Strassenverhältnissen wartet auf mich. Wie vom Buch
angekündigt erreiche ich nach sechzehn Kilometer einen
breiten, etwa hundert Meter hohen Wasserfall inmitten
des Urwalds. Wirklich eindrücklich, und den Tad Katamok kann
ich ganz allein geniessen. Einige Kilometer weiter bin ich wieder auf
dem Plateau angelangt und es wird erst in kleinen und dann in immer
grösseren Mengen Kaffee angepflanzt. Trotzdem bleibt die Fahrt
unterhaltsam. Ich halte um einen Friedhof der speziellen Art
abzulichten. Die Gräber bestehen aus Holzhäuschen.
Vor Pakxong wird die Landschaft von Kaffeekulturen dominiert und
die Strasse ist asphaltiert und von Häusern gesäumt.
Es berginnt zu regnen und hält die nächsten 30
Kilometer bis vor Pakxe an. Dort angekommen sind meine Kleider noch
feucht und ich bin nicht schlüssig ob ich in dieser
hektischen Stadt bleiben soll. Bis zu meinem Ziel, dem Wat Puh in der
Nähe von Champasak fehlen nur etwa zwanzig Kilometer. Ich
überquere die Mekongbrücke und erreiche die Naturpiste welche
nach Champasak führt. Was nun folgt ist eine Stunde Eiertanz vom
feinsten. Es wird auch hier eine neue Strasse gebaut. Durch den Regen
ist die Staubschicht zu Schmierseife mutiert und beinahe unfahrbar.
Zudem muss alle paar hundert Meter wegen Brückenbaustellen auf
provisorische Baupisten gewechselt werden. Nach zehn Kilometer
überlege ich umzukehren und am anderen Mekongufer erst auf der
asphaltierten Strasse zu fahren und per Fähre nach Champasak
überzusetzen. Doch mindestens die Hälfte habe ich sowieso
schon hinter mir und so ist es einerlei ob ich weiterfahre. Was noch
fehlt wäre ein Sturz. Genau das passiert zwei Kilometer weiter.
Ich klemme mir leicht den Fuss ein und der Vorderbremshebel geht flöten.
Das hält mich aber nicht auf. Ich bekomme eine vage Vorstellung was
heisst hier in der Regenzeit zu fahren. Dank der Sonne wird es langsam
besser. Als es sogar beginnt Vergnügen zu bereiten bin ich leider
schon da. In der Unterkunft befreie ich mich und das Bike erst vom Dreck und
ersetze dann noch den Hebel. Der Ort am Ufer des Mekong ist dermassen ruhig,
es bleibt einem gar keine Alternative als auszuruhen. Was ich den Rest
des Tages machen werde.
Statistiken sind dafür da, um gefälscht zu werden.
So scheint es mir jedenfalls bestätigt was das Wetter anbelangt.
Von wegen statistisch einem Tag Regen im Januar. Nicht nur das es
nachts regnet, sodern auch den Morgen auf meinem Weg zum Wat Phu.
Einer Ruine der Khmer. Immerhin war es ein gestern Abend angenehm und
trocken, so konnte ich eine Zigarre am Ufer des Mekong geniessen.
Den ersten Schauer unterwegs lasse ich im kleinen Museum in der
Nähe aus. Einige Exponate und Erklärungen sind zu sehen.
Nichts Neues zu entdecken für mich. Den weiteren Regen ertrage ich
mit Gelassenheit. Ich kann ja meinen Helm aufbehalten. Die schrägen
Blicke deswegen interessieren mich wenig. Das schlechte Wetter und die
frühe Tageszeit verhelfen aber immerhin zu einem relativ
ungestörten Erlebnis. Nach den Wasserbecken im Flachen steigt der
Zugang zur ersten Stufe leicht an. An den beiden verfallenen Gebäuden
beidseits des Prozessionsweges wird mit indischer und französischer
Hilfe (Geld) restauriert. Der Weg wird etwas steiler zur zweiten Stufe.
Nur je drei Ziegelhaufen zeugen von ehemaligen Gebäuden. Nun geht
es steil eine Steintreppe zum zentralen Heiligtum auf der dritten Ebene.
Von der gepriesenen ehemaligen Quelle ist nicht mehr viel zu sehen. Die
spährlich anfallenden Tropfen an der Felsnase werden in ein
Steinbecken geleitet. Vom einstigen Tempel ist noch ein Teil erhalten.
Darin befindet sich eine Buddhastatue welche noch heute rege von Leuten
besucht und verehrt wird. Ein Haufen Opfergaben bezeugen das. Trozdem
schade das es so bedeckt sein muss. Der Blick weit über den Mekong
hinaus nach Osten wäre sicher sehr schön. Als ich um Zwölf
für die Rückfahrt aufbreche geht der Ansturm los. Mein
Glück. Morgen fahre ich noch auf die 4000 Inseln im Mekong an
der Grenze zu Kambodscha für meine letzten Tage in Laos.
Nun bin ich da, wovon beinahe jeder den ich getroffen
habe gesprochen hat. Auf den viertausend Inseln. Love, Peace and Happyness!
Naja, mal sehen wie es ist. Bevor ich meine ersten
Eindrücken schildere noch kurz vom Weg hierhin berichtet.
Die Autofähre in Champasak über den Mekong legt bei meiner Ankunft
am "Pier" an. Doch dauert es eine halbe Stunde bis genügend
Autos darauf sind um abzulegen. Der Kahn scheint aus Alteisen und drei
Pontons zusammengeschweisst. Kein Wunder hört man dauernd
von gesunkenen Fähren in Asien. Auch der Kapitän ist
kaum mehr als 25 Jahre alt. Sein Anlegemanöver am anderen Ufer
wird zur Fahrstunde. Als er die Rampe beim dritten Anlauf
einigermassen plaziert hat hüpfe ich mit Anlauf über
den Absatz auf den Sand. Die 60 Kilometer auf der Strasse 13 nach
Süden sind flach und geradeaus. Ich erreiche den Hafen von
Nakasong. Ein Haufen meist junger Leute verteilt sich auf die wartenden
Fahrzeuge. Ich darf für die Überfahrt samt Motorrad 6
Franken bezahlen. Das ist sehr teuer.
Wir landen auf Don Det. Ich fahre gleich weiter über die Insel
nach Don Khon. Der Pfad führt an einer Unmenge Guesthouses und
Lokalen vorbei. Überall wimmelt es von Falang (Langnasen).
Schätzungsweise kommen auf einen Einheimischen etwa 15
Touristen. Die alte französische Eisenbahnbrücke
welche die Inseln verbindet ist nach 5 Minuten erreicht. Leider sehe
ich die Hütte wo 1 Franken 50 Wegzoll gezahlt werden soll zu
spät zum Bremsen und fahre weiter. Abzocke Nummer zwei. Von
einsamen Backpackerparadies kein Spur. Immerhin ist Don Khon ruhiger.
Auf Don Det soll man alle Arten von Happy Food bekommen, was sich
entsprechend in ungehemmten Verhalten der jungen Touris zeigt.
Partytime! Was da an Drogen im Essen mitgeliefert wird will ich besser
nicht wissen. Hanf wird das gerinste Übel sein. Auf Don Khon
soll man vom Rummel und Lärm verschont bleiben. Ich hoffe das
sehr. Trotzdem ist es offensichtlich, das die Idylle welche
überall verkauft wird mindestens auf diesen beiden Inseln
schon vor einigen Jahren geschwunden ist.
Mal sehen welche Erkentnisse ich bis Morgen sammeln kann, und wie lange
es mich hier hält.
Kaum bin ich im "Paradies", bin ich auch schon wieder weg.
Während des Verfassen des letzten Berichts wird mir
schwindelig und als ich später Fieber messe, habe ich schon
leicht Temperatur. Nicht ideal auf einer Insel die vielleicht nicht
einmal eine Apotheke hat. Die Symptome deuten auf eine
Blasententzündung hin. Ich schlucke Penizillin.
Am Morgen ist das Fieber besser und ich fahre von den Inseln um in
Pakxe wenn nötig medizinische Versorgung zu haben. Zum Ende
der dreistündigen Fahrt merke ich wie das Fieber wieder kommt.
Bei der Klinik wo ich anfrage werde ich abgewiesen. Erst am Abend
geöffnet! Im Spital begreift mich keiner. Also nehme ich ein
schönes Zimmer für 33 Franken und will zuwarten und
trinke Unmengen von Wasser. Essen mag ich nicht. Ich liege schlapp im
Hotelzimmer. Um Acht Uhr Abends steigt das Fieber auf 40 Grad.
Ich bekomme leicht Angst. Wenn es jetzt wirklich ernst wird dann bin
ich am falschen Ort. Glücklicherweise geht das Fieber bald
wieder unter 39 Grad und ich schlafe nicht einmal schlecht.
Am Morgen ist das Fieber weg und ich fahre weiter nach Savannakhet
wo ich mir kompetente Hilfe erhoffe. Da die Hauptstrasse nach
Norden kaum Abwechslung bietet versuche ich die alltäglichen
Dinge mit der Kamera einzufangen. Meist gehen die vergessen weil man
sich nach kurzer Zeit im Land schon so an sie gewöhnt hat.
Zum Beispiel die verschiedenen Haustypen je nach Wohlstand. Gebaut
wird hier sowieso immer. Die eher wie eine Baracke scheinende Dorfschule,
oder die allgegenwärtigen Fahnen des Landes und des Kommunismus.
Nach vier Stunden Fahrt beziehe ich ein anständiges Zimmer in
einem Hotelklotz etwas weg vom Zentrum. Danach eile ich zu einer im
Reiseführer empfohlenen Klinik im Stadtzentrum. Sie ist geöffnet
und es spricht neben dem Arzt und seiner Fau sogar noch jemand Englisch!
Staunend beobachten die anderen Patienten wie ich nach der Anmeldung
noch einmal selbst mein Fieber messe. Überraschend schnell werde ich
zum Arzt gerufen und schildere alles. Die unglaubliche Freundlichkeit
welche mir zuteil wird verblüfft mich. Zur Sicherheit will ich
noch einen Dengue- und Malariatest machen lassen. Die Schwester hat das
Stechen im Griff. Gut, meine Fettreserven sind nun beinahe null und
alle Adern vom feinsten zu sehen. Das Material ist neu verpackt und
steril. Nach der Urinprobe heisst es warten. Ich kaufe 6 Liter Wasser
und schütte soviel es geht in mich hinein.
Um halb Fünf heisst die Diagnose Blasenentzündung und
ich bekomme vier Medikamente ausgehändigt. Die Kosten
für alles betragen 110`000 Kip, da sind 14 Franken! Morgen
bleibe ich hier um meinem Körper etwas Ruhe zu gönnen.
Heute gibt es kaum Reisebericht, oder Selbstdarstellung,
oder wie auch immer.... Selbstverständlich muss ein Selbstportrait
für Kyra wieder einmal sein! Schlecht geschlafen habe ich, aber
immerhin sprechen die Medis an. Schön nach drei Tagen kein Kopfweh
mehr zu haben. Kleider waschen und in der Stadt einige Eindrücke
eingefangen. Mal etwas Anderes als vorwiegend Naturbilder der letzten Wochen.
- Meine Mittagssuppe in einer Garküche
- Die Jugend beim Spielen von Petanque
- Das Allzweckfahrzeug der einfachen Leute
- Die Frauen der Abfallentsorgung
- und ein chinesischer Tempel am Mekong
Morgen fahre ich mindestens bis Muang Pakxan Richtung Vientiane weiter.
Ich bin vielleicht schon ein harter Typ! 3 Stunden Schlaf
dank Vollmond und mit einigen Medis im Kopf 400 Kilometer in sieben
Stunden bis in die Hauptstadt gefahren. Ich bin ganz sicher........
(hier kann jeder einsetzen was er will)! Es ist nicht normal, gelinde
ausgedrückt. Aber der Strassenverlauf ist alles andere als anspruchsvoll
und ich fühle mich sehr gut im Gegensatz zu den letzten Tagen.
Nach vier Stunden bin ich in Pakxan wo ich ursprünglich über
Nacht bleiben wollte. Aber um Eins müsste ich in diesem
staubigen, scheinbar nur aus einer Häuserzeile entlang einer
Strassenbaustelle bestehenden Kaff noch unendlich viel Zeit totschlagen!
Nach meinen Bereichnungen sollte ich ungefähr um Fünf
Vientiane sein wenn ich weiterfahre. Das mache ich. Unterwegs halte ich um
ungewöhnliche oder eben typische Dinge die ein alltäglicher Anblick
sind abzulichten.
Nach zwei weiteren Stunden werde ich schlapp und schütte zum
ersten Mal ein auf den asiatischen Markt zugeschnittenes Red Bull von
ekliger Süsse in mich hinein. Es ist etwa 32 Grad warm. Schon
bei Abfahrt waren es mindestens 20 Grad. Während der Fahrt ist
trotz Schutzmontur bei Tempo 60 glücklicherweise wenig davon
zu spühren.
Ich erreiche die Vororte der Stadt zum idealen Zeitpunkt; im
Feierabendverkehr. Wie von Zuhause gewohnt ist alles vorbildlich
beschildert. Sicherlich nur wegen der Medikamente verfranse ich mich
total und verliere eine halbe Stunde Zeit. Währendessen hat sich
aber
auch der Verkehr beruhigt. Im Kern fahre ich noch ein paar Ehrenrunden
zum Vergnügen durch die Einbahnstrassen bis ich ein wirklich
schönes Zimmer finde. Ein "VIP"-Zimmer für 23
Franken. In einem Sanatorium wäre ich eventuell besser
aufgehoben. Nach der nötigen Dusche esse ich nach 4 Wochen zum
ersten Mal wieder ein richtiges Stück Fleisch.
Hier noch einige Eindrücke unterwegs:
- Wasserleitung auf der Schnellstrasse
- Das Lausen
- Eine überall anzutreffende Mofareparaturbude
- Material für Rattanwände und das Endprodukt
- Eine Landschaft zum Träumen
- Öfen zum trocknen von Tabak
Eigentlich falsch die Bilder so am Ende zu platzieren. Da
müssen sich die Lesefaulen nicht mal die Mühe machen
die Links aus dem Text zu klauben. Die restlichen "Perlen" hebe ich
auf, im Fall das mir morgen gar kein Motiv vor die Linse läuft.
Erst eine Meldung vom Amt für Statististik.
- Gefahrene Kilometer: 4108
- Benzinberbrauch: ca. 150 Liter
- Ölverbrauch: 0.7 Liter
- Kettenspray: 1 Dose
- Reifenverschleiss: 0.5 Satz
- Stürze: 1
- Vorderbremshebel: 1 Stück
- Schlüsselverlust: 1 Zünd-Tankschlüssel
- Defekte: Ölverlust an Gabel, Tachosaite gebrochen
Der Bericht vom Sozialministerium lautet folgend;
Laos ist abgesehen von Unmengen an Blindgängern rechts und
links der Pfade ein sehr sicheres Land. Auch da der Verkehr weg von
Vientiane sehr spährlich ist. Höflichkeit gehört
zum guten Ton und Gelassenheit herrscht vor. Dies ist bei der
politischen Lage auch sehr angesagt. Agressivität wird nicht
sichtbar ausgetragen. Naturbedingt gilt in beiden Fällen bei
Unklarheiten das Recht des Stärkeren. Sprich durch Macht in
Form von Geld oder Fahrzeug. Bei Fragen durch Touristen gibt man
ehrlicherweise lieber keine als wie in anderen Ländern manchmal
üblich ein falsche Auskunft. Mancher fürchtet sich sogar
dermassen vor Touristen dass er jegliche Phrase mit panikartiger
Handbewegung verneint.
Die Esskultur entwickelt sich parallel zur Wirschaft des Landes.
Auch wenn die Ökonomie weit hinter der chinesischen liegt, so
sank die Anzahl der Nebengeräusche und Ordnung bei Tisch aber
nie so tief wie dort. Mit dem richtigen Einsatz des Bestecks wird noch
experimentiert. Im Hinterland wird nach alter Väter Sitte mit
rechter Hand gegessen. Klebreis zum Klumpen geformt und dann platt
gedrückt hilft dem Daumen etwas vom spärlichen Fleisch oder
Gemüse zu greifen. So bleibt die linke Hand frei die anderen
Öffnungen am Kopf zu bedienen. In dichter besiedelten Gebieten
reicht man zur Nudelsuppe Stäbchen und Löffel. Die Stäbchen
liessen sich neuster Erkenntnisse durch verkürzen der Zutaten Die
Gabel schaufelt das Menu auf den Löffel welcher so vorbereitet zum
Mund gelangt. Ob das Messer aus Grund des Mangels an grossen
Fleischstücken fehlt oder zur Beibehaltung der erfreuliche kleinen
Anzahl Gewalttaten beitragen soll sei dahingestellt.
Hier noch die restliche Bilder des Vortages.
- Das Koken und das Endprodukt
- Spuren eine Zusammenstosses
- Imbiss an der Schnellstrasse
- Reisbauer
Es kostet schon Überwindung so wenig zu tun nach so viel Unrast.
Nach gemütlichem Frühstück fahre ich zu so einem Klotz von
Monument. Ungewöhnlich liebevoll gestaltet und gepflegt. Aber immerhin
ein guter Aussichtspunkt um die Stadt etwas erhöht zu sehen. Den Rest
bis zun Mittag treibe ich mich im Markt umher, und mache mich schlau was den
Lieben zu Hause gefallen könnte. Für Kyra werde ich fündig.
Als ich um 15.15 Uhr ins Nationalmuseum will, kann ich nicht mehr rein.
"Wir haben geschlossen". Ja, ab 16 Uhr. "Solly, tu big" ist die die
Antwort der Kompetenz am Eingang. Als könnte das läppische Gebäude
Exponate für Stunden beinhalten. Vor allem nach hiesieg vorherrschendem
Standard. Übrigens öffnete es Mittags um 13.30 Uhr.
Dann werde ich noch Zeuge der Erprobung Hondas neuster Geheimwaffe im Kampf
um die Moto-GP Krone. Diese wird bis zum den WM-Tests im harten Ellbogenkampf
durch Vientianes Häuserschluchten getestet.
Ein weiterer Tag des Müssiggangs neigt sich seinem
Ende zu. Den Morgen kann ich das überaus lehrreiche Nationalmuseum
besichtigen. Dies liegt gegenüber der chinesisch finanziertenKulturhalle.
Etwa ein Viertel der Austellungsfläche wird von Ausgrabungen bis zur
Neuzeit inklusive Exponaten belegt. 10% vom Kulturgut der Ethnien und der Rest
vom glorreichen Kampf der Volkbefreisungsarmee gegen die "imperialistischen USA
und ihre Marionetten" sowie aller Vorzüge und Entwicklungen der heute
existierenden kommunischtischen Einheitspartei. Das verdeutlicht einem
wieder was vor lauter Ferienstimmung vergessen geht. Dieser Staat wird
nach wie vor von einem totalitären Regime von Greisen befehligt. Alles
in allem Propaganda vom Feinsten. Der Staub auf den vergilbten Ausstellungsstücken
passt wie die Faust auf`s Auge zur überholten Regierungspolitik. Ich habe
es gut, ich kann abhauen wenn ich will!
Nach dem Stöbern auf dem Markt und anschliessender Nudelsuppe
lege ich die nun übliche Siesta ein, während die Temperaturen
über dreissig Grad klettern. Um Drei fahre ich los um nicht wieder
ausgesperrt werden. Das Ziel ist das That Luang, eine 41 Meter
hohe Stupa. Das Original stammte aus 14. Jahrhundert und
gründet auf einem noch älteren Tempel der Khmer. Dies
ist das nationale Wahrzeichen und wichtigste Pilgerstätte der
Lao. Im November kommen hier Zehntausende für Feiern zusammen.
Eintritt muss ich nirgends zahlen. Auch wenn im Buch angegeben. Das
heute golden bemalte Bauwerk macht in der Nachmittagssonne schon Eindruck.
Früher sollen es mal einige hundert Kilo Blattgold gewesen
sein. Da sich gerade keine Touristen anbieten, spreche ich drei junge
Mönche an ob sie mich vor dem Teil fotografieren können. Der
mit dem besten Englisch dirigierte kurzerhand seine Kameraden neben mich.
Mir soll es recht sein. Scheinbar macht er das nicht das erste Mal. Auch
gut. Normalerweise sollen sie ja keinen persöhnlichen Besitz haben,
aber ein Handy haben die meisten. Nachher wollen sie natürlich
wissen woher ich komme und stellen sonst noch Fragen. Wir erzählen
uns gegenseitig etwas von unserem Leben. Die Jungs sind ok, neugierige
Teenager eben. Sie kommen alle aus verschiedenen Provinzen. Zum Schluss
lichte ich sie noch ab. Muss das aber wiederholen da einer mit seinem Blick
nicht zufrieden ist. Eitel also auch noch, von wegen buddhistischer
Bescheidenheit! Trotz gemütlichem Tagesablauf ist es schon bald Abend
und ich komme meiner Pflicht den Tagesbericht zu verfassen gerne einmal mehr nach.
Mit der Rückgabe des Motorrades kommt das Bewusstsein
das ein weiterer Traum zu Ende geht. Doch das macht mir keine
Angst. Das Leben wird mir vor den Träumen ausgehen. Das Motto
"der Weg ist das Ziel" trifft zwar zu, aber meines lautet eher "das
Ziel ist nie(am Ende der Träume)anzukommen". Idealerweise ist
mein Leben eine Traumzeit. Wirkt vielleicht abgehoben, aber von oben
gesehen werden die Dinge übersichtlich. Vordergründig
Wichtiges reduziert sich so eher zu dem was es öfters ist.
Banal. Träumen macht mich kreativ und gibt Lebensfreude.
Weshalb dieser philososphische Anflug? Weil die die Freude mir
einen Traum erfüllt zu haben mich glücklich macht.
Kommen wir zum Tagesgeschäft zurück. Das mich durch
den Tag treiben lassen wird noch bis morgen Abend anhalten. Auch wenn
ich immer mit erstaunlicher Pünktlichkeit um halb Acht
aufstehe. Die versprochenen und auch die nicht versprochenen Postkarten
sind abgeschickt. Die Geschenke für die daheim im Stich
gelassenen gekauft. So kann ich mich ganz in den hiesigen Lebensstil
geben. So lange Geld vorhanden ist, möglichst eine gute Zeit
ohne Anstrengung haben. Und Geld habe ich noch genug.
Die Luft ist draussen. Abgesehen von Nachmittagstemperaturen welche zur Untätigkeit förmlich zwingen, ist die Motivation noch gross was zu unternehmen nicht vorhanden. Die nächsten sechs Stunden bis zum Abflug werde ich sicher irgendwie totschlagen. Mal sehen wieviel Hitze ich noch absorbieren kann um zu Hause den Schnee zumindest auf den Strassen zum Schmelzen zu verhelfen. Verläuft alles planmässig hat mich die Schweiz morgen früh um Sieben Uhr wieder am Hals.