Unsere gefahrenen Etappen in Grün
Alles verläuft nach Plan: Der zweieinhalbstündige Flug, die Mietautoübergabe, die Fahrt in
den Süden und das Beziehen unserer reservierten Unterkunft.
Für jene die es noch etwas genauer wissen wollen, hier die Details. Der Landeanflug auf den
Athener Flughafen ist wie Bonds Cocktail; geschüttelt und nicht gerührt. Immerhin setzt
der Pilot den Airbus schlussendlich sanft auf der Piste ab. Wir und die haufenweise anwesenden
Amis applaudieren. Kurz nach Zwei Uhr übernehmen wir unseren Wagen. Der Angestellte meint ich
solle anstelle des Wagens lieber ein Foto von ihm und Yvonne machen. Also gut...
Wir fahren los. Dank Siesta -oder wie das hier heisst- ist die Autobahn recht leer. Nach etwas
mehr als einer Stunde überqueren wir den Kanal von Korinth. Nun folgt eine uns noch unbekannte
Strecke ins Landesinnere des Peloponnes nach Tripoli. Bis mindestens dorthin ist die Autobahn
unseres Wissens nach ausgebaut. Was nachher folgt ist unbekannt. Wir vermuten dass die geplante
Fortsetzung der Autobahn des Staatsdefizits wegen noch nicht erstellt ist. Zu unserer Überraschung
wurde sie jedoch kürzlich fertig gebaut. So geniessen wir ein rasches Fortkommen als beinahe
einzige Benutzer. Ach wäre es so leer auf unseren Autobahnen zu Hause. Geschätzte 0.5 Autos pro
Kilometer Piste sind hier unterwegs! Nervig sind nur die ungefähr alle 30 Kilometer anstehenden
Halte bei den Zahlstellen wo uns im Schnitt um die 2 Euro abgenommen werden. Von Kalamata aus
geht es dann noch etwa eine Stunde auf der Hauptstrasse durch die Berge. Nach ziemlich genau vier
Stunden sind wir in Stoupa und kaufen am Dorfeingang gleich noch Getränke und Dinge für das Frühstück
in einem Supermarkt.
Dina, die Besitzerin der Taverne mit angeschlossener Pension begrüsst uns herzlich wie langjährige
Bekannte. Wir bekommen das beste Studio mit direktem Blick auf die Bucht und das Meer.
Kurz unser Gepäck verstaut und sofort ins Meer gestürzt. Jedenfalls ich, mein Geist giert nach
Erfrischung im Salzwasser. Die Abkühlung nach der langen warmen Fahrt ist erst etwas heftig aber
nachher dafür umso angenehmer. Yvonne hält sich heute noch zurück. Da wir den ganzen Tag,
wahrscheinlich auch des Reisefiebers wegen, wenig gegessen haben sind wir nun richtig hungrig.
Entgegen den örtlichen Gepflogenheiten sitzen wir schon um 19.30 Uhr am Abendessen. Wie typische
Touristen teilen wir einen griechischen Salat. Ich geniesse Moussaka und Yvonne Gyros. Danach
machen wir noch einen kleinen Rundgang entlang der Promenade mit einem Wassereis in der Hand
ehe wir um Zehn todmüde einschlafen.
Aus dem Ablauf des gestrigen Tages lässt sich kein Roman schreiben. Wir nehmen
um Neun gemütlich unser Frühstück auf dem Balkon ein während an der Promenade hauptsächlich
Lieferanten die Lokale mit waren versorgen. Einige Sonnenanbeter sind an den Strand unterwegs um
sich die besten Plätze zu sichern. Sonst verläuft alles sehr ruhig und beschaulich wie überhaupt
in Stoupa. Der Altersdurchschnitt der Touristen liegt um die Sechzig und wohl 70 Prozent sind
aus England. Volk im Partyalter ist nicht zu sehen. Uns gefällt das sehr. Eine Unterkunft welche
direkt an der Promenade liegt und in der sich ab Mitternacht gut schlafen lässt ist eher selten
anzutreffen. Zugegeben, die Raumtemperatur sorgt nicht unbedingt für ein ganz so entspanntes
Einschlafen wie zu Hause. Aber wenn man tagsüber 30 Grad bei wolkenlosem Himmel und leichter
Brise zu schätzen weiss, muss man halt Kompromisse eingehen. Eine Klimaanlage wäre jedenfalls
vorhanden.
Wie schon angetönt ist der restliche Tagesablauf schnell abgehandelt. Ein kurzer Spaziergang
um die kleine Bucht für einige Fotos, ein wenig auf dem dem Balkon abgehangen und den restlichen
Nachmittag im Liegestuhl am Strand verbracht. Das Abendessen geniessen wir wieder im Lokal
unserer Vermieterin welche emsig in der Küche hantiert. Es ist eben wie ich es schon oft auf
meinen Reisen erlebt habe. Bei Frauen welche den Laden schmeissen ist man gut aufgehoben.
Auch wenn zwei weniger ereignisreiche Tage hinter uns liegen kann ich doch einige Worte
dazu verlieren und ein paar Fotos zeigen.
Vorgestern sind wir die uns nun schon sehr vertraute Strecke nach Kalamata gefahren. Leider
darf ich meine Ambitionen bezüglich möglicher( immer noch ungefährlicher) Kurvengeschwindikeiten
in den Serpentinen nicht ausleben. Yvonnes Magen hat was dagegen. Eine dreiviertel Stunde
später parkieren wir in der Stadt beinahe am selben Ort wie letztes Jahr. Es gibt einige Dinge
die wir erledigen müssen wie zum Beispiel unsere lokale SIM-Karte aufladen und sehen wo
wir noch einige Schnäppchen südlicher Kleidung machen könnten. Dank der darbenden Wirtschaft ist
das Preisniveau auch in vermeindlich teuren Läden tief. Yvonne kauft Schuhe welche bei uns
locker das doppelte kosten würde. Mir sagt der anzutreffende Trend zu Neonfarben nicht wirklich zu.
Das gefiel mir vielleicht mal vor 25 Jahren. Auch mit karierten Hemden kann ich mich nicht
anfreunden. Erfreut stelle ich fest, dass der letztes Jahr begonnene Umbau an der Fussgängerzone
fertig geworden ist. Nach der ebenso moderaten Rückfahrt nach Stoupa liegen wir noch etwas am
Strand rum und ich schwimme zwischendurch zwei mal quer durch die Bucht.
Gestern haben wir um der Gleichförmigkeit des am Strandliegens etwas entgegen zu wirken uns
während der Mittagshitze den 10 Kilometer neben Stoupa gelegene Ort Kardamyli ansehen. Es ist
zugegebenermassen sicher nicht der ideale Zeitpunkt bei 30 Grad grosse Spaziergänge zu machen
aber mit schattensuchendem Schlendern lässt sich das schon bewerkstelligen.
Im Gegensatz zu Stoupa hat Kardamyli noch viel mehr Dorfcharakter. Es hat ein sichtbares
Zentrum mit einigen Läden und Kneipen, einen Dorfplatz und einen kleinen Fischerhafen.
Obwohl der steinige Badestrand einen Kilometer ausserhalb liegt gibt es etliche Unterkünfte
im Ort. Für die Region Mani typisch sind die schon hier vereinzelt anzutreffenden Turmhäuser
von denen wir nächsten Dienstag noch viele sehen werden wenn wir in die innere Mani fahren.
Nach drei Stunden und besorgtem Einkauf für das Frühstück sind wir zurück am Strand und ich schwimme
meine obligate Runde. Zum Glück gleich nach Ankunft! Ein am Horizont sichtbare Front bringt böhigen
Wind mit Wellen und die Liegestühle leeren sich zusehends. Schon der Crawl bei normalem Seegang
macht mich leicht schwindlig aber so wäre das Schwimmen kaum mehr möglich gewesen. Auch Yvonne hat
es nach drei Tagen doch noch das erste Mal ins Wasser geschafft.
Wegen der anhaltenden Brise verbringen wir den Abend im Zimmer bei einem Film auf dem Laptop.
Die fünf empfangbaren lokalen Sender auf dem Fernseher der Pension sind im warsten Sinne des
Wortes eine griechische Tragödie welche wir zudem auch nicht einmal verstehen. Beim letzten
Blick vom Balkon um Mitternacht ist die Promenade wie leergefegt. Unser Einschlafen wird heute
nur vom Klang der Brandung begleitet.
Eigentlich will ich nur die Postkarten in Kardamyli einwerfen während Yvonne sich am
Strand sonnt. In Stoupa ist kein Briefkasten zu finden und eine Poststelle gibt es nicht.
Deshalb wird die eigentlich kurz geplante Fahrt nach Kardamily etwas länger.
Auf dem Rückweg biege ich kurzentschlossen links auf eine Strasse in die Berge ab. Ich mag
nicht faul rumliegen und zum schwimmen ist es immer noch zu windig.
Serpentine um Serpentine schraubt sich die asphaltierte Strasse hinauf. Ein erstes Dorf
lasse ich hinter mir. Die Hauser haben kleine Gärten welche sicher zur Eigenversorgung dienen.
Die restlichen kargen Hänge sind mit terassierten Olivenplantagen bedeckt. Irgendwann bin ich
so hoch oben, dass die steilen Hänge keine Bepflanzung mehr zulassen. Weit unter mir liegt
Stoupa. Ich wende und fahre wieder hinab. Eine Gabelung in der Strasse bringt mich zu einem Dorf
das mir schon beim Hochfahren aufgefallen ist. Die altertümlich anmutende Siedlung liegt auf
einer leicht abfallenden Krete. Das muss erkundet werden! Am oberen Dorfende stelle ich den
Wagen ab und schlendere die von Bruchsteinmauerwerk gesäumte Gasse ins Dorf hinab. Wie oft
scheint auch hier die Zeit stehen geblieben und sicher an die Hälfte der Häuser sind verlassen
und teilweise verfallen. An einem wird emsig renoviert. Ich quetsche mich am Auto das die Maurer
davor parkiert haben vorbei. Die Gassen wurden eindeutig für Eselkarren und Fussgänger geplant
so eng ist alle beieinander. Neugierig kann ich in einem verlassenen Haus durch das offene Fenster
die erste Etage fotografieren. Im einzigen Zimmer stehen noch etliche Einrichtungsgegenstände so
wie es scheinbar verlassen worden ist herum. Ich sehe mich noch etwas im Dorf um und gehe wieder
Richtung Auto. Erneut zwänge ich mich am Pritschenwagen im Weg vorbei und frage dann die Arbeiter
mit Gesten ob ich den Bau anschauen könne. Freudig wird mir zugenickt und ich sehe mir die drei
Etagen des Turmhauses an. Jedes Geschoss birgt nur ein Zimmer. In einem Anbau sind Küche und
Toilette untergebracht. Im Dachstuhl fällt mir erneut eine am Gebälk befestigte Planke mit einem
am Ende geschnitzten Kreuz auf. So was habe ich vorhin in einem Schuppen gesehen. Wie ich mich
später vergewissere soll dies Unheil aller Art, wie zum Beispiel Blitzschlag, vom Haus abhalten.
Nachdem ich nun schon zwei Stunden weg bin wird es Zeit mich zurück zu melden. Sonst werde ich
womöglich noch vermisst.
Die gestrige Fahrt von Stoupa nach Areopoli dauert eine gute Stunde. Im Ort der etwa
auf 200 Meter über Meer auf einem Plateau liegt bekommen wir ein geräumiges Dreierzimmer
für den Preis eines Doppelzimmers. Nach dem Auspacken bleibt uns noch genügend Zeit etwas
zu unternehmen. Ich schlage vor die alte byzantinische Festung oberhalb der Bucht von Limeni
zu erkunden. Im Bewusstsein dass es sich eher um einen Haufen Steine als einen sehenswerten
Bau handelt machen wir uns auf den Weg von Areopoli hinunter zur riesigen Bucht
und wieder hoch zum Fort. Immerhin müsste die Aussicht die Fahrerei belohnen. Es ist wie
erwartet; vier mächtige Mauern von etwa hundert auf hundert Metern Ausdehnung und darin
eine Olivenbaumpflanzung zwischen den Steinhaufen der verfallenen Gebäude. Die Serienbilder
der unter uns liegenden, imposanten Bucht werden zu Hause vom mir dann zu einem Panorama
zusammengefügt.
Am Meer unten in Limeni wollen wir uns etwas umsehen und auch unseren Hunger stillen. Im
kleinen Fischerdorf kehren in eine Taverne ein. Ein richtig griechisches Lokal ohne
Schnickschnack. Wenig Englischkenntnisse, zackige Bedienung und kein (glücklicherweise)
heimisches Gedudel wie man allenthalben glaubt dass es scheinbar manche Touristen brauchen.
Den ultimativen Beweis der Authentizität des Restaurants liefert dann das Tsatsiki
(Yoghurt mit Gurkenraspeln und Knoblauch) für Yvonne. Es hat so viel Knoblauch darin das
man danach getrost ganz Transsylvanien ohne von Vampiren gebissen zu werden durchwandern
könnte. Ich halte mich lieber an Fisch. Einen Red Snapper den ich mit Broccolisalat
bestelle. Der von mir ausgewählte Fisch wird zur Preisbestimmung gewogen. Das Kilo kostet
bescheidene 50 Euro! Schlauerweise wir der Fisch erst nach Bestellung ausgenommen, was dem
Wirt den besseren Kilopreis bringt. Auf einer Treppe zum Wasser nimmt währendessen ein Junge
Seeigel aus. Der kümmerliche und glibbrige Inhalt wird von den Einheimischen als Vorspeise
verzehrt.
Den Rest des Abends schauen wir dann noch dem Treiben auf dem teilweise gesperrten Hauptplatz
von Areopoli zu. Es trifft sich Jung und Alt. Die Kinder spielen bis weit nach Zehn miteinander
während sich viele der Eltern in den Lokalen rundherum unterhalten. Schulferien sind in
Griechenland nur zu Weihnachten, Ostern und im Sommer. Dafür gleich vom 21. Juni bis zum 31.
August. Als wir uns um Elf ins Hotel begeben sind noch längst nicht alle Kinderrufe verstummt.
Heute wollen wir die innere Mani etwas genauer erkunden und dabei bisan den südlichsten Zipfel
des Peloponnes vorstossen. Auch die wie Festungen gruppierten Turmhäuser meist auf nicht allzu gut
zugänglichen Stellen gebaut sind unser Ziel. Mich faszinieren diese aus beruflichen wie aus
geschichtlichen Gründen seit ich sie das erste Mal gesichtet habe. Davon werden wir heute sicher
genügend zu sehen bekommen. In gemächlichem Tempo rollen wir auf dem mitteleren der drei Zipfel
des Peloponnes weiter gegen Süden und halten unzählige Male für Fotos. Wäre nicht das Grün
der Olivenbäume würden einzig alle Facetten von Grau bis Braun die Landschaft dominieren so
knochentrocken ist alles. Welch ein Kontrast zum endlos erfrischenden Türkis der umgebenden
See mit den kleinen Buchten!
Die erste Pause legen wir in Gerolimenas ein. Ein idyllisch an einer Bucht gelegenes Fischerdorf
mit kleinem Strand aus weissen Steinen. Im Rücken ein sanft abfallender Hang, gegenüber eine
steil ansteigende Klippe. Weiter beim auf einer Kuppe gelegenen mittelalterlichen Dorf
Vathia halten erneut wir um uns die Eigenheit der inneren Mani mit den Turmhäusern genauer
anzusehen. Ein kleiner Teil ist noch bewohnt, die Mehrheit jedoch scheint verlassen und
davon ist die Hälfte auch zerfallen. In einem noch intakten jedoch eher kleinen Exemplar ist
die ganze Einfachheit und Enge des früher hier geführten Lebens zu spüren. Pro Stockwerk ist ein
Raum vorhanden. Manchmal wurde später für die geänderten Ansprüche noch ein Bad oder eine Toilette
abgetrennt was alles noch enger macht. Die Küche befindet sich meist in einem eigenen Raum separat
zum Hauptbau. Genauso bescheiden wie die Behausungen sind muss sich das Leben hier vollzogen haben.
Die unzähligen die Hänge prägenden Terassen zeugen von einem mühseligen schweisstreibenden Alltag.
Zwar kann ich mir nicht vorstellen dass die Mani einmal eine blühende Landschaft war, aber sicher
wurde dem Boden das Menschenmögliche abgetrotzt und so war alles etwas grüner. Noch nicht wirklich
klar bin ich mir woher das Wasser bezogen wurde. Gerade auf den vorwiegend auf Anhöhen gelegenen
Siedlungen sind ja keine Quellen vorhanden. Wasser während Regenphasen in Zisternen sammeln
scheint mir die einzige Möglichkeit. Welch Widerspruch bei soviel, jedoch nicht trinkbarem Wasser
ringsherum! Die Häuser gruppieren sich auch hier zur Burg. Ich kann mir vorstellen dass wohl
manch eines der Völker welches hier vorbeigesegelt ist noch was holen wollte. Wie sollte sich
die Lage und Bauweise der Dörfer sonst rechtfertigen?
Die landschaftlichen Eindrücke wiederholen sich auf dem weiteren Weg zum Kap Tenaro;
Beinahe baumlose beige Hügel durchsetzt mit Terassen, manchmal gespickt von Olivenbäumen um oft
verfallene Gehöfte. In Porto Kagio, eine in einer grossen Bucht gelegenen Ansiedlung einiger
Häuser, rasten wir bei einem Getränk. Im ruhigen Wasser vergnügen sich ein paar Kinder während
die Eltern wie wir unter den Schirmen am Kieselstrand direkt am Wasser sitzen. Nach der Pause
und einer zehnminütigen Fahrt sind wir am Ende der Strasse angelang. Bis zum
südlichsten Punkt mit dem Leuchtturm wären es noch ein halbstündiger Fussmarsch. Das scheint
uns aber in Anbetracht der Hitze durch die dürre Heide wenig verlockend und wir lassen es
bleiben. Auch so haben wir schon das Gefühl am Ende der Welt zu sein. Nicht umsonst haben die
Alten Griechen hier den Eingang zur Unterwelt vermutet und einen kleinen Orakeltempel hingebaut.
Die Ruine wird heute allerdings von einer später darin platzierten Kapelle dominiert.
Die Rückreise machen wir auf der anderen Seite des Fingers. Auch die Ostküste zeigt die selben
Landschaften wenn auch manchmal weniger von Menschen verlassen wie im Westen. Dank kurviger
Strasse und schönen Aussichten bleibt die Fahrt aber kurzweilig. Zum Schluss geht es noch
eine halbe Stunde quer durch die Berge nach Nordwesten zurück nach Areopoli. Was sind wir
glücklich wieder einen Tag dieser viel zu langen und öden Ferien hinter uns zu haben!
Eine unruhige Nacht liegt hinter uns. Nach dem wir erneut einen entspannten Abend am
Dorfplatz verbracht haben bin ich noch bis um halb eins wach und schreibe am Bericht.
Kaum ist das Licht gelöscht geht es los. Die Ersten einer Gruppe Maturanden aus
Österreich welche nun beinahe alles belegen kehrt unter Getöse ins Hotel zurück.
So geht das bis um Drei die Letzten heimgekehrt sind. Naja, nur nicht aufregen.
Es bleiben ja noch einige Stunden Schlaf. Als wir um Acht für das Frühstück
aufstehen ist uns dann auch nicht gerade nach Rücksichtnahme zumute. Hören wird uns
aber trotzdem niemand. Erstens weil wir gar nicht so dämlich tun können und zweitens
werden die Ruhestörer dank ausreichend Restalkohol sowieso nichts hören.
Um 9.30 brechen wir auf und durchfahren bereits um Elf Uhr Kalamata. Von dort geht es quer
übers Land bis Pilos und noch weitere fünfzehn Minuten gegen Süden nach Methoni.
Wir sind von der dreistündigen Kurverei durch die Hügel leicht benommen. Als erstes
prüfen wir das Hotel direkt am Strand wo wir letztes Jahr schon waren nach freien Zimmern.
Es hat welche. Dies obwohl es diesmal schon Juli ist und deutlich mehr Leute am Strand zu
sehen sind. Der angeschlagene Zimmerpreis beträgt 150 Euro. Verlangt werden 60. Ich frage
nach Abschlag und wir sollen nur 50 Euro bezahlen. Gemacht!
Fotos gibt es heute keine. Ich kann ja nicht immer nur Olivenbäume und Steine zeigen!
Leider haben wir vergessen dass es in Methoni Mücken gibt. Dies sorgt gestern nachts um
Drei für eine Schlafunterbrechung mit anschliessender kurzer Jagd. Danach ist wieder Ruhe
um unsere Köpfe und die Wände mit unseren Trophäen geschmückt. Yvonne schlägt am Morgen
darauf vor nach Koroni zu fahren um noch etwas anderes zu sehen. Obwohl mit langem Strand
ausgestattet ist wie wir dann feststellen der an der östlichen Küstenseite gelegene Ort
auch nicht das Gelbe vom Ei. Einen sehenswerten Ortskern können wir nicht finden. Alles
ist wie in Griechenland öfters anzutreffen leicht zersiedelt. Noch eine venetianische
Festung wollen wir auch nicht erkunden. Ein Getränk später sind wir wieder auf dem Rückweg.
Der nächste Halt ist auf halber Strecke in Finikounda. Ein schon schöneres
und entsprechend eher touristischer Dorf mit einem Sandstrand der in einer noch
übersichtlicher Bucht liegt. In der Hoffnung ein Restaurant mit W-Lan zu finden habe ich
mein Laptop mitgenommen und kann es auch gebrauchen. Homepage aktualisieren und
elektronische Post lesen wird bei einem eisgekühlten Espresso erledigt. Dieser ist nicht
wie vielfach üblich mit Pulver angerührt, sondern ich schmecke echten Kaffee.
Aus Neugier will sich Yvonne eine an der Strasse ausgeschilderte Unterkunft ansehen.
Also biegen wir an der Ostseite der Bucht von Methoni in ein Einfahrt ein und rufen den
Besitzer. Er zeigt uns ein Studio das 50 Euro Kosten soll. Yvonne würde der Aussicht und
des Pools wegen am liebsten gleich zusagen und umziehen. Ich rate noch zuzuwarten und
will nun erst recht mal noch das Angebot der Studios erkunden. So fragen wir noch an zwei
weiteren Orten in Methoni selbst nach. Beide sind geräumiger als der erste und kosten 40
und 50 Euro. Wir entscheiden uns in die zuletzt angesehene Option umzusiedeln. Die
Besitzerin welche die Reihensiedlung aus einigen Doppelbungalows betreut ist äusserst
freundlich und spricht passabel Englisch. Alles ist sehr sauber und gepflegt. Der Vorteil
hier ist zudem dass alles im Dorf zu Fuss erreichbar ist. Immer das Auto nehmen zu müssen
finden wir mühsam und unnötig. Da es schon Vier Uhr Nachmittags ist bin ich gespannt wie
die Hotelrezeption auf unsere Abreise reagiert. Während die Angestellte die Rechnung
schreibt fragt sie nach dem Grund unserer Abreise. "We have to move on" ist meine vielsagende
Antwort. Sie stellt keine weiteren Fragen. Eigentlich haben wir ihr gesagt dass wir fünf
Nächte bleiben wollen. Erfreut nehmen wir die Rechnung über 50 Euro entgegen ohne dies aber
zu zeigen. Ich hätte Hundert verlangt. Schliesslich ist als Verlassenszeit 12 Uhr angegeben.
Unauffällig schnell laden wir ein und fahren 200 Meter weiter in unser neues Domizil bevor
noch Nachforderungen an uns gestellt werden.
Heute bleiben wir im Ort und wollen einzig die Ruinen der alten befestigten Stadt ansehen.
So schlendern wir gemächlich nach dem Frühstück Richtung dem ehemaligen Zugang der Anlage.
Von den unzähligen Häusern hinter den mächtigen Mauern ist nicht viel erhalten. Die Steinhaufen
sind mit Blüten übersät. Auf direktem Weg durqueren wir das Gelände zum vorgelagerten
venetianischen Turm. Ruhig umspielt das kristallklare Wasser das Bauwerk. Leider fehlen
die alten Böden und so kann die Aussicht nicht von oben genossen werden. Aber auch so bietet
sich uns einmal eine andere Perspektive über die Bucht. Nach einem gewohnt ruhigen
Nachmittag im Liegestuhl essen wir zeitig zu Abend um unseren ersten Sonnenuntergang über
dem Meer sehen zu können. Am Besten eignet sich dafür die Klippe nördlich der Festung.
Auch wenn das "Schauspiel" eher beruhigend als aufregend ist, genehmigen wir uns danach
trotzdem noch einen Schlummertrunk in einer von Einheimischen belebten Taverne.
Manchmal ist es nicht einfach etwas Interessantes zu berichten wenn der Tag
eher gemächlich verläuft. Na, vielleicht gelingt es mir mit einigen Fotos die
relative Ereignislosigkeit zu kompensieren.
Letztes Jahr haben wir in Pilos nur einen
kurzen Halt eingelegt um die Unterkünfte abzuklappern und somit wenig vom Ort und der
Umgebung mitbekommen. Nun wollen wir Pilos und das gegenüber an der Bucht gelegene Gialova
unter die Lupe nehmen. In Anbetracht der für hiesige Verhältnisse noch kühlen Tageszeit,
des späten Morgens, besichtigen wir kurzentschlossen die alte Festung. Diese sicherte auf einer
Anhöhe südlich an Pilos grenzend gelegen seit dem Mittelalter den Zugang zur grossen Bucht
von Navarino. Erbaut von den Türken war sie ursprünglich auch Stadt und diente bis Ende des
letzten Jahrhunderts beinahe jedem europäischen Seefahrervolk wechselnd als Sicherungsposten
ihres Einflussbereiches. Zuletzt wurde die Zitadelle als Provinzgefängnis genutzt
wie die heute noch sichtbaren Zellentüren bezeugen. Allzuviel ist innerhalb der alten Mauern
nicht erhalten. Wie üblich ist eine Kirche die seinerzeit als Moschee gebaut wurde am besten
erhalten. Momentan wird sie renoviert. Ein kleiner Holzbau zeigt einige Exponate aus der
Unterwasserarchäologie rund um den Peloponnes. Grossteils von gesunkenen Schiffen die
hellenistische Kulturgüter in andere Länder transportieren wollten. Einige Statuen, Amphoren
und Gebrauchsgegenstände von vor Viertausend Jahren bis ins vorletzte Jahrhundert.
Um am Tag des Rückflugs nicht den ganzen Weg bewältigen zu müssen fahren wir in die Nähe
des Kanal von Korinth. Die so gesparte Zeit wollen wir zudem noch einen grossen Markt von
Markenabverkauf beim Flughafen erkunden.
Loutra Elenis ist wie wir feststellen nicht auf ausländische Touristen ausgelegt. Etwa zwei
Fahrstunden von Athen entfernt besteht das meiste aus Eigentumswohnungen.Viele sind zwar mit
in Griechisch geschriebenen Tafeln behangen, nur nützt uns das leider nichts. Erst nach einigem
Herumkurven können wir in Englisch das Wort "Rooms" lesen. Wir fragen nach und beziehen für 40
Franken ein Zimmer mit schöner Aussicht. In besseren Zeiten hätte es 70 Franken eingebracht
meint die Besitzerin. Doch die Zeiten seien schlecht. Sie warnt uns noch vor möglichen Mücken.
Wir wissen diesen Hinweis zu schätzen und erledigen vorab auch noch einige Exemplare im Bad.
Wir liegen den Nachmittag am Strand und ich steige noch ins Meer. Das Wasser ist hier deutlich
weniger sauber als im Süden. Sicher wegen der höheren Bevölkerungsdichte und der von weitem
sichtbaren Industrie. Eine Kläranlage haben wir ausserdem in Griechenland auch noch nie gesehen.
Da in unserer Pension kein Essen serviert wird klappern wir die Promenade ab, werden in Fussdistanz
aber nicht fündig. Einige Autominuten später sitzen wir weiter nördlich am Strand. Yvonne geniesst
einen Salat und ich Spaghetti mit Fleischklösschen. Die Pasta ist al dente und der Rest selbst
gemacht. Alles vom Feinsten. Die darauf folgende letzte Nacht in Griechenland wird warm aber
immerhin mückenfrei.
Die zwei Stunden bis zum Flughafen sind ohne Störung zurückgelegt und wir halten auf dem
riesigen Parkplatz vor dem Factoryoutlet welcher spärlich belegt ist. Um die eineinhalb Stunden
bis zur nötigen Mietautorückgabe effizient zu nützen gehen wir getrennte Wege. So muss ich mich
auch nicht mit Frauenkrempel rumschlagen und kann mich auf Männersache konzentrieren. Die
Badehosen welche ich Brauche sind schnell besorgt. So kann ich mich noch nach Schuhen für meine
Tochter umsehen. Das braucht etwas mehr Zeit wird aber von Erfolg gekrönt.
Zum besprochenen Zeitpunkt treffen wir uns am Ausgang und tanken den Wagen zur Ablieferung beim
Vermieter. Auto ausräumen und Rückgabe sind in zehn Minuten erledigt. So können wir in aller Ruhe
unser Gepäck aufgeben und unsere Einsteigekarten beziehen. Das Abheben rüttelt im Gegensatz zur
Landung weniger. Wie schon letztes Jahr kann ich beim Landeanflug problemlos meine Baustelle
ausmachen was nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Wohlbehalten landen wir in Kloten.