Unsere gefahrenen Etappen in Grün
Da sitzen wir nun, die warme Abendluft streicht um meine Waden und der Blick schweift in die Ferne
zum Gebirge im Landesinnern. So stellt man sich die Ferien vor... Unser vor zehn Tagen auf einem Hügel
über Katakolo eröffnetes Hotel war ein Zufallsfund und strahlt noch in neuem Glanz. Weniger glänzt die
Klimaanlage die wegen Installationsproblemen zur Zeit nicht läuft, eben auch Griechenland.
Der Reihe nach sehen die letzten zwei Tage folgendermassen aus; Nach einem böhig-holprigen Landeanflug in
Athen klappt die Mietautoübergabe reibungslos und wir fahren entspannt auf der beinahe leeren Autobahn
Richtung Kanal von Korinth. Im etwas abseits vom Meer leicht erhöht gelgenen Alt-Korinth suchen wir bei
brütender Hitze eine Pension. Hotels gibt es nicht. Nach einigem Kreisen brauchen wir aber erst mal etwas
Verpflegung und setzten uns in eine Taverne. Hier am Hauptplatz fragen wir dann nach und uns wird geholfen.
Die unmittelbar an das Dorf angrenzenden Ruinen einer ehemals grossen und wichtigen römischen Stadt ziehen
mich indes magisch an. Ich lasse Ruhe walten, wir haben noch Zeit und alte Steine liegen in Griechenland
noch haufenweise herum.
Das einfache saubere Zimmer kostet uns 40 Franken. Für das Nachtessen gehen wir wieder zum Dorfplatz. Wir
essen griechisch, während sich langsam die Einheimischen für einen Feierabendschwatz in den
Tavernen reffen. Ein solches Sozialleben ist in unseren Breitengraden, sicher auch temperaturbedingt,
nicht anzutreffen. Auf meinen Vorschlag hin trinken wir einige Metaxa und Yvonne scheinen sie sehr zu
munden... Auf jeden Fall schlafen wir tadellos ein.
Nach einem guten Frühstück bei unseren Gastgebern machen wir uns auf den Weg entlang der Küste gegen
Westen. Bei Rio passieren wir die mächtige Seilbrücke welche hier den Peloponnes mit dem Festland verbindet.
Dann verschwindet das Land gegenüber und wir drehen Richtung Süden gegen Pyrgos. Die Autostrasse auf
welcher wir fahren sollte eigentlich zur Autobahn ausgebaut werden. Doch da der Staat bankrott ist fahren wir
hunderte Kilometer entlang einer unfertigen Baustelle. Die Arbeit scheint mancherorts fluchtartig verlassen
worden zu sein. Teilweise hängen noch einzelne Schalelemente an den Widerlagern unfertiger Brücken.
Von Pyrgos aus suchen wir den Strand nach einem unseren romantischen Wünschen entsprechenden Hotel ab und
landen wie eingangs erwähnt in diesem modernen und gefälligen Neubau inmitten von Olivenhainen hoch über
dem von Kreuzfahrtschiffen belegten Hafen vor Katakolo von wo aus in Tagesausflügen die Ruinen von Olympia
besucht werden. Über Umwege finden wir eine kleine nur von Einheimischen besuchte Bucht und ich kann mich
ins Meer stürzen. Zurück in Katakolo will Yvonne noch einen Hut kaufen. Doch das bei unserer Ankunft noch von
Touristen wimmelnde Fischerdorf ist wie verwaist und die Gitter heruntergelassen. Vielleicht
ist ja Siesta. Am daneben gelegenen kilometerlangen Strand essen wir in einem einheimischen Lokal zu Abend.
Auf dem Rückweg zum Hotel herrscht im Ort immer noch tote Hose. Wir kaufen Wasser, Metaxa und einen Snack.
Den sich uns als Yanis vorstellenden Alten fragen wir nach den Ladenöffnungszeiten. Ich schreibe es seinem
Alter zu das er diese nicht spontan sagen kann sondern einen Zettel hervorkramt. Immerhin spricht er
italienisch mit mir. Auf dem Blatt sind aber nicht die Öffnungszeiten des Geschäftes sondern die
Ankunftstage der Kreuzfahrtschiffe aufgeführt. Heisst; keine Schiffe, ergo auch keine offenen Läden!
So auch morgen. Mal sehen ob sich morgen in Pyrgos auf dem Weg nach Olympia etwas findet.
Das war eine heisse Nacht! So ohne Klimaanlage. Wir müssen uns sicher noch ein wenig akklimatisieren.
Das Frühstück befindet sich wie das gesamte Hotel auch noch in der Testphase aber es ist ok. Um halb zehn
starten wir nach dem antiken Olympia. Die Sonne brennt schon unbarmherzig vom Himmel. Zum Glück hat wenigstens
unser Mietwagen eine Klimanalage die funktioniert! Eine halbe Stunde später betreten wir den heiligen Bezirk
der Kultstätte und suchen während wir die Beschreibungen lesen immer wieder den Schatten der Bäume. Nach zwei
Stunden gemütlichen Schlenderns haben wir die Ruinen gesehen. Ich würde nicht sagen das ich enttäuscht bin, aber
der "olympische Geist" hat mich hier nicht komplett erfasst. Wohl weil die Anlage einerseits durch Erdbeben und
Ausbeutung doch sehr in Mitleidenschaft gezogen worden ist und ich sicher schon viele Altertümer gesehen habe.
Das Museum ist schon eindrücklicher. Yvonne ist ganz angetan von der detailgetreuen Darstellung der männlichen
Genitalien der Statuen. Es sind wirklich viele schöne Exponate in den Vitrinen zu sehen. Die ganze Ausstellung
ist sorgfältig und gut erklärend aufgebaut. Beim Anblick diese Torsos hätte Von Däniken sicher behauptet die
alten Griechen seien die Erfinder des Mobiltelefones! Wir schiessen noch unzählige Fotos.
Auf dem Rückweg halten wir in Pyrgos und wollen Strandutensilien besorgen. Aber um zwei Uhr ist alles wegen zu
und Mittagshitze geschlossen. Also fahren wir weiter. An der Strasse nach Katakolo finden wir dann doch ein
Geschäft wo wir Liegematten und einen Sonnenschirm für 30 Franken kaufen. Etwas später testen wir die Teile am
Strand am Ort. Kaum sind wir im extrem seichten Wasser nehmen uns einige fette Quallen die Badefreude und wir
fahren zum Strand von gestern. Um sechs nehmen wir unser Abendessen beim Griechen ein. Wer hätte das vermutet!
Zurück im Hotel wird uns auf meine Mängelrüge hin ein Abschlag von 20% auf den Zimmerpreis gewährt. Der eigens
aus Athen angereiste Techniker konnte die Klimaanlage immer noch nicht reparieren. Er sei untröstlich meint der
äusserst freundliche Besitzer. Wir seien seine ersten wahren Gäste und er sitze schön auf glühenden Kohlen da
das Hotel für nächste Woche voll ausgebucht sei. Naja, für 70 Franken werden wir hier unten kaum je wieder so
stilvoll logieren und die Hitze setzt uns auch nicht mehr so zu.
Heute ist auch für uns Sonntagsruh und die vor zwei Tagen von uns ausgekundschaftete Bucht schon recht gut besucht. Aber es herrscht trotzdem keine Hektik. Wir haben uns dem Laisserfaire mühelos angepasst. Nur das regelmässige Klack-Klack der Holzschläger welche die Tennisbälle treffen unterbricht das Rauschen den sanften Brandung. Morgen kommen wieder drei Kreuzfahrtschiffe an und verwandeln das beschauchliche sechshundert Seelendorf wieder in einen wimmelnden Marktplatz. Wir reisen dann weiter in den Süden zu neuen Entdeckungen in Peloponnes.
Wieder ist eine zu warme Nacht um richtig zu schlafen vorüber. Um Sieben sind wir kurz wach und sehen den
zweiten Kreuzfahrtriesen einlaufen. Also wird es heute im Dorf richtig lebhaft. So ist es dann auch. Die
Hauptstrasse und die Promenade wimmeln vor Leuten und die Ladenbesitzer versuchen ihre Waren an sie zu verkaufen.
Zum Bezahlen des Zimmers mit der Kreditkarte müssen wir ins Lokal des Besitzers am weil hier oben der Kreditkartenautomat
noch nicht von der Bank geliefert worden ist. Solche Dinge sind es wohl weshalb Griechenland in diesem Zustand und Besserung
nur spährlich in Aussicht ist.
Nach dem kurzen Halt im Ort inmitten den Hunderten von gelandeten Passagieren fahren wir gegen Süden richtung Pilos.
Die Gegend ist weniger besiedelt und es dominiert Agrarwirtschaft mit endlosen Pflanzungen von Olivenbäumen. Eher
zufällig gelangen wir auf eine Nebenstrasse entlang der Küste und sehen so mehr von der atemberaubenden Landschaft
entlang der Küste. Oberhalb der Bucht von Navarino kurven wir etwas in der Gegend herum um nach einer Übernachtungsmöglickeit
Ausschau zu halten. Es findet sich aber nichts passendes. In Pilos halten wir für eine Pause. Ein pitoresker Ort
in fantastischer Umgebung am Meer. Wir sehen uns einige Hotels an aber sind nicht sicher ob wir hier wirklich bleiben
wollen. Yvonne schlägt vor weiter nach Methoni zu fahren. Eine Viertelstunde stehen wir an einer traumhaften grossen
Bucht welche seitlich von einer alten Festung begrenzt wird an die der Ort anschliesst. Dank absoluter Wirtschaftsflaute
sind kaum Touristen anwesend und der Zimmerpreis liegt bei 70 Franken anstelle 120. Das Zimmer liegt direkt über dem
Strandneben der Festung und es scheint wirklich dem Klischee des perfekten romantischen Aufenthaltes zu entsprechen.
Ach ja, die Klimaanlage funktioniert auch!
Es war eine wirklich ruhige Nacht. Das Meer und die Grillen sind so dezent, das uns nur das Brummen aus dem Nachbarzimmer leicht stören kann. Wir beratschlagen das weitere Vorgehen. Ich möchte bleiben, Yvonne weiter. Wir bleiben. Auf jeden Fall will ich noch die Reste der imposanten Festung sehen, welche zur Zeit der Venezianer einer der wichtigsten Handelspunkte im Mittelmeer war. Innerhalb der mächtigen Mauern sind kaum Gebäude erhalten. Eigentlich nur eine einfache Kirche welche aber sicher nicht aus der Blütezeit stammt. Die Schutthügel die sicher von den ehemaligen Gebäuden stammen sind mit einem Blütenteppich bedeckt und es riecht nach mediterranen Kräutern. Das ins Meer ragende Ende der byzanthinischen Stadt wird von einem Turm dominiert welcher noch gut erhalten ist. Er diente als Wach- und Leuchtposten, sowie auch als Gefängnis. Dank meines Berufs und dem langen Interesse an alten Bauwerken mache ich verschiedenste Bauphasen aus. Die angebotene Information ist leider eher spärlich. In etwas mehr als einer Stunde gehe ich ums Areal und male mir gedanklich aus was sich während dieser Zeit hier so über die Jahrhunderte abgespielt hat. Den Nachmittag liegen wir faul am Strand herum und beobachten was so läuft. Einige Einheimische versuchen hinter uns aus vorbereiteten Holztafeln mit Rahmen einen Boden zu bauen. Etliches Palaver und Stunden später ist das Resultat eher kläglich. Noch immer ist nicht sichtbar was die wenigeneher krumm angeordneten Bretter schlussendlich ergeben sollen.
Getreu dem Motto "der Weg ist ein Teil des Ziels" fahren wir entlang der Küste Richtung Kalamata. Die gebirgige
Landschaft mit relativ steiler Küste ist recht spärlich besiedelt. Bäume gibt es kaum, Büsche sind das bestimmende
Element auf den felsigen Hängen. Erst gegen Kalamata hin wo das Land wieder etwas flacher wird häufen sich die Dörfer
und die übliche Mischung aus Landwirtschaft und Tourismus kehrt zurück. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichen wir
Kalamata. Wir wenden da wir einen "Chinesenoutlet" auf der anderen Strassenseite an den roten Lampions erkennen.
Die Ware der zweiten Wahl ist das richtige für die Ergänzung unserer Kleider im warmen Süden. Unser Plan geht auf
und können uns für 30 Euro mit einigen Leibchen und anderem eindecken. Solche von Chinesen geführten Warenposten
sind in allen grösseren Städten zu finden. Dank Wirtschaftskrise finden sie auch bei den Griechen regen Zuspruch.
Dieser hier ist recht ordentlich sortiert.
Die kurze Kaffepause im Zentrum von Kalamata tut gut, denn schon bald kurven wir auf der anderen
Küstenseite der Bucht gegen Süden. Wir durchfahren einige Bergdörfer. Was mich jetzt schon interessiert wird
später sicher noch genauer ausgekundschaftet. Wie das Leben im Hinterland abläuft. Eine Stunde und etliche Kurven
später fahren wir in Stoupa ein. Das Auto lassen wir an der engen Promenade an der kleinen Bucht stehen und suchen so
eine Unterkunft. Die ersten zwei Anfragen sind erfolglos da schon ausgebucht. Kein Wunder; die Menge an offensichtlichen
Touristen ist für uns noch ungewohnt. Wie uns an einer Reception gesagt wird ist der Ort in Nordeuropa gut vermarktet.
Zur Zeit sind es vorwiegend ältere Paare die vor dem Ansturm zur Hauptsaison das ehemalige Fischerdorf beleben.
Wir finden ein geräumiges Studio (oben wo die Wäsche hängt, vorne unser silberner Mietwagen) hinter der Promenade
für 48 Franken. Nach Kauf von Waschmittel mache ich die Wäsche und Yvonne hängt auf. Echt schweisstreibend diese
Angelegenheit. Zur Abkühlung hüpfe ich danach ins Meer und schwimme einmal in der Bucht hin und her. Das sind so
ungefähr 200 Meter. Das Wasser ist deutlich wärmer als in Methoni aber gerade richtig! Im angeschlossenen Lokal mit
Meeresblick essen wir zu Nacht. Yvonne Pastitsio, eine Art Lasagne aber mit Maccaroni. Irgendwie streuen die massig
Zucker rein so süss schmeckt das Hackfleisch und die Nudeln. Ich nehme im Ofen überbackenenes Lamm mit Gemüse und
Kartoffeln. Vom Feinsten und genau mein Geschmack. Nach einigen Versuchen schaffen wir es ins Netwerk des Lokals.
Das Tastaturlayout meines Netbooks entspricht nicht den Einstellungen in Windows. Endlich kann ich Berichte und
Fotos hochladen.
Heute ist es warm und schön.Wir liegen am Strand und schwimmen etwas zur Abkühlung. Soweit die Berichterstattung.
Wir wollen einmal etwas von einer griechischen Stadt sehen und fahren nach Kalamata. Das dauert über die Berge
gut eine Stunde. Die seit gestern Abend aufgezogenen Wolken verhüllen nun die Gipfel. Aber soweit ist das Wetter
ok. Vielleicht nicht mehr ganz so heiss was uns auf jeden Fall nicht stört.
Bevor wir ins Zentrum von Kalamata gelangen tanken wir noch. Die Preisdifferenz beträgt immerhin gegen
15 Rappen pro Liter im Vergleich zu ausserhalb. Hier ligt der Literpreis aber immer noch bei knapp 2 Franken
für Bleifrei. Im Stadtzentrum parke ich unter einem Halteverbotsignal, ganz den einheimischen Gepflogenheiten
entsprechend... Etliche Leute sind unterwegs und gehen ihren Geschäften nach. Wir flanieren durch die Strassen
und Yvonne sieht sich diverse Geschäfte an. Was auffällt sind das etwa ein Viertel aller Läden leer stehen und
zur Vermietung ausgeschrieben sind. Das nicht nur hier im Zentrum, sondern auch ausserhalb. Die Krise wird für
uns so zum ersten Mal richtig deutlich. Bisher haben wir uns noch nicht mit Einheimischen über die momentanen
Lebensumstände unterhalten. Vielleicht ergibt sich das noch. Nachdem Yvonne noch etwas gekauft hat fahren wir
zurück. Die Wolken haben sich noch mehr zusammengezogen. Einige Regentropfen benetzen die Windschutzscheibe.
Ich bin zutiefst von Griechenland enttäuscht. Geld zurück! Dem windigen Wetter entsprechend ist der Strand
recht menschenleer. Ehrlich gesagt, ich geniesse die Abwechslung vom stahlblauen Himmel richtig. Weniger aber
die endlosen Versuche Bilder und Text bei schlechter Verbindung hochzuladen...
Eine Planänderung ist angesagt. Aber erst nachdem wir schon 10 Minuten Richtung Kalamata gefahren sind. Yvonne
weist mich auf etwas hin was mir bei der Planung nicht aufgefallen ist. Anstatt über Sparta nach Monemavassia
zu gelangen könnten wir auch erst nach Monemvassia fahren und dann nach Sparta so würden wir einen grossen Teil
des selben Weges zwei mal machen. Also gewendet und nach Süden gekurvt. Die gebirgige Küste wird immer karger
und das Beige der staubtrockenen Vegetation mischt sich mit dem grau der Felsen. Kleine Dörfer unterbrechen
alle paar Kilometer das einsame Band der Strasse. Nach etwa einer Stunde fällt die Piste zu einer grossen Bucht
unterhalb vor Areopoli ab und steigt gegenüber dorthin wieder an. Auffällig an den Dörfern sind die Turmhäuser
welche in unruhigeren Zeiten auch als Schutz gegen Feinde und bei Auseinandersetzungen dienten. Heute sind sie
teilweise zu Unterkünften ausgebaut. An der einzigen Kreuzung in Areopoli halten wir uns nach links und so gegen
Osten über die Berge. Irgendwann scheint es wir durchfahren den Ort wo die Zeit stehen geblieben ist. So seit
Jahrhunderten unverändert kommt uns die Landschaft vor. Wir aber bewegen uns weiter. Von Gitio an aber nun auf
einer Nebenstrasse parallel zur Küste. Surreal liegt ein grosses rostiges Wrack am Strand. Hier in der nun flachen
Gegend werden Unmengen von Zitrusfrüchten angebaut. Hinter der nächsten Hügelkette frischt der Wind immer mehr auf
und rund 15 Kilometer vor Monemvassia wird es zunehmend stürmisch. Auf der wieder breiten und doch recht wenig
befahrenen Haupstrasse erreichen wir zügig unser Ziel. Das neue Dorf "Monemvassia" liegt auf dem Festland und ist
mit einem künstlichen Damm mit der seit an die tausend Jahren bewohnten Insel verbunden. Es ist eigentlich nicht
wirklich eine Insel, eher ein riesiger grau-roter Steinklotz von über einem Kilometer Länge und ein paar hunder Meter
Breite im Meer.
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren alle Häuser aufgegeben und wurden erst vor einigen Jahren wieder aufgebaut.
Heute hauptsächlich für den Tourismus in Form von Hotels, Restaurants und Läden. Die ursprüngliche Bebauung gliedert
sich in drei Bereiche. Die heute wieder belebte Unterstadt an der Südseite die von Festungsmauern abgegrenzt wird.
Der hundert Meter höher und in Trümmern liegenden Oberstadt die durch die steilen Felswände schon recht gut geschützt
war und einem Festungsbereich auf dem höchsten Punkt der Insel. Von der Unterstadt wo das Handwerk und der Handel
stattfanden, führt ein gesicherter Zick-Zackweg steil zur Oberstadt. Hier residierten die Noblen und Bestimmenden
sowie der Klerus. Alle neuralgischen Punkte waren mit den notwendigen Verteidigungsanlagen wie Mauern und Türmen
gesichert. Nach den Byzantinern kamen die Venezier, dann die Türken, wieder die Venezier und wieder die Türken,
zuletzt die Griechen. Das seit dem 12 Jahrhundert.
Es sind nicht allzuviele Besucher anwesend und schon gar nicht verirren sich Leute wie ich auf das Plateau.
Mutterseelenallein streife ich durch das steinige vom Wind gepeitschte Gelände und erkenne ehemalige Gebäude.
Vorbei am der teilweise restaurierten Kirche steige ich zur den ganz oben stehenden Resten der Zitadelle, dem
wichtigsten Festungsbau. An allen Ecken bieten sich Ausblicke für Fotos an. Ich mache etliche Panoramabilder. Noch
erkennt man die Zisternen die auf dem süsswasserlosen Eiland dringend nötig waren. Jeder Tropfen Regen musste gefasst
und gehortet werden. Einige Häuser hatten im Untergeschoss eigene Wasserspeicher. Nun hoch über der Unterstadt auf
einer Mauer stehend erkenne ich Yvonne die dort unten auf dem Platz vor der Kirche lesend auf mich wartet. Über eine
Stunde später bin wieder bei ihr. Nach der darauf notwendigen Körperpflege verbringen Yvonne und ich den Abend am
Fischerhafen in Neu-Monemvassia.
Die Nacht ist stürmisch und die Brandung laut. Der Wind pfeift stetig durch das schlecht schliessende Fenster im Hotel. Auch am Morgen können wir noch die Brandung bestaunen welche unablässig auf den Kieselstrand peitscht. Der Atem Poseidons ist in durch die Gischt zu spüren. Zeitig verlassen wir Monemvassia um nicht zu spät in Sparti zu sein. Bei Erreichen des Zentrums von Sparti herrscht allgemeine Menschenleere. Da wir ein Zimmer im besten Hotel am Platz für 100 anstatt 150 Franken bekommen nehmen wir es und geniessen den Luxus der frisch renovierten Unterkunft. Überhaupt scheinen die Preise in Griechenland sich auf einem der Realität entsprechenden Niveau eingependelt zu haben. Das Überangebot an Infrastruktur im Verhältnis zur Nachfrage kommt uns allenthalben entgegen. Ein Nachmittagsschlaf kompensiert das Manko der vorangegangenen Nacht. Im warmen Licht der Spätnachmittagssonne spazieren wir zu den Ruinen des antiken Sparta. Idyllisch im Olivenhain gelegen schwingt sich die gepflasterte Strasse sanft zur Akropolis hinauf. Durch die Literatur vorbereitet weiss ich das es nicht viel zu sehen gibt und so ist es auch. Trotz einiger aktueller Grabungen sind wenige Fragmente des einst mächtigsten Königsreiches des Peloponnes zu sehen. Welch elender Anblick bietet das ausgeräumte römische Theater welches einst eines der grössten im antiken Griechenland war. Beinahe das gesamte Baumaterial wurde nach Mistras verfrachtet. Diese ehemalige byzantinische Metropole ausserhalb Sparti an einem Berghang will ich morgen durchstreifen. Zurück im Zentrum essen wir in einem Garten nur von den ortsüblichen Katzen belagert zu Abend. Bevor uns danach der Schlaf im gediegenen Hotelzimmer übermannt, schaffen wir es knapp das Endspiel der EM im Fernsehen zu Ende zu verfolgen.
Frühstück ist für mich um Sieben angesagt. Um Acht öffnen die Tore des fünfzehn Autominuten entfernten Mistras.
Um der Hitze zu entgehen und heute noch weiterfahren zu können muss ich bis zwölf zurück sein. Yvonne bleibt in der
Stadt. Ich parkiere am unteren ehemaligen Stadttor und löse den Eintrittsschein für 5 Euro. Nach dem Durchschreiten
des Tores wandert mein Blick hoch zur Festung die gut 300 Meter höher liegt. Nun weiss ich was mich noch erwartet.
Sicher nicht unbedingt ein lockerer Spazierung durch die Ruinen. Scheinbar bin ich der erste Besucher, denn das
einige Meter höher liegende Museum ist noch gänzlich unbeleuchtet und wird für mich geöffnet. Die wenigen
Ausstellungsstücke sind sorgfältig aufbereitet. So wie es sich für ein UNESCO Weltkulturerbe gehört. Ein kleiner
Abstecher zur angrenzenden Kirche und Ikonenausstellung, dann geht es wieder nach draussen. Steil führt der Hauptpfad
in Serpentinen zum Tor der Oberstadt und kurz danach stehe ich vor dem ehemaligen Regentenpalast der zur Zeit wieder
aufgebaut wird. Der Zugang ist gesperrt. Also weiter den mit Steinen gepflasterten Hauptweg hinauf von dem seitlich
die ehemals engen Gassen abzweigten. Insgesamt sind nicht allzuviele Gebäude erhalten und als erstes wurden für Besucher
natürlich die Klöster renoviert.Eines der insgesamt Vier ist noch von einigen Nonnen bewohnt. Ich wage mich nur bis zum
Eingang zumal meine auf Wärme ausgelegte Kleidung nicht genügend gottgefällig sein dürfte. Um Zehn bin ich in der
Gipfelfestung, der Zitadelle, angelangt und habe unterwegs an manchen Orten die Bauweise an zerfallenen Gebäuden
studiert. Hier sollen einmal über vierzigtausen Menschen gelebt haben. Unglaublich! Von der Zitadelle ist noch
etliches erhalten was sicher auf die für eine Festung notwendige stabilere Bauweise zuzuschreiben ist. Ich setze mich
hin und geniesse den Ausblick über das Tal des Evrotas mit Sparti und die Ruhe hier oben. Den Rückweg habe ich über
die andere Seite geplant um so etwas von allem zu sehen. Natürlich ist auch auf der Südseite ein ehemaliges Kloster
noch gut erhalten. Entlang der unteren Stadtmauer kehre ich zum Ausgangspunkt zurück. Rechtzeitig um halb zwölf bin
ich im Hotel, dusche und wir können los zu unserem nächsten geplanten Reiseziel.
Die Fahrt gegen Osten nach Nafplio führt über Tripolis. Das wollen wir umfahren und wählen einen "kurzen"
Weg ausserhalb durch die Prärie. Naja, das aber wird ein leichtes Gekurve und führt uns zufälligerweise noch an einem
ehemals grossen Tempel vorbei. Als ich schliesslich noch auf Schotter weiter fahre werden die Falten in Yvonnes Stirn
tiefer. Doch so sehen wir etwas von der hiesigen Landwirtschaft. Die Stossrichtung stimmt aber und wir gelangen wieder
auf die Hauptstrasse. Nach über zwei Stunden sind wir vor Nafplio und lassen dies rechts hinter uns um in Tolo ein unseren
Vorstellungen entsprechendes Ambiente zu finden. Tolo stellt sich aber als eine Art leicht heruntergekommenes Mallorca
heraus und wir fahren über die Berge und dann weiter entlang der Küste von Argolis unserem Wunschdenken hinterher.
Ermioni heisst unsere nächste Hoffnung welche uns enttäuscht. Ein leicht versnobt anmutender Jachthafen ohne wirklichen
Badestrand. Und es ist schon gar keine passende Unterkunft vorhanden. Wir sind schon beinahe am Südostzipfel des
Peloponnes und da gibt es gar nichts mehr. Also gewendet, alles zurück und weiter bis Portochelio. Langsam werde ich
richtig müde. Erst das Klettern und dann noch über sechs Stunden Rumgefahre. Die romantische Bucht von Portochelio ist
erreicht und das erste sichtbare Hotel geschlossen. Etwas weiter sehen wir den Schriftzug "Best Western". Das verheisst
immerhin einen brauchbaren Standard. 55 Euro mit Frühstück, wir sind dabei. Doch die Hauptstrasse vor der Herberge und
die mit Booten belagerte Bucht sagen uns dass die Suche nur aufgeschoben ist. Schliesslich wollen wir die letzten Tage
Ferien in allen Belangen geniessen können.
Nach einem überraschend reichhaltigen Frühstück geht die Reise um Neun weiter. In unserer momentanen Ratlosigkeit
wollen wir uns noch einmal um Nafplio herum schlau machen. Auf dem Weg dahin kommen wir am bekannten antiken
Amphitheater von Efidaurus vorbei und wollen diese ehemals heilige Stätte auch sehen. Wirklich eindrücklich dieses
beinahe vollständig erhaltene Bauwerk. Ein in einen steilen Hang herausgearbeiteter und mit Steinsitzen verkleidetes
Halbkreis bietet eine wirklich erstaunliche Akkustik wie wir dank den spontanen Gesangsdarbietungen anderer Besucher
erleben können. Die Vorbereitungen für die hier alljährlich stattfindenden Festspiele sind im Aufbau begriffen. Meine
griechischen Lesekünste sind soweit gediehen, dass ich als erste Vorstellung von kommenden Wochenende auf dem Plakat
Oedipos Tyrannos ausmachen kann. Weit wichtiger als für uns heute der Theaterkomplex war für die Griechen in
vorchristlicher Zeit die grosse umgebende Heilstätte. Hier gab es Kliniken wo sogar operiert wurde, Heilbäder,
Tempel zur Götterverehrung, Sportstätten und ein Stadion. In einem Gebäude für den meditaiven Schlaf konnten
die Patienten ihre Therapie von den Götter empfangene und diese zur Behandlung den Ärzten mitteilen. Leider ist von
der gesamten Anlage nicht mehr viel erhalten. Es werden aber mit Hilfe von Millionenbeträgen emsig die wichtigsten
Bauwerke restauriert. Dank des Schattens der Pinien ist der Rundgang nicht ganz so schweisstreibend und der Duft
der Bäume verströmt südliche Gelassenheit.
Schon beinahe auf den Weg nach Nafplio schlage ich vor doch noch nach Alt Efidaurus zu fahren und mal nachzusehen.
Diese Idee hatte ich schon gestern. Den Beschrieben in unserem Buch zu entnehmen ist nicht viel zu erwarten aber mal
selber sehen. Zehn Minuten später prüfen wir die Lage im Ort und an der Bucht sowie am nebenan liegenden Strand. Das
Dorf entspricht etwa dem Bild des überschaubaren Ortes mit Bademöglichkeit. Wenn auch mit etlichen auf Tourismus
ausgerichteten Hotels und Tavernen. Auf Yvonnes Vorschlag sehen wir uns noch ein Strandclub an der nebenan liegenden
Bucht näher an und sind überzeugt von dem was wir sehen. Das seit 50 Jahren bestehende Haus wurde neulich renoviert und
wir leisten uns das Zimmer mit unmittelbarer Meersicht im kleinen Hotel für 75 Franken. So wie es bis jetzt aussieht
ist hiermit der perfekte Ausklang der Ferien eingeläutet.
Heute ist der dritte Tag auf dem Peloponnes an welchem wir ausser rumliegen und uns gelegentlich im Meer abkühlen absolut nichts tun. Das Spannendste heute ist unser Nachtessen bei wirklich eindrücklichem Vollmond.
Das Frühstück kommt wie bestellt. So können wir wie geplant um neun nach Mykene fahren. Die Fahrt dauert knapp eine
Stunde und führt uns vorbei an Nafplio. Die Ruine von Mykene welche aus dem 15. Jahrhundert vor Christus stammt ist in
zweierlei Hinsicht bedeutungsvoll. Erstens weil hier soweit bekannt eine der ersten Hochkulturen Europas entstand und
zweitens weil sich in dieser Gegend unzählige Geschichten der griechischen Mythologie abgespielt haben wogegen Denver
Clan kalter Kaffe ist. Mord und Intrigen sind elementarer Bestandteil jeder der Erzählungen. Erinnert sei nur an die
von hier ausgegangene Belagerung Trojas.
Der Parkplatz ist um zehn noch beinahe leer was uns recht ist. Sonnenschutz wird mit Creme und Hut ausgeführt und los geht
es. Der Eintritt zum Gelände mit Museum und Nebenstätte kostet 8 Euro. Die Anlage ist nicht allzu gross und steil. Wir
treten durch das Wahrzeichen, das Löwentor, in das von sogenannten Zyklopenmauern umfriedete Gelände. Der Sage nach müssen
antike Riesen die tonnenschweren Blöcke aufgeschichtet haben. Als Menschenwerk konnte sich so etwas früher niemand vorstellen.
Ehemals waren die Festungsmauern an die fünf Meter stark und über zehn Meter hoch. Einer der heute eindrücklichsten Teile
ist der in einer Erweiterung einbezogene kreisrunde Friedhof der Adligen welcher zur Akzeptanz innerhalb der Stadt zur
Kultstätte umfunktioniert wurde. Tote gehörten damals vor der Stadt bestattet. Von den restlichen Bauten sind nur einige
Grundmauern erhalten. Interessant ist der Zugang zur Zisterne am Östlichen Tor. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung
wurde die Stadtmauer vergrössert und der Eingang so geschützt und führt als Höhle 20 Meter in den Untergrund. Eindrücklich
sind auch die rund gemauerten und in den Untergrund eingelassen Gräber ausserhalb der Befestigung. Nach dem Rundgang sehen
wir uns noch das dazugehörige Museum an. Der grösste Teil der Ausstellungsstücke sind aus Ton. Vasen, Figuren und andere
Gegenstände. Das meiste stammt aus den erforschten Gräbern. Von den bedeutensten Funden wie die Goldmaske des Agamemnon
sind Repliken vorhanden. Die Originale sind in Athen. Mit Glück sind wir immer gerade da wo die nun busweise herangekarrten
Touristengruppen nicht sind. Da ich kein Fan von antiker Keramik bin und Yvonnes Begeisterung sich insgesamt auch in Grenzen
hält sind wir nach zwölf bereits wieder auf dem Heimweg. Zum Glück kennen wir den Weg. Ob die >griechische Beschilderung
hilft oder verwirrt sei dem Betrachter überlassen. Das Nachmittagsprogramm gestaltet sich dann wieder gleich wie am Vortag.
Durch die hohen Preise bisher abgeschreckt habe ich auf Fisch verzichtet. Nun darf ich unser Budget mit 28 Franken für einen
Fisch belasten. Die Gemüsebeilage besteht wieder einmal aus dem Spinat ähnlichen Chorta, leider. Soll aber gesund sein.
Auf jeden Fall wirkt es verdaungsfördernd...
Wir wollen uns nicht in einer Monsteretappe nach Athen begeben und so planen wir heute nur bis an den Kanal von Korinth
fahren. Die Strasse führt in Kurven der steilen Küste nordwärts. Wir geniessen das Panorama und halten einige Male um Fotos
zu schiessen. Hier von einer Fischzucht in einer Bucht. Nach 2 Stunden sind wir im Zentrum von Neu-Korinth. Die lebendige
Stadt ist nicht gerade der Inbegriff des idealen Orts für ein ruhiges Hotel. Wir verweilen für einige kleine Einkäufe im
Zentrum. Danach halten wir entlang der Küste Ausschau nach einem Hotel. Unvermittelt passieren wir eine Senkbrücke am Kanal
von Korinth und beschliessen nach Finden einer Unterkunft uns das Kommen und Gehen der Schiffe am Kanal etwas anzusehen.
Auch in Loutraki wo wir einigen Minuten später sind gefällt es uns nicht. Der Entschluss ist schnell gefasst. Wir verbringen
die letzte Nacht in Alt Korinth. Noch einmal kreuzen wir den Kanal. Dieses Mal auf der gegenüberliegenden Seite des Landbrücke
zum Peloponnes. Da später die Zeit knapp ist lassen wir uns nun in einem Lokal nieder und sehen zu wie einige Schiffe durch die
künstliche Rinne fahren oder geschleppt werden.
Wir beziehen ein Zimmer in der uns schon bekannten Pension und geniessen den Abend im beschaulichen Zentrum des kleinen Ortes
bevor wir morgen nach Hause fliegen.