Unsere gefahrenen Wege in Grün
Um fünf Uhr aufstehen, bereit machen, Gepäck schnappen und auf zum Flughafen! Zugegeben, die Abfahrt um halb
sechs ist etwas optimistisch aber dank Geschäfts-Flugschein müssen wir kaum Wartezeit in Kauf nehmen und sind zügig
am Flugsteig. Rosa und Gaspare haben schon leichte Zweifel an unserem rechtzeitigen Erscheinen gehegt. Fünfzehn
Minuten später rollt das Flugzeug um 06.45 Uhr auf die Startbahn. Der knapp zweistündige Flug ist von leichtem Schütteln
begleitet. Das Wetter in Palermo ist diesig und 28 Grad warm. Das Gepäckband spuckt unsere Koffer als letztes aus.
Macht nichts, wir sind angekommen und haben Ferien. Mit unserem gemieteten Lancia Ypsilon gelangen wir auf der
fahrzeugleeren Autobahn in 50 Minuten nach Campobello die Mazara wo wir von Gaspares Eltern empfangen werden. Nach
Jahren zurück in der Heimat haben sie viel vom Schweizerdeutsch verlernt. So kann ich mein Italienisch pflegen und
wir kommen ins Gespräch. Für Kyra übersetze ich wenn sie etwas wissen will. Der angebotene Espresso tut gut. Meine
Erkältung macht mir leider immer noch zu schaffen.
Um Zwölf fahren wir nach Tre Fontane ans Meer hinunter. Wir deponieren das Gepäck in der Wohnung und lassen uns
alles erklären. Die Szene im um diese Jahreszeit menschenverlassenen Ort scheint einem Endzeitfilm entlehnt. Die
starke Brise fegt böhig über den Strand. Treibt die Schaumkronen weit landeinwärts und häuft feinen Sand zu kleinen Dünen
an der Promenade an. Mit zusammengekniffenen Augen stemmen wir uns gegen den Wind und bestaunen diese Unwirklichkeit.
Der Anblick fasziniert, lädt aber trotzdem nicht zum langen Verweilen ein. So fahren wir für das Mittagessen zurück nach
Campobello. Während des Mahls unterhalten wir uns angeregt über die anstehende Olivenernte und alles darum herum.
Einen Tag dabei zu helfen lautet der Plan und ist das Mindeste was für für die warme Gastfreundschaft zurückgeben
können. Das wird sicher lustig und lehrreich. Nur das Wetter scheint noch nicht ganz auf unserer Seite zu sein. Das
wird schon noch werden.
Kyra und ich machen uns auf zurück zu unserem Feriendomizil. Auf dem Weg dorthin halten wir an einem Supermarkt um
Einiges zu unserer Verpflegung zu kaufen. Allzuviel brauchen wir nicht. Kurz die Sachen in der Wohnung an der Via Tokyo
abgeladen zieht es Kyra hinunter an den Strand. Die Szenerie ist durch die nun tiefer stehende Sonne noch etwas
gespenstischer. Kyra vergnügt sich im Sand und ich versuche mit unzähligen Fotos das ganze festzuhalten. Irgendwann haben
wir dann genug Sand geschluckt und gehen für das Abendessen heim. Reis mit Buchweizen und Tomatensauce. Keine grosse Sache.
Während ich nun diesen Bericht verfasse malt Kyra an einem ihrer Mandala die sie mitgebracht hat.
Elf Stunden Schlaf haben gut getan. Nach etwas Frühstück korrigiere ich den Bericht von gestern und konvertiere
noch Fotos für das Hochladen. Auf der Dachterasse klappt dies im Gegensatz zum Versuch in der Wohnung darunter dann
auch passabel. Kyra zieht es an den Strand. Noch ist der Scirocco nicht ganz verstummt und treibt weiter Wolken aus
dem Süden vor sich her. Jedoch mit verminderter Kraft und er beruhigt sich zunehmend. Gewissenhaft untersucht Kyra jeden
Quadratmeter Sand um ja keine Muschel die durch die unruhige See freigelegt wurde zu übersehen. Alle der Reste sind
mit einem Loch versehen. Dies durch deren Wiedersacher welche sich an ihnen gütlich getan haben. So bieten sich die
Muschelschalen perfekt an daraus eine Kette zu basteln. Mit meiner Hilfe finden wir dann genügend für das Vorhaben.
Noch bin ich von der Erkältung extrem schlapp und meiner Tochtern nicht gerade ein motivierter Papi. Deshalb melde
ich mich bei Gaspare, welcher mit den Eltern und Rosa bei der Olivenernte ist, ob wir vorbeikommen könnten. So hätte
sie Gesellschaft und etwas Neues zu entdecken. Wir treffen uns in Campobello und fahren gemeinsam zum Streifen Land
wo die Olivenbäume in drei Reihen stehen. Alles ist schon bereit und wir legen los. Schon nach kurzer Zeit muss ich
passen. Mir fehlt jegliche Energie und ich stelle den Beifahrersitz flach um mich auszuruhen. Kyra hilft wacker weiter.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Für die einen bei der Arbeit an den Bäumen, für mich beim fiebrigen Dösen im Auto. Die
letzte halbe Stunde helfe ich dann wieder mit und mache mich auch beim Aufräumen nützlich. Zu Hause bei den Fontes
kippen wir hernach die Tagesernte aus den Eimern, welche Vater Giuseppe im Geländefahrzeug heimgebracht hat,
in grosse Behälter auf einem Anhänger. Bis zum Nachtessen ist noch etwas Zeit und wir "Jungen" fahren zum
Einkaufzentrum in Castelvetrano. Eine erstaunlich moderne Einrichtung in der sonst doch eher bescheidenen Infrastruktur.
Wie sehr wünschte ich den Menschen hier mehr Möglichkeiten ihr Einkommen hier verdienen zu können und nicht weit
weg Ihr Geld verdienen zu müssen. Doch wie es scheint wird diese Veränderung warscheinlich noch lange dauern. Auch
der Tourismus kann hier keine Berge versetzen. Wohl weil es weder landschaftlich noch geschichtlich in dieser Ecke
Siziliens allzuviel zu bieten hat. Der wahre Reichtum sind für mich auf jeden Fall schon jetzt die Menschen selbst.
Es macht mich verlegen bei Fontes wieder deren Gastfreundschaft geniessen zu dürfen was ich auch offen zugebe. Eine
Einladung auszuschlagen ist jedoch beinahe unmöglich. Insbesondere wenn uns klar gemacht wird, dass wir ihnen sehr
sympathisch seien. An der Einladung gäbe also nichts zu rütteln. Basta! Dafür bestehe ich darauf sie nächsthin alle
zum Fischessen einzuladen. Wir geniessen das Nachtessen im familiären Kreis und verabschieden uns gegen Acht. Mit
einer Dusche zu Hause spühlen wir uns den Schweiss der Arbeit im Hain (ich eher den Fieberschweiss) vom Körper sehen
noch etwas fern bevor wir zeitig ins Bett gehen.
So muss das sein. Die Lebensgeister sind beinahe vollzählig zurück, das Wetter und die Temperatur wie
bestellt. Noch vor dem Frühstück "müssen wir" (Originalton Kyra) den Strand bei nun ruhiger See besichtigen. Nach der
Stärkung führt uns die Strasse über das Land Richtung Agrigento. Da die Kurverei durch die Hügel doch einige Stunden
in Anspruch nehmen würde suchen wir die Beschleunigung der Reise in Form der Schnellstrasse 150. Das hilft.
Gut 90 Minuten später sind wir im Valle deli Templi. Einer Ansammlung griechisch-römischer Kultstätten auf
einer Hügelkette gelegen. Das Tal der Tempel auf einer Hügelkette? Keine Ahnung wie das kommt! Verpflegung
haben wir dabei und so kann die Besichtigung nach Bezahlen des Eintritts losgehen. Da das Gelände recht weitläufig ist
gehen wir als erstes ganz ans obere Ende zum Tempel der Juno. Leider kann man nicht hinein. Wohl weil wie üblich die
Anlage vor zu vielen ignoranten und drauf herumtrampelnden Besuchern geschützt werden muss. Es ist nun Mittag und
die Temperatur liegt bei 25 Grad. Wir verpflegen uns im Schatten der auch hier präsenten Olivenbäume. Gemächlich
schlendern wir dann bergab und besichtigen die Nekropole welche mit der
Christianisierung entstanden ist. Kyra findet die Höhlengräber riechen muffig. Wo denn die ganzen Toten hin verschwunden
seien will sie wissen. Das Fleisch verrotte doch, aber die Knochen? Ich erkläre es ihr. Spannend wie sie sich damit
beschäftigt und daran interessiert ist. Um halb drei haben wir genügend Trümmer der Antike gesehen und steigen ins Auto
nachdem wir noch Postkarten gekauft haben.
Richtig spannend wird es aber erst jetzt. Die Strasse welche uns hierher geführt hat wurde von der lokalen Polizei gesperrt.
Zeichen einer Umleitung sind nicht zu finden. Wir kurven im Gewirr der Einbahnstrassen auf dem Hügel von Agrigento herum und
ich übe mich in buddistischer Gelassenheit. Als wir nach zehn Minuten zum zweiten mal an der selben Abschrankung vorbeikommen
habe ich die Möglichkeit einen Hilfspolizisten nach dem Weg zu fragen. Hat da jemand hinter mir gehupt? Ich konzentriere mich
ganz auf die freundliche Auskunft des Herren an meiner Beifahrertüre. Wirklich klar sind mir seine Anweisungen nicht, aber
irgendwie finden wir hier heraus. Was ich nun jedoch sicher weiss, ist das König Fussball den Sonntag Nachmittag regiert!
Eine Hälfte Auskunft und eine Hälfte Instinkt führen uns dann auf den rechten Pfad zur Scala dei Turchi. Sie liegt nur etwa
zehn Kilometer westlich von Agrigent an unserem Heimweg. Bevor wir jedoch zu deren Besuch schreiten, stärken wir uns am
Strand bei einer geteilten Pizza Siciliana. Kyra hält sich an die Oliven, ich mich an die Sardellen.
Die Scala dei Turchi "Die Türkentreppe" ist eine Schicht aus weichem weissem Kreidekalk welche leicht schräg und abgetreppt
aus dem Meer ragt und einen kurzen Küstenabschnitt bildet. Ein schöner Ort der auch um diese Jahreszeit gut besucht ist. Da
heute Sonntag ist umso mehr. Barfuss schlendern wir den Strand entlang bis zum Fuss der Formation. Kyra klettert als wir oben
angelangt sind auf den kleineren Stufen herum und schafft es in kurzer Zeit die Farbe ihrer Hose derer des Kalsteins
anzugleichen. Das wird die schwarzen Stoffpolster unseres Lancias aber freuen! Wir verweilen ein wenig in der Wärme über
der blauen See. Welch ein Kontrast zwischen dem Weiss des Steins und dem Türkis des Wassers! Heute scheint der Tag
der Kontraste zu sein; Weisser Kalkstein zu blauem Meer. Weiss gekalkte Hose zu schwarzem Stoff...
Der Heimweg ist in etwas mehr als einer Stunde zurückgelegt. Begleitet vom gedämften Licht der Sonne welches die endlosen
Pflanzungen von Oliven und Reben auf den langen Schwüngen in der Landschaft ausleuchtet. Ich mag diese Jahreszeit mit der
einzigartigen Sanftheit der Natur mehr als jede andere. Kyra schläft ruhig hinter mir. Auf dem Bildschirm meines
Mobiltelefons erscheint eine liebevolle Kurzmitteilung. Eine tiefe innere Ruhe erfasst mich.
Der Wecker schellt um Sieben. Schnell sitzen wir am Tisch beim Frühstück. Kyra hat ein Yoghurt und ihre Milch. Ich
meinen Kaffee und das hier übliche Weissbrot. Danach teilen wir uns noch eine Kaki. Ohne Umstände finden wir gemeinsam
zu den Olivenbäumen wo wir noch einmal helfen wollen. Insbesondere ich, der nun wieder einsatzfähig ist. Alles ist bereit
und die anderen haben schon begonnen. Wir helfen sogleich mit. Jeder hat seinen Platz. Giuseppe, Gaspare und Rosa
bearbeiten von der Leiter aus die oberen Äste. Vita, Kyra und ich die Unteren vom Boden aus. Das Ernten am Baum läuft
im Falle in dem die Früchte in die Ölpresse kommen wie folgt ab: Es werden zwei rechteckige Netze einander überlappend
um den Stamm gelegt. Mit kleinen Rechen fährt man möglichst ohne viel Blattwerk und anderes mitzureissen über die Zweige.
Die hier für Öl bestimmten grünen Oliven fallen in die ausgebreiteten Netze am Boden. Nachdem der Baum abgearbeitet ist,
werden die Netze zusammengerafft und die Früchte entweder in Eimer oder gleich direkt in ganz grosse Bottiche gekippt.
So geht es Baum für Baum. Tag für Tag. Hat man selbst einmal nur schon einen Tag geholfen, bleibt dies beim Anrichten
des nächsten Salates mit Extra Vergine mit Respekt für die Leistung sicher in Erinnerung! In der ganzen Gegend sind um
diese Jahreszeit junge Männer aus Afrika zu sehen. Die meisten von ihnen verdingen sich als Taglöhner und pflücken Oliven
welche gegessen werden Stück für Stück von Hand. Pro kleine Kiste bekommen sie rund drei Euro und verdienen so etwa
vierzig Euro am Tag! Beim Auslesen der Zweige welche manchmal mitgerissen werden entdeckt Kyra eine kleine Gottesanbeterin.
Allzugerne möchte sie auch von der Leiter aus den Rechen schwingen. Arbeitend und plaudern verfliegt die Zeit im Flug.
Nach einer kurzen Mittagspause zu der uns Vitas Kusine mit ihrem Mann besuchen darf Kyra dann auch auf die Leiter und
ist kaum mehr zu bremsen. Wir helfen noch bei zwei weiteren Bäumen und fahren dann zurück in unsere Wohnung um wie schon
lange abgemacht ins Meer zu hüpfen.
So rasch wie wir am Strand sind, bin ich aber dann nicht im Wasser. Vor allem nicht hineingehüpft. Es ist doch sehr kalt.
Der starke Wind zu unserer Ankunft hat sicher auch nicht zur Erwärmung beigetragen. Versprochen ist versprochen und so
kann ich erst ans Ufer zurück nachdem ich bis zum Hals im Wasser war. Kyra planscht noch einige Zeit in den Wellen. Die
Sonne am beinahe wolkenlosen Himmel wärmt mich zum Glück rasch wieder auf. Mit Kyra bauen wir eine kleine Sandburg und sie
gräbt dann selber weiter den halben Strand um. Gegen vier Uhr stellen drei Einheimische ihre Fischerruten auf. Jeder der
Drei hat mindestens vier Angeln. Alleine das Einrichten ist schon ein Prozedere von etwa einer halben Stunde. Bis wir um
halb sechs heim gehen hat immerhin einer einen Fisch von etwa zwanzig Zentimeter Länge gefangen! Wie bei vielem geht es
hierbei vermutlich auch mehr um die Sache selbst als um den grossen Fang. Kyra duscht und ich bereite das Nachtessen zu.
Ich widme mich nun dem Texten und Kyra ihrer Muschelkette. Das Programm des nächsten Tages steht. Aber dazu morgen mehr.
Hier noch der Link zu Fontes Öl.
Der heutige Plan lautet; "Auf nach Westen!" Genauer gesagt nach den Salinen von Pacecho und Trapani. Wir fahren
der südlichen Küste nach bis Mazara del Vallo und dann nach Norden über Marsala unserem Ziel entgegen. Also insgesamt
westlich. Mehr westlich in Sizilien geht nicht. Ausser ein paar kleine Inseln. Wir kommen nicht sehr schnell vorwärts
aber es gibt was zu sehen. Nach zwei Stunden sind wir vor Ort und parkieren neben dem kleinen Museum welches in einem
alten Gebäude mit integrierter windbetriebener Salzmühle untergebracht ist. Einige Exponate und Bildtafeln erzählen wie
die Gewinnung grundsätzlich abläuft. Über verschiedene Becken wird durch Verdunstung des Meerwassers der Salzgehalt
darin immer weiter erhöht bis schlussendlich das übrig gebliebene Salz nach kompletter Verdunstung des Wassers abgetragen
werden kann. Früher durch Muskelkraft von Hand mit Hilfe von Schub- und Eselskarren, heute mit Kleinbagger und Förderband.
Eine harte Arbeit unter der brütenden Sonne Siziliens. Auf einem Pfad umrunden wir einige Becken und vertiefen unsere
Eindrücke. Es ist noch nicht Mittag und wir haben Hunger. Der erste Gedanke im dem Museum angeschlossenen Restaurant
zu essen ist schnell verworfen. Der Zweite an der Promenade in Trapani zu speisen hält nicht allzulange vor. Wie magisch
zieht mich der Berg im Hintergrund von Trapani an. Umso mehr da dort oben Gebäude zu erkennen sind. Solch markanten
Punkte versprechen mindestens eine gute Aussicht und meist auch besondere Orte. Kyra hat keine Einwände, ausser der
üblichen Frage wie lange wir dorthin fahren müssen. Ein kurzer Blick auf die Karte bestätigt dass sich dort oben eine
Ortschaft befindet. In diesem Verkehr während dem Fahren auf eine Karte zu sehen ist nicht empfehlenswert und meine
junge Beifahrerin kann noch nicht Kartenlesen. Dank meines jahrelang auf Auslandreisen untrüglich geschärften Instinkts
finde ich die Strasse hinauf selbstredend auf Anhieb!
Erice ist ein pitoreskes Bergstädtchen und zugegebenermassen recht turistisch. Uns gefällt es hier. Insbesondere da
wir ohne Ahnung hierher gelangt sind. Vielleicht aber doch nicht. Der Instinkt... göttliche Vorhersehung... wer weiss...
Glücklicherweise hält sich der Andrang der Jahreszeit sei Dank sehr in Grenzen. Da wir schon zu Hause geplant haben
heute Kyras Postkarten zu versenden nützen wir gleich die Post im Ort aus. Dann aber nichts wie zum Mittagessen. Dessen
Qualität hält sich in Grenzen, dafür ist der Preis etwas höher. So wird der Durchschnitt gewahrt. Die umgekehrte
Reihenfolge ist meines Wissens nach jedoch beliebter. Die Nachspeise kaufen wir beim Bäcker nebenan. Kekse mit
Feigenfüllung. Eine sizilianische Spezialität die wir beide sehr mögen. Wir streifen noch etwas herum und
nähern uns dann dem höchsten Punkt mit der Ruine einer Festung. Wie üblich seit dem Altertum ein Kultplatz der immer
wieder überbaut und umgenutzt wurde. Allein schon der Aussicht wegen hat sich der Weg hier hoch gelohnt. So bekommt
man erst einen Eindruck von der wahren Grösse der Salinen. Wir geniessen den Ausblick sowie die Wärme und machen dann
noch einige Fotos von uns. Auf vielfach geäusserten Wunsch unserer sehr geschätzten Leserschaft in Zukunft weniger mit
standart Stufel.com-Gesichtern. Zweifel an der Serösität der Berichte sollten deswegen aber nicht aufkommen!
Mit dem Heimweg machen wir die Runde komplett in dem wir im Norden erst gegen Osten und dann südlich fahren. Beinahe alles
auf der Autobahn. Um vier Uhr sind wir zurück und lassen den Tag noch bei einem Strandspaziergang ausklingen. Falls uns
noch jemand spontan besuchen möchte, wir sind am markierten Punkt im Bild an der Via Tokyo zu finden.
Die Nacht ist etwas unruhig. Eine durch irgendwelche Tiere ausgelöste Alarmanlage weckt mich zwei mal. Am frühen
Morgen ist es dann einsetzender Regen. Dieser stört im Gegensatz zu der Alarmanlage keineswegs. Das trockene Land
kann ihn brauchen. Wir nehmen es gemütlich. Essen, Triominos spielen, duschen und dann aufbrechen. Heute nicht sehr
weit weg nach Selinunte. Zirka eine halbe Stunde mit dem Auto. Etwas Ruinen anschauen etwas Dorf ansehen. Bald bezahlen
wir den Eintritt und sind von der Weitläufigkeit der antiken Stadt Selinus überrascht. Auch dass man hier im Gegensatz zu
der Stätte in Agrigento vor ein paar Tagen nach Herzenslust auf den alten Steinen herumklettern darf was uns eine anwesende
Schulklasse auch deutlich vor Augen führt. Kyra findet es gut endlich mal einen solchen greichischen Tempel von "innen"
zu sehen. Wir versuchen uns an Fotos der anderen Art. Antikes Gerümpel gibt es auf meiner Seite ja genügend zu sehen.
Naja, wirklich bahnbrechend sind sie nicht. Aber immerhin führen wir das gestern begonnene weiter. Mit Kyra muss ich
noch etwas an ihrem Verständnis für Ernsthaftigkeit solcher Aufnahmen arbeiten. Es fällt ihr schwer ihr Grinsen nicht zu
zeigen. Eindrücklich sind die Säulenfragmente die wie riesige Käselaiber bei einem Erdbeben durch die Gegend gekullert sind.
Anhand von Resten in einem elf Kilometer entfernten Steinbruch weiss man dass sie von dort stammen. Immer wieder erstaunlich
was schon vor 2500 Jahren möglich war.
Der Pfad zum eigentlichen Stadtzentrum zieht sich hin. Gut einen Kilometer beträgt die Distanz. Den Wolken sei Dank
steigt das Thermometer nicht über zwanzig Grad. Der Optimismus ist nach Erreichen der Akropolis doch etwas angekratzt
beim Gedanken an den Rückweg. Erst einmal lese ich die Beschreibungen zu den Bauwerken und erzähle es Kyra weiter. Wir
ruhen uns noch ein klein wenig aus und schliessen dann die Runde auf dem zum Glück um etliches kürzeren Rückweg ab. Im
Auto stärken wir uns an Salzkeksen, Tomaten und Nüssen. Ich bin stolz auf meine Tochter wie sie marschieren mag. Wenn ich
ihr Motivation zum Entdecken bin ums mehr. Egal worauf sie im Leben später neugierig ist. Und stolz bin ich nicht nur wegen
ihre Durchaltewillens. Wir haben es zusammen immer gut. Auch wenn sie mal den Löwen zeigt was auch in Ordnung ist.
Das moderne Selinunte ist ein Ort wie Hunderte an der Küste und bald sind wir an der Via Tokyo in Tre Fontane zurück.
Wie er begonnen hat, so setzen wir den Tag fort. Mit spielen und dann noch etwas aufräumen bevor uns die Fontes nach 19 Uhr
abholen kommen um gemeinsam Fisch essen zu gehen.
20 Minuten dauert die Fahrt bis kurz vor Mazara del Vallo. Wir sind etwas zu früh. Das alleinstehende Lokal namens
La Cozzara an der Felsenküste hat erst ab acht Uhr abends offen. Endlich dürfen wir hinein. Fontes nehmen zu viert Busiate
al Astice (Hummer). Kyra Busiate mit Tomatensauce. Busiate sind eine Art spiralförmig gerollte, kurze Tagliatelle. Diese
werden hier selbst gemacht. Ich bestelle einen heimischen Fisch mit Tomatensalat. Zur Vorspeise gibt es Salami, Schinken,
Oliven, Grissini, Mozzarella und.... Emmentaler! Der Abend ist kurzweilig und amüsant. Ich erfahre noch allerlei über die
Familie der Fontes. Wie nicht anders zu erwarten sind die Portionen zu gross um alles zu verspeisen. Mama Fonte trinkt
ausnahmsweise auch Wein was Giuseppe, Gaspares Vater, zur Aussage verleitet morgen werde es sicher regnen. Worauf Vita
meint sie hätte schon zwei gehabt was im Schluss mündet das es in diesem Fall also schneien werde! Vergnügt verlassen
wir um Zehn das Lokal da es morgen in den Oliven weitergeht. Wie schon angekündigt bezahle ich die Rechnung. Sonst fände
ich bald keinen Schlaf mehr vor lauter Selbstlosigkeit der Fontes. Oberhalb von Tre Fontane trennen sich unsere Wege.
Nur noch Zähne putzen und schon liegen wir im Bett.
Was uns interessant und in vernünftiger Reichweite schien, haben wir schon abgeklappert. Deshalb und auch weil es Spass macht
wollen wir noch einmal bei der Olivenernte helfen. Punkt neun stellen wir unseren Mietwagen im schmalen Weg zwischen den
Bäumen ab und melden uns zum Dienst. Für Kyra haben sie extra eine zusätzliche Leiter mitgebracht. Sie ist mächtig stolz
und macht sich gleich wieder voller Elan ans Werk. Gaspare und meine Aufgabe ist es die Netze nach dem Abstreifen aller
Oliven zu leeren. Auch wenn diese Arbeit bei den anderen als mühsam angesehen ist bin ich nicht undankbar dafür. So ist
die Sache etwas abwechslungsreicher als nur den ganzen Tag den Rechen zu schwingen. Nach Elf besuchen uns wieder Maria und
Franco Stallone. Sie bringen erneut Kaffee, Kekse und Kaki aus eigenem Anbau mit. Doch keiner will schon Pause machen und
so helfen auch sie bis um Zwölf mit. Dann wird gegessen. Schnitzelbrot, Arancini und Früchte. Arancini sind frittierte Reiskugeln
mit einer Füllung aus Erbsen und Hackfleisch in Tomatensauce. Eine halbe Stunde später sind wir wieder an der Arbeit. Nach eins
verlassen Kyra und ich die Gruppe um noch ein wenig die Gegend zu erkunden. Es ist ja unser letzter Tag hier. Der Strand fällt
des drohenden Regens wegen flach. Zu Hause kurz umgezogen und wir sitzen im Auto Richtung Granitola.
Granitola ist ein kleiner Fischerort mit Leuchtturm und Marine-Forschungseinrichtung. Viel zu sehen gibt es nicht. Das
Institut ist nicht zugänglich. Also sind wir schnell wieder im Auto und kurven der Küste nach Mazara del Vallo entgegen.
Der Hafen von Mazara verspricht mehr Spannung. Nach einer kurzen Irrfahrt durch die Einbahnstrassen, wollte sagen gezielter
Stadtrundfahrt, finden wir einen interessanten Ort. Gerade legen Fischkutter an und die fangfrische Ware wird sogleich
verkauft. Tintenfisch, Garnelen und Fisch aller Art. Alles was das Meer hier so hergibt. Auf dem Rückweg zweige ich auf
eine Nebenstrasse ab um zu sehen wie die Hotelanlage die von Granitola aus zu erspähen war wirklich in Schuss ist. Es ist
eine Mischung zwischen Neubau und Zerfall. Schön haben wir ein so gepflegtes Heim in Tre Fontane. Dies gilt es leider heute
schon zu räumen da wir morgen zeitig aufbrechen müssen um unseren Flug um 9.30 Uhr nicht zu verpassen. Das Räumen verläuft
nicht ganz ohne Wehmut wie auch Kyra direkt eingesteht. Noch einmal dürfen wir heute Abend jedoch die Gastfreundschaft der
Fontes geniessen.
Um Sechs sind wir auf den Beinen, Frühstücken etwas und packen unsere restlichen Habseligkeiten zusammen. Kurz vor Sieben
deponieren wir wie besprochen den Schlüssel in Fontes Briefkasten und sind einige Minuten später auf der Autobahn nach Palermo
unterwegs. Die Fahrt verläuft problemlos und auch das Tanken an der vorletzten Ausfahrt vor dem Flughafen klappt wie von
Gaspare beschrieben. Die Rückgabe des Mietwagens ist etwas komplizierter. Während unseres Aufenthaltes wurde die Station im
Flughafengelände verschoben und so drehen wir zwei Ehrenrunden bis wir den richtigen Ort finden. Die Übergabe verläuft dann
wieder reibungslos.
Der Checkin dauert ewig! Beinahe zwei Stunden stehen wir in der Schlange. Glücklicherweise fällt es den Angestellten irgendwann
ein den Business Schalter auch für andere Fluggäste zuzulassen sonst hätte es wohl noch länger gedauert... Endlich sitzen wir
dann im Flugzeug und heben mit leichter Verspätung ab. Arrivederci Sicilia, era un piacere.