Südengland '22

24. Juli 2022 bis 6. August 2022

Unsere Wege in Südengland in Rot. Für Vergrösserung doppelklicken

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Calais, Frankreich, 24. Juli 2022

Genau wie geplant, können wir um Acht in Otelfingen losfahren. Uns stehen über achthundert Kilometer quer durch nach Calais in Frankreich bevor. So früh am Sonntag Morgen ist die Strasse wie auch die Autobahn angenehm leer und auch Basel haben wir dank fehlendem Stossverkehr zügig hinter uns gelassen. Das schnelle Vorwärtskommen hat jedoch seinen Preis. Vor Pratteln werde ich geblitzt. Unsere erstes Ferienfoto sozusagen...Trotzdem geht es in flottem Tempo weiter durch Frankreich. Strassbourg umfahre ich westlich quer durchs Grüne. Scheinbar kennt mein Navi diese neue Autobahntangente nicht und sollte wieder einmal aktualisert werden. Es folgen noch, nur von zwei kurzen Pausen unterbrochene, endlos heisse sechs Stunden durch die französische Provinz. Die Landschaft ist genauso staubtrocken wie zuhause. Kein Wunder, machen wir in der Lorraine einen kleinen Flächenbrand in der Nähe unseres Weges aus.
Um halb Vier ist unser Gepäck im Hotel deponiert, die Badesachen im Beutel und wir sind auf dem Weg an den Strand. Da Sonntag und noch Fereinzeit ist, scheinen alle unterwegs zum Meer oder von dort auf dem Weg zurück zu sein. Schon Jahre ist kein Sand mehr zwischen meinen Zehen hochgequollen wie ich zum Wasser stapfend bemerke. Schnell sind die Badehosen angezogen und Kyra nimmt mich an der Hand damit ich nicht kneife gleichzeitig mit ihr ins Wasser zu waten. Wider Erwarten hat es jedoch genau die richtige Temperatur um sich nach der anstrengenden Fahrt abzukühlen. Stehend schaffen wir es jedoch nicht, uns bis zum Hals zu benetzen. Bojen begrenzen den Bereich in welchem gebadet werden darf. Wer weiter raus will wird vom trillernden Schiedsrichter in gelbem Gummiboot zurückgepfiffen. Dies damit niemand den vorbeistampfenden Fähren zu nahe kommt. Auch wenn die Sonne vom Himmel brennt lädt der makellose Strand nicht wirklich zum Aufenthalt ein. Die Brise ist steif und so sind wir schnell wieder in Kleidern an der Promenade zurück und durchqueren die Warteschlangen an den Eisständen um uns an der der Kante welche die Promenade zum Strand abgrenzt hinzusetzen. Zurück im Zentrum trinken wir noch kurz etwas und machen uns auf zum Hotel.

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Während Kyra sich der Körperpflege widmet mache ich eine kleine Stadtrundfahrt auf der Suche nach "Gazole" damit wir morgen mit vollem Tank aufbrechen können. Zudem ist der Diesel in Frankreich rund 30 Rappen günstiger als in England weshalb ich hier tanken will. Eine weitere Erkundungstour verschafft uns dann noch die Suche nach unserem Essenswunsch. Nicht zu glauben, auf keiner keiner Karte ist Pasta auszumachen. Fritten, Fleisch und natürlich Meeresfrüchte. Nach Abklappern etlicher Lokale besteht unserere Rettung aus Linguini mit Lachs. Mit der ungewollten Wahl des Lokales haben wir auch noch Glück. Das Mahl ist ausgesprochen lecker. Wir sitzen nicht zu allzulange und machen noch einen kleinen Verdauungsspaziergang zum alten Leuchtturm um daraufhin endgültig Ko auf unsere Hotelbetten zu fallen. Kyra mag nicht mehr lange lesen und ich überhaupt nicht mehr ins Notebook schauen und tippen. So wird bald das Licht zum Schlafen gelöscht.


Swanage, Dorset, 25. Juli 2022

Die Nacht ist kurz. Nicht weil wir um Sechs aufstehen, sondern weil die Decken zu warm, das Gekreische der Seemöwen ungewohnt und wir deshalb schon lange vorher wach waren. Nach einem schnellen Frühstück stehen um Sieben an der ersten von unzähligen Kontrollen auf dem Weg zur Fähre. Der Himmel ist bedrohlich wolkig und der Wind noch stärker als gestern. Nach der Ticketkontolle folgt die französische Passkontrolle, die Zollkontrolle mit Kofferraum öffnen, die britische Passkontrolle und danach das Warten auf der uns zugewiesenen Spur vor der Verladerampe zur Fähre. Genau befragt werden wir zu unseren Zielen. Scheinbar sind die verschiedenen Nachnamen von mir und meiner Tochter etwas suspekt. Ist auch gut so. Die Abfertigung hat etwa 30 Minuten gedauert. Ich war schon etwas besorgt es könnte endlos werden. Vor ein paar Tagen dauerte dies in Dover auf der anderen Kanalseite sechs Stunden. Scheinbar war zu wenig französisches Zollpersonal zur Passkontrolle vorhanden. Die Grenzformalitäten finden jeweils komplett auf der Abreiseseite statt, was das Entladen und vor allem die Weiterreise bei Ankunft erleichtert. Nachdem die Fähre entladen ist, können wir dank meiner kurzfristigen Zusatzinvestition von 12 Franken als erster PKW auf und entsprechend bei Ankunft auch als erste vom Schiff fahren. Es tut mir leid für Kyra, dass der Himmel so bedeckt ist. Denn somit sind die bei Sonnenschein leuchtend weissen Klippen von Dover nach halber Fahrzeit nur als graues Band am Horizont auszumachen. Wir amüsieren trotzdem auf dem offenen Deck am Kampf mit dem heftigen Wind und machen einige Bilder. Nach eineinhalb Stunden Fahrt legen wir um Neun Uhr Lokalzeit in Dover an.
Schon gestern haben wir beschlossen unsere frühe Ankunft zur Besichtigung des Dover Castle zu nützen. Nach vier LKW's bin ich bei der Abfahrt aus der Fähre voll konzentriert um keine Fehler im Linksverkehr zu machen. Die britische Zollkontrolle winkt uns durch und nach einigen Minuten stehen wir vor verschlossener Burgtüre. Also nützen wir die verbleibende halbe Stunde Wartezeit und holen etwas Frühstück nach. Die Bananen müssen auch dringend gegessen werden. Dazu gibt es noch Zopf und einen harten Honigriegel. Gleich fällt mir auf, wie diszipliniert hier gewartet wird. Die nun erschienene Kassiererin ist extrem höflich. Wehmütig denke ich an Zeiten, da ein solches Verhalten von Wartenden und Personal auch in der Schweiz noch mehr gepflegt wurde. suedengland22 finden Führungen durch die Stollen in der Burg vorgelagerten Klippe statt. Die haben während all den Kriegen seit dem Mittelalter als Schutz und Unterkunft gedient. Die Führung befasst sich mit der Nutzung während des zweitern Weltkrieges und insbesondere mit der Evakuierung Dünkirchens. Wir sind nur zu viert und somit recht exklusiv unterwegs. Für das östereichische Paar wird es dann noch exklusiver da ich nach einer Viertelstunde keine Lust auf dunkle Gänge und Zweitweltkriegspropaganda habe und den Führer bitte uns nach draussen zu verhelfen. Der Ansturm im Freien hält sich noch in Grenzen. Wir erklimmen den Zugangsweg Richtung nördlichem Ende und erkunden die dortigen Befestigungen. Das Hauptziel, der mächtige Tower auf dem zentral gelegenen Hauptbereich folgt danach. Ein wiederum ausserst höflicher Angestellter mit zur Umgebung passendem mächtigen Backenbart weist uns den Weg. So geht es durch Korridore, Säle, Gemächer und Wirtschaftsräume. Und natürlich konnten wir auch das allerwichtigste kurz vor Ende noch besichtigen. Den königlichen Lokus! Gegen Ein Uhr ist nun auch noch der letzte Reiseproviant aufgebraucht. Auf Anraten am Eingang lassen wir uns einen zeitbegrenzten Ausweis als "Member of british Heritage" ausstellen und unseren bereits entrichteten Eintritt anrechnen. Wir wollen noch Stonehenge und Tintagel Castle besuchen und können so einiges an Geld sparen.

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Im Auto gebe ich die Adresse unserer Unterkunft für die nächsten Tage ins Navi ein. Gleich ausserhalb von Dover beginnt die Autobahn. Auf der linken Seite fahrend bekommt einen ein Gefühl von Geisterfahrt. Das legt sich aber schnell und nach zwei Stunden habe ich mich schon gut an das hiesige System gewöhnt. Nach dem gestrigen Autobahn-Marathon sind wir hier schon nach kurzer Zeit des Fahrens überdrüssig und wünschen uns nichts mehr als bald in Swanage anzukommen. Die letzte Stunde kämpfen wir uns noch durch den Verkehr um Poole. Der Kolonnenverkehr scheint nicht enden zu wollen und auch hier ist er zu unserer Freude noch zur Abwechslung mit geballter Fahrkompetenz gespick! Nun ja, entspannen, wir haben doch Urlaub! Die letzten zwanzig Kilometer halten wir Ausschau nach einem Geschäft um Lebensmittel kaufen zu können, Werden aber bis Swanage nicht spontan fündig. Wir fahren an unserer mutmasslichen Unterkunft vorbei ins Zentrum des Badeortes. Die Frage nach Supermärkten bei einem Teenager hilft nicht viel, jedoch das Glück des Herumirrenden. Beim Durchfahren einer Einbahnstrasse taucht das Logo vom englischen Coop auf und wir finden im regen Treiben auch einen Parkplatz. Kurz mit kalten Speisen und Frühstück eingedeckt und auf zum gmieteten Steinhaus. Die Strasse ist schnell gefunden und auch der Hintereingang. Mit dem Kopf über dem Müll öffne ich den Schlüsseltresor im dafür vorgesehenen Unterstand und dann die Haustüre. Das etwa vier Meter schmale Reihensteinhaus ist kuschlig eingerichtet und extrem sauber. Unten sind Küche, Bad und Wohnzimmer. Eine schmale Treppe führ unter das Dach mit Schlafzimmer und winzigem Büro. Welch wohltuende Oase zum Entspannen. Damit man ja keine falschen Manipulationen oder unnötige Versuche macht, sind an allen erdenklichen Stellen Kärtchen zur Benutzerführung angebrach. Möglicherweise wurden hier mit Gästen schelchte erfahrungen gemacht. Oder sind die Gastgeber etwas pingelig? Die zeilenweise angeordneten kleinen Steinhäuser waren in vorigen Jahrhunderten Behausungen der Steinbrucharbeiter. Für heute waren wir genug unterwegs und da es schon Abend ist essen wir bald unsere dafür gekauften Sachen. Kyra und ich gehen unseren Beschäftigungen nach und schreiben Berichte. Zum Tagesabschluss gönne ich mir ein von unseren Vermietern spendiertes Bier und werde bald darauf von der Müdigkeit übermannt. Eines muss ich Kyra vor dem Licht löschen noch versprechen. Morgen darf ausgeschlafen werden.
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Swanage, Dorset, 26. Juli 2022

Kyra löst mein Versprechen sie ausschlafen zu lassen ein und ich sitze im kleinen Wohnzimmer am Notebook und schreibe weiter am Bericht. Ganz den heimischen Gepflogenheiten entsprechend bei einer Tasse Tee. Gegen Neun taucht dann meine weltbeste Tochter augenreibend im Wohnzimmer auf und schlägt wortlos ihr Buch auf um dort weiterzulesen wo sie gestern aufgehört hat. Halt ganz so wie es sich für eine Jugendliche um diese Zeit gehört. Ja kein Wort zuviel verlieren. Für mich kein Problem. Kenne ich von mir selber, auch wenn es bei mir schon etliche Jahre her ist. Minimal kommunizierend vergehen auch die nächsten Stunden. Später beim Frühstück und danach nebeneinander weiter lesend und Bericht schreibend.
Vor Zwölf haben wir unsere Sachen gepackt und schlendern die High Street zum Strand von Swanage. Was mit menschenleeren Strassen begann endet in einer doch sehr belebten Promenade. In die üblichen Fish and Chips Läden zu Hauf reihen sich die zum Turismus gehörenden Souvenir und Trödelläden ein. Die Hochsaison ist deutlich an der Anzahl Leute zu erkennen. Als Schweizer oder besser gesagt als Ausländer sind wir schon eher Ausenseiter. Die Gäste stammen mindestens zu fünfundneunzig Prozent aus Grossbritannien und sind mittleren bis höheren Alters mit Kindern. Die vergnügungsorientierte Jugend scheint irgendwie zu fehlen. Der Ort strahlt eine beschauliche Gelassenheit aus, die ich als ganz angenehm empfinde. Am Strand stürzen sich eine erstaunlich grosse Menge Leute in die Fluten und es wird am Pier von Kindern fleissig nach Krabben gefischt. Nach den heissen Temperaturen zuhause fröstelt mich beim Gedanken ins Wasser zu gehen. Zumal immer noch viele Wolken die Sonne verbergen. Heute liegt sie etwa bei 20 Grad. Wir folgen der Bucht nach Süden welche an deren Spitze in Klippen übergehend aufsteigt. Im Bewusstsein mir dies daheim schön öfters gewünscht zu haben und nun tun zu können legen wir und am Klippenrand in die Wiese und dösen ein wenig. Süsses Nichtstun! Begleitet vom Klang der Brandung hinter uns und dem entfernten Johlen der Kinder aus der Bucht lassen wir die Zeit verstreichen. Nach einer kleinen Stärkung aus dem Seesack geht es durch einen privaten Park weiter der Küste entlang. Es wird nun doch wärmer als vermutet und wir wünschen uns kurze Hosen an die Beine. Auf diese hatten wir vorsichtshalber verzichtet. Kyra ist immer noch nicht sehr gesprächig. Wohl auch für unsere kleine Wanderung nicht sehr motiviert. Ich bin zugegebenermassen auch nicht überaus marschbegeistert, aber etwas Aussicht und Bewegung tut gut. Wir gelangen an einen aufgegebenen Steinbruch in einer Senke. Leider ist wegen Steinschlaggefahr alles nicht zugänglich. Schade! Vielleicht hat der Bewohner unseres kleinen Reihensteinhäuschens ja gerade in diesem Steinbruch sein tägliches Brot verdient? Auf jeden Fall konnten die ausgebrochenen Quader gleich ohne weiteren Transport auf die Schiffe verladen und auf die Bauplätze verfrachtet werden. Nach einem niederen Leuchtturm mache ich eine Person in Kletterausrüstung die sich abseilt aus. Eine Tafel erwähnt dann tatsächlich die Möglichkeit in diesem Küstenabschnitt auf eigene Gefahr aber mit Einverständnis des Besitzers klettern zu können. Kyra hat vom Leuchtturm mehr erwartet. Halt so wie man sich einen Leuchtturm vorstellt. Richtig hoch aufragend und am Besten rot-weiss gestreift. Da das kurze und gedrungene Teil aber auf der Klippe steht, braucht es nun mal keine Höhe. Durch die Heide überqueren wir den Hügel welcher uns von unserer Unterkunft trennt. Mit entsprechender Vorsicht passieren wir eine Herde Kühe mit etlichen Jungtieren und einem mächigen Bullen. Bei allen unseren prüfenden Seitenblicken scheinen die Tiere vollkommen friedlich und nur am Fressen oder Wiederkäuen interessiert zu sein. Selbst der Bulle schert sich keine Spur um uns. Schon bald hinter der Anhöhe oberhalb von Swanage beginnt ein Camp aus billigen kleinen Plasikhäusern. Eine kurioser Anblick aus ca. 30 Quadratmeter grossen Wohnhauschen wie auf einem Campingplatz arrangiert. Andere Länder, andere Ferienarten.

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Nach unserer vierstündigen Erkundungsrunde sind wir wieder im Häuschen und legen etwas die Füsse hoch. Da wir uns gestern nicht wirklich mit einer weitreichenden Essensplanung beschäftigen mochten, müssen wir nun heute noch einmal zum Einkauf. Jedoch fahrend und nicht gehend. Wir besorgen uns für Fajitas was es noch zu bekommen gibt. Die Gemüseregale sind wie leergefegt. Möglicherweise wegen der vielen Gäste? Dann legen wir noch Proviant für unseren morgigen Ausflug,auf den besonders Kyra gespannt ist, in den Korb. Doch zum Ausflug gibt es morgen mehr sicher detailliert zu berichten.


Swanage, Dorset, 27. Juli 2022

Da das Wetter noch nicht wirklich zum Baden lädt, brechen wir um Neun zur eineinhalbstündigen Fahrt nach Stonehenge auf. Wir sind uns den Linksverkehr nun schon gewohnt und die Fahrt auf die dicht von Bewuchs gesäumten Strassen verläuft reibungslos. Auf der Zufahrtsstrasse zum Besucherzentrum sind schon etliche Grabhügel auszumachen. Zu unserer Freude hält sich der Ansturm noch in Grenzen. Besuchen doch jährlich über eine Million Menschen dieses fünftausend Jahre alte Steinmonument. Entritt müssen wir dank unseres Heritage Ausweises kleinen mehr entrichten. Anstelle des Besucherbuses auf der für Inividualverkehr gesperrten Strecke zum Heiligtum nehmen wir den Weg unter die Füsse. Wie vor tausenden von Jahren haben wir Teil an der modernen Prozession zur Kultstätte und werden diese zu deren Huldigung gar noch umrunden. Was gar nicht mehr anders geht, da die Steine grossräumig abgesperrt sind. Das ist auch ganz verständlich bei der Repektlosigkeit welche immer wieder sichtbar an den Kulturgütern ausgelebt wird. Zudem soll ja nicht noch mehr geschichtlicher Kontext zertrampelt werden. Nach 2 Kilometern Marsch bei angenehmer Temperatur sind wir da. Ich bin zugegebenermassen nicht mehr ganz so fasziniert wie bei meinem ersten Besuch vor sieben Jahren. Damals war ich mit den ersten Besuchern bei sich aus dem Nebel lichtenden Sonne vor Ort. Das hatte etwas wirklich mystisches. Heute mit etwa hundert anderen Leuten bestaune ich mehr die bautechnische Leistung welche seinerzeit mit einfachsten Mitteln bewältigt wurde. Wieder einmal sehe ich mich bestätigt. Geistig waren schon unsere Vorfahren zu den gleichen Leistungen möglich wie wir. Nur die Mittel haben sich geändert. Im Gegenteil; wir schaffen es nicht einmal, unsere Fähigkeiten einzusetzen, die Welt zu einem lebenswerteren Platz für alle zu machen. Aber das ist eine andere Feld. Wir befinden uns suedengland22 in den weiten Feldern auf der Ebene bei Amesbury. Beinahe ebenso interessant wie der Platz sind die Besucher aus allen Damen Länder. Kyra amüsiert sich ab der Erklärung eines Deutschen zu Androiden welche hier ihre Zeremonien abhalten haben sollen. Also wenn, dann Druiden und erst Jahrtausende später wie Kyra richig bemerkt. Zwei grosse Gruppen chinesischer Austauschstudenten vergnügen sich unter Gelächter mit allerlei Selfies. Manche Turisten hasten aus dem Bus, machen ein paar Bilder und sind schon wieder auf dem Rückweg. Wir machen Selfies mit unserem Wegfund. Mit einem Paddington Püppchen.

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Nach einer halben Stunde vor Ort haben auch wir genug gesehen und wandern entlang den etwas abseits gelegenen Hügelgräbern zurück zum Besucherzentrum. Unter Sinnieren zum steinzeitlichen Leben verzehren wir unterwegs unseren Wochenrückblick. Durch die Wiesen und den kleinen Wald ist unser Rückweg ein angenehmer Spaziergang. Um und im Besucherzentrum herrscht immer noch reges Treiben. Die chinesischen Studenten waren dank Rückfahrt im Shuttlebus schon im Museum. Nun wird durchgezählt und in Kolonne in die Reisebusse eingestiegen. Wir sehen uns kurz die Nachbauten der Häuser aus der Stonhenge Ära an und dann das kleine Museum. Wirklich viel ist darin nicht zu finden. Dafür müssten wir nach Devizes oder Salisbury. Eines muss noch dringend erledigt werden. Postkartenkauf! Hier gibt es sicher welche. Es finden immer noch Leute die gerne welche bekommen. Und wer weiss; möglicherweise wird Postkarten schreiben wieder ein Renner. So wie das Höhren der beinahe ausgestorbenen Schallplatten. Unser Abendvergnügen steht somit fest. Ansichtskarten und Bericht schreiben und Lesen. Doch vorher steht uns nocheinmal das Vegnügen von eineinhalb Stunden Fahrt durch die englische Landschaft von Wiltshire und Dorset bevor.


Swanage, Dorset, 28. Juli 2022

Die Karten wurden pflichtbewusst am Vorabend noch geschrieben und sind bereit zum Einwurf. Wir wollen heute etwas die Küste westlich von Swanage erkundigen und nach Lulworth fahren. Erst noch muss noch Wäsche gewaschen werden. Wie bereits vorab erwähnt ist beinahe jeder erdenkliche Handgriff in diesem Haus erklärt und so findet sich auch eine Beschreibung zur Bedienung der Waschmaschine. Das Kurzprogramm gewählt und nach einer Stunde die Sachen in der Hoffnung auf trocken bleibendes Wetter im Hinterhof aufgehängt. Der direkte Weg nach Lulworth wäre in 20 Minuten zu bewältigen, jedoch befindet sich zwischen uns und dem Ort ein Truppenübungsplatz welcher bis an die Küste reicht. Der kürzest mögliche Weg darum herum führt durch eine hüsche Landschaft. Meist ist diese leider vom dichtem Bewuchs am Strassenrand verdeckt. Es sind einige Fahrradfahrer unterwegs die mit Vorsicht zu überholen sind. Die engen Strassen sind kurvenreich und unübersichtlich. Auch sind öfters breite Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs. Den Fahrradfahrern bleibt offensichtlich als Notrückzug nur der Sprung ins Dickicht. Dieser Spiessrutenlauf auf zwei Rädern wäre nichts für mich.
Wir scheinen eine der Traumdestinationen an der südenglischen Küste anzusteuern. Unglaublich wieviele Autos unterwegs sind. Ein scheinbar jetzt stattfindendes Campinglager generiert noch zusätzlichen Verkehr. Auf jeden Fall passieren wir auf einem Kilometer verschieden angeschriebene Campsektoren. Da viele Wagen abbiegen wird das Aufkommen etwas weniger. Lulworth Cove und die umgebende Landschaft scheint wirklich ein Turistenmagnet zu sein. Auf einer Wiesen am Ortsrand drängen sich unter Winken von Einweisern schon über zweihundert Fahrzeuge. Der Fussmarsch zur Bucht ist kurz und das Vorwärtskommen auf den grossen Kieseln am damit bedeckten Strand mühselig. Nach hundert Metern haben wir einen freien Abschnitt erreicht und machen uns bei aufklarendem Himmel bereit für ein Bad im Meer. Unsere verweichlichten Füsse schmerzen bei der unfreiwilligen Fussreflexzonenmassage und unser Vorankommen zum Wasser ist alles andere als elegant. Kyras vorangegangener Handtest zur Wassertemperatur war optimistisch. Doch welch Überraschung! mit den Füssen fühlt es sich doch merklich kälter an! Ab der Hüfte wird es zum Härtetest und nach Eintauchen der Schulter beginnt mein Hirn zu unterkühlen. Fünf Minuten und wir sind wieder draussen. Aber immerhin, wir waren drin. Während wir im Sonneschein trocknen bewundern wir die Kinder von nebenan welche es nun schon eine halbe Stunde im Meer aushalten. Bei denen ist sicher seit Jahren zu Hause die Heizung kaputt. Wie sonst kann man es sonst so lange im kalten Wasser aushalten?

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Der Himmel zieht wieder zu und wir weiter. Natürlich noch einmal ein Kieseltraining absolvierend. Wir lassen unser Gepäck im Auto steigen den Küstenweg Richtung Westen hoch. Auf der Anhöhe wir der Aufstieg mit einem wunderbaren Blick über die Küste belohnt. Der Pfad senkt sich zum Meer und gegen das Durdle Door. Einem Felsenbogen im Meer der abe noch nicht auszumachen ist. Wir gelangen an einen weiteren Parkplatz mit Massen von Leuten die alle auch diese scheinbare Sensation sehen wollen. Neben dem Parkplatz liegt ein Holyday Park mit diesen kuriosen billig wirkenden Plastikhäusern. Ein teiler Absteig führt dann zu einer grossen Felsnase welche zwei Buchten von einander trennt. Auf dessen einen Seite befindet sich der doch eindrückliche Steinbogen. Beide Buchten haben ebenfalls einen Kieselstrand und sind gut besucht. Scheinbar haben auch hier viele eine defekte Heizung wie ich an den unzähligen Leuten im Wasser erkenne. Die Klippen über den Stränden sind ungesichert. Ich finde es erfreulich, dass man hier den Besuchern noch eine gewisse Eigenverantwortung zumutet. Jene die noch nicht mündig sind, lässt das Geschrei ihrer besorgter Mütter gleich Abstand nehmend gehorchen. Sogar ich nehme weiche zum Abhang darob zurück. Auf den Abstieg zu den Kieseln verzichten wir. Der Rückweg zum Auto bringt uns dank der Brise kaum ins Schwitzen aber auf eine Idee. Wenn schon das Baden wenig Vergnügen bereitet, könnte es das Drachen steigen lassen sein. An Wind hatten wir bis anhin nie Mangel. Wie Kyra und ich darüber reden wird uns bewusst, dass wir dies nie richtig gemacht haben. Die Rückfahrt ist dank moderatem Verkehr schneller als der Hinweg vollbracht. Wir nehmen im Hinterhof die Wäsche ab der Leine und fahren dann weiter ins Zentrum von Swanage. In einem Haushaltsgeschäft finden wir einen normalen und einen Lenkdrachen welche wir sicher bald ausprobieren wollen. Da wir nun das Elementare gekauft haben, können wir uns noch den Lebensmitteln für das Nachtessen und uns später wieder dem Schreiben und Lesen widmen.
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Swanage, Dorset, 29. Juli 2022

Heute ist ein richtiger Sommertag. Kaum eine Wolke am Himmel. Also ein englischer Sommertag. Die Morgentemperaturen liegen bei 17 Grad und ein leichter Wind geht danke Meeresnähe immer. Sachen um 10 Uhr gepackt und zehn Minuten nach Corfe Castle gefahren. Das Auto stellen wir am Dorfeingang ab und gehen zu Fuss Richtung Burg. Der alte Friedhof liegt an der Hauptstrasse und wir machen einen Abstecher hinein. Ich hatte Kyra davon erzählt das britische Friedhöfe mit schweizerischen nicht zu vergleichen sind. Ich besuche gerne fremde Friedhöfe. Was anderen morbide erscheint, finde ich ausserst spannend. Die Grabsteine sind die endgültige Kurzfassung eines Lebens. Zudem haben englische etwas wildromantisches mit einer doch leicht gruseligen Note. Besonders da die Gräber nicht nach 25 Jahren geräumt werden, sondern hunderte Jahre verbleiben. Es ist nicht alles in Reih und Glied sondern unkoordinierter und teilweise liegen Grabsteine auch auf dem Boden oder sind an die Friedhofsmauer angelehnt. Leider ist dieser nicht ganz so wie ich schon einige gesehen habe, aber Kyra bekommt einen Eindruck davon und nimmt es den Abstecher locker.

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Einige hundert Meter weiter schliesst an das Dorfzentrum gleich der Eingang zur Burgruine an. Wir entrichten unseren Beitrag zum Erhalt an den National Trust und durchschreiten den Eingang. Im unteren Teil der Anlage sind einige Kopien aus der Epoche des Mittelalters zu sehen. Ich lasse mich für ein Foto in den Pranger spannen, was Kyra freut. Vor uns ragen die Überreste des einst riesigen Hauptgebäudes auf. Leider wurde die Festung im siebzehnten Jahrhundert von Chromwell geschleift und diente dann als Steinbruch für das Dorf. Was aber noch steht zeugt von höchstem handwerklichem Können. Die Quader sind präzise gearbeitet und zusammengefügt. An fähigen Handwerkern hat es nicht gemangelt. Wir steigen zum höchsten Punkt. Beim Aufstieg begegnen uns Jamie und seine Mutter. Nicht das wir sie kennen würden, aber der Name des Jungen ist dauern zu hören. Der arme Bub muss immer an Muttis Hand gehen und wird dauernd zur Vorsicht gemahnt. Was für ein Albtraum für jeden Jungen in einer Burg wo es soviel zu entdecken und zu träumen gibt! Oben angelangt hören wir zur Abwechslung dann das Pfeifen und Schnauben der Dampfeisenbahn welche zwischen Swanage und Wareham verkehrt und kurz darauf unter uns vorbeirattert. Nach einer Umrundung des ursprünglichen Hauptbereichs kehren wir ins Dorf zurück. Dort entdecken wir einen Bäcker und müssen Scones kaufen. Mal testen wie die uns schmecken. Leider etwas enttäuschend. Ich hatte schon bessere und auch Kyra bemerkt, dass sie backpulvrig seien.
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Am Nachmittag wollen wir unsere Drachen steigen lassen und laufen deshalb zur Wiese neben Swanage auf der wir vor zwei Tagen waren. Später wollen wir dann möglicherweise gleich in der Stadt etwas essen. Beides zerschlägt sich. Wind gibt es eigentlich genügend. Am durch uns vorgesehenen Ort jedoch die Küste hoch und wir stehen im Windschatten. An der Kante könnte man es versuchen, riskiert aber auch sein Leben weshalb wir es bei einem erfolglosen Versuch belassen. So schlendern wir entlang der Bucht dem regen Treiben am Strand unterhalb des Zentrums von Swanage entgegen. Studieren dort angelangt wie sich vor allem die Kinder im Wasser vergnügen und was sonst noch so läuft. Nun könnten wir hier die Zeit mit mit Rumsitzen totschlagen oder zurück in unsere Unterkunft und später noch auswärts Essen gehen. Kyra sieht sich noch zwei Buchläden an und schlendern die Meile gegen unser Hasenheim. Unsere Vermieterin scheint von Hasen sehr angetan. Finden sich diese doch auf dem Service und an allen erdenklichen anderen Orten im Haus. Kyra hat mindestens 15 Hasen neben jenen auf dem Geschirr gezählt. Zurück studiere ich die Bewertungen einiger empfohlenen Lokale in Swanage. Wirklich toll scheint wenig zu sein. Da werden Leute die etwas zu bemängeln hatten sogar als Idioten tituliert. Jene welche in Frage kämen, müssen in der jetzigen Hochsaison weit im Voraus gebucht werden. Zum glück haben wir noch Allerlei was zusammen ein brauchbares Mal ergibt.
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Morgen fahren wir weiter nach Cornwall. Deshalb packen wir schon heute das meiste unserer Sachen. Auf dem Reise zu unserer nächsten Unterkunft besuchen wir gleich noch Tintagel. Die über den Klippen gelegene sagenumwobene Festung König Artus.


Treskillard, Cornwall, 30. Juli 2022

Nach einem letzten Kontrollgang verlassen wir unser Heim der letzten Tage und fahren bei strahlendem Sonnenschein gegen Westen nach Cornwall. Es geht auf Hauptstrassen übers Land und zügig vorwärts. Das Navi prophezeit 3 Stunden Fahrzeit bis Tintagel. Das Notebook gestern meinte 4 Stunden. Es wird wohl irgendwie dazwischen liegen. Eines muss noch einmal erwähnt werden. So schön das Land, so wenig ist davon beim Autofahren zusehen. Wir vorstossen weiter westwärts vor, das Wetter wird das trüber. Irgendwann nieselt es, womit sich die festgebackenen Insekten auf der Windschutzscheibe nun doch noch langsam ablösen. Der Umgebung tut der Regen sowieso gut. Wenn auch hier das Land nicht ganz so trocken scheint wie weiter östlich. Das Navi hat nicht gelogen und wir treffen nach ziemlich genau drei Stunden in Tintagel Dorf ein. Unser Versuch den Parkplatz zu bezahlen scheitert an der Weigerung des Automaten Münzen zu schlucken und bei lokalen App sich mit einer vierstelligen Postleitzahlen zufrieden zu geben. Weshalb ist mir unklar, da die Abbuchung ja eigentlich von der Kreditkarte geschehen müsste.
Auf zum sagenumwobenen Ort und dem möglichen Ursprung der Artussage. Dem Ruf folgen Unzählige wie sich in der Hauptstrasse des kleinen Ortes feststellen lässt. Uns ruft der Magen zusätzich noch Hunger zu, weshalb wir noch Pastry kaufen. Meine Pastete enthält Fleich, Zwiebeln und Kartoffeln. Jene von Kyra Süsskartoffeln, Auberginen und Zucchini. Sie sind schmackhaft, pfeffrig und vor allem heiss! An den Klippen bei der Vorburg angelangt sucht Kyra das Schloss oder etwas in der Art. Leider ist bis auf kümmerliche Mauerreste wenig erhalten. Kyra ist enttäuscht. Sie hatte etwas ähnliches wie in Dover erwartet. Der ursprünglich verbindende Felsgrat zum separaten Klippenteil welcher einst die die Festung beherbergte, ist eingestürzt. Heute überquert frau einen modern gestaltete Hängestahlbrücke. Wir umrunden mit Dutzenden Besuchern den Bereich welcher nach dem Abzug der Römer im sogenannten Dark Age, den wirren Zeiten bis zur Manifestierung eines neuen Reiches, vorerst als sicherer Rückzug entstand und diente. Später wurde die Anlage dann ins Königreich integriert und ausgebaut. Wie meine baulichen Augen beurteilen können eignet sich der vorhandene fein geschichtete Stein wenig für soliden Bau, weshalb wohl kaum etwas an dieser exponierten Lage erhalten geblieben ist. Nun, das wir wohl unsere letzte Burgruine in England gewesen sein. Das Wetter ist uns gnädig gestimmt und wir erkennen sogar etwas blauen Himmel. Die Blicke entlag der Küste sind faszinierend und laden zum Ablichten ein. Wir machen einen grösseren Umweg ins Dorf kommen nicht daran vorbei uns noch einmal Scones zu kaufen. Die müssen aber besonders gut schmecken bei einem Preis von 2 Franken das Stück! Wir werden sehen.

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Unser Wagen wurde weder abgeschleppt noch gebüsst. Passt! Pünktlich zum wieder einsetzenden Nieseln fahren wir weiter. Noch etwas mehr als eine Stunde bis Treskillard soll es sein. Die Landschaft wird offener und flacher. Das Navi zeigt wegen fehlendem Update einen Umweg an der nicht nötig ist. Schon bald sind wir in Camborne und nicht mehr weit von unserem neuen Heim entfernt. Wir halten an einem Tesco extra und kaufen einiges. Der Laden ist riesig. Nach Verlassen liest mir Kyra die Wegleitung unserer Vermieterin vor. Wir finden den Weg durch das Hinterland perfekt und das kleine Steinhaus auf Anhieb. Hungrig werden nach dem Ausladen die Scones, welche Ok sind, im hübschen hinter dem Haus gelgenene Garten verdrückt. Nach dem Tag auf Achse haben wir am keine Motivation mehr am Spätnachmittag fort zu gehen. Ich recherchiere noch etwas über die Möglichkeiten in der Umgebung und buche wie seit längerem geplant unsere Tagespässe für das Eden Project welches wir am Montag besuchen werden. Danach geht es wider einmal ans geliebte Schreiben.


Treskillard, Cornwall, 31. Juli 2022

Da unser Heim nun aus nur einem Raum besteht, kann Kyra nicht mehr ausschlafen wenn ich aus dem Bett bin. Zufällig bin ich bei meinen gestrigen Recherchen auf den Bergbau in dieser Gegend gestossen. Einen kurzen Fussmarsch von wo wir nun hausen, ist die ehemalige King Edward Mine welche vor zwei Jahrzenten zum Museum umfunktioniert wurde. Begleitet von horizontalem Nieselregen erreichen wir um zehn den Museumseingang. Der Vorsitzende der Museumsgesellschaft persönlich nimmt uns in Empfang und beginnt die Führung nur mit Kyra und mir. In den nächsten zwei Stunden erfahren wir viel Spannendes über den Bergbau in Cornwall. Was heute als wildromantische Landschaft erscheint, war vor über einem Jahrhundert eine hochindustralisierte Gegend. Durchsetzt mit Tag und Nacht rauchenden Schloten der Dampfmaschinen welche die Pumpen, Förderseile und Steinmühlen betrieben. Abraumhalden vereinnahmten den Platz um die Arbeitersiedlungen. Es wurde in drei Schichten pausenlos Schwerstarbeit geleistet. Arbeitsschutz gab es nicht. Nicht das Alter entschied ab wann Kinder in den Minen arbeiten durften, sondern der Stand der körperlichen Entwicklung. So mit elf Jahren waren die meisten Kinder für fähig erklärt über oder unter Tage zu arbeiten. Es wurde hauptsächlich Zinn gefördert und verarbeitet. Auch Kupfer, Wolfram und andere Metalle. Für die Dampfproduktion wurde Kohle aus den Walisischen Minen hierher verfrachtet und Kupfer zur Verhüttung dorthin verschifft. Die ersten Zeugnisse von Abbau und sogar Export von Zinn gehen zurück auf die Bronzezeit, da Zinn mit Kupfer zu Bronze verarbeitet wird. Die Phönizier versorgten zum Beispiel den Mitelmeerraum damit. Zinn kommt weit seltener vor als Kupfer weshalb es dort sehr begehrt war. Mit der sinkenden Ergiebigkeit der Minen und dem billigeren Abbau im Ausland war der Niedergang im Cornwall besiegelt. Es wurde noch versucht auf den Abbau von Arsen umzustellen weil es häufig mit Zinn vorkommt. Nur wurde damit grosse Teile der Umwelt vergiftet. Welch Kontrast zu dem was wir heute von der Landschaft warnehmen. Alles ist von der Vegetation überdeckt. Heute ist man daran das extrahieren von Lithium zu prüfen welches das Wasser in den alten Stollen enthält und ein gefragter Rohstoff ist. Ich würde heute eines dieser massiven Pumpenhäuser die in der Landschaft stehen zur einem Wohnturm umbauen. Natürlich erst auch mal prüfen was so an Altlasten vorhanden ist und nicht der Boden einsackt wie es öfter vorkommt. Glücklicherweise schon lange nicht mehr mit Personenschaden.

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Nach einem spannenden Morgen essen wir kurz zu Hause und fahren danach an den Strand von Godrevy mit den Drachen in unserem Gepäck. Die Brise ist konstant und als erstes testen wir den einfachen Drachen mit gleichnamigen Motiv. Poblemlos steigt das Teil in den Himmel. Ich bereite den Lenkdrachen vor, brauche aber die Hilfe von Kyra um ihn steigen zu lassen. Er fliegt passabel. Mit einsetzendem Nieselregen wird das Flugverhalten schlechter. Auch als es wieder trocken ist ist das Flugverhalten nie optimal. Die rechte Kante klappt immer wieder ein. Die Kammern füllen sich nicht sauber mit Luft. Ich versuche wiederholt die Schnüre anzupassen und bin einigermassen erfolgreich. Der Wind lässt nach und wir packen die Drachen ein. In der trotz Ebbe tosenden Brandung tummeln sich unzählige Bodyboarder und Surfer. Alle unter Aufsicht von Lebensrettern am Strand und einem auf einem Jetski. Der makellose Strand könnte irgenwo im Süden oder den Tropen liegen. Wären da nicht die wiederkehrenden Schauer und die neoprenbewehrten Surfer. Mit einem Neoprenanzug macht der Aufenthalt im kalten Wasser sicher Spass. Im Nu ist der Nachmittag vorbei und wir fahren kurz heim um endlich einmal indisch Essen zu gehen. Wir wählen das in den Kritiken am besten bewertete Sultanz und werden nicht entäuscht. Ok. Wirklich eine Ahnung von dieser Küche habe ich ich nicht aber über die Zubereitung und Präsentation kann ich urteilen. Auch ob es mundet oder nicht. Wir bestellen eine Speise mit Hühnchen für Kyra und eines mit Lamm für mich. Dazu Naanbrot mit Knoblauch. Uns beiden schmeckt das Essen vorzüglich. Zum Nachtisch teilen wir uns ein Mangoeis. Mit vollem Bauch und hochzufrieden mit dem ereignisreichen Tag kehren wir heim um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.
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Treskillard, Cornwall, 1. August 2022

Schon zu Hause hatte Kyra das Eden Project ausgemacht und ich vorgestern die Eintritte orgagnisiert. Dorthin sind wir nun um Neun unterwegs. Nach etwas mehr als einer Stunde parkieren wir am Rande der alten Tonmine in Bodelva. Diese wurde zu einer wahren Oase verwandelt. Neben einem Aussenpark gibt es zwei Biospähren und einen Ausstellungspavillion. Natürlich ist auch die Infrastruktur für Verpflegung vorhanden. Das Ganze ist ein Mischung aus Garten, Biospähren und Umweltprojekt. Wir begeben uns zuerst in die Regenwaldbiosphäre. Der Aufbau erinnert an die Masoalahalle im Zürcher Zoo. Jedoch beschränkt sich Vegetation unter diesen Kuppeln nicht auf eine bestimmte Region sonder vereint einige tropische Gegenden der Welt unter einem Dach. Auch sind weniger Tiere vorhanden. Keine Vögel singen ihr exotisches Lied oder Affen huschen durch die Baumwipfel. Es werden nur einige Insekten- und Eidechsenarten angezeigt. Kyra und ich lassen uns im Gegensatz zu den meisten Besuchern Zeit. Gehen langsam und verweilen öfters. Es ist spannend den Kontrast zu eine andere Natur als die draussen zu erleben und vor allem; Es windet hier drinnen nicht! Die Kuppeln sind an den Hang gebaut und so winden sich die Wege hindurch hinauf und hinunter. An oberen Ende eines Pfades könnte man eine Treppe zu einer Aussichtsplattform unter dem Kuppeldach besteigen. Der Zutritt ist beschränkt und bei der suedengland22en Besucherzahl beträgt die Wartezeit zwanzig Minuten. Wir verzichten auf das Anstehen. Ins Grün eingebettete Bereiche der Halle befasst sich mit der Umweltzerstörung und zeigt Strategien wie diese vermieden oder reduziert werden kann. Im Nu sind zwei Stunden verflogen und wir sitzen im Freien und verzehren unsere mitgebrachten Früchte im Sonnenschein auf einer Treppe sitzend.

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Der zweite Kuppelkomplex ist der Mittelmeervegetation gewidmet. Wir sind davon leicht enttäuscht. Die Fläche ist deutlich kleiner und das Ambiente erinnert mehr an eine Ferienanlage. Verstärkt noch dadurch, dass sich ein italienisches Restaurant darin befindet und nicht der Duf der Pflanzen die Luft durchsetzt sondern jener von Speisen. Die Luftfeuchtigkeit ist deutlich tiefer als im vorangegengenen Teil und die Pflanzen aus trockenen Gegenden und niedrig. Gering ist auch die Zeit unseres Aufenthaltes unter diesen Kuppeln. Nach einer halben Stunde sind wir wieder draussen im Garten. Als nächstes geht es in den Core Bereich. Das Holzgebäude beherrbergt ein Ausstellung mit Kunst und Exponaten zu den unsichtbaren Lebewesen in und um uns. Hauptsächlich zu Bakterien wird etwas erzählt. Daneben sind noch zwei riesige Kunstwerke zu bestaunen. Eines ist ein mächtiges Ding das wirkt wie eine doppelstöckige Ananas mit Löchern und die Rauchringe produzieren kann. Im abgeschirmten Zentrum des Core befindet sich ein riesiger Samen aus weissem Granit. Er wiegt an die 70 Tonnen. Dieses Kunstwerk wurde von den königlichen Hoheiten persönlich eingeweiht! Unser Ausflug geht danach im Cafe im Zugangareal bei einem Stück Kuchen zu Ende. Das Auto finden wir auf Anhieb und fahren noch einmal an den Strand von Godrevy. Einerseits soll noch einmal ein Versuch mit dem Lenkdrachen stattfinden und andererseits wollen wir den Anblick des Meeres und des Strandes noch etwas in uns aufsaugen. Der Flugversuch klappt jedoch immer och nicht wie gewünscht aber das Wetter passt und das Aufsaugen funktioniert bestens. Wohl wegen des besseren Wetters sind heute deutlich mehr Leute an diesem langen Sandstrand anwesend als beim letzten Mal. Wir waten ins immer noch kalte Wasser und spazieren den Strand nach Süden und wieder zurück. Zu schnell geht der Nachmittag wie auch die Zeit in England allgemein vorbei. Auf einen ereignisreichen Tag folgt ein gemütlicher Abend in unserem Steinhaus.


Treskillard, Cornwall, 2. August 2022

Heute steht die Umrundung des südwestlichsten Zipfels von Cornwall, der Penwith-Halbinsel an. Duchsetzt mit kleinen Abstechern zu Sehenswürdigkeiten. Kyra und ich vezichten auf den hochgelobten Küstenort St. Ives und fahren gleich nach Zennor weiter. Dem Verkehr nach sehen wir die Chance gross in St. Ives im Besucherstrom zu ertrinken. Die Strassen sind unglaublich eng. Ursprünglich konnten sicher noch zwei Kutschen kreuzen. Mit moderenen Autos "streichelt" der Bewuchs nun häufig beidseitig gleichzeitig die Seitenflächen. Und mein Volvo gehört nicht einmal zur grossen Sorte Wagen. Zudem können die sich darunter befindenden Steinmauern einen halben Meter oder nur einige Zentimeter darin versteckt sein. Alle paar hundert Meter sind kleine Buchten wo zwei Autos knapp kreuzen können. Manchmal ist es auch die Zufahrt zu einem Feld die dafür herhalten muss.

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Zennor ist bei unserer Ankunft noch wie ausgestorben. Wir stellen das Auto auf einem dafür vorgesehenen Platz ab und spazieren einige hundert Meter zum Zennor Head. Der Kopf macht einen trostlosen Eindruck. Er wurde seiner Haare beraubt. Will heissen, ein Brand hat den Bewuchs zerstört. Allem Anschein nach erst gerade vor Kurzem. Die Aussicht ist glücklicherweise immer noch prächtig und wie gewohnt windig. Es geht den selben Pfad zurück zum nun belebteren Parkplatz im Weiler und die den Kilometer auf der engen Zufahrtsstrasse zurück zur Hauptstrasse.
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Weiter fahren wir die Küstenstrasse zum nächsten Ziel. Die mehr im Land gelegenen Überreste einer keltischen Siedlung. Wieder ist Spannung auf den engen Gassen angesagt und wer wohl ausweichen muss. Doch neben den üblichen Turistenströmen ist eine Begegnungsfall eher selten. Der Parkplatz am Hügel mit den Siedlungsresten ist mit zwei Plätzen für Behinderte ausgestattet. Wie Rollstuhlfahrer oder sonst stark eingeschränkte Menschen jedoch über die Treppen und den Kiesweg zum Gelände hochkommen sollen ist uns ein Rätsel. Die Lage der mit verschieden grossen Kammern versehenen und einst Reetgedeckten Rundbauten ist schön. Man sieht in beinahe alle Himmelsrichtung und bis ans Meer. Die kleine Siedlung hatte einst Rückendeckung durch eine Wehranlage mit Gräben und Mauern auf der Hügelkuppe. Heute ist noch maximal die halbe Höhe der Trockenmauern erhalten. Frau erhält aber einen guten Eindruck des kurz nach Christi Geburt bewohnten Dorfes.
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Es ist Zwölf geworden und unser Magen knurrt. Auf nach St. Just. In diesem grösseren Ort finden wir sicher das kornische Nationalgericht. Die uns beim ersten Kosten lieb gewonnenen Pasteten mit verschiedenen Füllungen. Ohne es vorab zu wissen, treffen wir am Dorfplatz auf die älteste kornische Pastetenbäckerei der Welt. Warrens gibt es seit 1860. Ich wähle wieder traditionell aber diesmal in large und Kyra vegetarisch. Zur Nachspeise kaufen wir den obligaten Rosinenscone. Die Pasty sind wunderbar heiss. Wir geniessen unser Mahl am Tisch vor dem kleinen Laden und können so etwas dem gemächlichen Geschehen in diesem hübschen Ort zusehen.
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Die Pause ist vorbei. Die nächste Wegmarke heisst Sennen oder genauer Lands End. Die Landschaft wird zunehmend öder und flach. Bevor wir es gewahr werden, sind wir in einer Einbahnstrasse und an einem Kassahäuschen. Ich bezahle unglaubliche zehn Franken um diesen Flecken karge Scholle mit gefühlt tausend anderen Menschen in einem Massenauflauf durchgeschleust zu werden. Hätten wir das eher realisiert, wäre uns das nicht untergekommen. Kyra und ich sind befremdet von dieser sich in Privatbesitz befindenden Landzunge und was daraus gemacht wurde. Einige Kneipen mit Schnellimbiss, Stände mit unnötigem Krempel und eine Liveband die unbeachtet in einer Ecke spielt. An die Klippe, Bild geschossen und weg. Das hätten wir zweihundert Meter daneben auch gratis gehabt. Nur eine Möglickeit zum Parkieren zu finden ist hier unglaublich schwierig. So etwas kommt uns nicht mehr unter.
Deshalb und weil suedengland22 auch Schauspiele in der Naturarena von Minack aufgeführt werden, lassen wir diesen bewusst links (eigentlich rechts) liegen und zweigen vorher nach Porthgwarra ab. Ach wie gerne nehmen wir für menschenarme Plätze türkratzenden Bewuchs in engen Gassen in Kauf! Porthgwarra ist der Hammer. Windstill in einem kleinen Tal gelegen schmiegen sich wenige Häuser an den Hang. Die Luft ist schwül und warm. Aus einem kleinen Steinbau heraus werden Snacks und Getränke verkauft welche auf dem Platz nebenan verzehrt werden können. Wir freuen uns an diesem herrlichen Ort. Eine steile Rampe führt zum schmalen Sandstreifen, der felsengesäumt wie eine Strasse im Meer endet. Einige Familien mit Kindern wissen diesen Platz auch zu schätzen und baden neoprenbewehrt. Wir verweilen einige Zeit auf den grossen Granitblöcken am ruhigen Meer.
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Die nächste Etappe führt uns einige Jahrtausende zurück zu den "Merry Maidens". Einem Steinkreis aus der Jungsteinzeit. Da ich schon einige, vor allem beeindruckendere, gesehen habe, sind wir schnell wieder weg. Kyra ist von solchen Kulturgütern eh nicht sehr angetan. Ursprünglich muss ganz Cornwall von solchen Anlagen durchzogen gewesen sein. Das meiste ist heute aber nicht mehr bekannt, verschwunden oder zerstört. Wir entscheiden, dass es für heute reicht und fahren über die Hafenstadt Penzance zurück nach Treskillard. Das Verkehrsaufkommen aus der Stadt zur A30 ist massiv. Wir kommen im Feierabendverkehr nur schleichend vorwärts. Um halb Sechs sind wir mit vielen Eindrücken wieder zu Hause.


Treskillard, Cornwall, 3. August 2022

Es hat die Nacht und nun auch am Morgen geregnet. Wir haben den heutigen Tag nicht verplant und bleiben etwas länger liegen. Nach dem Frühstück nutze ich das nasse Auto um die hoffentlich aufgeweichten Insekten auf der Carrosserie und der Windschutzscheibe loszuwerden. Es gelingt nicht perfekt aber passabel. Nach dieser langen Trockenphase sind die Spuren auch ordentlich festgebacken. Noch einmal legen wir uns ins Bett und lesen und surfen. Es wird Mittag und wir nehmen einen kleinen Imbiss zu uns. Die Wolken haben sich zwischenzeitlich verzogen und wir fahren an den Strand. Einfach so um etwas zu chillen und entland der Brandung zu spazieren. Auch ein belanglos scheinender Strandspaziergang kann ganz spannend sein. Es gibt immer etwas zu sehen. Spielende Kinder, Surfversuche der mit gleichfarbigen Leibchen kenntlich gemachten Feriengäste, ein drachenbetriebenes Stranddreirad und die alles überwachende Royal National Lifeboat Instititution, also die die für Sicherheit sorgende hiesige Baywatch. Dem Wetter geschuldet nicht in ganz so sexy Badeanzügen. Plaudernd gehen wir den Strand entlang und die Zeit vergeht auch so im Nu. Ein schöner Nachmittag mit vielen Eindrücken und wenig geschossenen Bildern ist viel zu schnell vorüber. Heute Abend werden wir zu unserem Abschied von Cornwall noch einmal Indisch Essen gehen. Sorry Mate, no fish and chips.

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Brighton, East Sussex, 4. August 2022

Uff. Uns stehen rund sechs Stunden Autofahrt bevor. Die Adresse ist im Navi eingegeben, die Route ausgewählt und es geht los. Der Weg führt über den Grossraum London und sollte die komfortabelste aller Möglichkeiten sein, da er hauptsächlich auf Autobahnen oder -strassen verläuft. Ein grosser Teil der Landschaft die an uns vorbeizieht, haben wir schon einmal gesehen. An der Schnelstrasse vorbei an Stonehenge ist dieselbe Verkehrsstockung weil viele einen Blick erhaschen wollen. Die Stunden vergehen nicht im Flug aber da wir uns ein Spiel ausdenken, einigermassen fliessend. Englische Nummernschilder bestehen aus zwei Buchstaben, zwei Zahlen und wieder Buschstaben. So raten Kyra und ich was wohl die Quersumme der beiden Zahlen ergeben möge. Aufgrund der Anzahl machen wir das nur bei den LKW's bevor das Schild jerweils lesbar ist. Da gibt es doch ausländische Lastwagen die uns mit ihren andersartigen Schildern das Spiel verderben. Unterhalb von London stockt der Verkehr etwas, dann geht es im gewohnten 115km/h Tempo südlich nach Brighton. Ansagegemäss treffen wir um Drei dort ein. Dank dem Umstand das es Donnerstag ist, herrscht relativ tote Hose. Etwas Sorgen hatte ich mir zum Parkieren gemacht. Glücklicherweise befindet sich genau vor unserem Hotel ein Parkhaus. Da nehme ich die 28 Pfund Gebühren für ein gesichertes Auto und kein Gepäck schleppen zu müssen gerne in Kauf.
Reni ist informiert und erwartet uns vor dem Hotel. Endlich kann ich Kyra abgeben und mich aus dem Staub machen! Nein, natürlich nicht. wir werden einen gemeinsamen Abend und Morgen verbringen. Erst dann mache ich mich davon. Nach dem Bezug des Zimmers, ich mit nur dem Nötigsten, gehen wir an die nahe liegende Promenade und verspeisen im Schatten der hoch- und runterfahrenden Aussichtsplattform ein Eis. Auch in Brighton weht der gewohnte Wind über den Kieselstrand in die Stadt hoch. Wir erkunden die Promenade gegen Westen. Mich erinnert die Atmosphäre ein wenig an Rimini. Wir sind im englischen Rimini. Die Temperatur ist angenehm, der Wind eher kühl und nur mässig Personen unterwegs. Auch hier sind es hauptsächlich englische Turisten. Nach einem halben Kilometer wenden wir uns der Stadt zu und gehen auf einer Einkaufsstrasse hundert Meter oberhalb in die entgegengesetzte Richtung zurück. Hier herrscht ein ganz anderes Treiben. Weniger Turisten, sondern Einheimische welche ihr Feierabendbier in einem der unzähligen Pubs trinken. Neben den Lokalen säumen die Strasse Geschäfter aller Art. Ich gehe noch in einen Tesco um für die Heimfahrt Brot und Kekse zukaufen. Weitere Dinge sind noch von unseren Einkäufen übrig. Unser Magen mahnt uns an das gemeinsame Nachtessen. Wir deponieren die SAchen im Hotel und machen uns bald darauf eines der umliegenden Restaurants auszuwählen. Kurzentschlossen soll es ein Italiener sein. Wir scheinen gerade noch rechtzeitig gekommen zu sein. Schon beim Bestellen sind dann beinahe alle Tische besetzt. Renis Spaghetti Vongole und meine Saltimbocca sind lecker, nur Kyras Risotto ist irgendwie kurios. Auf jeden Fall scheint nicht der richtige Reis verwendet zu sein. Dem Risotto fehlt die Sämigkeit. Schon bald ist es für die beiden Frauen Zeit aufzubrechen. Kyra und Reni werden mit der British Airways i360 genannten Plattform hoch und runter fahren. Ich verzichte und will mich im Hotel von der Fahrt ausruhen.

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Nach Neun sind die beiden zurück und zeigen mir Bilder vom Sonnenuntergang zu dem sie rechtzeitig in der Höhe waren. Nach einigem Austausch ist es Zeit für hoffentlich erholsamen Schlaf. Ich muss morgen um etwa Halb Elf in Dover sein um rechtzeitig die Fähre nach Dünkirchen zu erreichen.


Metz, Moselle, 5. August 2022

Die Nacht war der Wärme des Dachzimmers wegen nicht ganz so erholsam wie erhofft. Der Wecker schellt um Sieben auch zu früh. Es hilft nichts. Die Fähre ruft. Um Halb Acht sitzen wir im noch leeren Frühstückszimmer und nehmen unser Continental Brakfast zu uns. Nie werde ich ein englisches Frühstück mit Würstchen und Bohnen um diese Zeit essen können. Packen muss ich nicht, und so kann ich um Acht los. Noch Kyra ein letztes Mal feste gedrückt und Reni umarmt. Das Auto ist heil und schon bin aus der noch stillen Stadt wieder gegen Norden Richtung London unterwegs. Punkt Zehn passiere ich die erste Zollkontrolle. Die französischen Grenzbeamten sind in ausreichender Anzahl vorhanden. Ich bin erleichtert. Vor zehn Tagen mussten die Reisenden sechs Stunden auf die Abfertigung warten! In der Schlange vor meinem Fährbetreiber dauert es etwas. Zu meinem Ärger drängt dann auch noch ein Autobus vor. Vielleicht muss er eine frühere Fähre erreichen. Es wird ein zusätzlicher Schalter geöffnet und ich reagiere sofort und bin schnell durch. In der Reihe an der Verladerampe angekommen habe ich noch über eine Stunde Zeit und vertreibe mir diese teilweise mit Dehnungsübungen. Mit einer Verspätung von einer halben Stunde können wir dann endlich losschippern. Wie hätte ich mir solches Wetter beim Hinweg mit Kyra gewünscht. Die Klippen leuchten weiss in der Sonne vor stahlblauem Himmel. Möven begleiten mit ihrem Gekreische das vibrierende Schiff. Heute kann man beide Küsten gleichzeitig sehen. Schon bald kommen wir an Calais vorbei und fahren weiter der Küste entlang. Ich geniesse die Szene im Bewusstsein, nahcher für Stunden hinter dem Lenkrad zu sitzen.

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Dank Primary Boarding kann ich auch mit den ersten Wagen vom Schiff. Die Adresse ist im Navi hinterlegt. Entgegen dessen Vorschlag fahre ich nich den kürzeren Weg über Brüssel nach Metz sondern über Frankreich. Da hat es bestimmt kein Verkehr auf der Autobahn. Dies könnte durch Belgien anders sein. Wie vermutet ist auf den Strassen hier im Hinterland tote Hose. Über hunderte Kilometer kann ich den Tempomaten auf 140km/h eingestellt lassen und die Beine entspannen. Wäre es nur so leer auf den Schweizer Autobahnen! Nach viereinhalb Stunden bin ich in Metz. Das Hotel für die Nacht liegt unweit des Zentrums. Ich habe sowieso nichts besseres zu tun und spaziere die 10 Minuten in die historische Altstadt. Maestätisch tront die Kathedrale golden in der Abendsonne im Zentrum. Dieser laue Sommerabend hat einen Haufen Leute in die Altstadt gelockt. Alle Restaurants sind bis auf den letzten Platz besetzt. Ich streife durch die Gassen, mache Bilder, beobachte die Menschen und das Geschehen. Ich bin glücklich diese Wahl des Zwischenhaltes getroffen zu haben. Ein wirklich schöner und geschichtsträchtiger Ort. Sollte ich nicht vieleicht doch morgen noch etwas mehr die Stadt erkunden? Der Gedanke wird verworfen und die Gunst der fühen Morgenstunde mit der Heimfahrt genutzt werden. Pünktlich um sechs klingelt dann auch am Samstag Morgen der Wecker. Um Sieben bin ich auf der Autobahn für die restlichen dreihunderfünfzig Kilometer.
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