Unsere im Oman gefahrenen Einzeletappen in Blau und Grün.
Nach dem Enteisen welches unseren Start in Zürich um 15 Minuten verzögert hat, heben wir
gegen Süden ab. Die sechs Stunden Flug sind rasch hinter uns gebracht und wir landen bei
Tagesanbruch in Muscat. Die Temperatur beträgt jetzt um 7 Uhr 19° Celsius. Gerade
richtig für das Angewöhnen. Geldwechsel, Visum, Gepäckausgabe; alles geht ohne Verzögerung
über die Bühne. Einzig die Ankunft der Person zur Übergabe des Mietwagens dauert etwas.
Das bietet jedoch Gelegenheit eine einheimische Simkarte für mein Telefon zu erwerben. Zudem
werden wir noch von einem Angestellten der Agentur vor Ort mit Infos versorgt. Dies zudem in
sehr gutem Deutsch und mit viel Humor. Um 8.30 Uhr sind wir unterwegs nach Norden. Der einzige
Nebel welcher uns hier begleitet ist jener in unseren Köpfen des Schlafmangels wegen. Sonst
herrscht Sonnenschein pur.
Vor Zehn treffen wir in unserer ersten Station in einem grossen Ressort ein. Das Zimmer
ist noch nicht bereit und so krempeln wir kurz darauf die Hosen hoch um mindestens die
Füsse ins Meer zu kriegen. Der Strand wäre ein Paradies für Kyra. So viele Muscheln liegen
hier noch rum! Endlich können wir unsere Unterkunft beziehen. Wir kompensieren den
Schlafmangel des Nachtfluges mit einem Nickerchen. Danach kann ich mein Gelübde einlösen
noch am ersten Tag ins Meer zu hüpfen was fotografisch dokumentiert wird. Der Wind hat
etwas aufgefrischt und die Wellen sind höher. Das Wasser ist jedoch genau richtig für eine
kleine Abkühlung. Da die erste Erkundung morgen ansteht, schlagen wir uns danach die Zeit
mit Minigolf tot. Die Löcher sind jedoch sehr eintönig gestaltet. Alle sind gleichförmig und
in rund drei Schlägen erledigt. So stellen wir auf das Spiel mit einem Arm um, damit es etwas
herausfordernder wird. Wir sind hungrig aber es bleibt noch so viel Zeit bis zum Nachtessen.
Neben dem Minigolfplatz stehen etliche spezielle Fitnessgeräte eher einfacher Bauart im Freien
welche wir dann noch ausprobieren und uns damit amüsieren.
Und immer noch ist es nicht halb sieben für das Nachtessen. Also etwas in die andere Richtung
der Bucht spaziert. Das scheinbar endlose Warten hat doch noch ein Ende und wir werden endlich
verköstigt. Lange hält es uns nicht auf den Sitzen und wir sind zurück im Zimmer zum
Lesen und Bericht schreiben. Es wird wohl nicht spät werden da der Schlafmangel sich schon
wieder bemerkbar macht.
Den Wecker brauchen wir nicht. Das selbe Vogelgeschrei welches wir schon gestern vor unserem
Zimmer hatten, setzt auch heute etwa um Sechs Uhr ein. Hunderte einer uns unbekannten Art treffen
sich scheinbar morgens und abends zum Palaver in den Bäumen bei der Hoteleinfahrt. Es ist ein
ohrenbetäubender Lärm ähnlich den Staren in Rom. Nur vollführen sie hier keine Formationsflüge.
Dafür war der Muhezzin nur ganz in der Ferne zu hören. Was sich sicher noch ändern wird.
Das Frühstücksbuffet ist üppig. Alles was man sich vorstellen kann ausser Nutella. Mir fehlt das
aber nicht. Dafür gibt es etliche Brotsorten als nur das von mir nicht sehr geliebte Weissbrot.
Wir fahren los für unsere Erkundungsrunde in Richtung und entlang des Gebirges. Der erste Halt ist in
Nahkl nach etwa 50km. Ein grösserer Ort am Rand eines riesigen Dattelhaines. Für die Besichtigung des auf einem
Hügel gelegenen Forts benötigen wir etwa eine halbe Stunde. Die lehmverputzte Festung wirkt bei weitem
nicht so schroff wie europäische Bollwerke. Dies dank dem Ocker des Verputzes und den runden Formen,
insbesondere jene der Zinnen. Weiter geht es für einen Abstecher ins Wadi Mistal. Erst durch eine Schlucht,
dann vorbei an Gubrah in einen sich öffnenden Talkessel hinauf nach Wukan. Einem Dorf auf einem Vorsprung
in der Nähe einer Quelle. Diese speist die hinter dem dem Dorf gelegenen Terassengärten mit Feigen- und
Granatäpfelbäumen sowie allerlei Gemüse. Eine grosszügig angelegte Treppe führt bis zur Quelle hoch. Die
Abgänge der einzelnen Seitenkanäle für die Wasserverteilung sind mit Lappen und Steinen verschlossen. Der Aufstieg ist mit
etwas Wind aus dem Tal angenehm und eine willkommene Abwechslung zur Autofahrt. Ein schöner Ort mit
fantastischer Aussicht. Zurück zur Hauptstrasse und weiter zum nächsten Umweg. Nach Al Awabi geht es ins
Wadi Bani Awf und dann durch das Wadi A'Sahaten für eine Runde dem Gebirge entlang. Nach 13km ist die
Teerstrasse fertig und wir missbrauchen unseren Nissan für die nun folgende Waschbrett- Schotterpiste.
Sand würden wir ohne Allrad nicht riskieren, Schotterpiste geht. In gemächlichem Tempo, jeder Vorfall kostet mehr Zeit
als langsam fahren, kurven wir durch das trockene Flusstal. Geröll, Steine und Felsen mit vereinzelten
Büschen und Bäumen säumen den Weg. Die Beschilderung ist spärlich. Ortschilder sind nicht auf unserer Karte und Orte auf
der Karte sind nicht ausgeschildert. Irgendwo im Nirgendwo durchfahren wir eine Ansiedlung von Häusern.
Wovon leben die Leute hier wohl? Auf jeden Fall sehr bescheiden. Wir sind schon lange nicht mehr ganz sicher
auf dem richtigen Weg zu sein, haben jedoch genügend Wasser dabei und sind auch schon zwei Autos begegnet.
Spuren von Zivilisation sind also vorhanden. Nach einer Stunde weitet sich die Gegend und es sind vermehrt
Häuser zu sehen. Wir sind im Wadi A'Sahaten angelangt. Eine asphaltierte Strasse ist im Bau. Bei einem
grossen Felsabbruch müssen wir warten. Im ganzen Land wird überhaupt massiv in die Infrastruktur investiert.
Insbesondere in Strassen. Dabei nicht gekleckert sondern geklotzt. Wenn schon, dann gleich richtig. Ist
auch gut so.
Auf der Schnellstrasse fühlt es sich nun an wie in einer Sänfte. Zügig sind wir in Rustaq, der ehemaligen
Hauptstadt Omans. An einem ATM beziehe ich Geld und und wir kaufen in einem grosszügigen Supermarkt einiges zu
Essen und Wasser für unterwegs. Eigentlich wollten wir jedoch einen Souq aufsuchen, werden aber nicht fündig.
So geht es weiter bis Al-Hazm wo wir uns kurzfristig entscheiden das scheinbar eindrückliche Fort zu besuchen.
Beim Bezahlen des Eintrittes werden wir von Omar zu einem Kaffee eingeladen. Der schmeckt stark nach Kardamom.
Etwas ungewohnt für unsere Gaumen. Omar gibt in einigermassen verständlichem Englisch etliche Weisheiten und
Geschichten von sich. Wir möchten gerne das Fort sehen und können natürlich nicht gleich weg. Wäre ja unhöflich.
Da er auch Ticketverkäufer ist muss er halt in Kauf nehmen wenn wir somit den Besichtigungsschluss überziehen.
Die Anlage ist sehr gepflegt. Eine Audioführung wäre auch vorhanden falls gewünscht. Mitten durch die Fundamente
plätschert ein offener Kanal. Vom Dach des zweigeschossigen Komplexes bietet sich ein gute Sicht über die Ebene
hin zum Meer und gegen die Berge. Der Haupteingang ist nun bereits verschlossen und wir dürfen durch den
Hinterausgang hinaus. Nicht jedoch noch einmal freundlich von Omar bequatscht zu werden. Wir schaffen es dann
trotzdem zum Auto.
Auf der Autobahn geht es Richtung Hotel. Unterwegs tanken wir 30 Liter Super für 15 Franken.
Die Verkehrsführung entspricht manchmal nicht ganz unserer Gewohnheit. Ein scheinbarer Kreisverkehr ist keiner
und wir drehen für hiesige Verkehrskunde eine Ehrenrunde. Schlussendlich erreichen wir unsere Unterkunft ohne
Zwischenfälle, jedoch mit einem Haufen spannender Eindrücke eines abwechslungsreichen Tages.
Heute ist Frühsport angesagt. Um 7.30 Uhr sind wir im Gym des Hotels. Für mich sind es gleich zwei
Premieren. Erstens war ich noch nie in einer Hotel-Fitnessabteilung und zweitens auch nie an
einem Rudergerät. Meine Reisebegleitung nutzt das Laufband. Im Gedanken an das Wetter zu Hause
geniesse ich es richtig wie mich die Morgensonne blendet und schneller schwitzen lässt. In einer
halben Stunde bin ich 5023 Meter gerudert. Keine Ahnung wie gut oder schlecht das ist. Danach
noch Rumpfbeugen und Rückenstrecken machen bis es schmerzt. Das Frühstück haben wir uns nun verdient.
Dieses lassen wir uns auch gemütlich und ausgiebig schmecken. Während wir und etliche neu
angekommene Turisten auf der Veranda es uns gut gehen lassen, hocken im Blumenbeet davor
mutmasslich Gastarbeiter aus dem indischen Raum und erneuern die Bepflanzung. Welch sozialer Kontrast.
Um die Fahrt ins 90km entfernte Sohar nicht nur auf der Küstenautobahn abzuspuhlen reisen wir so lange
es geht der Küste entlang. Zuerst über Sandpisten und durch einige Fischerdörfer, dann nur noch durch
die Dörfer über asphaltierte Strassen bis wir schlussendlich gezwungen sind auf der Autobahn
weiterzufahren. So bekommen wir viele Eindrücke vom Leben abseits des hochglanzpolierten
Highway mit. Während auf den Hauptverkehrsachsen immer alles adrett und gewienert ist, liegt ausserhalb
doch Unrat herum. Frauen sitzen im Schatten vor den Häusern. Männer bei ihren Booten am Meer.
Apropos Meer; die kleinen Wellen welche an den Sandstrand schlagen sind grün. Das scheint von
Algen zu kommen. Weshalb wissen wir nicht. Die grünen Wogen werden bis Sohar so bleiben.
Auch hier wird gebaut. Einige hundert Meter vom Ozean weg entstehen massenhaft gleichförmige
Einfamilienhaussiedlungen. Nicht wirklich schön und für wen ist uns nicht bekannt. Genauso auch nicht warum
in allen Orten massenhaft Trümmerhaufen von Häusern liegen welche scheinbar gezielt abgerissen wurden.
Vielleicht besteht darin ein Zusammenhang und die Leute werden für einen höheren Lebensstandard umgesiedelt.
Kurz nach Mittag sind wir in Sohar. Ein kleiner Navigationsfehler meinerseits und wir sind zu früh ab
der Autobahn abgezweigt. Erschwert wird die Sucherei noch durch den Totalumbau eines Autobahnkreisels. Wieder
erschliesst sich uns die Verkehrsführung nicht auf den ersten Blick. Überhaupt gibt es bei uns keine
Autobahn mit Kreisverkehr. Etliche davon sind aber auch hier schon umgebaut worden. Vermutlich wegen zu
vieler Unfälle. Wir nennen sie fortan "Kreisel des Todes". Fussgänger die alle Fahrspuren queren
sind im Oman auch öfters zu treffen. Hoffentlich nie im direkten Sinne des Wortes.
Der Bezug unseres Zimmers geht schnell und schon bald sind wir im Zentrum von Sohar. Es herrscht tote Hose.
Einerseits wird es daran liegen dass es 13 Uhr ist, andererseits ist es warscheinlich meistens so hier.
Sieht so aus als würden nicht wir etwas zu sehen bekommen, sondern die Einheimioschen. So wie wir angesehen
werden. Zwei im recht verlassenen Ortskern verirrte Touristen. Wir kaufen uns ein Glace und löffeln es im
Schatten der Bäume hinter dem alten Lehmfort. Meines hat Kardamomgeschmack. So was gibt es nicht alle
Tage und es ich finde es recht lecker. Danach sehen wir uns am langen und menschenleeren Strand noch
die grüne Flut etwas näher an. Baden möchten wir darin nicht. Da auch in unserer Literatur nicht viel
Sehenswertes aufgeführt ist, sind wir schon bald im Hotel zurück. Diesmal durch den Durchlass für Regenfälle
in einem flachen Flussbett welchen ich erspäht habe. Das ist sogar so zugelassen und unserer Meinung nach viel
sicherer als durch den Kreisel. Der letzte und einzige Plan für heute besteht darin in einem anderen Hotel
das Nachtessen einzunehmen. Morgen sollte es wieder eine ereignissreichere und vor allem eine lange
Fahrt nach Bahla geben.
Die uns bevorstehnde Fahrt wird lang. Bis nach Bahla sind es etwa 110km, mehrheitlich durch die Berge.
Abstecher sind nicht eingerechnet. Zuerst geht es schnurgerade durch die Ebene. Dann wird die Strecke
abwechslungsreich und kurvig und wir sind nach etwa zwei Stunden hinter dem Küstengebirge. Auf der
nun wieder relativ geraden Strasse kommen wir unvermittelt an einem Camel Racecourse vorbei. Die Zufahrt ist
reichlich beflaggt und dahinter stehen unzählige Fahrzeuge. Sofort biegen wir ab um das Treiben zu
erkunden und natürlich vielleicht ein Kamelrennen sehen zu können. Richtig spannend als einzige Turisten einen
solchen Anlass mitzuerleben. Nur Omanis in langen weissen Gewändern und Kamele die in einem Laufgitter
vor einem Zelt präsentiert werden. Immer noch in der Hoffnung auf Renngeschehen zu stossen umrunden
wir das Areal, werden aber nicht fündig. Die Rennen finden am kühlen Morgen statt. Während das Vorzeigen der
Kamele weiter geht tanzt eine Gruppe Männer vor dem Zelt der lokalen VIP's. In einem eingefriedeten Bereich ist
Zubehör für Kamele zu kaufen. An den Verkaufsständen bedienen mehrheitlich Frauen mit Gesichtsmasken die aber
eher wie Brillengestelle mit Nasenschutz wirken und nicht viel verdecken. Es erinnert mich irgendwie an Batman.
Alles sehr spannend und richtig orientalisch.
In Yankul, unserem ersten geplanten Halt, gibt es nicht viel zu sehen. Wir fahren weiter für den nächsten Stop
bei den 5000 Jahre alten Gräbern von Al Alain. Da auf dem Weg auch gleich die Stätten von Bat zu sehen sein
sollen, halten wir auch dort. Obwohl UNESCO Weltkulturerbe ist nichts beschildert. Ein freundlicher junger Omani
zeigt uns den Weg. Das dann vorhandene Gelände ist so weiträumig eingezäunt das nur ansatzweise etwas zu
erkennen ist. Auf der Suche nach den Bienenkorbgräbern von Al Alain verfahren wir uns. Das Kartenmaterial und die
Beschreibung im Buch lassen zu wünschen übrig. Dank lokaler SIM-Karte und Maps finden wir dann den richtigen
Weg. Auf einem Hügel hinter einer Oase sind die Reste der Gräber in der imposanten Bergkulisse ohne Zaun und
Gebüren zu besichtigen. Zurück geht es auf die Hauptstrasse und dann in gutem Tempo bis nach Bahla. Unsere Unterkunft
ist passabel und ich nutze die Zeit um Kleider zu waschen bis der Markt wieder zum Leben erwacht. Der Souq
gegenüber dem imposanten Fort von Bahla ist dann aber entgegen der Beschreibung doch nicht so toll. Auch
hier werden die engen Läden leider von Supermärkten ausserhalb abgelöst. Schade! Wir haben noch etwas Zeit bis zum
Essen welches wir heute in einem einheimischen Lokal einnehmen wollen und kurven herum. Einerseits um eine
Möglichkeit diesbezüglich auszumachen und andererseits um auch sonst noch ein wenig von Bahla zu sehen. Das
Aussergewöhnlichste ist eine grosse Vergnügungsanlage für Kinder. Im Gegensatz zur eher einfarbigen Landschaft wirkt sie
direkt knallig bunt. Ich beschliesse bei einem als türkisch deklarierten Restaurant zu halten. Die Entscheidung scheint
goldrichtig zu sein. Es ist gut frequentiert und das von uns bestellte Shawarma schmeckt ausgezeichnet.
Shawarma ist kleinegeschnittenes, in unserem Fall, gewürztes Hühnerfleisch. Serviert mit Fladenbrot,
Kichererbsenpaste, Yoghurt- und scharfer Tomatensauce. Für 12 Franken inklusive Getränk füllen wir unsere Bäuche.
Nach Sieben sind wir schon wieder zurück im Zimmer. Spielen einige Runden Yazhee, ich schreibe Bericht und lesen
dann bis zum Lichterlöschen.
Nach einer eher lärmigen Nacht in Bahla besuchen wir dessen Fort. Ein riesiger erst kürzlich restaurierter Lehmklotz
auf einem Hügel. Wäre die Anlage nicht so imposant hätten wir es uns wohl zwei Mal überlegt hinein zu gehen. Es lohnt
sich dann doch da wir viele neue Eindrücke mitnehmen können.Als nächstes geht es etwas den gestern gefahrenen Weg
zurück zum Schloss des Scheichs von Jabrin. Einem viereckigen Bau mit zwei Türmen. Wir beginnen unseren Rundgang im
zweiten Stock. Die Etagen sind rund sieben Meter hoch. So bleibt es immer angenehm kühl in den Räumen. Auch weil ein
steter Luftzug herrscht. Die meterdicken Wände tragen das ihrige dazu bei um im Sommer die manchmal 50 Grad
Aussentemperatur zu ertragen. Das interessanteste ist die 6m² grosse Pferdekammer im ersten Stock.
Wie gut ist das Perd des Scheichs die Treppen wohl hoch und vor allem wieder hinunter gestiegen? Auf jeden Fall war es
wohl scheinbar wichtig da es so in der Nähe des Anführers sein durfte. Zurück durch Bahla nach Tanuf. Die verlassenen,
sich langsam auflösenden Lehmbauten dort die sind nicht sehr spektakulär. Die parallel verlaufende alte und neue
Wasserrinne, Falasch genannt, welche immer noch lebensnotwendiges Nass aus dem Wadi transportiert schon eher.
Nach einem Marsch ins Wadi kehren wir auf der sich an eine Felswand anschmiegende und bis zu zehn Metern
hohen neuen Rinne zum Dorf zurück. Auf dem äusseren Rand der Rinne balancierend ist uns schon etwas mulmig zumute.
Mit leichten Vorbehalten den angepriesenen und manchmal überbewerteten Sehenswürdigkeiten gegenüber geht es zum nächsten
Ziel in zehn Kilometern Entfernung. Die Überraschung ist dann gelungen. Ein moderner Empfangsbau mit integriertem Bahnhof
erwartet uns. Für den Besuch der Al Huta Höhle vereinen sich gleich zwei Raritäten in Oman. Einerseits die einzige
besuchbare Höhle und andererseits die einzige Eisenbahn im Land. Eine Schmalspurbahn von unglaublichen 300 Metern Länge
österreichischer Fabrikation. Pünktlich um zwei Uhr setzt sich der Zug im Schneckentempo für drei Minuten in Bewegung.
Die Besucher sind bunt gemischt. Omanis in ihren traditionellen Roben und einige Turisten. Nach dem letzten Schienenstück
das in einem Stollen endet sind es wenige Meter bis in die Höhle. Fotografieren ist von "Gesetzes wegen" nicht erlaubt.
Von den insgesamt 5km Länge können wir 800m besichtigen. Der Wendepunkt des gut ausgebauten Steges befindet sich an einem
See der durch seltene Regenfälle gespeist wird. Darin leben blinde Fische. "Die werden maximal 5.5cm lang und dann sterben
sie" wie unser vom Zug- zum Höhlenführer mutierter Omani in holprigem Englisch erklärt. Seine echte Freude uns die Dinge zu
erklären ist erfrischend. Auch wenn unterdessen die Batterien an seinem Laserpointer aufgeben. Er ermöglicht uns sogar
abseits der Überwachungskameras "schnell" Fotos zu machen. Genau eine Stunde später sind wir immer noch beeindruckt
von den grossen Kammern im Bahnhof zurück.
Wir kurven die Bergflanke hinauf nach Misfat al Abrin, eine Bergoase an der Flanke eines kleinen Tales.
Etliche der Lehmhäuser sind zerfallen. Schön sich im Grünen zu bewegen. Nach einem fünfminütigen Fussmarsch
durch sich windende Pfade werden wir im Old House empfangen. Die verwinkelte Anlage ist seit Grossvaters Zeiten
in Familienbesitz des uns begrüssenden Omani. Seine Angestellten sind Männer vom indischen Subkontinent.
Unsere niedrige Kammer ist sauber, das Bad befindet sich ausserhalb. Seit Monaten geniesse ich einmal wieder
eine Zigarre am Rande der unten angrenzenden Felder und kann beobachten wie ein weissbärtiger
Einheimischer einem Gastarbeiter Anweisungen gibt in welcher Abfolge die Kanäle zu öffnen sind damit alles bewässert wird.
Unser Nachtessen findet bei Vollmond auf dem Dach des Haupthauses statt. Ein kleines Büffet mit lokalen Speisen.
Das "Hotel" scheint ausgebucht zu sein. Es sind rund 20 Personen anwesend. Vornehmlich aus Europa. Schon um Acht sind wir
beim Lesen in unserer Kammer da es hier kühle 15 Grad sind und der abwechslungsreiche Tag seinen Tribut fordert.
Das Einschlafen wir einzig vom Zirpen der Grillen begleitet und wir erholen uns trotz des eher harten Lagers prächtig.
Nach gemütlichem Frühstück in der lauschigen Oaseunterkunft sind wir bereit für unsere mehrstündige Wanderung in den
Bergen. Dazu müssen wir erst ins Tal hinab um dann eine der wenigen Verbindungsstrassen zur Küste hin wieder hoch zu
fahren. Scheinbare Nebelschwaden unter uns entpuppen sich als Wolken verbrannten Abfalls wie man unzweifelat riecht. Nach einer
Dreiviertelstunde sind wir am Scheitelpunkt des Passes auf 2000 Metern Höhe angelangt. Es windet überraschend stark.
Vergleichbar dem Scheitelpunkt am St. Gotthard bei uns. Die sich erhitzende Luft über der Wüste zieht kühle Luft nach. Wer hätte
gedacht das wir hier mit Jacke bekleidet den Bergkamm entlang gehen würden. Nur einige Meter im Windschatten ist es
dafür aber schon wieder zu warm. Das Panorama Richtung Norden gegen das Meer ist fantastisch. Auch wenn dieses wegen
dem allgegenwärtigen Dunst nicht zu sehen ist. Ich mache aber die Täler aus, durch welche wir vor einigen Tagen
gefahren sind.
Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir am Ziel auf 2100 Meter. Wir rasten und ich erkunde mit dem Fernglas noch
die Gegend weit unter uns genauer. Was ich im Spass gesagt habe stellt sich als wahr heraus. Ein grünes Rechteck im
sonstigen Beige des Nirgendwo ist tatsächlich ein Fussballfeld mit Kunstrasen. Der Rückweg auf dem steinigen Terrain ist genauso
schnell geschafft. Wieder geht es mit unserem Wagen hinunter ins Tal und ins 50km entfernte Nizwa. Unterwegs ist nicht viel zu sehen.
Rasch finden wir das grosse und moderne Hotel an der Hauptachse. Es ist erst ein Uhr und noch viel zu früh für den
Besuch des Souqs. So überbrücken wir die Zeit mit Fitness- und Yogaübungen zur Entspannung und waschen unsere
Sachen.
Nach Vier sind im Handelszentrum bei den Souqs. Das erste Mal stellt sich ein Gefühl von echtem lokalen Markt ein.
Aber auch hier ist etliches im Wandel begriffen und viele der Läden bieten Touristenkrempel an oder sind leer. Immerhin ist
ansatzweise etwas vorhanden. An einem kleinen Platz trinken wir Saft und Tee und beobachten das Kommen und Gehen bis uns
der Hunger zum Essen treibt. Wir riskieren einen Querschnitt in kleinen Portionen durch die omanische Küche.
Nicht alles was wir aufgetischt bekommen findet unseren Beifall. So zum Beispiel eine Pampe aus Fleisch und
Mehl. Mit vollem Bauch setzt die Müdigkeit ein. Zwar ist noch Betrieb in den Strassen, wenn auch zu 99 Prozent
von Männern, aber nichts was uns interessieren könnte. So sind wir wie üblich nicht zu spät wieder zurück im Hotel.
Es war wieder eine laute Nacht. Im lieblosen, eher wie ein Wartesaal eingerichteten Hotel-Restaurant
gibt es Frühstück. Wir fahren östlich zu unserem Treffpunkt in 170km Entfernung. Dort sollen wir für unseren
Abstecher in die Wahiba-Wüste abgeholt werden. Wieder sind wir froh mit Maps navigieren zu können. Das Kartenmaterial ist
wirklich unzureichend. Wir halten für einen kurzen Einkauf in Ibra. Salzige und süsse Kekse, Fladenbrot und Wasser. Weiter
geht es auf der einen Seite von Bergen und zur anderen von der beginnenden Wüste begleitet. Um Ein Uhr sind wir am
vereinbarten Treffunkt neben einer kleinen Moschee in Al Wasil. Das heisst 2 Stunden zu früh, und warten bis man uns abholt.
Bis die Kontaktleute eintreffen parken wir im Schatten eines Baumes und ich packe das Mitzunehmende in meinen Rucksack.
Unterdessen sind es etliche Wagen geworden. An den Geländefahrzeugen welche mit können wird der Luftdruck in den Reifen für
die Fahrt im Sand gesenkt. Wir laden unser Gepäck um. Schon nach einigen Häusern beginnt die Wüste. Es ist leicht bewölkt
und sehr windig. Interessant die Dünen so zu erleben. Eine halbe Stunde später sind wir dank erstaunlich flottem Tempo
im Camp. Palmwedelhütten mit einfachen Betten, ein Gemeinschaftsbad und sogar Duschen sind vorhanden. Strom gibt es
keinen und das ist auch gut so. Einfach ist besser. Kurz abgeladen und installiert und schon fahren wir etwas weiter
in die Dünen für den Sonnenuntergang. Immer noch bläst ein zügiger Wind. Ich schiesse etliche Fotos um die Stimmung
der Landschaft einzufangen. Nachdem die Sonne vom leider immer noch leicht bewölkten Himmel verschwunden ist wird
auf einem kleinen Feuer Kaffee in einer Schnabelkanne gebrüht und Datteln gereicht. In der Dunkelheit fahren wir zurück zum Camp.
Unser Abendessen besteht aus einem einfachen Büffet. Ein Gemüseeintopf schmeckt uns ganz besonders. Beim Essen
lernen wir die Leute näher kennen. Scott aus Colorado der in Saudi Arabien unterrichtet. Karin aus Deutschland
arbeitet schon zehn Jahre in Muscat als Anästhesistin. Ein älteres unterhaltsames Paar aus Irland ist da und Leute
aus den Staaten und einige Deutsche. Am Lagerfeuer trinken wir Tee und unterhalten uns weiter. Ich liege dann
noch etwas abseits auf dem Rücken und schaue in die Sterne am nun aufgeklarten Nachthimmel. Der Vollmond überstrahlt
diese aber und so kann ich die Milchstrasse nicht erkennen. Ganz im Rhytmus wie bisher sind wir früh in
unserer Hütte beim Lesen und geniessen die Ruhe der Abgeschiedenheit.
Nach dem Morgenessen kann ein kurzer Ritt auf dem Kamel gemacht werden. Ich will zwar erst nicht in Turistenmanier
ausgeführt werden, mache es aber dann doch. Wer weiss ob sich die Gelegenheit jemals wieder bietet. Um halb Elf Uhr
laden wir unser Gepäck aus der Wüste zurück in den PKW um. Ich bin heute an der Reihe mit fahren. Weiter geht es
östlich entlang den Bergen. In diese biegen wir nach dreissig Kilometer ab um das Wadi Bani Kahlid zu bestaunen.
Das Wort bringt den Kontrast von Knappheit und üppgem Leben auf den Punkt. Am Ende der 25km bergauf und bergab durch
nackte Berge parken wir. Links und rechts umgeben von Terassen mit Palmhainen. Der kurze Fussmarsch bringt uns an
einen Wasserspeicher mit kleinen Fischen. Ein richtiges Paradies in Mitten der Einöde. Trotz des hier heute
geltenden Sonntages, Freitag ist Samstag und Samstag ist Sonntag, sind noch nicht viele Leute anwesend. Wie die
Einrichtung erahnen lässt scheint es insbesondere im Sommer sehr betriebsam zu sein. Nach dem Wasserspeicher verengt
sich das Tal und es wirkt beinahe als wären wir im Tessin an der Maggia. In den dort gelegenen Becken vergnügen
sich natürlich nur Männer im Wasser. Zurück am grossen Speicher halten wir unsere Füsse ins ins Nass und bekommen
von den kleinen Fischen eine Pedicure. Sie knabbern uns die Hautschuppen von den Füssen. Ich hätte nie geglaubt
das ich noch so kitzlig bin. Zum Glück gewöhnt man sich daran. Erst als auch noch ein Blutegel sich am Mal beteiligen
will ziehen wir unsere Füsse aus dem Wasser. Obwohl wir uns schon an das grau-braun der Landschaft gewöhnt haben
geniessen wir das Wasser und das uns umgebende Grün. Die Heimat prägt eben doch.
Auf nach Al Ashkahrah ans Meer. Die nächsten 130km werden lang und öde. Man könnte zwar noch das eine oder andere Fort und
alte Haus ansehen, dies wäre dann aber irgendwie nur weiterer Lehmklotz auf der Liste. Wir freuen uns zu früh als
wir in Al Ashkahrah selbst ankommen. Das Hotel liegt 15km weiter südlich. Wir schaffen auch diese noch und werden mit
einer schönen Aussicht aus dem Zimmer auf einen langen menschenleeren Strand belohnt. Nach einem kurzen Bad meinerseits wandern
wir der Küste entlang gegen Süden und foppen die bei Ebbe sichtbaren Schnecken und Einsiedlerkrebse. Im Hotel scheint momentan
den wenigen Gästen nach nicht viel los zu sein und so freuen wir uns auf eine weitere ruhige Nacht.
Das Rauschen der Brandung hat die Nacht begleitet. Nach dem Frühstück erkunden wir den Strand gegen Norden.
Es gibt hier ja sonst nicht viel zu tun. Im Gegensatz zu gestern ist das Meer heute grün. Ein anwesender Franzose
meint es sei vom Plankton. Wenn sich die Wellen nachts überschlagen leuchte es grün. Dem werden wir nachgehen.
Irgendwie scheint es die Friedhofsküste zu sein. Beim Hotelempfang liegen Reste eines Walskelettes, am Strand
etliche Überreste von Langusten und Fischen. Sogar ein toter Delfin wurde scheinbar vor etlicher Zeit angespühlt!
Wir fahren der Küste entlang nach Norden. Zur Linken die beigen Dünen, zur Rechten das Meer in Azur. In
anderthalb Stunden durchqueren wir so einige Fischerdörfer und halten zwischendurch für Fotos. Am Ortseingang
von Ras al Hadd tanken wir und kaufen uns einen Becher Eis. Das Hotel liegt ausserhalb auf einer Landzunge die
eine Lagune abtrennt. Da es hier Jetskis zu mieten gibt, möchten wir dies heute Nachmittag einmal versuchen. Beim Verzehr
des Glace am Strand verwerfen wir unseren Plan da der starke Wind und hohe Wellen das Fahren kaum möglich machen.
In der rückwärtig gelegenen Lagune darf nicht gefahren werden. Das Alternativprogamm lautet Wäsche waschen und um die
Landzunge spazieren. Was wir auch machen. Der Wind ist wirklich stark und der Sand tief. So haben wir auch gleich das
Fitnessprogramm inbegriffen. Bis zum Nachtessen in einem weiteren kahlen Speisesaal spielen und lesen wir. Um Acht
brechen wir auf nach Ras al Jinz ins Schildkrötenresesvat. Die zwanzig Mitunten Fahrt lassen meine Reisegefährtin
leicht schwitzen und nervös werden. Im Dunkeln sind die unzähligen schlecht sichtbaren Bremsschwellen eine Herausforderung
die es unbeschadet zu überstehen gilt.
Es warten schon viele Schaulustige im erstaunlich grossen Empfangskomplex. Die meisten sind Turisten. Vor Neun dürfen wir
zu Fuss an den 1km entfernten Strand. Unterwegs stossen wir auf eine verirrte Babyschildkröte. Einer der beiden Führer
nimmt sie mit zum Strand. Dort macht sich eine über hundert Kilo schwere grüne Schildkröte auf den Rückweg ins Wasser.
Die letzte Anstrengung nach der schon erschöpfenden Eiablage. Wärend unser einheimischer Führer über die Tiere referiert
schafft sie es endlich in der See zu verschwinden. In kurzer Distanz gräbt eine andere das Loch für ihr Gelege. Wir
müssen etwas warten weil wir nicht stören sollten. So kauere ich mit der Kaputze über dem Kopf im Sand und lausche
dem Donnern der Wellen an den Strand. Wer weiss wann ich diese unendliche Geräusch wieder so intensiv wahr nehmen werde.
Als das Loch gegraben ist dürfen wir in kleinen Gruppen die Eiabgabe beobachten. Irgendwie macht mich das verlegen. Als würden
man im Gebärzimmer bei fremden Leuten dabei sein. Da sich wegen der Nebensaison nicht viele Schildkröten am Strand tummeln
spazieren wir nach eineinhalb Stunden zurück und sind um Elf im im Hotel.
Jetski fahren ist nicht. Die äusseren Voraussetzungen stimmen zwar aber der Wille ist schwach. Nicht unserer, sondern
jener der zuständigen Einheimischen. Bei ruhiger See sind wir um 9.15 Uhr am Strand wo die Gefährte aufgereiht stehen.
Da niemand zu sehen ist schaue ich einmal in die Hütte nebenan. Scheinbar störe ich beim Frühstück. Na, sollen sie das
in Ruhe essen können. Nach 15 Minuten regt sich noch nichts. SMSen ist eben wichtiger wie ich feststelle. Nach noch einmal
zehn Minuten schlurft uns einer mit Block bewaffnet entgegen und möchte unsere Pässe sehen. Sicherlich schleppen wir unsere
ganzen Dokumente zum Jetskifahren an den Strand. An der Hotelreception wurde uns gesagt, alles sei ganz easy. Nun wird
telefoniert. Nach einigen Minuten darf ich mit dem Chef der Vermietung am Telefon sprechen. Er versichert mir, wir sollen
einfach den Zettel ausfüllen und es hätte seine Ordnung so. Das selbe will er zudem versuchen seinen Mitarbeitern verständlich
machen. Weitere zehn Minuten verstreichen und noch sind keine Anstalten zu erkennen mit uns ins Geschäft zu kommen. Wir
entscheiden uns zu verzichten. Das Meer und der Strand sind immer noch perfekt und ich habe mein Badezeug an. So gehe
ich halt unmotorisiert ins Wasser. Auch gut.
Das vorletzte Reiseziel ist Sur. Eine grössere Stadt in 45km Entfernung. Schön wähtrend des Fahrens auf einer Seite das Meer zu
haben.Die Kargheit des Landes ist wirklich extrem. Schnell sind wir in Sur und das Hotel bezogen. Hungrig suchen wir ein
Restaurant und enden in Hühner-Imbiss. Das Essen ist ok. Mal sehen was die Stadt an Sehenswürdigkeiten bietet. Das Marinemuseum
ist auch nach längerem Suchen nicht zu finden. Forts kennen wir, aber die Werft wo Dhaus gezimmert werden wäre interessant
zu sehen und etwas Neues. Wir haben Glück. Trotz allgemeiner Mittagspause wird in einem Areal gesägt und gehämmert. Ein gut
zwanzig Meter langer Holzrumpf liegt auf Stapel. Ich steige hoch und dort sitzen Drei auf einem Balken den sie mit dem
Stechbeitel abrichten. Auf meine Frage ob ich ins Innere sehen könne, wird in typischer indischer Manier mit dem Kopf gewackelt.
Heisst wohl Ja. Das Deck ist im Aufbau, innen noch alles roh. Alles ist recht einfach was die Hilfsmittel betrifft und Handwerk
im warsten Sinne des Wortes. Wie es scheint wird dies mein Highlight des Tages werden.
Wieder wird es wie Spätnachmittags üblich windig und der Dunst nimmt stark zu. Scheinbar herrscht auch hier eine Art Winter.
Es ist wohl unser Rhytmus. Wir sitzen wieder um Sieben beim Frühstück. Um Acht nehmen wir die letzte Wegstrecke in Oman in
Angriff. Starker Dunst liegt immer noch über der Lanschaft. Auf dem Weg in die Hauptstadt wollen wir noch an einigen Punkten halten.
Der erste ist das Wadi al Shab. Ein enges Tal das zur Küste hin die Berge durchschneidet. Die Strasse welche am Talende zwei
Dorfteile verbindet staut das Wasser aus dem Tal auf und so muss man um das selbiges zu erkunden erst mit dem Boot 50 Meter
übersetzen. Ein willkommener Verdienst für die Einheimischen. So "früh" am Morgen ist noch nichts los und wir sind die Einzigen
unterwegs. Unsere Sinne freuen sich am Grün dank des Wassers sowie dem Singen der Vögel. Dreiviertel Stunden geht es über Stock und
Stein die Schlucht hinauf. Man kann sich bildlich vorstellen wie schon in der Vergangenheit die überhängenden Felsen als
Unterschlupf und das lebensspendende Nass in der trockenen Gegend genutzt wurden. Gegen das obere Ende hin könnte man schwimmend
einen kleinen Wasserfall erreichen. Wir wandern aber an der Flanke des Tales über teilweise schmale Felsbänder bis zur nächsten Pflanzung
weiter, bevor wir umkehren. An einem kleinen Becken an dem wir schon beim Aufstieg vorbeigekommen sind, halten wir unsere
Füsse ins Wasser und wollen sehen ob die Fische auch hier daran knabbern. Das geschieht jedoch nur vereinzelt und sehr zaghaft. Zwei
Stunden später wieder bei den Booten trinken wir etwas und geniessen noch einmal die Idylle dieses Platzes.
Unser nächster Halt soll der White Beach sein. Darum zweigen wir beim Dorf Fins erneut von der Autobahn ab und stehen kurz darauf
an beeindruckenden Kalksteinklippen. Für den Strand müssten wir entlang der Klippen drei Kilometer Schotterstrasse fahren.
Ins Meer zum Baden wollen wir jedoch nicht, also sparen wir uns das Geholpere und verfolgen die Hauptrichtung. Nach zehn Minuten
entlang der Küste weiter gegen Muscat zu sind wir am Loch von Bimma. Einem eingestürztenTeil eines ehemaligen unterirdischen Flusslaufes
der mit Süsswasser gefüllt ist. Heutzutage wird es von Turisten für eine Abkühlung und allgemein als Ausflugsziel genutzt. Wir steigen
die hohen Tritte der Treppe hinunter um uns das von Nahme anzusehen. Baden tun wir auch hier nicht. Man könnte, muss aber nicht, nur
weil es in jedem Reiseführer steht. Nach diesem letzten Abstecher sind wir nun endgültig auf
dem Weg in die Hauptstadt. Durch das kahle Gebirge erreichen wir die Vororte in einer Stunde. Dank allgemeiner Mittagspause
ist auch der Weg ins Zentrum von Mutrah kein Problem. Mit 5 Rial tanken wir genau Dreiviertel voll. So wie wir den Wagen
übernommen haben. Unser Hotel ist eher der simplen Art, dafür zentral am Hafen gelegen und unweit des Souqs. Draussen Ankern die
zwei riesigen Yachten des Sultans. Weshalb das es zwei sein müssen, wissen wir nicht. Wir essen und trinken etwas und warten dann eine Stunde
bis um sechs Uhr jemand für Rücknahme des Mietwagens erscheint. Die Abgabe ist schnell abgewickelt. Wir haben zum Glück auch
keinerlei Vorfall zu vermelden.
Die Tageszeit ist ideal für einen Besuch des Marktes. Endlich entspricht er dem orientalischen Treiben welches wir in unseren
Köpfen haben. Es herrscht ein reges Treiben und die Luft ist geschwängert von Weihrauch, Mhyrre und und den schwülstigen
Düften der verkauften Parfüms. Die Hauptgassen sind augenscheinlich eher mit Dingen für Turisten ausgestattet. In den Seitengassen findet
sich dann das Allerlei was man für das tägliche Leben benötigt. Ganz erstaunlich sind die Gassenzüge mit Schmuck. Silber, aber
hauptsächlich Gold und Edelsteine für Millionen hängen bescheiden geschützt in den Auslagen. Bei Ladenschluss wird alles mit
Blechtüren und Vorhängeschlössern gesichert. Es ist zugegebenermassen auch schwer hier Rammbockeinbrüche zu tätigen wo schon ein
Roller quer kaum Platz hat. Erfreulich zu sehen wie viel Frauen unterwegs sind. Auch und natürlich vor allem in den Schmuckläden.
Ich frage nach was eines der ausgestellten Hochzeitsgehänge kostet. Verhandlungsbasis sind 15'000 Euro. Danke für die Auskunft.
Wieder an der frischen Luft genehmigen wir uns Shwarma mit einem Saft und beobachten vergnügt und noch bis spät abends
das Kommen und Gehen am Platz.
Ein wenig Bewegung tut gut. Wir gehen entlang der üppig bepflanzten Promenade in Richtung Old Muscat. Um diese
Tageszeit, heisst neun Uhr, ist die Temperatur noch angenehm. Zudem ist der grosszügige Gehweg gut beschattet. Nach
geschätzten eineinhalb Kilometern erreichen wir einen Vergnügungspark bei dem auf einem angrenzenden Hügel ein überdimensionaler
Weihrauchbrenner in Beton steht. Von dort oben kann man sicher gut das Zentrum von Mutrah samt Hafen ablichten. Leider ist die
Rampe verschlossen und wir müssen darauf verzichten. Die Pflege des Grüns und der riesigen mit Petunien bepflanzten Beete
braucht Pflege und so sind alle paar Meter Arbeiter mit Giessen und Schneiden beschäftigt. Nach etwa einem weiteren
Kilometer gelangen wir durch ein grosses Torgebäude in ein sehr aufgeräumtes Viertel ohne jegliche Geschäfte. Kurz darauf geht
es durch ein weiteres Tor und danach links durch einen zweispurigen Tunnel mit Türen in einem Hügel. Wir durchqueren
diesen, spazieren weiter und stehen zu unserer Überraschung unvermittelt auf der wasserseitigen Front des
Sultanpalastes. Ungeahnt sind wir im Diplomaten- und Regierungsviertel gelandet was unschwer an den eher noblen Karossen die
herumstehen zu erkennen ist. Scheinbar weilt der Sultan aber lieber in Seeb als hier. Dieser alte Palast dient repräsentativen
Zwecken. Sehr spannend ist es insgesamt nicht und wir machen uns auf den Rückweg. Diesmal gezielter den Schatten suchend da es
nun deutlich wärmer ist. Dankbar gelangen wir nach zwei Stunden zur Front des Souqs in Mutrah in der Nähe unseres Hotels
wo wir uns an frisch gepresstem Saft stärken.
Während der Nacht hat ein Kreuzfahrtschiff angelegt. Ununterbrochen halten nun Busse und Cars mit Turisten welche in
Gruppen in den Souq strömen. Wir haben unsere Kleinigkeiten glücklicherweise bereits gestern gekauft. Der Betreiber des Lokals in dem
wir sitzen ist sehr geschäftstüchtig und weiss genau wie er die Landgänger in seinen Laden lenken muss. Manchmal grenzt
es beinahe ein wenig an Nötigung der belustigenden Art. Wir harren lange im Lokal die abwechslungsreiche Szenerie beobachtend aus,
auch um unsere Beine auszuruhen bevor wir noch etwas in die Gassen des Souqs eintauchen.
Den Nachmittag verbringen wir beim Würfeln und Lesen draussen. Uns fehlt der Antrieb noch alles Erdenkliche anzusehen um ja
möglichst viel ablichten zu können. Wie heisst es doch treffend. Die Leute machen das Land aus. Und genau diese in
ihrem geschäftigen Umfeld zu beobachten macht am meisten Spass.
Den letzten Morgen hängen wir nach dem Packen wortwörtlich noch am hafenseitigen Zugang zum Souq ab. Noch einmal beobachten wir das Treiben. Überpünktlich ist unser Fahrer für den Transfer zum Flughafen in der Hotellobby. Wie sich herausstellt ist er sogar derjenige welcher die Reise für uns zusammengestellt hat. Während der halbstündigen Fahrt quer durch die Hauptstadt zum Flughafen erfragen wir noch einige Sachen die uns interessieren. Das Einchecken verläuft reibungslos. Im Gedanken an den Nebel zu Hause lasse ich mich beim Besteigen des Flügzeuges über die Treppe noch einmal gerne von der Sonne blenden. Der Flug verläuft ruhig. Es sind nur etwa die Hälfte aller Plätze besetzt. Die Zeit vertreibe ich mir mit drei Filmen was dann aber auch reicht. Die Augen beginnen langsam zu brennen. Nach sechseinhalb Stunden setzen wir im kalten Zürich auf. Mein vor den Ferien gekaufter Koffer hat den Heimweg nicht so unbeschadet wie wir überstanden. Ein Rad ist samt Schalenteil abgerissen. Also darf ich einen Abstecher zu Swissport für die Schadensaufnahme machen. Dann steht nichts mehr im Weg meine Tochter in die Arme zu schliessen die mich schon sehnlichst am Ausgang erwartet.