Meine gefahrenen Etappen in Blau und Grün
Auch dieser Reisebericht, bildet sich aus dem Tagebuch meiner Erlebnisse. Erneut habe ich mich für die Authentizität entgegen der überarbeitung in einem Bericht unter Einfluss der Reflektion entschieden. Obwohl diese Form sicher schwieriger zu lesen aber dafür unverfälschter ist. Das grösste Problem beim Lesen ist, dass in den jeweiligen Abschnitten meist nicht der Ort des Titels, sondern der Weg dorthin beschrieben und bebildert sind. Getreu meinem Motto; der Weg ist das Ziel.
Praktisch ohne Umstände bin ich nach Kambodscha gelangt. Eine kurzweilige Tuk-Tuk-Fahrt später sitze ich nun vom Jetlag und einem Bier benebelt am PC. Mein Zimmer ist noch nicht bereit, also noch ein wenig warten. Zum Glück habe ich meinen Helm mitgenommen. Seit gestern gilt hier das Obligatorium. Jetzt erst mal in den Rythmus des Landes kommen!
Nach einer kurzen Siesta habe ich mich aufgerafft um ein Wenig
der Stadt zu erkunden. So schlendere ich den Sihanoukboulevard gegen den Mekong. Positiv
überrascht mich der provinzielle Charakter dieser 2 Millionen Metropole. Zwar herrscht
auch hier in Gewusel an Fahrzeugen, aber vor allem besteht dieses aus Mopeds. Auch fehlen
die überdimensionierten Protzgebäude anderer Grosstädte. Irgemdwie ist Phnom Penh eine
Grossstadt mit kolonialem Flair. Nach gut tausend Schritten und einigen Fotos stehe ich am
sandigen Ufer des Mekong. Ein bewegender Moment. Viel vom Fluss gelesen und doch ist es
immer ganz anders als vorgestellt.
Nach meiner Rückkehr in der Unterkunft unterhalte ich mich mit diversen Nationalitäten
über unsere politischen Systeme. Amüsant und spannend zugleich. Beim alleinigen Abendessen
bei Pad Thai realisiere ich was mir in Lateinamerika abhanden gekommen ist. Das Reisen war
keine keine grosse Herausforderung mehr, die "zweite" Heimat bereits zu vertraut.
Hier spühre ich diese wieder. Anderes Essen, andere Sprache und auch sonst das meiste fremd.
Trotzdem fühle ich mich irgendwie zu Hause. Einerseits bin ich durch das Unterwegssein
Weltbürger geworden, andererseits machen es einem die Kambodschaner (bisher) leicht sich
wohl zu fühlen. Trozdem ist dies erst der Anfang einer hoffentlich spannenden Unternehmung.
Heute morgen um neun musst ich mich förmlich aus dem Bett zwingen, mein Körper arbeitet noch nach GMT. Also nach dem Frühstück erst einmal ein Moped fur Montag reserviert und danach zum Nationalmuseum geschlendert. Dies war eine gute Idee, weil ein Haufen Exponate aus den Orten stammen welche ich noch besuchen werde. So habe ich einen Gesamteindruck und schon ein wenig geschichtliche Vorbildung.
Wieder einmal habe ich mir meine Füsse wund gelaufen. Vom Hotel bin ich zirka einen Kilometer
Richtung Süden zum Tuol Sleng Gefängnis gegangen. Diese ehemalige Schule wurde eher zum KZ als zum
Gefängnis. Hier wurde von den Roten Kmehr verhört und in nicht zu begreifender Art gefoltert und
getötet. Die Leichen wurden dann 15 km ausserhalb in Gruben verscharrt. Kaum zu glauben, das der
Buddhismus so etwas ermöglicht. Aber auch hier gab es keine Sünder, sondern nur Opfer des Regimes.
Jeder war nur gehorsam. Die selben Mechanismen wie im Dritten Reich. Auch ist kaum etwas dieser
kurzen Gewaltära verarbeitet meist nur verdrängt wie Aussagen ehemaliger Peiniger bescheinigen.
Nach diesem doch ziemlich nachdenklichen Start in den Tag geht es nun entgegengesetzt 2
Kilometer zum grossen Markt. Permanent werde ich nach Mitfahren auf Mopeds gegen Bezahlung
gefragt. Jedes mal verneine ich Anfrage. Zu Fuss lässt sich die Atmosphäre am besten erleben.
Besonders die Gerüche sind interessant. Sie reichen von Appetit- bis Ekelerregend. Bei manchen
fällt es schwer zu Entscheiden sie voll einzusaugen, weil sich nicht definieren lässt, ob die
Aromen danach Wohlgefallen oder Ohnmacht auslösen.
Der zentrale Markt bildet einen positiven Kontrast zum eher tristen Morgen. Alles quillt vor Leben
über und die bunte Vielfalt unterstreicht das pralle Leben und Treiben in den engen Gassen noch.
Auf jeden Fall weiss ich nun wo ich mich vor der Heimreise mit Geschenken eindecken kann. Nichts
was es nicht gibt. Vor allem vieles billigster chinesischer Machart welche zu Hause nur Kopfschütteln
ernten würde. Morgen will ich mit dem gemieteten Moped in den ehemalige Wochenendort der reichen Städter
am Meer, Kep fahren.
Habe ziemlich übel geschlafen diese Nacht. Gedanken an das Foltergefägnis,
an meine Fraün zu Hause und den bevorstehenden Tag. Der noch nicht ganz überstandene Jetlag tat
noch das seinige. Irgendwann um drei Uhr hat es dann doch geklappt mit dem Schlaf.
Das ich in einem Tuntenhotel wohne liess sich schon anhand der Homepage erahnen. Dies hat sich auch
bestätigt. Aber immerhin ist mir bisher keiner an die Wäsche. Auch wenn ich begehrliche Blicke auf
mich gezogen habe. Und dies trotz Entfernen beider grossen Ohrringe. Die Kambodschaner verpassen Knaben
deren Hoden sich nicht gesenkt haben Ohrringe. Und ich kann ja nicht jedem das Foto von Kyra zeigen!
Also heute endlich die ersehnte Enduro beim Mietservice
abgeholt und losgefahren. Allein schon die wiedersprüchlichen Angaben zu meiner Befragung lassen
es zu ein Abenteür werden. In Sianoukville und Siem Reap werde das Moped beschlagnahmt und ich müsse
den Rücktransport zahlen meint der Hotelbesitzer. Der Vermieter und ein Franzose erzählen das Gegenteil,
weil nur in den betreffenden Städten gemietete Motorräder beschlagnahmt werden könnten. Auf jeden Fall
muss ich meinen Pass als Kaution hinterlegen was mir schon eher Kopfzerbrechen bereitet. Ein
ausländischer Führerschein gilt hier ebenfalls nicht, was sich aber mit ein wenig Handgeld bereinigen
liesse wie mir versichert wird.
Wie auch immer, das Teil checken, Rucksack gut festzurren und in das Getümmel gestürzt. Den geltenden
"Regeln" passe ich mich bestens an. Alles fliesst wellenförmig links und rechts um langsamere Objekte
in sanftem Drängeln um die vordersten Plätze. Die übung im Zürcher Stadtverkehr kommt mir nun zugute.
Grundsätzlich wird hier mit den Mopeds rechts vorgefahren, aber da die Polizei rigoros die seit fünf
Tagen geltende Helmpflicht kontrolliert, halte ich mich zur Vermeidung fälliger Zahlungen eher links.
Mit der hochbeinigen, wenig gedämpft dröhnenden Enduro bin ich eh schon von weitem auszumachen. Der
Nase nach fahre ich Richtung Flughafen und bin dann nach 20 Minuten aus dem Gröbsten raus.
Da kommt Freude auf! Endlich ausleben wovon ich seit Jahren getraumt habe. Kaum mehr Autos, nur Mopeds
aller Art. Die Strasse ist asphaltiert wie es in diesen Ländern, wenn überhaupt, üblich ist.
Zwischendurch unterbrochen von Schotterstücken. Supermotard lässt grüssen. Das richtige übungsterrain
für später, wenns dann auf pure Naturstecken geht. Immer schön die Fersen auf den Rasten, nicht wie
auf meiner GSXR. Mit zirka siebzig gehts durchs Land, über die unzähligen Brücken und in den Käffer
schön drosseln. Brenzlig wird es nur einmal, als das Blech einer Brücke einen groben Absatz aufweist.
Immer schon am Gas bleiben und die Fliehräfte wirken lassen.(Uff)
Ausser zum Tanken halte ich nicht an. Der Tank ist arg klein. Erst ein entgegenkommender Elefant samt
Besatzung muss fotografiert werden. Nach eineinhalb Stunden wird die flache Landschaft endlich von einigen
Bergen durchbrochen, und ich schiesse weitere Fotos. In Kampot frage ich nach dem Weg und schaü noch
einmal im Buch nach der Unterkunft welche hoffentlich noch ewas frei hat. Zehn Kilometer weiter
sehe ich das ersehnte Schild zur Kep Lodge am Strassenrand und biege ab. Nicht ohne Erleichterung.
Mein Hintern schmerzt von der weichen Sitzbank schon ein wenig. Da ich früh ankomme habe ich Glück,
und bekomme noch das letzte Bungalow für dreissig Franken. Die ersten hundertfünfzig Kilometer
selber Fahren in Kambodscha sind überstanden.
Auf Empfehlung meiner Unterkunft bin ich zu Kimly an den Strand gefahren um dort Krabben zu essen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang bin ich dann auch dort angelangt. Somit konnte ich superromantische Bilder
machen, während meine Krabben aus der Reuse geholt wurden. Das Essen war dann eine andere Sache. Das musste
ich mir erst einmal zeigen lassen. Ist schon ein ziemliches Gefummel. Feist wird man davon jedenfalls nicht.
Heute wollte ich die ehemalige Sommerfrische der Fanzosen nach Bokor fahren. Leider wird wie von einem
Franzosen berichtet zur Zeit eine Strasse und dann ein Ressort errichtet. Schade die Fahrt auf das über
tausend Meter hohe Plateeau zu den Ruinen wäre zu toll (und vielleicht zu anstrengend?) geworden! Nun
besorge ich halt noch ein Seil, Reservekanister und Kleinigkeiten in Kampot. Nachdem das erledigt ist,
alles kurz im Bungalow abgeladen und gegen die vietnamesische Grenze gefahren. In einer grossen eingefallenen
Karsthöle befinden sich einige Buddhaschreine. Unterwegs fange ich weiter Eindrücke der Landschaft mit
meiner Kamera ein. Es ist schon ziemlich heiss mit den Schonern unter den langen Kleidern, aber ein
Minimum an Sicherheit geht vor. Aber so lange ich nicht zuviel frage oder fotografiere wird mir nicht
zu heiss. Generell habe ich wieder einmal keine Mühe mit der Hitze. Nach zwanzig Kilometern vorbei an
Reisfeldern und Baürnhäusern muss ich erneut nach dem Weg fragen. Gleichzeitig will ich meinen Auspuff
durch Drehen der Blende dämpfen, aber der Mechaniker den ich frage hat keinen Innensechskant-Schlüssel.
Im Gegensatz zu Lateinamerika sind hier die Fahrzeuge erstaunlich ruhig. Mich nervt's langsam.
Ungefähr links abgezweigt und gegen den von weitem sichtbaren Karsthügel gefahren. Tatsächlich finde
ich das Tor, einen Dollar soll es kosten. Hundert Meter weiter erreiche ich den Aussenbereich. Drinnen
werde ich schon abgepasst und nach einem Führer gefragt. Ich verneine. Durch einen Tunel gelange ich
vom Assen- in den Innenbezirk. Kinder folgen mir und nerven mit der Knallerei von Krachern. Ich übe
mich in einheimischer Gelassenheit, was nicht mal Mühe bereitet. Immerhin ist es schattig und ich kome
nicht allzuseh ins Schwitzen.
Auf dem Rückweg nach Kep steige ich noch unterwegs auf einen Hügel mit Kloster. Ideal um zirka zwei
Uhr Mittag gut bekleidet geschätzte zweihundert Treppentritte zu erklimmen. Die Aussicht entschädigt
mich dafür. Mein lauter Auspuff nervt noch immer und so fahre ich vorbei an Kep bis Kampong wo ich sicher
einen Inbusschlüssel finden werde. So ist es. Mein Moped verliert ein wenig Spitzenleistung aber ist
dafür nicht mehr ganz so laut. Bald kann ich ins kühle Nass springen und heute Abend gibts sicher
Meeresfrüchte welche nicht chirurgische Kenntnisse erfordern!
Diesen Morgen bin ich es gemütlich angegangen. Nach dem Frühstück plaudere
ich noch ausgiebig mit einem australo-welschen Paar. Vor der Montage der Montur schmiere ich noch alles
nötige am Motorrad und stelle die Dämpfung härter um beim Fahren nicht mehr so zu schaukeln. Nach
Angabe des Hotelbesitzers fahre ich ins Hinterland zu einer an einem Hügel gelegenen Pfefferplantage.
Mit Händen und Füssen verständige ich mich mit den Einheimischen und kaufe noch ein halbes Kilo schwarzen
Pfeffer für sechsDollar.
Dann geht es weiter auf der unasphaltierten "Strasse", welche nun immer enger und schwerer zu beherrschen
ist. So fahre ich kreuz und qür durch die mit Büffeln gespickten Reisfelder. Von den Reisbaürn werde
ich wie Auserirdischer bestarrt. Schon der Crosshelm den ich trage ist hier eine Selteneit, und welcher
Einheimscher würde zum Spass in dieser Hitze über die Deiche fahren. Egal, mir macht es Freude mit dem
nötigen Respekt gegenüber der Bevökerung endlich das ausleben zu können was zu Hause verboten ist.
Ich werde auch ausgiebig auf die Probe gestellt. Ein langes Stück des Weges ist tiefsandig und ich eiere
an der Grenze zu straucheln. Allmählich wird die Piste wieder breiter und ist dann breit betoniert.
Nebenan verlaufen alte unbenutzte Schmalspurgleise. Der Komplex welcher nun ganz zeigt erweist sich wie
ich vermutet habe als ehemalige Zementfabrik. Das alte Geleise führt zum nahegelegenen Kalksteinbruch. Ich
mutmasse, dass das Werk im Jahr 75 mit der Machtübernahme der Roten Khmer stillgelegt wurde. So plötzlich
liegengelassen scheint alles. Auf einem Kamin prangt die Zahl 1962.
Kurz darauf erreiche ich die Strasse nach Kampot und steige eine Viertelstunde später beim
Markt ab. Schweissübersröhmt knie ich nieder um einen
Schluck zu trinken. Eine knappbezahnte Alte die bei ihrem Gemüse kaürt bietet mir sogleich einen Hocker an.
überhaupt sind die Leute sehr freundlich und hilfsbereit. Für mich wirkt es auf jeden Fall nicht aufgesetzt.
Ich denke in der Provinz ist die Freundlichkeit noch echt. Der Unterschied zur Hauptstadt ist spührbar.
Auch die liebe Polizei ignoriert mich bisher.Das kann ich nur befürworten.
Unter der Hitze der niederen Blechdächer werde ich langsam niedergegart. So muss sich auf jeden Fall ein
Braten fühlen! Es daürt seine Zeit bis ich zwei Syntetikleibchen finde welche für das Reisen besser
geeignet sind. So kann ich mein zu grosses und aus dicker Baumwolle gefertigtes Shirt endlich entsorgen.
Noch zwei Früchte gekauft und dann eilig Heim um die Kluft loszuwerden. Der Nachmitag gehört dem Müssiggang.
Morgen geht es durch die Kardamomberge nach Koh Kong an der Thaigrenze.
Momentan habe ich ein wenig Mühe mit sitzen. Nach vier Stunden Fahrt auf der zu
weichen Endurositzbank ist das auch kein Wunder. Die Fahrt war glücklicherweise kurzweilig, die Strasse
passabel asphaltiert und die Landschaft abwechslungsreich. Nur der kleine Tank gibt mir zu bedenken, irgendwie
um fünf Liter Inhalt ist nicht gerade für Daürtrips oder fehlende Tankstellen ausgelegt. Gestern habe
ich noch Leute die auch mit dem Bike unter wegs sind getroffen. Die konten mir einige Hinweise geben. Als
erstes versuche ich den Ultimate Cambodia Travel Guide zu bekommen. Der ist speziell für alle Abseitstouren
ausgelegt. Vorraussichtlich tausche ich noch mein Moped gegen ein tauglicheres ein. Ein anderer Vermieter
bietet Suzuki anstelle Honda an. Ihr Teil war auf jeden Fall mit besserer Beleuchtung ausgestattet.
Die Fahrt durch die Kardamom Berge ist toll. Eine kurvige
Strasse teilweise kilometerlang von Urwald gesäumt, unterbrochen von breiten
Flüssen mit einer Ansammlung von Bretterbuden. Grosse
Ablenkung darf ich mir aber nicht erlauben. Die einheimischen Fahrer sind nicht gerade begnadet. Kurven
werden geschnitten welche kaum Lenkeinschlag erfordern. Generell gilt sowieso das Recht des Stärkeren.
Auch Kühe trotten unbekümmert des Vehrkehrs über die Strasse. Immerhin die Schlaglöcher lassen sich
anhand der Farbe erahnen.
Da ich vorausplane, suche ich unterwegs eine Abzweigung welche mich übermorgen durch die Berge in einen
Nationlpark mit heisser Qülle bringen soll. Die Gabelung finde ich unterwegs tätsächlich und die
Schotterpiste sieht hier auch noch ganz gut aus. Ich frage die Jungs am Schlagbaum anhand meiner Karte
zur Möglichkeit des Befahrens. Scheinbar hat der Bursche zum ersten Mal eine Karte vor Augen. Ich lese
ihm die Ortsnahmen vor und erfahre mit Händen und Füssen, dass da eher ein Fussmarsch auf mich warten
könnte. Bei einer Distanz von über hundert Kilometern lasse ich diese Unternehmung lieber allein lieber
bleiben und suche eine andere Route. Alle Karten die ich bisher gesehen habe wiedersprechen sich meist
in der Qualität der Strassen. Keine Erleichterung. Deshalb mache ich mich nun auf zur Suche nach den Buch
in diesem Grenzkaff. Nachher muss ich noch Khmer lernen, das
scheint unabdinglich. Hätte ich eigentlich auch mit meinem Arbeitskollegen Rath schon zu Hause machen können.
Das gesuchte Buch habe ich bei einem Engländer welcher hier Touren organisiert gefunden.
Es enthält detailierte Infos zu den Wegen. Sogar mit GPS-Daten. Er konnte mir dazu noch wertvolle Tips gegeben.
Zudem kaufte ich noch eine Armeehängematte mit integriertem Moskitonetz. Nach diesen Angaben wage ich nun
trotzdem den Trip "Qürwaldein". Je nachdem wo ich zwischen Koh Kong und Kampong Spü anhalte daürt die
Unternehmung zwei Tage. Immerhin sind es an die 150 Kilometer. Was mich am meisten interessiert sind die
heissen Qüllen auf der Mitte des Weges.
Heute gib es nichts grossartiges zu berichten. Ich verbringe am Morgen einige Stunden am
Strand und bin ein wenig umhergefahren. Am Nachmittag miste
ich mein Zeug aus um möglichst wenig Gewicht für meinen Dschungeltrail mitzuführen. Danach kaufe ich noch
Proviant und Benzin.
Die gut 70 Kilometer Offroad welche durch die Berge und den Dschungel unternommen habe,
sind mit dem Prädikat,allein nicht empfehlenswert, auszustatten! Zürst locker eine breite Schotterpiste bis
Thma Bang das Eiern mit den gut 15 Kilo Ballast auf dem Gepäckträger geübt. Ein bisschen bergauf- und bergab,
kein Problem. Im Ort treffe ich einen jungen Deutschen welcher hier Brückenbauprojekte betreut. Bald wird ein
Staudamm einiges unter Wasser setzen und die Brücken zudem das Abholzen erleichtern. Ich fülle noch den Tank
nach. 5 Liter habe ich zudem in einer Weichspühlerflasche bei mir. Jetz geht es los. Aus der Piste wird
zusehends ein Pfad welche durch immer neü Bachläufe durchbrochen wird. Bis Arain alles easy. Auch wenn ich
mich hier das erst Mal leicht verfahre. Einheimische zeigen mir wo die Abzweigung liegt. Die erste
Flussüberqürung steht kurz dahinter an. Ein Steg reicht
zirka bis einen Drittel ins 50m breite Bett. über die flachen vom Wasser überspühlten Felsen schiebe ich
die XR. In der Mitte der Furt lege ich das Moped zum ersten Mal hin. Bremshebel ade und mein Trinkwasser samt
dem Bezin welches über den Rucksack gehangen hat treibt hinter mir. Was jetzt? Motorrad samt Gepäck ganz
ins wasser legen und dem Treibgut hinterher? Mit einer akrobatischen Einlage halte ich das Teil und fische
noch meine Reserven aus dem Wasser. Ein Junge vom Ufer herbeigewinkt hilft mir das Vorderrad aus dem Loch zu
ziehen. Drüben befestige ich die Sachen noch besser. Weiter geht es im selben Takt auf dem von einigen
Bächen durchbrochenen Pfad. Erneut zeigen mir Einheimische den Weg, weil ich falsch abgezweigt bin. Zeitlich
liege ich gut, erst elf Uhr und ich kann es vielleicht vor Einbruch der Dunkelheit noch bis Jipath schaffen.
Nun wird der Pfad so eng, das die Spiegel leiden. Hätte ich auch abschrauben können ich Depp. Auf
Bachdurchqürungen folgen ausgewaschene Steigungen und Gefälle. Das Gewicht und der resultierende hohe
Schwerpunkt ist mühsam zu kontrollieren. Der Bewuchs peitscht mich allseits und immer wieder schaffe ich
es nur geduckt unter dem geknickten Bambus hindurch. Da passiert es. Plötzlich taucht vor mir eine schroff
in den Boden gewaschene metertiefe Rinne auf. Dank Vollbremsung und Herumreissen des Mopeds hängt nur das
Vorderrad in der Luft und der Kupplungshebel herunter. Fuck! Ohne Kupplung weiterfahren ist kaum vorstellbar.
Aber es muss gehen.
Erstaunlicherweise bleibe ich ungewöhnlich gelassen. Obwohl ich nicht einmal sicher bin ob ich auf dem
richtigen Weg bin. Vom Dickicht umgeben lassen nur Reifenspuren davon ahnen, dass es stimmen könnte. Diese
sind aber von den allgegenwärtigen Mopeds. Woher weiss ich, dass ich nicht im Niemandsland ende. Die
Hoffnung das ich am Ende der Spuren Menschen finde welche mir Auskunft geben oder helfen können treibt
mich an. Die demolierten Spiegel wandern in den Dschungel. Mit roher Gewalt ziehe ich den abgebrochenen
Hebel nach aussen um vielleicht noch irgendwie Kuppeln zu können. Das Anfahren gelingt. Schalten lässt
sich auch ohne Kupplung. Die folgenden Qürungen und Steigungen lassen sich nur wie folgt bewältigen:
Bis hin ans Bachbett rollen. Lage prüfen, Moped ausrichten, Kupplungshebel nach hinten zerren und dann
hindurch und die folgende teilweise lange und ausgewaschene Steigung in einem hinauf. Müsste ich die zu
Hause in einer Grube vollbringen fehlte mir der Mut. Das tollste sind zudem die "Brücken" welche über
ausgewaschene Rinnen führen.
rei armicke zusammengenagelte Stämme und links und rechts davon noch ein maximal fünf Zentimeter dicker
Ast für die Füsse. Wäre ich nicht gezwungen darüber zu balancieren. Niemals! Aber mit dem vorher
beschriebenen Manöver komme ich nicht durch die dafür zu enge daneben liegende Fuhrt. Dadurch oder
darüber Schieben liegt auch nicht drin, weil die Seitenäste mein Gewicht nicht tragen. Da hilft nur
Gottvertraün!
So kämpfe ich mich etwa fünf Kilometer durch und bemerke wie sich der Wald langsam lichtet.
Bananenpflanzungen kommen in Sicht, aber immer noch keine Menschenseele. Auch das Terrain ist flacher
und besser passierbar. Aber nochmals muss ich eine 30m breite, unregelmässig mit Felsen durchsetzte
Furt qüren. Gas und durch! Was ich in den 2 Stunden an Offroadtechnik lerne ist nur unter Zwang möglich.
Mein Schutzengel leistet Bestarbeit. Entweder schaffen oder in den Büschen oder sonstwo landen.
Glücklicherweise sind die paar Umfaller immer an zu bewältigenden Stellen, nur das Hochwuchten der
Maschine samt Gepäck strengt noch unnötigerweise an.
Häuser! Juhee! Die ersten vier sind menschenleer und das nächste wird von drei verdreckten,
halbnackten Kindern "bewacht", erst jetzt denke ich
wieder ans Fotoschiessen. Was ich leider in den letzten zwei Stunden völlig vergessen habe. Etwas
weiter treffe ich endlich Leute und frage nach Jipath. Noch 12 Kilometer sollen es sein. Hoffentlich
nicht im selben Trott. Ich esse eine Frucht welche mir der Mann hinstreckt, während zwei Fraün
Dachmatten flechten. Nach einer halben Stunde fahre ich weiter. Ich bin erleichtert. Dadurch das
hier Menschen leben sind Holzbrücken vorhanden. Ich zahle gern 50 Rp. Wegzoll welche mir eine
Alte abnimmt. Nach sieben Stunden Fahrt rolle ich in Jipath ein. Einer der überall vorhandnenen
Mofaklempner feilt mir ein Bremshebel zum Kupplungshebel zurecht während ich beschliesse in einem
Holzhaus zu nächtigen. Es ist drei Uhr Nachmittags
und die restlichen 15 Kilometer zur Hauptstrasse will ich Morgen angehen. Nach dem Deponieren
meiner Sachen im bescheidenen Zimmer kühle ich mich
in einem Nebenfluss ab. Erst beim Abendessen welches
aus Garnelen, Reis und Eiersalat besteht löst sich die Anspannung allmählich. Auch dank dem Bier
welches ich geniesse.
Ich überqüre am Folgetag per Fähre den Fluss.
Die danach folgende Fahrt ist eine übungsstunde im tiefen Sand, was mir aber keine Bedenken mehr
macht. Im Gegenteil, ich bewundere wie die Einhimischen zu Dritt auf einem Moped hier rumeiern.
Aber die haben scheinbar übung darin. Ich übernachte in
Sre Amble. Auf dem
Weg zur Hauptstadt am nächsten Tag mache ich einen
Abstecher in den Kirirom-Nationalpark. Hier liegt
die ehemalige Sommerfrische de Königs welche von den Roten Khmer zerstört wurde. Nur die Kamine
ragen noch in den Himmel über den Pinienwald. Die Fahrt nach Phnom Penh ist meines Erachtens nicht
minder gefährlich als mein Dschungeltrip. Mehrmals muss ich auf den Seitenstreifen ausweichen,
weil ein Fahrzeug entgegenkommend überholt. Dankbar wusle ich deshalb später im Stadtverkehr,
hier ist das Tempo niedrig. Glücklich und mit Hilfe eines Tuk-Tukfahrers finde ich eine
Einzimmerwohnung für 10 Franken und kann Morgen endlich ausruhen.
Auf dem Markt besorge ich neü Spiegel und Bremshebel welche aber alufarben
sind. Glücklicherweise sind meine Vermieter Bilderrahmenschreiner und so kann ich die Hebel
mattschwarz spritzen. Die Spiegel und Hebel noch ein wenig mit Schleifpapier und Dreck behandelt,
so scheint alles wie gehabt und erweckt keinen Verdacht von meinen Stürzen. Immerhin war das
Bike sowieso nicht neu und ich habe Fotos gemacht. Obwohl es durch etliche Strapazen gehalten hat,
werde ich ich es gegen ein Besseres tauschen.
Bei einem im Buch empfolenen Engländer reserviere ich eine 250er welche 20$ pro Tag kostet,
dafür aber mit Sturzgarnitur und guten Lampen ausgestattet ist. Auch der Unterhalt ist korrekt
aussgeführt. Morgen geht es Richtung Nordosten und dann zum Tempel Preah Vihear an der Grenze
zu Thailand.
Konnte bis 1 Uhr nicht einschlafen, zu warm und draussen war ein Riesenradau.
Das Motorrad tauschen heute hat gedaürt. Vor allem Tony mit der anderen Maschine war noch nicht
bereit. So bin ich erst um elf losgefahren. Aus der Stadt heraus herrscht wieder einmal das übliche
Kaos. Aber der Wahnsinn beginnt erst nach 20 Kilometern. Dann wird wieder gerast was die Fahrzeuge
hergeben. Mein Durchschnittstempo bleibt bei 70ig km/h. Nach 60 Kilometer nach der Abzweigung nach
Siem Reap wird der Verkehr endlich weniger und ruhiger. Um 1.30 Uhr errreiche ich Kampong Cham
weiter nördlich am Mekong und beschliesse zu bleiben.
Morgen will ich abseits der Schnellstrasse entlang des Ufers gemütlich bis mindestens Kratie
gelangen und dafür wird die Zeit heute knapp.
Der Mekong fasziniert mich nach wie vor. Alle Arten
von Schiffen verkehren hier und auf den meisten hausen
auch Leute. Jetzt während der Trockenzeit wenn der Wasserstand gut 5 Meter tiefer liegt, werden
die Ufer mit Feldfrüchten bepflanzt und Vieh
weidet im gesäten Gras. Auf meinem Weg zu einer jedes Jahr neu errichteten Bambusbrücke gehe ich
zu nah am Uferschwemmgut und ziehe beide Schuhe voll Schlamm heraus. Wird schon trocknen bis ich
wieder in de Unterkunft bin.
Die Bambusbrücke welche ich nach 20 Minuten
erreiche verbindet eine Insel mit dem Umland. Sie liegt ungefähr 1m über Wasserniveau und ist
etwa zweieinhalb Meter breit. Darüber läuft es sich wie auf einer Federkernmatratze. Die aus
Bambusrohrstreifen geflochtene und auf einem Bambusrohrgerüst ruhende Fahrbahn ist extrem elastisch.
Verbunden ist alles mit Drähten miteinander. Dieses Motiv muss zum Fotografieren ausgenützt
werden und so bummle ich bis ans sandige Ufer der Insel und Zurück. Wieder am Festland angelang
ist der Schlamm hart und ich widme mich der Schuhreinigung bevor ich nich ein wenig durch den
Provinzhauptort schlendere.
Der gestrige Weg hat mich entlang den
Ufern des Mekong geführt. So kriege ich sicher
noch mehr vom allgemeinen Leben der Leute mit.
Wieder einmal verfahre ich mich, aber einem Barang sieht man an wohin man will und so winkt einer
ab als ich vorbei will. Erst begreife ich nicht weshalb, aber als ich Kratie sage deutet er mir
die Richtung und ich gelange wieder auf die Uferpiste. Offensichtliche Ortschaften existieren
nicht. Der ganze Weg ist mit Häusern gesäumt. Zentren erkennt man dann an den Steingebäuden
und den Schulen. Erstaunlicherweise leben hier viele Muslime unter der Bevölkerung. Der
Kleidung entsprechend sind sie leicht zu erkennen. Hoffentlich bleibt die friedliche Köxistenz
weiter bestehen.
Speziell sind die Hochzeiten welche selbst von weitem ausgemacht werden können. Erstens wird
vor dem Haus der Brauteltern ein riesiges Zeltdach erstellt. Egal ob das die ganze Hauptstrasse
blockiert. Zweitens ist die unglaublich laute Musik und der Sprecher selbst von weitem unter
dem Helm und bei Fahrtwind zu hören. Gelacht wird eigentlich nicht. Auch auf den Hochzeitsfotos
nicht. Warscheinlich liegts an der meist arrangierten Angelegenheit. Aber alle sind herausgeputzt
wie es sich gehört. Ich denke auch die Gäste freün sich deshalb nicht mit den Brautleuten,
weil sie sich an ihre eigene abgesprochene Hochzeit erinnern.
Nach hundertdreissig Kilometern kehre ich auf die Schnellstrasse 7 zurück, welche beinahe
autofrei ist. Auch die links und rechts der Fahrbahn herrscht Langeweile. Selbsgezimmerte Buden
auf Stelzen alle paar hundert Meter und dahiner wird der Urwald gerodet. So lenkt mich wenig
von meinem immer heftiger schmerzenden Hintern ab, und ich rutschte von einem Oberschenkel auf
den anderen bis ich nach weiteren hundertzwanzig Kilometern in dem am Zusammenfluss von Mekong
und San gelegenen Stung Treng ankomme.
Wie geplant habe ich den Trip von Stung Treng nach
Tbang Meanchey durchgezogen. Was auf der Karte
als Strasse 214 deklariert ist, erwies sich als
Dschungelpfad der höchstens mit den
chinesischen Rapidkopien befahren wird. Immerhin hat der Wegbeschrieb gestimmt und ich mich nie
verfahren. Unterwegs treffe ich noch Gabriel
der mit dem Fahrrad in die Gegenrichtung unterwegs ist. Auch wenn zwischen den Ansammlungen ¨
von Hütten meist kilometerlang niemand zu sehen war. Als wäre ich nach fünf Stunden schon
nocht genug geschafft, bestand die letzte Stunde noch aus Kampf durch knocheltiefen feinen
Sand. Manchmal fällt es schwer vor lauter
Konzentration den Genuss des Unbekannten und freien Fahrens auszuleben.
Am Achtzehnten Januar habe ich dann einem ersten geplanten Höhepunkt meines Trips erreicht.
In nur zweieinhalb Stunden bin ich auf breiter
Schotterpiste 120 Kilometer zum Tempel von
Preah Vihear auf der Grenze zu Thailand gebrettert. Es waren zwar keine Touris zu sehen,
aber tausende von Soldaten entlang des Weges und auf dem Berg. Die Thais möchten ihn gerne
haben, den Tempel, der wurde aber von einem
internationalken Tribunal den Kambodschanern zugesprochen. Schade, der Anblick von lauter
Grünberockten hat die myhstische Lage des
Ortes arg gestört. Von Thailand aus führt eine komfortable Strasse bis an den ehemaligen
Zugang. Auf Khmerseite muss eine Betonpiste mit schier unglaublichem Gefälle erklommen werden.
Da es so leicht zu erreichen war bin ich noch am selben Tag ins selbe Hotel zurückgekehrt.
Die ausgebaute Strasse ist übrigens gleich wie die "durchlittene" 214 in der Karte
eingezeichnet!
Gestern besuchte ich den ehemaligen Königssitz
Koh Keh, etwa 60 Kilometer vom Hotel aus
entfernt. Wieder nur drei Einheimische die neben mir die Tempel ansehen. Ich mache mir der
einsamen Genusses bewusst, da ich weiss was
mich ab morgen in Angkor erwartet.
Heute wollte ich auf der alten Königsstrasse 66 nach Angkor gelangen um einige antike
Brücken sehen zu können. Nach 10 Kilometer miesester Sandwege und Schlaglochpfad bin
ich umgekehrt. Minimal acht Stunden Fahrt bei solchen Verhältnissen, ich weiss wie sich
das anfühlt. Die Brücken sind es mir nicht wert. Also zurück auf die
64 gegen den Tonle Sap und so die 140
Kilometer beqüm zurückgelegt. Wenn es mich beisst, kann ich nach der Besichtigung von
Angkor das ja Richtung Westen versuchen.
Ganz im Zeichen des Aufenthaltes im abelegenen Teil des Landes läuft
mein Rhytmus vom Aufstehen um sechs Uhr und dem Einschlafen so um neun Uhr abends. Das
stört mich nicht und ich schlafe so auch noch neun Stunden. Um den Touristenströmen zu
entgehen und so in Ruhe eines der "schwimmenden" Dörfer
ansehen zu können fahre ich 50 Kilometer. Dafür bin ich dann auch wirklich alleine dort wie
sich herausstellt. Wie an den Pfähle zu erkennen ist steigt das Wasser tatsächlich manchmal
bis unter den Boden und somit scheinen die Häuser
dann zu schwimmen. Wieder einmal werde ich dem sozialen Gefälle gewahr welches herrscht. Da
kommt ein Händler mit seinem klobigen Offroader ins
Fischerdorf um Waren an Leute die kaum 2 Dollar
am Tag verdienen zu verkaufen. Ich nehme mich hiervon nicht ganz aus. Wer dieser Menschen
wird jemals weiter als 50 Kilometer reisen. Trotzdem machen sie einen zufriedenen Eindruck.
Geld zu besitzen ist halt nur ein Aspekt des Lebens.
Nach dem Mittag besuche ich noch das
Kriegsmuseum welches von Minenopfern betreut
wird. Hier steht allerhand an Alteisen herum. Vor allem aus Sowietproduktion. Ausführlich
wird auch über die Landminen berichtet.
Erschreckend wenn man daran denkt, dass davon noch etwa vier Millionen vergraben sein sollen.
Ich merke deutlich das ich wieder in der Zivilisation bin. Die Preise sind doppelt so hoch wie
in der Provinz. Auch werde ich nicht mehr wie ein Ausserirdischer bestarrt. Schon meines
Crosshelmes wegen. Aber endlich kann ich wieder auswählen was ich essen will. Obwohl mir die
Mischung aus Kmehr, Thai und Vietnamesisch noch lange nicht verleidet ist. Erstaunlicherweise
vermisse ich nicht einmal Vollkornbrot und Käse. Was das wohl bedeutet?
Auch habe ich im Hotel wieder einmal die Möglichkeit fern zu Sehen. DWTV aus Deutschland
ebenfalls. So bin ich wieder im Bilde was in Europa abläuft. Der Rest des Programms ist übel.
Musik-Karaoke Sendungen und asiatische Soaps am Laufmeter. Unterbrochen von einigen Newssendern
und wenigen Filmkanälen. Aber das Live Programm draussen ist sowieso um Welten spannender.
Heute bin ich wieder einiges gewandert. Der archeologische
Park ist unglaublich weitläufig. Schon die
einzelnen alten Anlagen sind teilweise mehrere Quadratkilometer gross und glücklicherweise
nicht für Fahrzeuge zugänglich. Aber das ist "die Sache" in Kambodscha und ich wäre wohl
nicht ganz bei Trost würde ich mir Angkor Wat engehen lassen.
Um sieben Uhr morgens kaufe ich einen Dreitagespass. Der kostet 40 Dollar, das ist passabel.
Um azyklisch dem Turistenstrom entgegenzuwirken fahre ich zürst an Angor Wat vorbei nach
Angkor Tom. Dann sehe ich mir den alten
Palastbezirk mit den
Terassen und die umliegenden
Tempelanlagen an. Da in der Mittagshitze
die wenigsten Besucher im Wat sind treffe
ich dort um Mittag ein. Ich nehme mir über zwei Stunden Zeit um die langen
Reliefs welche Epen
aus dem Hinduglauben erzehlen und den Rest der Anlage anzusehen. Leider sind die obersten
zwei Etagen momentan nicht zugänglich.
Um drei Uhr fahre ich nach Ta Prom. Eine
weitere Klosterstadt in der damals an die zehntausend Menschen lebten. Diese ist praktisch
noch im vom Urwald zerstörten Zustand anzutreffen. Langsam setzt eine übersättigung an
alten Bauwerken ein (und das bei mir!) und ich fahre zurück ins Hotel. Ich habe ja noch zwei
Tage Zeit. Das reicht zwar nicht um wirklich alles zu sehen, aber der Bedarf an alten Steinen
sollte dann für eine gewisse Zeit gedeckt sein.
Wieder ein Tag voller Tempelhüpfen. Unglaublich was sie hier vor zirka
neunhundert Jahren aus dem Boden gestampft haben. Allein das eine von zwei
Bewässerungsbecken misst 2 mal 8km und ist sieben
Meter tief. Ergibt summasumarum 112 Millionen Kubikmeter Aushub. Kleinere und die Wassergräben
um die Temepelanlagen nicht eingerechnet. Ich denke da wurden locker an eine Milliarde Kubikmeter
Aushub während mehrer Jahrhunderte bewegt. Worüber ich mich heute erfreün kann wurde wie
üblich auf dem Buckel armer Kerle errichtet. Auch der Sandstein welcher von 30 Kilometer
weit weg hierher befördert werden musste war eine logistische Meisterleistung. Millionen Stunden
müssen die Bildhaür auf ihre Meissel geklopft haben. Und trotzdem blieb nicht alles im weichen
Stein erhalten oder wurde gestohlen. Alles ist vergänglich und jede Grossmacht findet ihr Ende.
So wie wir es jetzt vielleicht mit den USA erleben.
Am Morgen bis so um Neun ist es am schönsten in den Ruinen. Ich bin in einer kleinen Anlagen
Namens Ta Som. Nur die Musik des Urwalds der alle Tempel umgibt ist zu vernehmen und ich bin
alleine. Kein; "Mister want to buy .........", in der hier auch bei erwachsenen Fraün üblichen
Kleinmädchenstimme nervt mit daürnder Fragerei. Ich besuche die weiter in der Umgebung von Angkor
Wat gelegenen Anlagen und lasse mir Zeit. Weniger ist auch mehr. Was zählt sind die bleibenden
Eindrücke und nicht die Menge. Bleiben können
sie nur wenn man sie in Ruhe verinnerlicht. Der am weitesten entlegenen Tempel, 30 Kilometer
entfernt, ist der schönste. Nicht weil er mit
meinen Steürgeldern restauriert wurde, auch ist er recht klein und eingeschossig, sondern weil
hier praktisch alle Reliefs aus der hinduistischen Mythologie in einer Qualität erhalten geblieben
sind wie sonst nirgends. Ein wirkliches Juwel. Glück gehabt. Welchen Detailreichtum müssen die
anderen Anlagen einst ausgestrahlt haben. Auf dem Heimweg fahre ich noch dem Eingangs erwähnten
Baray (Bewässerungsbecken) entlang.
Heute ist eine lockere Tour eingeplant. Von Ankor Wat aus östlich auf der
alten Königsstrasse. Wie schon berichtet ist
diese Strasse eher ein Sandpfad als eine Strasse, da sie heute nurmehr der Erschliessung vom
Baürngehöften dient. Aber so sehe ich wieder
etwas von der Landschaft und will am Ende der Strecke noch die Ruinen von Beng Meleanea
besichtigen. So weit läuft alles gut, und ich finde auch den richtigen Weg gemäss der
Beschreibung in meinem Buch. Unterwegs passiere ich noch eine alte
Kmehrbrücke welche sicher dem Untergang geweiht
ist. Einige Kilometer nach dem Verlassen des alten Route und dem Einbiegen auf eine breite
Schotterpiste wird mein Heck merklich schwammig. Wie ich richtig vermute habe ich einen Plattfuss.
Noch sind keine Häuserin Sicht. Aber nach einem halben Kilometer Schieben wird eine Ansammlung
Buden sichtbar. Ein hier allgegewärtiger
Reifendienst ist auch vorhanden. Ohne Demontage
des Hinterrades wird der Schlauch ausgebaut. Der Schaden ist grösser als befürchtet, nicht nur
steckt ein stattliches Stück Holz im Reifen, auch das Ventil ist ausgerissen. Der Ersatzschlauch
liegt natürlich im Hotel. Zwei Flicken sind schnell angebracht, nur der Ventilersatz braucht
ein wenig mehr Zeit. Wir schneiden aus einem alten Schlauch ein Ventil heraus, und wir fädlen
es mit Mühe ins Loch ein. Oben noch ein zusätzliches Schlauchstück angebracht und dann
zusammengeschraubt. Die Dichtigkeitsprüfung verläuft spannend, aber befreidigend. Hoffentlich
hält das auch beim Fahren.
Es hält und ich erreiche zehn Kilometer weiter die Ruinen.
Der Tempel wurde nur leicht vom Bewuchs freigelegt und vermittelt so ein authentisches Gefühl.
Restauriert wurde nichts. Auch kann ich rumklettern wie ich will, es interessiert niemanden.
Die ganze Anlage wurde aus massiven Blöcken erstellt und hat vielleicht deshalb erstaunlich gut
überdaürt. Mit ihren hohen Maürn und Gängen wirkt sie sowieso eher wie eine Festung als ein
Tempel. Trozdem bedürfte es einigen Aufwandes alles herzurichten. So was würde mich schon reizen.
Den Heimweg befahre ich wie geplant eine bewohntere Strasse was nach der Notreparatur sicher auch
sinnvoll ist. Vor Siem Reap besichtige ich noch einen künstlichen Tempelhügel auf welchem auch
heute noch ein Kloster steht. Da morgen eine längere Etappe geplant ist und ich übermorgen Marc
an der Grenze treffen will lasse ich in der Stadt den fragwürdigen Schlauch austauschen.
Die letzten drei Tage bringen eine abwechslungsreiche Fahrt mit sich.
Einige Kilometer nach Siem Reap fahre ich Richtung Norden in die
Felder, und prompt daneben. Die Angaben im Buch
sind zu ungenau. So erlebe ich halt noch vierzig zusätzliche Kilometer im Hinterland. Die
Abzweigung zur Abkürzung zwischen den Provinzstassen war nur 200 Meter weiter. Danach klappt
tatsächlich alles wie gewollt und ich kann unterwegs neben dem
Landleben auch noch einige Trümmer der Khmer
in Form von Brücken und Tempeln sehen. Nach vier Stunden biege ich in eine breite Naturstrasse
ein, welche nach Samraong, dem Provinzhauptort von Oddar Meanchey führt. Diese Provinzhauptorte
sind immer etwa gleich öde und auch bin ich meist der einzige Tourist. Aber ruhig wie sonst ist
es diesmal hier nicht. Zwar habe ich ein nettes Zimmer für acht Franken, aber irgendwer meint
die Nachbarschaft mit einheimischem Gedudel versorgen zu müssen, und das bis nachts um Zehn.
Am nachsten Morgen geht es dann um fünf gleich weiter. Ich wollte ja eh früh los nach Poipet
um Marc an der Grenze zu sehen. So rolle ich gemütlich um sechs in den Sonnenaufgang. Es ist
sowieso noch recht kühl um diese Zeit. Die Leute
kaürn draussen um Feürchen aus Laub und Abfall . Der Nebel am Morgen ist ehedem eine Mischung
aus Wasserdampf und Rauch wie mich dünkt. Meine Atemschutzmaske leistet auf diesen Staubpisten
wertvolle Dienste. LKW's und Autos wirbeln ungemein Dreck auf. So lange wie nötig lässt sich
der Atem nicht immer anhalten.
Auf halbem Weg mache ich eine Pause und sehe mir die Ruinen von Bantey Chhmar an. Schöne
Wandreliefs, aber alles ziemlich verfallen. Und bei dem Resaurationstempo kann Kyra als G
rosmutter die fertige Restaurierung besuchen. Nach vier Stunden komme ich in Sisophan zur Hauptstrasse
Nr.6 und kann auf Asphalt weiter Richtung Poipet brausen.
Zwei Stunden später begrüsse ich Marc und seine Freundin
am Grenzübergang. Wir sind uns einig, dass dieses Strassenkaff das dreckigste und stinkendste ist,
was uns je untergekommen ist. Und ich habe wahrlich schon einiges gesehen. Einzig die
Feierlichkeiten zum chinesischen neün Jahr sind
ein Lichtblick in den heruntergekommenen Gassen. Wir trinken zusammen einige Biere und verabschieden
uns vor dem Schafengehen. Wir müssen morgen alle zeitig los.
Das chinesische Neujahr bringt mir Glück. Gestern finde ich beim Hinlegen noch viertausend Riel.
Und heute morgen tanke ich acht Liter für einen Franken. Nachdem ich mit zehn Dollar bezahle
erhalte ich Drei zurück. Dann folgen noch Sechs Dollar in Riel. Ich sage nichts, weil hier auch
jeder versucht mit der daürnden Umrechnerei von Riel in Bath und Dollar etwas zu ergattern. Die
Wegbeschreibung stimmt diesmal, obwohl ich sie rückwärts lesen muss, da sie von Pailin aus
beschrieben ist. Ich fühle mich schon fast in der Schweiz, als die ersten Berge in Sicht kommen.
Endlich überfahre ich einmal mehr als nur 20 Höhenmeter auf 100 Kilometer. Die Naturpiste
entlang der Grenze bietet allehand Abwechslung
neben und auf ihr in Form von Schlaglöchern und Schotter. Unzählige Tafeln minengeräumter
Parzellen säumen die Gegend. Dies war bis vor zehn Jahren eine Hochburg der roten Khmer und
ist noch heute extrem vermint. Ich entleere meine
Blase wenn nötig gleich am Strassenrand. Die beinlosen Männer die ich unterwegs sehe sind
Warnung genug. Pailin liegt von Hügeln umgeben in einer abwechslungsreichen Landschaft und ich
habe ein gutes sauberes Zimmer. So beschliesse ich eine Nacht länger zu bleiben und die Gegend
zu erkunden.
Heute ist Ausschlafen angesagt. Um sieben sehe ich auf. Bin ja schliesslich
auch um Neun ins Bett. Nach einem gemütlichen Frühstück rolle ich an einen künstlichen Weiher
und laufe ein wenig herum. Da gibt es nicht viel zu sehen. Weiter dem Bach entlang welcher den Speicher
speist führt der Pfad in die Berge. Drei Mal durchfahre
ich eine Furt bis nur ein Weiterkommen zu Fuss möglich ist. Wieder einmal kann ich Endurofahren
vom feinsten geniessen. Bei einer Hütte stelle ich mein Motorrad ab. Der Bewohner ist sehr freundlich
nur verstehe ich kein Wort. Als ich sein selbstgzimmertes
Wasserrad fotografiere erklährt er mir die Details
und reicht mir noch zwei Früchte welche aussehen wie grüne Orangen. Innen sind grosse Steine von
transparäntem und gelblichem Fruchtfleisch umhüllt. Sie schmecken gut. Dem Pfad entlang steige ich
noch einige hundert Meter das Tal hinauf bis zu einem kleinen Wasserfall. Auf einer Sandbank sonnen
sich unzählige Schmetterlinge. Ich will sie fotografieren. Es braucht zirka eine Viertelstunde bis
sie sich wieder niederlassen und mich als Teil der Umgebung akzeptieren. Aber auch dann ist das
Ablichten der flatterhaften Tiere nicht einfach. Mit Geduld geling es mir doch. Als ich wieder zur
Hütte gelange sind dort vier Uniformierte eingetroffen und essen. Auch sie nicken mir freudlich zu.
Bisher habe ich eigentlich immer nur nette und hilfsbereite Menschen getroffen. So soll es bleiben.
Zurück im Hotel kontrolliere ich und stelle einiges am Motorrad nach um Morgen für die Weiterfahrt
gerüstet zu sein. Der Himmel verdunkelt sich merklich und Wolken ziehen auf. Soll ich nun seit dem
fünf Wochen zum ersten Mal wieder Regen sehen? Bei blaüm Himmel und immer um die dreissig Grad
habe ich schon vergessen welch Wetter in der Heimat herrscht. Vermissen tu ich es bestimt nicht.
Einzig die Nächte sind teilweise sehr warm um gut zu schlafen. Alles kann man nicht
haben, sonst wäre es ja perfekt in Kambodscha.
Würde ich keine Staubmaske
tragen, könnte ich nach den heutigen achtzig Kilometer IV wegen Silikose beantragen. Unlaublich
was der Verkehr auf der knochentrockenen Piste
aufwirbelt. Aber ich bin es ja gewohnt im Nebel zu fahren. Die grösste Herausforderung wird heute
sicher das heile Ankommen sein. Mir fallen die neün Minenwarnschilder am Strassenrand auf.
Es daürt auch nicht lange, da stehen solche Schilder mitten in der Strasse und ein
Räumkommando hat die Sektoren mit roten Schnüren
markiert und stochert frohgemut in der Strasse welche ich und diverse andere befahren. Noch immer
befinde ich mich in einem der am schwerst verminten Gegenden in Kamkodscha. Erst vor etwas mehr
als zehn Jahren wurde mit Ieng Sary, Khmer Rouge Nr.3 ein Deal abgeschlossen und das Sondergebiet
Pailin in den Staat integriert. Seine tödlichen Hinterlassenschaften musste er allerdings nicht
selbst entsorgen. Im Gegenteil, er erhielt Amnestie zugesprochen!
Auf halber Strecke nach Battambang nach vierzig Kilometern fällt eine steile Klippe in der
Landschaft auf. Oben ist ein Kloster zu erkennen
und es wartet auch noch eine andere überraschung auf mich als der steile Aufstieg. In Vollmontur
erklimme ich die hunderte von Treppenstufen. Der Ausblick
über die weite Ebene ist atemberaubend nur leider vom Dunst verhüllt. In diversen Karsthölen
im Berg sind überreste von Skeletten in Gitterkisten deponiert. Die Menschen konnten den
wunderschönen Ausblick wohl kaum geniessen bevor sie von den roten Khmer in den Abgrund gestossen
wurden. Alles was ihren Doktrien wiedersprach musste eliminiert, der Staat neu geschaffen werden.
Die menschlichen überreste welche auch heute noch gefunden werden, sollen so ihre Ruhe finden.
Schade, dass selbst an einem solch wunderbaren Platz einen die Geschichte verfolgt.
So schnell es geht, bringe ich die restlichen vierzig Kilomter bis Battambang hinter mich um dem
Staub zu entkommen. Die hundert Kilometer bis Pursat erfordern wieder höchste Konzentration um
dem Unachtsamen und Provokativen ein Schnippchen zu schlagen. Vor allem die überlandbusse rasen
ohne Rücksicht auf Verluste. Diesen Zeilen zu entnehmen habe ich es wieder geschafft.
Wie sich herausstellt ist Pursat eine für kambodschanische Verhältnisse
sehr saubere Stadt. Auch haben sie im Fluss eine Insel, welche in Form eines Schiffes zementiert
ist. Diese ist Fussgängerzohne wo Jung und Alt sich trifft zum flanieren und spielen. Die
Fröhlichkeit zeigt einmal mehr, dass es sich trotz aller Probleme in diesem Land manchmal
glücklich leben lässt. Die allerorts angetroffene stoische Ruhe ist bemerkenswert. Aber ohne
dieselbe liesse sich sicher die ständige Bedrohung durch Minen und diverse Tropenkrankeiten
weniger locker leben. Das unbeschwerte Lachen der Teenager freut mich richtig. Die Kinder
plantschen im Fluss um diese Oase der Fröhlichkeit. Mir ist beim Anblick des "Wassers" nicht
unbedingt zum Baden zumute. Aber die braune Färbung stammt ja auch mindestens teilweise von
der Erosion. Nebenan wird Körperpflege betrieben, mit Wurfnetzen gefischt und nach
Schnecken gesiebt welche gewürzt als
Zwischenmalzeit vertilgt werden. Als dann noch vor Sonneuntergang Wasserbüffel den Fluss
durchwaten bietet sich ein Bild der romantischen Eintracht.
Ohne Frühstück fahre ich los. Ich habe vergessen gestern etwas einzukaufen. Da ich aber die
Hauptstrasse zur Hauptstadt befahre wird sich schon etwas Essbares finden. Zwischen Kampong
Chnang und Pursat ist nicht viel Neüs zu sehen. Ausser "meinem" ersten Verkehrsunfall.
Ausgerechnet in einem Dorf ist ein ein Auto fünfzig Meter neben der Strasse in die
Palmen eingeschlagen. Der Mann im Reisfeld
macht trotz Rütteln einen ziehmlich leblosen Eindruck. Ich will nicht spekulieren, aber ich
kenne die hiesige Fahrweise und kann nur hoffen, das keine Unbeteiligten zu Schaden gekommen
sind. Vorsichtig und defensiv heisst die Devise. Meine Reisegeschwindigkeit beträgt um die
sechzig Stundenkilometer.So werde ich nicht zu viel überholt, und bin zum Bremsen nicht zu schnell.
In Kampong Chhnang raste ich am Hafen. Eine
unlaubliche Menge von Schiffen und Booten sind
hier am Abfluss des Tonle Sap vertäut. Es herrscht emsige Geschäftigkeit. Nach den bereits
gefahrenen hundert Kilometern tanke ich und plane meinen nächsten Stopp in
Udong ein. Auch dies ist eine alte Königsstadt
welche um das sechzehnte Jahrhundert benutzt wurde. Von den ursprünglichen Tempeln sind nur
Fundamente zu sehen. Diese wurden mit dem späteren Buddhismus entsprechenden Stupas überbaut.
Die Aussicht macht den Abstecher aber lohnenswert.
Ein paar Jungs wollen unbedingt mit mir abgelichtet werden. Was mich irgendwie überrascht.
Wieso mit einem Barang? Nacher meine ich, das sich der Reisverschluss an meinem Rucksack ein
wenig geöffnet hat. Tja, ich will niemanden beschuldigen, aber da müssten sie schon früher
aufstehen um an meine Wertsachen zu kommen. Ausser ihnen wäre das Toilettenpapier ausgegangen.
Das befindet sich dort.
Noch 40 Kilometer bis Ins Kaos. Ich geniesse das Durchschlängeln im beinahe rechtsfreien Raum
der Strassen Phnom Penhs. Zürich ist nur annähernd als Trainingsgelände dazu zu bezeichnen.
Auf Anhieb finde ich die letztmals gemietete Wohnung. Wenn man sich das Grundgerüst der
Boulevards eingeprägt hat, ist die Orientierung nicht allzu schwer. Glücklicherweise ist
das Appartment frei, denn rundherum scheint wieder alles vermietet. Ich erledige die nötigen
Geschäfte um morgen in Ruhe für die letzten Tage in einem gepflegten Bungalow am Meer bei Kep
gerüstet zu sein. Die Zigarren um den Sonnenuntergang in den Tropen zu geniessen sind auf
jeden Fall bereit.
Um nach Kep zu gelangen habe ich nach halber Strecke der Abwechslung zuliebe eine andere Route nahe der vietnamesischen Grenze genommen. Ausser einigen Stops für Fotos von Lotosblüten auf Teichen und einem Arbeitselefanten unterwegs war es eine ruhige Fahrt. Deshalb wird es keine grosse Geschichte und Bilder geben, sondern ich gebe mich nun dem Rum und meiner Zigarre in der Hängematte unter den Geräuschen der Natur hin. Heute ist Ruhetag!
Ganz kann ich das Herumfahren mit dem Motorrad doch nicht lassen,
heisst eigentlich, ich kann nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen. Als erstes
suche ich den Bahnhof von Kampot auf. Da die Personenzüge schon lange ausgesetzt sind,
und nur alle Wochen drei Güterzüge verkehren nimmt mich Wunder was da so läuft.
Zufälligerweise werde ich Zeuge wie ein trotzdem ein
Personenzug und kurz darauf noch ein
Güterzug den geschäftigen Bahnhof passieren.
Auf dem Abstellgleis steht noch ein Intercity
auf seinen Einsatz wartend.
Flussaufwärts liegt ein Naherholungsgebiet welches dem Verkehrsaufkommen nach am Wochenende
bei den Einheimischen beliebt sein muss. Mein Zuspruch findet an der Barriere ein jähes Ende
als ich wieder einmal Dollars abliefern soll. Die paar Naturbecken in einem Fluss kann ich
anderswo auch gratis geniessen. Vor allem mit weniger Leuten. Der Geldeintreiber steht leicht
verduzt in der Strasse als ich nach seiner Ansage wortlos wende und wegfahre. An der selben
Strasse befindet sich auch ein Zoo. Meine gute Laune will ich mir aber nicht vom Anblick
tierunwürdiger Haltung verderben lassen und fahre am Eingang vorbei.
Noch immer bin besessen von der Idee den Bokor Berg per Motorkraft zu erklimmen und hoffe dass
am Sonntag der Strassenbau vielleicht ruht. Der immer anwesende Wächter will mich um keinen
Preis hochfahren lassen. Zu gefährlich sei es und nicht mal für hundert Dollar wie er meint.
Nun denn, so holpere ich in die Salinen welche
sich südlich von Kampot über eine weite Fläche erstrecken und eine Haupteinnahmeqülle in
der Gegend sind. Diverse Male probiere ich über die Deiche bis ans
Meer vorzustossen, aber es gelingt mir auch in mehreren Anläufen nicht und so lasse ich es
bleiben. Mehr als der halbe Tag ist sowieso wieder vorbei und soviel Entspannung kann ich mir
ja mit Nichtstun doch noch gönnen.
Gestern habe ich mich ein wenig über die hiesigen Zustände lustig
gemacht. Sind sie im Gegenteil doch eher tragisch. Wenn man bedenkt, dass in der letzten
Dekade an über eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr an Hilfsgeldern ins Land geflossen sind.
Man fragt sich wo das Geld geblieben ist. Bei der armen Schicht jedenfalls nicht. Die müssen
immer noch mit etwa 2 Dollar pro Kopf und Tag auskommen. Davon brauchen sie 80% für Nahrung.
Ein Wunder das sie sich überhaupt Kleider leisten können. Auch wenn ein T-shirt nur etwa
2 Dollar kostet. Dafür stehen alle paar hundert Meter
Propagandaplakate dieser überaus sympathisch
wirkenden Herren der Cambodian Peoples Party. Meine Achtung steigt beim Gedanken das ein
Grossteil dieser Leute auch im Kader der roten Khmer war zusätzlich an. Allein schon das
Geld für die onmipräsenten Tafeln hat ein Heidengeld gekostet. Was nicht von den NGO's mit
Verwaltungsaufwand verbraucht wird endet zum grossen Teil in Taschen der Regierung und des
Militärs. Die protzigen Offroader neben Ochsenkarren und die dreistöckigen Villen neben
Bambushütten sagen alles. Autos der Militärkader sind klar an an den zweifarbigen
Nummernschildern zu erkennen. Meist schwarz und Marke Lexus.
Korruption ist allgegenwärtig bei einem monatlichen Gehalt der kleinen Beamten von etwa
70 Dollar. Der Dorfpolizist hält für die Aufsicht auf Autos die Hand auf was eigentlich
zu seiner Plich gehört. Die Streife auf dem Motorrad, ohne Helm notabene wofür sie die
anderen büssen, steckt auf dem Vorbeiweg an Zockertischen noch schnell einige Scheine ein.
Ich glaube kaum dass das obere Militärkader solch hohe Löhne bekommt um sich diesen Lebensstil
leisten zu können. So wurde hier in Kep der Hafen an die Frau eines Militär verpachtet
welche nun Benuzungsgebühren von 5 Dollar pro Touristenfahrt kassiert. Der neu gebaut Markt
wurde von Spekulanten gekauft welche die Standplätze doppelt so teür verkaufen wollen.
Logisch sitzen die Leute weiter hin nebenan auf morschen Planken umgeben von stinkenden
Gräben. Sozialer und hygienischer Fortschritt sind somit garantiert. Auf jeden Fall für
die oberen 5 Prozent der der Bevölkerung. Die Liste der Beispiele lässt sich bliebig
ergänzen. Es kann einem beim Gedanken an soviel von uns noch subventionierter Ungerechtigkeit
nur schlecht werden.
Ins gleiche Kapitel der Vetternwirtschaft und Verschleppung gehören die nun endlich in die
Gänge kommenden Prozesse gegen die Kameraden der roten Khmer. Die Sache könnte eigentlich
interessant werden. Aber entweder wird alles weiter behindert und mit faulen Abkommen
durchsetzt damit die in höchsten ämter sitzenden Herren kein Befürchtungen haben müssen,
oder es finden einige Schauprozesse ohne wirkliche Aufarbeitung statt. Schon allein der Gedanke
an die 2 Millionengetöter Menschen macht klar, dass dies keine Sache von Einzeltätern gewesen
sein kann. Bei einem Genozid diesen Ausmasses wird es wie üblich kaum je richig möglich
sein allen gerecht zu werden. Wer war Täter, wer Opfer, wer war nicht meist auch beides.
Das die Sache 30 Jahre zurückliegt macht es nicht einfacher. Ich hoffe für die einfache
Bevölkerung dass sie eines Tages die Möglichkeit haben in einem Rechtstaat befreit von
gewalttätiger Vergangenheit, Armut und Korruption leben zu können.
Das war eine kurze Nacht. Gestern habe ich noch mit einem deutschen
Ehepaar bis um halb Zwei über alle möglichen politischen Dinge gequatscht. Wie üblich
erwache ich aber um halb Sieben. Macht nichts, ich muss ja noch packen und auf dem Weg in
die Hauptstadt noch eine alte Hauptstadt der Khmer ansehen. Beim Frühstück zerbricht der
Kaffeekrug und ich schneide mich leicht am Finger. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.
Das heisst heute besonders behutsam fahren. Vor allem mit nur vier Stunden Schlaf.
Glücklicherweise ist die gewälte Route nicht so stark befahren und ich schaffe es mit den
üblichen kleinen Störfällen unterwegs um Elf an die Ruinen. Geübt steige ich nicht die
Treppe von der Hauptstrasse hoch, sondern umrunde den Berg und fahre entlang dem Baray
(Wasserspeicher) auf den ehemaligen östlichen Haupteingang zu. Das Erklimmen der alten
noch gut erhaltene Haupttreppe hinter den Zugangstempeln macht mich in Vollmontur gar nicht
an. Aber ebenso weiss ich aus Erfahrung das für neü Bauten und die gehfaulen Einheimischen
sicher eine Strasse nach oben führt. Es ist zwar ein extrem ausgewaschene Gasse, aber ich
habe genau deshalb die Enduro. Trotzdem schwitze ich oben angelangt in meiner Kluft. Die
ziemlich zerfallene Anlage ist nicht besonders beeindruckend, aber die Treppe und den
Zugangsbereich bis zum Wasserspeicher ist imposant. Den Wächter welcher mir 2 Dollar abnimmt
frage ich nach dem Runterfahren auf der anderen Seite. Das sei kein Problem meint er.
Tatsächlich endet der Weg aber an einer Treppe. Aber es seien nur die ersten Stufen steil
und gerade vorher drei mit Mopes da runter. Da nicht alles einsehbar ist glaube ich ihm.
Toll, vor allem entspricht der Stufenabstand öfters dem Radstand. Zur Umkehr ist es jetz zu
spät und ich fluche in den Helm. Das wird eine Trialeinlage vom feinsten und ich will das
Motorrad nicht nach über zweitausend Kilometern noch in den letzten Stunden ruinieren.
Immerhin kommt in der Mittagshitze niemand entgegen und ich schaffe es unter diversen
akrobatischen Verrenkungen schadlos bis unten.
Um Zwei hat mich danach der Grosstadtverkehr wieder in seinen Fängen aber auch diese
Prüfung schaffe ich ein letztes Mal. Auf dem Weg zur Mororadückgabe schnuppere ich noch
im Russenmarkt wo ich morgen für die zu Hause im Stich gelassenen Hardcoreshopping betreiben
muss. Unglaublich was es da alle gibt. Das ist genau der Richtige Ort für Präsente. Mal
sehen was ich morgen alles entdecke.
Der letzte Bericht aus dem regenlosen Land der Wärme. Es ist schon
bedeutend wärmer als bei meiner Ankunft vor über vier Wochen. Am heissesten wird Ende April
mit Tagestemperaturen gegen viezig Grad werden. Mir reichen schon an die
fünfunddreissig Grad. Vor allem kühlt es Nachts in der Stadt kaum ab und schlafen wird
schwierig. Aber so bin ich vielleicht genügend müde um im Flugzeug etwas schlafen zu
können.
Das Einkaufen von einigen Kleinigkeiten verkürzt den Tag, für grosse Besichtigungstouren
habe ich keine Lust mehr. Zudem bin ich an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten schon gewesen.
Generell sind in Kambodscha Einkaufszentren wie in Europa nicht zu finden, es sind die Märkte
welche mit meist konstantem Angebot das selbe bieten. Eben alles in dem üblichen dichten
Chaos. Sogar in Phnom Penh existieren nur
ganz wenige grosse Lebensmittelgeschäfte. Wenn sie westliche waren führen kosten sie
dasselbe wie dort. Ich habe die gesuchten Sachen für zu Hause auf jeden Fall im Markt
gefunden und kann so nun mein Bündel für den Heimweg schnüren.
Die Schweiz hat mich wieder. Dank dem ausgezeichneten Service der Thaiairways war der lange Flug erträglich und ich konnte heute morgen um sieben den heimatlichen Boden betreten. Bis am Montag bleibt mir nun noch Zeit den Jetlag abzustreifen. Scheinbar konnte ich auch ein wenig Sonnenschein mitbringen, nur die Wärme liess sich zum Mitkommen nicht überreden.