Unsere Wege in Südengland in Rot. Für Vergrösserung doppelklicken
Genau wie geplant, können wir um Acht in Otelfingen losfahren. Uns stehen über achthundert Kilometer quer durch nach Calais in Frankreich
bevor. So früh am Sonntag Morgen ist die Strasse wie auch die Autobahn angenehm leer und auch Basel haben wir dank fehlendem Stossverkehr
zügig hinter uns gelassen. Das schnelle Vorwärtskommen hat jedoch seinen Preis. Vor Pratteln werde ich geblitzt. Unsere erstes
Ferienfoto sozusagen...Trotzdem geht es in flottem Tempo weiter durch Frankreich. Strassbourg umfahre ich westlich quer durchs Grüne.
Scheinbar kennt mein Navi diese neue Autobahntangente nicht und sollte wieder einmal aktualisert werden. Es folgen noch, nur von zwei
kurzen Pausen unterbrochene, endlos heisse sechs Stunden durch die französische Provinz. Die Landschaft ist genauso staubtrocken wie
zuhause. Kein Wunder, machen wir in der Lorraine einen kleinen Flächenbrand in der Nähe unseres Weges aus.
Um halb Vier ist unser Gepäck
im Hotel deponiert, die Badesachen im Beutel und wir sind auf dem Weg an den Strand. Da Sonntag und noch Fereinzeit ist, scheinen alle
unterwegs zum Meer oder von dort auf dem Weg zurück zu sein. Schon Jahre ist kein Sand mehr zwischen meinen Zehen hochgequollen wie ich
zum Wasser stapfend bemerke. Schnell sind die Badehosen angezogen und Kyra nimmt mich an der Hand damit ich nicht kneife gleichzeitig
mit ihr ins Wasser zu waten. Wider Erwarten hat es jedoch genau die richtige Temperatur um sich nach der anstrengenden Fahrt abzukühlen.
Stehend schaffen wir es jedoch nicht, uns bis zum Hals zu benetzen. Bojen begrenzen den Bereich in welchem gebadet werden darf. Wer
weiter raus will wird vom trillernden Schiedsrichter in gelbem Gummiboot zurückgepfiffen. Dies damit niemand den vorbeistampfenden
Fähren zu nahe kommt. Auch wenn die Sonne vom Himmel brennt lädt der makellose Strand nicht wirklich zum Aufenthalt ein. Die Brise ist
steif und so sind wir schnell wieder in Kleidern an der Promenade zurück und durchqueren die Warteschlangen an den Eisständen um uns an der
der Kante welche die Promenade zum Strand abgrenzt hinzusetzen. Zurück im Zentrum trinken wir noch kurz etwas und machen uns auf zum Hotel.
Die Nacht ist kurz. Nicht weil wir um Sechs aufstehen, sondern weil die Decken zu warm, das Gekreische der Seemöwen ungewohnt
und wir deshalb schon lange vorher wach waren. Nach einem schnellen Frühstück stehen um Sieben an der ersten von unzähligen Kontrollen auf
dem Weg zur Fähre. Der Himmel ist bedrohlich wolkig und der Wind noch stärker als gestern. Nach der Ticketkontolle folgt die französische
Passkontrolle, die Zollkontrolle mit Kofferraum öffnen, die britische Passkontrolle und danach das Warten auf der uns zugewiesenen Spur vor
der Verladerampe zur Fähre. Genau befragt werden wir zu unseren Zielen. Scheinbar sind die verschiedenen Nachnamen von mir und meiner Tochter
etwas suspekt. Ist auch gut so. Die Abfertigung hat etwa 30 Minuten gedauert. Ich war schon etwas besorgt es könnte endlos werden. Vor ein paar Tagen
dauerte dies in Dover auf der anderen Kanalseite sechs Stunden. Scheinbar war zu wenig französisches Zollpersonal zur Passkontrolle vorhanden.
Die Grenzformalitäten finden jeweils komplett auf der Abreiseseite statt, was das Entladen und vor allem die Weiterreise bei Ankunft erleichtert.
Nachdem die Fähre entladen ist, können wir dank meiner kurzfristigen Zusatzinvestition von 12 Franken als erster PKW auf und entsprechend bei
Ankunft auch als erste vom Schiff fahren. Es tut mir leid für Kyra, dass der Himmel so bedeckt ist. Denn somit sind die bei Sonnenschein leuchtend
weissen Klippen von Dover nach halber Fahrzeit nur als graues Band am Horizont auszumachen. Wir amüsieren trotzdem auf dem offenen Deck am Kampf
mit dem heftigen Wind und machen einige Bilder. Nach eineinhalb Stunden Fahrt legen wir um Neun Uhr Lokalzeit in Dover an.
Schon gestern haben wir beschlossen unsere frühe Ankunft zur Besichtigung des Dover Castle zu nützen. Nach vier LKW's bin ich bei der Abfahrt aus
der Fähre voll konzentriert um keine Fehler im Linksverkehr zu machen. Die britische Zollkontrolle winkt uns durch und nach einigen Minuten
stehen wir vor verschlossener Burgtüre. Also nützen wir die verbleibende halbe Stunde Wartezeit und holen etwas Frühstück nach. Die Bananen
müssen auch dringend gegessen werden. Dazu gibt es noch Zopf und einen harten Honigriegel. Gleich fällt mir auf, wie diszipliniert hier gewartet
wird. Die nun erschienene Kassiererin ist extrem höflich. Wehmütig denke ich an Zeiten, da ein solches Verhalten von Wartenden und Personal auch
in der Schweiz noch mehr gepflegt wurde. suedengland22 finden Führungen durch die Stollen in der Burg vorgelagerten Klippe statt. Die haben während
all den Kriegen seit dem Mittelalter als Schutz und Unterkunft gedient. Die Führung befasst sich mit der Nutzung während des zweitern Weltkrieges
und insbesondere mit der Evakuierung Dünkirchens. Wir sind nur zu viert und somit recht exklusiv unterwegs. Für das östereichische Paar wird
es dann noch exklusiver da ich nach einer Viertelstunde keine Lust auf dunkle Gänge und Zweitweltkriegspropaganda habe und den Führer bitte uns
nach draussen zu verhelfen. Der Ansturm im Freien hält sich noch in Grenzen. Wir erklimmen den Zugangsweg Richtung nördlichem Ende und erkunden
die dortigen Befestigungen. Das Hauptziel, der mächtige Tower auf dem zentral gelegenen Hauptbereich folgt danach. Ein wiederum ausserst
höflicher Angestellter mit zur Umgebung passendem mächtigen Backenbart weist uns den Weg. So geht es durch Korridore, Säle, Gemächer und Wirtschaftsräume.
Und natürlich konnten wir auch das allerwichtigste kurz vor Ende noch besichtigen. Den königlichen Lokus! Gegen Ein Uhr ist nun auch noch der
letzte Reiseproviant aufgebraucht. Auf Anraten am Eingang lassen wir uns einen zeitbegrenzten Ausweis als "Member of british Heritage" ausstellen
und unseren bereits entrichteten Eintritt anrechnen. Wir wollen noch Stonehenge und Tintagel Castle besuchen und können so einiges an Geld sparen.
Kyra löst mein Versprechen sie ausschlafen zu lassen ein und ich sitze im kleinen Wohnzimmer am Notebook und schreibe weiter am Bericht.
Ganz den heimischen Gepflogenheiten entsprechend bei einer Tasse Tee. Gegen Neun taucht dann meine weltbeste Tochter augenreibend im
Wohnzimmer auf und schlägt wortlos ihr Buch auf um dort weiterzulesen wo sie gestern aufgehört hat. Halt ganz so wie es sich für eine Jugendliche
um diese Zeit gehört. Ja kein Wort zuviel verlieren. Für mich kein Problem. Kenne ich von mir selber, auch wenn es bei mir schon etliche Jahre her
ist. Minimal kommunizierend vergehen auch die nächsten Stunden. Später beim Frühstück und danach nebeneinander weiter lesend und Bericht schreibend.
Vor Zwölf haben wir unsere Sachen gepackt und schlendern die High Street zum Strand von Swanage. Was mit menschenleeren Strassen begann endet
in einer doch sehr belebten Promenade. In die üblichen Fish and Chips Läden zu Hauf reihen sich die zum Turismus gehörenden Souvenir und
Trödelläden ein. Die Hochsaison ist deutlich an der Anzahl Leute zu erkennen. Als Schweizer oder besser gesagt als Ausländer sind wir schon eher
Ausenseiter. Die Gäste stammen mindestens zu fünfundneunzig Prozent aus Grossbritannien und sind mittleren bis höheren Alters mit Kindern. Die
vergnügungsorientierte Jugend scheint irgendwie zu fehlen. Der Ort strahlt eine beschauliche Gelassenheit aus, die ich als ganz angenehm empfinde.
Am Strand stürzen sich eine erstaunlich grosse Menge Leute in die Fluten und es wird am Pier von Kindern fleissig nach Krabben gefischt. Nach
den heissen Temperaturen zuhause fröstelt mich beim Gedanken ins Wasser zu gehen. Zumal immer noch viele Wolken die Sonne verbergen. Heute
liegt sie etwa bei 20 Grad. Wir folgen der Bucht nach Süden welche an deren Spitze in Klippen übergehend aufsteigt. Im Bewusstsein mir dies
daheim schön öfters gewünscht zu haben und nun tun zu können legen wir und am Klippenrand in die Wiese und dösen ein wenig. Süsses Nichtstun!
Begleitet vom Klang der Brandung hinter uns und dem entfernten Johlen der Kinder aus der Bucht lassen wir die Zeit verstreichen. Nach
einer kleinen Stärkung aus dem Seesack geht es durch einen privaten Park weiter der Küste entlang. Es wird nun doch wärmer als vermutet
und wir wünschen uns kurze Hosen an die Beine. Auf diese hatten wir vorsichtshalber verzichtet. Kyra ist immer noch nicht sehr gesprächig.
Wohl auch für unsere kleine Wanderung nicht sehr motiviert. Ich bin zugegebenermassen auch nicht überaus marschbegeistert, aber etwas
Aussicht und Bewegung tut gut. Wir gelangen an einen aufgegebenen Steinbruch in einer Senke. Leider ist wegen Steinschlaggefahr alles
nicht zugänglich. Schade! Vielleicht hat der Bewohner unseres kleinen Reihensteinhäuschens ja gerade in diesem Steinbruch sein tägliches
Brot verdient? Auf jeden Fall konnten die ausgebrochenen Quader gleich ohne weiteren Transport auf die Schiffe verladen und auf die Bauplätze
verfrachtet werden. Nach einem niederen Leuchtturm mache ich eine Person in Kletterausrüstung die sich abseilt aus. Eine Tafel erwähnt
dann tatsächlich die Möglichkeit in diesem Küstenabschnitt auf eigene Gefahr aber mit Einverständnis des Besitzers klettern zu können. Kyra
hat vom Leuchtturm mehr erwartet. Halt so wie man sich einen Leuchtturm vorstellt. Richtig hoch aufragend und am Besten rot-weiss gestreift.
Da das kurze und gedrungene Teil aber auf der Klippe steht, braucht es nun mal keine Höhe. Durch die Heide überqueren wir den Hügel
welcher uns von unserer Unterkunft trennt. Mit entsprechender Vorsicht passieren wir eine Herde Kühe mit etlichen Jungtieren und einem
mächigen Bullen. Bei allen unseren prüfenden Seitenblicken scheinen die Tiere vollkommen friedlich und nur am Fressen oder Wiederkäuen
interessiert zu sein. Selbst der Bulle schert sich keine Spur um uns. Schon bald hinter der Anhöhe oberhalb von Swanage beginnt ein Camp
aus billigen kleinen Plasikhäusern. Eine kurioser Anblick aus ca. 30 Quadratmeter grossen Wohnhauschen wie auf einem Campingplatz arrangiert.
Andere Länder, andere Ferienarten.
Da das Wetter noch nicht wirklich zum Baden lädt, brechen wir um Neun zur eineinhalbstündigen Fahrt nach Stonehenge auf. Wir sind uns den Linksverkehr nun schon gewohnt und die Fahrt auf die dicht von Bewuchs gesäumten Strassen verläuft reibungslos. Auf der Zufahrtsstrasse zum Besucherzentrum sind schon etliche Grabhügel auszumachen. Zu unserer Freude hält sich der Ansturm noch in Grenzen. Besuchen doch jährlich über eine Million Menschen dieses fünftausend Jahre alte Steinmonument. Entritt müssen wir dank unseres Heritage Ausweises kleinen mehr entrichten. Anstelle des Besucherbuses auf der für Inividualverkehr gesperrten Strecke zum Heiligtum nehmen wir den Weg unter die Füsse. Wie vor tausenden von Jahren haben wir Teil an der modernen Prozession zur Kultstätte und werden diese zu deren Huldigung gar noch umrunden. Was gar nicht mehr anders geht, da die Steine grossräumig abgesperrt sind. Das ist auch ganz verständlich bei der Repektlosigkeit welche immer wieder sichtbar an den Kulturgütern ausgelebt wird. Zudem soll ja nicht noch mehr geschichtlicher Kontext zertrampelt werden. Nach 2 Kilometern Marsch bei angenehmer Temperatur sind wir da. Ich bin zugegebenermassen nicht mehr ganz so fasziniert wie bei meinem ersten Besuch vor sieben Jahren. Damals war ich mit den ersten Besuchern bei sich aus dem Nebel lichtenden Sonne vor Ort. Das hatte etwas wirklich mystisches. Heute mit etwa hundert anderen Leuten bestaune ich mehr die bautechnische Leistung welche seinerzeit mit einfachsten Mitteln bewältigt wurde. Wieder einmal sehe ich mich bestätigt. Geistig waren schon unsere Vorfahren zu den gleichen Leistungen möglich wie wir. Nur die Mittel haben sich geändert. Im Gegenteil; wir schaffen es nicht einmal, unsere Fähigkeiten einzusetzen, die Welt zu einem lebenswerteren Platz für alle zu machen. Aber das ist eine andere Feld. Wir befinden uns suedengland22 in den weiten Feldern auf der Ebene bei Amesbury. Beinahe ebenso interessant wie der Platz sind die Besucher aus allen Damen Länder. Kyra amüsiert sich ab der Erklärung eines Deutschen zu Androiden welche hier ihre Zeremonien abhalten haben sollen. Also wenn, dann Druiden und erst Jahrtausende später wie Kyra richig bemerkt. Zwei grosse Gruppen chinesischer Austauschstudenten vergnügen sich unter Gelächter mit allerlei Selfies. Manche Turisten hasten aus dem Bus, machen ein paar Bilder und sind schon wieder auf dem Rückweg. Wir machen Selfies mit unserem Wegfund. Mit einem Paddington Püppchen.
Die Karten wurden pflichtbewusst am Vorabend noch geschrieben und sind bereit zum Einwurf. Wir wollen heute etwas die Küste westlich
von Swanage erkundigen und nach Lulworth fahren. Erst noch muss noch Wäsche gewaschen werden. Wie bereits vorab erwähnt ist beinahe jeder
erdenkliche Handgriff in diesem Haus erklärt und so findet sich auch eine Beschreibung zur Bedienung der Waschmaschine. Das Kurzprogramm
gewählt und nach einer Stunde die Sachen in der Hoffnung auf trocken bleibendes Wetter im Hinterhof aufgehängt. Der direkte Weg nach Lulworth
wäre in 20 Minuten zu bewältigen, jedoch befindet sich zwischen uns und dem Ort ein Truppenübungsplatz welcher bis an die Küste reicht. Der
kürzest mögliche Weg darum herum führt durch eine hüsche Landschaft. Meist ist diese leider vom dichtem Bewuchs am Strassenrand verdeckt.
Es sind einige Fahrradfahrer unterwegs die mit Vorsicht zu überholen sind. Die engen Strassen sind kurvenreich und unübersichtlich. Auch
sind öfters breite Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs. Den Fahrradfahrern bleibt offensichtlich als Notrückzug nur der Sprung ins Dickicht.
Dieser Spiessrutenlauf auf zwei Rädern wäre nichts für mich.
Wir scheinen eine der Traumdestinationen an der südenglischen Küste anzusteuern. Unglaublich wieviele Autos unterwegs sind. Ein scheinbar
jetzt stattfindendes Campinglager generiert noch zusätzlichen Verkehr. Auf jeden Fall passieren wir auf einem Kilometer verschieden angeschriebene
Campsektoren. Da viele Wagen abbiegen wird das Aufkommen etwas weniger. Lulworth Cove und die umgebende Landschaft scheint wirklich ein
Turistenmagnet zu sein. Auf einer Wiesen am Ortsrand drängen sich unter Winken von Einweisern schon über zweihundert Fahrzeuge. Der
Fussmarsch zur Bucht ist kurz und das Vorwärtskommen auf den grossen Kieseln am damit bedeckten Strand mühselig. Nach hundert Metern haben
wir einen freien Abschnitt erreicht und machen uns bei aufklarendem Himmel bereit für ein Bad im Meer. Unsere verweichlichten Füsse
schmerzen bei der unfreiwilligen Fussreflexzonenmassage und unser Vorankommen zum Wasser ist alles andere als elegant. Kyras vorangegangener
Handtest zur Wassertemperatur war optimistisch. Doch welch Überraschung! mit den Füssen fühlt es sich doch merklich kälter an! Ab der Hüfte wird
es zum Härtetest und nach Eintauchen der Schulter beginnt mein Hirn zu unterkühlen. Fünf Minuten und wir sind wieder draussen. Aber immerhin,
wir waren drin. Während wir im Sonneschein trocknen bewundern wir die Kinder von nebenan welche es nun schon eine halbe Stunde im Meer
aushalten. Bei denen ist sicher seit Jahren zu Hause die Heizung kaputt. Wie sonst kann man es sonst so lange im kalten Wasser aushalten?
Heute ist ein richtiger Sommertag. Kaum eine Wolke am Himmel. Also ein englischer Sommertag. Die Morgentemperaturen liegen bei 17 Grad und ein leichter Wind geht danke Meeresnähe immer. Sachen um 10 Uhr gepackt und zehn Minuten nach Corfe Castle gefahren. Das Auto stellen wir am Dorfeingang ab und gehen zu Fuss Richtung Burg. Der alte Friedhof liegt an der Hauptstrasse und wir machen einen Abstecher hinein. Ich hatte Kyra davon erzählt das britische Friedhöfe mit schweizerischen nicht zu vergleichen sind. Ich besuche gerne fremde Friedhöfe. Was anderen morbide erscheint, finde ich ausserst spannend. Die Grabsteine sind die endgültige Kurzfassung eines Lebens. Zudem haben englische etwas wildromantisches mit einer doch leicht gruseligen Note. Besonders da die Gräber nicht nach 25 Jahren geräumt werden, sondern hunderte Jahre verbleiben. Es ist nicht alles in Reih und Glied sondern unkoordinierter und teilweise liegen Grabsteine auch auf dem Boden oder sind an die Friedhofsmauer angelehnt. Leider ist dieser nicht ganz so wie ich schon einige gesehen habe, aber Kyra bekommt einen Eindruck davon und nimmt es den Abstecher locker.
Nach einem letzten Kontrollgang verlassen wir unser Heim der letzten Tage und fahren bei strahlendem Sonnenschein gegen Westen nach Cornwall.
Es geht auf Hauptstrassen übers Land und zügig vorwärts. Das Navi prophezeit 3 Stunden Fahrzeit bis Tintagel. Das Notebook gestern meinte
4 Stunden. Es wird wohl irgendwie dazwischen liegen. Eines muss noch einmal erwähnt werden. So schön das Land, so wenig ist davon beim
Autofahren zusehen. Wir vorstossen weiter westwärts vor, das Wetter wird das trüber. Irgendwann nieselt es, womit sich die festgebackenen
Insekten auf der Windschutzscheibe nun doch noch langsam ablösen. Der Umgebung tut der Regen sowieso gut. Wenn auch hier das Land nicht ganz
so trocken scheint wie weiter östlich. Das Navi hat nicht gelogen und wir treffen nach ziemlich genau drei Stunden in Tintagel Dorf ein.
Unser Versuch den Parkplatz zu bezahlen scheitert an der Weigerung des Automaten Münzen zu schlucken und bei lokalen App sich mit einer
vierstelligen Postleitzahlen zufrieden zu geben. Weshalb ist mir unklar, da die Abbuchung ja eigentlich von der Kreditkarte geschehen müsste.
Auf zum sagenumwobenen Ort und dem möglichen Ursprung der Artussage. Dem Ruf folgen Unzählige wie sich in der Hauptstrasse des kleinen
Ortes feststellen lässt. Uns ruft der Magen zusätzich noch Hunger zu, weshalb wir noch Pastry kaufen. Meine Pastete enthält Fleich, Zwiebeln
und Kartoffeln. Jene von Kyra Süsskartoffeln, Auberginen und Zucchini. Sie sind schmackhaft, pfeffrig und vor allem heiss! An den Klippen
bei der Vorburg angelangt sucht Kyra das Schloss oder etwas in der Art. Leider ist bis auf kümmerliche Mauerreste wenig erhalten. Kyra ist
enttäuscht. Sie hatte etwas ähnliches wie in Dover erwartet. Der ursprünglich verbindende Felsgrat zum separaten Klippenteil welcher einst
die die Festung beherbergte, ist eingestürzt. Heute überquert frau einen modern gestaltete Hängestahlbrücke. Wir umrunden mit
Dutzenden Besuchern den Bereich welcher nach dem Abzug der Römer im sogenannten Dark Age, den wirren Zeiten bis zur Manifestierung eines
neuen Reiches, vorerst als sicherer Rückzug entstand und diente. Später wurde die Anlage dann ins Königreich integriert und ausgebaut. Wie meine
baulichen Augen beurteilen können eignet sich der vorhandene fein geschichtete Stein wenig für soliden Bau, weshalb wohl kaum etwas
an dieser exponierten Lage erhalten geblieben ist. Nun, das wir wohl unsere letzte Burgruine in England gewesen sein. Das Wetter ist uns
gnädig gestimmt und wir erkennen sogar etwas blauen Himmel. Die Blicke entlag der Küste sind faszinierend und laden zum Ablichten ein.
Wir machen einen grösseren Umweg ins Dorf kommen nicht daran vorbei uns noch einmal Scones zu kaufen. Die müssen aber besonders gut
schmecken bei einem Preis von 2 Franken das Stück! Wir werden sehen.
Da unser Heim nun aus nur einem Raum besteht, kann Kyra nicht mehr ausschlafen wenn ich aus dem Bett bin. Zufällig bin ich bei meinen gestrigen Recherchen auf den Bergbau in dieser Gegend gestossen. Einen kurzen Fussmarsch von wo wir nun hausen, ist die ehemalige King Edward Mine welche vor zwei Jahrzenten zum Museum umfunktioniert wurde. Begleitet von horizontalem Nieselregen erreichen wir um zehn den Museumseingang. Der Vorsitzende der Museumsgesellschaft persönlich nimmt uns in Empfang und beginnt die Führung nur mit Kyra und mir. In den nächsten zwei Stunden erfahren wir viel Spannendes über den Bergbau in Cornwall. Was heute als wildromantische Landschaft erscheint, war vor über einem Jahrhundert eine hochindustralisierte Gegend. Durchsetzt mit Tag und Nacht rauchenden Schloten der Dampfmaschinen welche die Pumpen, Förderseile und Steinmühlen betrieben. Abraumhalden vereinnahmten den Platz um die Arbeitersiedlungen. Es wurde in drei Schichten pausenlos Schwerstarbeit geleistet. Arbeitsschutz gab es nicht. Nicht das Alter entschied ab wann Kinder in den Minen arbeiten durften, sondern der Stand der körperlichen Entwicklung. So mit elf Jahren waren die meisten Kinder für fähig erklärt über oder unter Tage zu arbeiten. Es wurde hauptsächlich Zinn gefördert und verarbeitet. Auch Kupfer, Wolfram und andere Metalle. Für die Dampfproduktion wurde Kohle aus den Walisischen Minen hierher verfrachtet und Kupfer zur Verhüttung dorthin verschifft. Die ersten Zeugnisse von Abbau und sogar Export von Zinn gehen zurück auf die Bronzezeit, da Zinn mit Kupfer zu Bronze verarbeitet wird. Die Phönizier versorgten zum Beispiel den Mitelmeerraum damit. Zinn kommt weit seltener vor als Kupfer weshalb es dort sehr begehrt war. Mit der sinkenden Ergiebigkeit der Minen und dem billigeren Abbau im Ausland war der Niedergang im Cornwall besiegelt. Es wurde noch versucht auf den Abbau von Arsen umzustellen weil es häufig mit Zinn vorkommt. Nur wurde damit grosse Teile der Umwelt vergiftet. Welch Kontrast zu dem was wir heute von der Landschaft warnehmen. Alles ist von der Vegetation überdeckt. Heute ist man daran das extrahieren von Lithium zu prüfen welches das Wasser in den alten Stollen enthält und ein gefragter Rohstoff ist. Ich würde heute eines dieser massiven Pumpenhäuser die in der Landschaft stehen zur einem Wohnturm umbauen. Natürlich erst auch mal prüfen was so an Altlasten vorhanden ist und nicht der Boden einsackt wie es öfter vorkommt. Glücklicherweise schon lange nicht mehr mit Personenschaden.
Schon zu Hause hatte Kyra das Eden Project ausgemacht und ich vorgestern die Eintritte orgagnisiert. Dorthin sind wir nun um Neun unterwegs. Nach etwas mehr als einer Stunde parkieren wir am Rande der alten Tonmine in Bodelva. Diese wurde zu einer wahren Oase verwandelt. Neben einem Aussenpark gibt es zwei Biospähren und einen Ausstellungspavillion. Natürlich ist auch die Infrastruktur für Verpflegung vorhanden. Das Ganze ist ein Mischung aus Garten, Biospähren und Umweltprojekt. Wir begeben uns zuerst in die Regenwaldbiosphäre. Der Aufbau erinnert an die Masoalahalle im Zürcher Zoo. Jedoch beschränkt sich Vegetation unter diesen Kuppeln nicht auf eine bestimmte Region sonder vereint einige tropische Gegenden der Welt unter einem Dach. Auch sind weniger Tiere vorhanden. Keine Vögel singen ihr exotisches Lied oder Affen huschen durch die Baumwipfel. Es werden nur einige Insekten- und Eidechsenarten angezeigt. Kyra und ich lassen uns im Gegensatz zu den meisten Besuchern Zeit. Gehen langsam und verweilen öfters. Es ist spannend den Kontrast zu eine andere Natur als die draussen zu erleben und vor allem; Es windet hier drinnen nicht! Die Kuppeln sind an den Hang gebaut und so winden sich die Wege hindurch hinauf und hinunter. An oberen Ende eines Pfades könnte man eine Treppe zu einer Aussichtsplattform unter dem Kuppeldach besteigen. Der Zutritt ist beschränkt und bei der suedengland22en Besucherzahl beträgt die Wartezeit zwanzig Minuten. Wir verzichten auf das Anstehen. Ins Grün eingebettete Bereiche der Halle befasst sich mit der Umweltzerstörung und zeigt Strategien wie diese vermieden oder reduziert werden kann. Im Nu sind zwei Stunden verflogen und wir sitzen im Freien und verzehren unsere mitgebrachten Früchte im Sonnenschein auf einer Treppe sitzend.
Heute steht die Umrundung des südwestlichsten Zipfels von Cornwall, der Penwith-Halbinsel an. Duchsetzt mit kleinen Abstechern zu Sehenswürdigkeiten. Kyra und ich vezichten auf den hochgelobten Küstenort St. Ives und fahren gleich nach Zennor weiter. Dem Verkehr nach sehen wir die Chance gross in St. Ives im Besucherstrom zu ertrinken. Die Strassen sind unglaublich eng. Ursprünglich konnten sicher noch zwei Kutschen kreuzen. Mit moderenen Autos "streichelt" der Bewuchs nun häufig beidseitig gleichzeitig die Seitenflächen. Und mein Volvo gehört nicht einmal zur grossen Sorte Wagen. Zudem können die sich darunter befindenden Steinmauern einen halben Meter oder nur einige Zentimeter darin versteckt sein. Alle paar hundert Meter sind kleine Buchten wo zwei Autos knapp kreuzen können. Manchmal ist es auch die Zufahrt zu einem Feld die dafür herhalten muss.
Es hat die Nacht und nun auch am Morgen geregnet. Wir haben den heutigen Tag nicht verplant und bleiben etwas länger liegen. Nach dem Frühstück nutze ich das nasse Auto um die hoffentlich aufgeweichten Insekten auf der Carrosserie und der Windschutzscheibe loszuwerden. Es gelingt nicht perfekt aber passabel. Nach dieser langen Trockenphase sind die Spuren auch ordentlich festgebacken. Noch einmal legen wir uns ins Bett und lesen und surfen. Es wird Mittag und wir nehmen einen kleinen Imbiss zu uns. Die Wolken haben sich zwischenzeitlich verzogen und wir fahren an den Strand. Einfach so um etwas zu chillen und entland der Brandung zu spazieren. Auch ein belanglos scheinender Strandspaziergang kann ganz spannend sein. Es gibt immer etwas zu sehen. Spielende Kinder, Surfversuche der mit gleichfarbigen Leibchen kenntlich gemachten Feriengäste, ein drachenbetriebenes Stranddreirad und die alles überwachende Royal National Lifeboat Instititution, also die die für Sicherheit sorgende hiesige Baywatch. Dem Wetter geschuldet nicht in ganz so sexy Badeanzügen. Plaudernd gehen wir den Strand entlang und die Zeit vergeht auch so im Nu. Ein schöner Nachmittag mit vielen Eindrücken und wenig geschossenen Bildern ist viel zu schnell vorüber. Heute Abend werden wir zu unserem Abschied von Cornwall noch einmal Indisch Essen gehen. Sorry Mate, no fish and chips.
Uff. Uns stehen rund sechs Stunden Autofahrt bevor. Die Adresse ist im Navi eingegeben, die Route ausgewählt und es geht los. Der Weg
führt über den Grossraum London und sollte die komfortabelste aller Möglichkeiten sein, da er hauptsächlich auf Autobahnen oder -strassen
verläuft. Ein grosser Teil der Landschaft die an uns vorbeizieht, haben wir schon einmal gesehen. An der Schnelstrasse vorbei an
Stonehenge ist dieselbe Verkehrsstockung weil viele einen Blick erhaschen wollen. Die Stunden vergehen nicht im Flug aber da wir uns ein Spiel
ausdenken, einigermassen fliessend. Englische Nummernschilder bestehen aus zwei Buchstaben, zwei Zahlen und wieder Buschstaben. So
raten Kyra und ich was wohl die Quersumme der beiden Zahlen ergeben möge. Aufgrund der Anzahl machen wir das nur bei den LKW's bevor das
Schild jerweils lesbar ist. Da gibt es doch ausländische Lastwagen die uns mit ihren andersartigen Schildern das Spiel verderben.
Unterhalb von London stockt der Verkehr etwas, dann geht es im gewohnten 115km/h Tempo südlich nach Brighton. Ansagegemäss treffen wir
um Drei dort ein. Dank dem Umstand das es Donnerstag ist, herrscht relativ tote Hose. Etwas Sorgen hatte ich mir zum Parkieren gemacht.
Glücklicherweise befindet sich genau vor unserem Hotel ein Parkhaus. Da nehme ich die 28 Pfund Gebühren für ein gesichertes Auto
und kein Gepäck schleppen zu müssen gerne in Kauf.
Reni ist informiert und erwartet uns vor dem Hotel. Endlich kann ich Kyra abgeben und mich aus dem Staub machen! Nein, natürlich nicht.
wir werden einen gemeinsamen Abend und Morgen verbringen. Erst dann mache ich mich davon. Nach dem Bezug des Zimmers, ich mit nur dem
Nötigsten, gehen wir an die nahe liegende Promenade und verspeisen im Schatten der hoch- und runterfahrenden Aussichtsplattform ein Eis.
Auch in Brighton weht der gewohnte Wind über den Kieselstrand in die Stadt hoch. Wir erkunden die Promenade gegen Westen. Mich erinnert
die Atmosphäre ein wenig an Rimini. Wir sind im englischen Rimini. Die Temperatur ist angenehm, der Wind eher kühl und nur mässig
Personen unterwegs. Auch hier sind es hauptsächlich englische Turisten. Nach einem halben Kilometer wenden wir uns der Stadt zu und
gehen auf einer Einkaufsstrasse hundert Meter oberhalb in die entgegengesetzte Richtung zurück. Hier herrscht ein ganz anderes Treiben.
Weniger Turisten, sondern Einheimische welche ihr Feierabendbier in einem der unzähligen Pubs trinken. Neben den Lokalen säumen die
Strasse Geschäfter aller Art. Ich gehe noch in einen Tesco um für die Heimfahrt Brot und Kekse zukaufen. Weitere Dinge sind noch
von unseren Einkäufen übrig. Unser Magen mahnt uns an das gemeinsame Nachtessen. Wir deponieren die SAchen im Hotel und machen uns
bald darauf eines der umliegenden Restaurants auszuwählen. Kurzentschlossen soll es ein Italiener sein. Wir scheinen gerade noch
rechtzeitig gekommen zu sein. Schon beim Bestellen sind dann beinahe alle Tische besetzt. Renis Spaghetti Vongole und meine
Saltimbocca sind lecker, nur Kyras Risotto ist irgendwie kurios. Auf jeden Fall scheint nicht der richtige Reis verwendet zu sein.
Dem Risotto fehlt die Sämigkeit. Schon bald ist es für die beiden Frauen Zeit aufzubrechen. Kyra und Reni werden mit der British
Airways i360 genannten Plattform hoch und runter fahren. Ich verzichte und will mich im Hotel von der Fahrt ausruhen.
Die Nacht war der Wärme des Dachzimmers wegen nicht ganz so erholsam wie erhofft. Der Wecker schellt um Sieben auch zu früh. Es hilft nichts. Die Fähre ruft. Um Halb Acht sitzen wir im noch leeren Frühstückszimmer und nehmen unser Continental Brakfast zu uns. Nie werde ich ein englisches Frühstück mit Würstchen und Bohnen um diese Zeit essen können. Packen muss ich nicht, und so kann ich um Acht los. Noch Kyra ein letztes Mal feste gedrückt und Reni umarmt. Das Auto ist heil und schon bin aus der noch stillen Stadt wieder gegen Norden Richtung London unterwegs. Punkt Zehn passiere ich die erste Zollkontrolle. Die französischen Grenzbeamten sind in ausreichender Anzahl vorhanden. Ich bin erleichtert. Vor zehn Tagen mussten die Reisenden sechs Stunden auf die Abfertigung warten! In der Schlange vor meinem Fährbetreiber dauert es etwas. Zu meinem Ärger drängt dann auch noch ein Autobus vor. Vielleicht muss er eine frühere Fähre erreichen. Es wird ein zusätzlicher Schalter geöffnet und ich reagiere sofort und bin schnell durch. In der Reihe an der Verladerampe angekommen habe ich noch über eine Stunde Zeit und vertreibe mir diese teilweise mit Dehnungsübungen. Mit einer Verspätung von einer halben Stunde können wir dann endlich losschippern. Wie hätte ich mir solches Wetter beim Hinweg mit Kyra gewünscht. Die Klippen leuchten weiss in der Sonne vor stahlblauem Himmel. Möven begleiten mit ihrem Gekreische das vibrierende Schiff. Heute kann man beide Küsten gleichzeitig sehen. Schon bald kommen wir an Calais vorbei und fahren weiter der Küste entlang. Ich geniesse die Szene im Bewusstsein, nahcher für Stunden hinter dem Lenkrad zu sitzen.