Unsere Reiseroute in Rot
Nach 6 Stunden vom Flug leicht betäubt suchen wir erst einen Ort wo geraucht werden kann. Die einzige Gelegenheit sind 10 unbelüftete Quadratmeter, wo sich bei dem Gedränge eigentlich noch die Zigaretten sparen liessen. Hineinstehen würde für Yvonne schon reichen! Später findet sich eine bessere Möglichkeit, aber zu einem Minimalkonsum von 8 Franken pro Person. Nun sind es nur noch drei Stunden Wartezeit bis zum acht Stunden Flug nach Jakarta.
Das noble Zimmer am Rand des Flughafens von Jakarta können wir
lange wach geniessen. Weil uns der Jetlag nur etwa 2 Stunden schlafen lässt.
Der unnötig. Später nach dem üppigen Morgenessen in Form eines
Toastes stehen wir um Sieben wieder am Flughafen. Immerhin sind heute nur zwei
Stunden in der Luft zu bewältigen, und so erreichen wir mit halbstündiger
Verspätung Makassar auf Sulawesi.
unnötigen Ticketausgaben gleich
jetzt. Das Mieten eines Wagen ist schwierig. Ohne Fahrer geht kurzfristig nicht.
Also kosten uns der Van, Fahrer Umar und das Benzin 55 Franken am Tag. Alles
ohne Kilometerbegrenzung. Um Drei fahren wir los. Umar erklärt uns dabei
einiges über das Land und die Leute. Bei einem Halt zur Verköstigung
der landestypischen Spezialitäten muss Yvonne noch für ein Foto mit
Einheimischen die sich mit einer weissen Frau ablichten lassen wollen posieren.
Nach Anbruch der Dunkelheit kommen wir in der von uns gewählten Unterkunft an.
Der Preis ist für das gebotene zu hoch. Immerhin können wir diesen
drücken und schlagen so unser Nachtessen heraus. Für ein Weitersuchen
ist das Angebot nicht vorhanden und wir zu müde. Bei gesamthaft fünf
Stunden Schlaf in 48 Stunden auch kein Wunder!
Morgen sollen wir die Gelegenheit ergreifen und entgegen unserer Pläne
den Strand eine Begräbniszeremonie in den Bergen besuchen.
Schon die Nacht hat es geregnet und die tut es auch bei unserer Abfahrt nach Acht.
Noch immer sind wir nicht ganz auf lokale Zeit eingestellt und entsprechend wenig
haben wir geschlafen.
Bevor wir die Berge hinauf kurven sieht die Landschaft noch einmal wie gestern aus.
Scheinbar endlose Strassendörfer welche manchmal von den dahinter liegenden
Reisfeldern durchbrochen werden. Dann beginnt die Umgebung welche uns mehr,
wahrscheinlich weil von daheim gewohnt, entspricht. Eine Art Appenzell im Tropenformat.
Bei einem kurzen Halt geniessen wir die Aussicht und unsere erste Schlangenfrucht.
Im Land der Toraja angekommen laden wir noch Jussip auf, welcher uns zur Bestattungszeremonie
Einheimischer begleiten wird auf. Entlang der Nebenstrasse durch die Berge halten wir
öfters um die typischen Torajahäuser mit den hochgereckten Giebelenden zu
fotografieren. In den Mulden dazwischen gehen die Bauern der Reisernte nach. Mit
dem Wetter haben wir Glück. Seit wir auf rund tausend Metern Höhe angekommen
sind, scheint die Sonne.
Nach fünf Stunden seit unserem Aufbruch erreichen wir irgendwo im Hinterland
die Begräbniszerremonie. Zu unserer Beruhigung erfahren wir von Jussip, dass das
eigentliche Schlachten der Opfertiere schon vorüber ist. Die letzten der 20
Büffel werden gerade noch zerteilt. Die Szene aus Tierteilen, Innereien und dem
unverdauten Mageninhalt welcher herumliegt wirkt beinahe schon unwirklich, aber
der Geruch hält uns in der Gegenwart. Um nicht allzu fest als fremde Eindringlinge
zu wirken und unsere Mägen zu beruhigen werden wir erst der Familie vorgestellt.
Nach kurzer Einführung und Reichung von Kaffee und Kuchen überreichen wir
unser Gastgeschenk. Unsere Beklemmung und die Zurückhaltung der Trauerfamilie
weicht langsam. Einzig das Abhacken der Hörner an den Büffelköpfen
später an den Dachstäder genalgelt. Was Yvonne die Gerüche stören,
sind bei mir das dauernde Zerlegen der Tiere. Zum Glück sprechen einige Anwesende
etwas Englisch was uns hilft dass das Gegenübersitzen nicht allzu peinlich wird.
Dann werden wir sogar aufgefordert für mit ihnen zu posieren.
Wir unterbrechen die Unterhaltung höflich um uns noch einiges erklären
zu lassen. Morgen findet erst die richtige Bestattung statt. Die Tote wurde wie
öfters praktiziert mit Hilfe von Chemie haltbar gemacht bis die Familie alle Vorbereitungen
getroffen oder genug Geld beisammen hat. Sie ruht nun auf einem separat erstellten
Anbau am Haus. Auch sonst wurde zur Verköstigung der mehren hundert Anwesenden
Provisorische Hütten erstellt. Die ganze Feier dauert insgesamt drei Tage.
Doch mit dem Beschreiten der Szene realisieren wir wieder richtig was sich um uns
abspielt. Während die Fleischstücke für wohltätige Zwecke
an die Anwesenden versteigert werden, benötigen wir je länger je mehr
eine Auszeit. Jedoch sollten wir uns vorher noch von der Familie verabschieden.
Dabei muss der Gastgeber Yvonne aber noch dringend seine Bilder der Schlachtung
zeigen. Sie wirkt sehr begeistert! Es wird immer noch munter weitergehackt.
Mit dem Versprechen Schokolade und die gemachten Bilder zu schicken werden wir
entlassen.
An der Strasse beim Auto kommen wir wieder etwas auf den Boden zurück. Wir
hätten uns vorher selbst kaum zugetraut einer solchen Szene beizuwohnen,
aber manchmal ist man härter im Nehmen als man denkt. Auf dem Weg zur Unterkunft
setzt auch hier in den Bergen der Regen ein.
Unser "Taxi" holt uns um Neun bei Sonnenschein ab. Wir wollen in
gemächlichem Tempo die alten Grabstätten der Toraja abklappern.
Als erstes biegen wir in ein Seitental nach Londa ab. An einer senkrechten
Karstwand sind entsprechend der sozialen Stellung die Holzsärge
auf verschieden Höhen angeordnet. In der sich am Fuss befindenden
Höhlen die niederen Sippen, zuoberst die Noblesse. Etwa 30 Meter
über Boden. Die Leibeigenen wurden wohl sonstwo vergraben. Die
Ansammlung von Bestattungen über Jahrhunderte zeigt sich durch
blanke Schädel bis Särge die etwa vierzig Jahre alt
sind. Yvonne wird vom kurz gemieteten Führer aufgefordert mit
Schädeln zu posieren. Der Einheimische hatte wohl zuviele einfältige
Touristen! Einfach so würden wir das aus Respekt vor der Kultur nicht tun.
Weiter in Lemo sehen wir Gräber in Felsnischen welche von
ihren hölzernen Abbildern bewacht werden. Beim Rundgang kommen
wir an Buden vorbei welche von den Besitzlosen bewohnt werden. Hier ihr
Badezimmer im Feld. Obwohl offiziell einer Demokratie angehörend,
sind im Land der Toraja die alten Feudalstrukturen noch kaum verändert
vorhanden. 70% besitzen nichts und dienen den Landbesitzern wie Leibeigene,
die anderen gliedern sich grob in drei Kasten mit den Fürsten zuoberst.
Der Sklavenhandel wurde erst vor hundert Jahren abgeschafft. Je reicher der
Landherren, desto mehr Reisspeicher stehen auf seinem Sitz.
In Buntu steht in einem Bambushain ein alter Baum in welchen in
herausgehauenen Nischen nur die noch zahnlosen Kinder beigesetzt wurden.
Diese Nischen wurden mit Bambusdeckeln versiegelt. Im Verlauf der
Zeit schloss der Baum seine Wunde wieder und die Kinder gingen so
in den Kreislauf zurück. Für mich ein schöner Brauch,
wie die Kinder wieder in den Schoss der Natur zurückkehren.
Zum Abschluss folgen noch einmal eine offene Höhle mit
Holzsärgen und vielen Knochen und danach in kurzer Distanz die
"Königswand" wo die Fürsten in ausgemeisselten Nischen in einer
hohen Kalksteinwand noch heute begraben werden.
Immer mehr wird uns klar das unter der vermeindlich christlichen
Fassade beinahe intakte Toraja Traditionen lebensbestimmend sind.
Nur werden die meisten nicht mehr direkt an den Felswänden
beerdigt, sondern in Grabhäusern in deren Nähe. Alle
Handlungen darum herum entsprechen den uralten Traditionen. An der
Bestattung eines Fürsten vor zwölf Jahren waren mehrere
tausend Gäste geladen. Die Zeremonie dauerte eine Woche. Man stelle
sich das Gemetzel an Opfertieren vor wenn am Anlass dem wir beiwohnten schon
20 Büffel geschlachtet wurden. Wohl kein einfacher Anblick für
ungewöhnte Gemüter!
Wir haben hier genug Totenkult gesehen und holpern auf Nebenstrassen unserer
Unterkunft entgegen. Auch das Schütteln reicht allmählich.
Kurz vor dem Hotel steigen wir für das Nachtessen aus und
verabschieden uns von Umar. Danach kaum im Zimmer angekommen beginnt
es wieder wie aus Eimern zu schütten. Wir feiern noch ein
wenig meinen 44 Geburtstag.
Wir sind im südlichsten Zipfel Sulawesis im Badeort
Bira angelangt. Dies in zwei Tagen und nach etwa vierzehn Stunden
Fahrt. Hier ein Bericht der im Vergleich zum Toraja-Land
vergleichsweise öden Tage:
Bei gutem Wetter verlassen wir Rantepao Richtung Süden. Der
engen sich durch die Berge windenenden Hauptstrasse folgen wir gegen
Süden. Die uns bereits vertrauten hochgezogenen Giebel der Häuser
werden immer weniger, bis wir vor dem Passieren des Bogens welcher die
Provinzgrenze markiert schliesslich gar keine mehr sehen. Noch lange
bleibt uns die kurvenreiche Strasse und die Berge erhalten. Bis ins Flache
reisen wir auf der selben Strecke zurück, welche wir gekommen sind.
Etwa vier Stunden nach Abreise wenden wir uns nach Osten gegen Sengkang.
Aber bevor wir dort ankommen geht es nun mehrheitlich durch von Reisfeldern
geprägte Ebenen. Gut weitere drei Stunden später sind
wir in da.
Wenig nach dem Ortseingang biegen wir in eine Nebenstrasse ab um die
hiesige Seidenweberei zu sehen. Unter einem Grossen Holzhaus sitzen
drei junge Mädchen an Webstühlen und das gleichförmige
Klacken verrät konzentrierte Arbeit an den Arbeitsgeräten.
Eine webt einfarbig blau, die anderen Wechseln manchmal Braun gegen Weiss
in den Schiffchen um Streifen auszubilden. Die Arbeit wird von einer
speckigen Alten auf einer Rattanliege beaufsichtigt. Gegenüber
sind die Produkte zum Verkauf ausgelegt.
Im Hotel angekommen sind wir zum ersten Mal zufrieden mit der
Sauberkeit. Aber man soll den Abend nicht vor dem Morgen loben.
Endlich können wir gegenüber unseres Hotels auf das
Internet zugreifen und Mails lesen. Bis zur Dämmerung durchstreifen
wir noch den grossen Markt der an einem seichten Binnensee gelegenen Stadt.
Ich kaufe mir ein Paar Riemenlatschen und Yvonne versucht sich mit den hiesigen
Gepflogenheiten vertraut zu machen. Da wegen Feiertag das Hotelrestaurant
geschlossen ist, essen wir Nudeln aus dem Becher. Tauchsieder sei Dank.
Auch heute fahren wir wie gewohnt um acht Uhr ab. Einen Wecker haben
wir nicht gebraucht. Der Muhezzin um drei war noch zu überhören,
aber der Hahn gegenüber im Dachgeschoss um Fünf nicht mehr! Auch
auf das spärliche Morgenessen können wir verzichten. Die
Fahrt ist kurzweilig und die hügelige Landschaft abwechslungsreich.
Dem auch hier im Land der Muslime stattfinden Feiertag und Wochenende gemäss
ist wenig Verkehr. Sind Menschenansammlungen zu erkennen, dann nur aus folgenden
drei Gründen. Der vielersorts abgehaltene Markt ist an den Mopeds und
Kleinbussen in Haufen auszumachen. Eine weisse Flagge am Strassenrand signalisiert
einen Toten in einem Haus und Zelte mit Bestuhlung und Musik zeugen von einer Hochzeit.
Das letzte Wegstück verlang uns mit den tausend Schlaglöchern noch
einmal Geduld ab. Endlich neigt sich die Strasse hinunter nach Bira. Wir fragen
in einigen Unterkünften nach den Preisen, schliesslich wollen wir diesmal
etwas Nettes bewohnen. Auf Anraten unseres Fahrers landen wir dann etwa einen
Kilometer weg vom Treiben am anderen Ende des Strandes in einer einsamen kleinen
Anlage mit vier Bungalows. Nicht sehr preiswert, aber wir wollen uns das
gönnen. Ich kann dem weissen Sandstrand und den Wellen nicht
widerstehen und stürze mich zum ersten Mal in den Ferien in die Fluten.
Der heutige Tag verläuft entspannt und aufreibend zugleich.
Einerseits haben wir kein grosses Programm geplant, andererseits
müssen wir dringend noch eine Unterkunft auf Bali
organisieren. Zu unserem Glück ist in einem der Bungalows ein
Holländer anwesend, welcher in Bali ein Reisebüro
betreibt. Er gibt uns etliche Ratschläge und seine Karte.
Überhaupt bekommen wir endlich einige grundlegende Infos zum
Fortkommen in Indonesien, was unsere Reisepläne ziemlich auf
den Kopf stellt!
Wir brechen wegen der Ebbe um Neun zum Strandspaziergang auf. Sonst kann
man den Kilometer bis an das andere Ende nicht begehen, da einige Klippen
bei Flut umspühlt werden. Der feine weisse Sand ist menschenleer.
Nicht einmal am eigentlichen Bira-Beach ist jemand auszumachen.
Während des Gehens mache ich die ersten Anrufversuche. Nun
gilt es auf Antwort zu warten. Eine Stunde später sind wir von
unserer entlegenen Ecke an der Promenade in Bira angelangt. Auch hier
ist tote Hose. Somit können wir immerhin mühelos den
einzigen Internetzugang im Ort für mein Homepageupdate und
Mailabruf nutzen. Wie ich feststelle werden die Gästebucheinträge
nicht mehr übernommen, aber wir können sie lesen.
Ich rufe den Kontakt erneut an und erreiche die richtige Person.
Wie schon lange befürchtet ist dort über Neujahr die
Hölle los. Einzig in Candi Dasa ist noch etwas frei. Zwei
Stunden vom Flughafen entfernt. Zudem muss bei Verbleib über
den Sylvester in den bessern Unterkünften noch am Dinner
teilgenommen werden was mit siebzig Franken zu Buche schlägt.
Pro Person wohlgemerkt! Wir buchen mangels Alternative. Wie auch
erfahren ist das Selbstfahren von Bali nach Jakarta devinitiv nicht
möglich. Der ÖV ebenso umständlich wie immer zu bewältigen.
Also lautet der momentane Plan Bali mit einem gemietetem Fahrzeug zu umrunden.
Mit dem Schiff nach Lombok übersetzen und weitersehen. Möglicherweise
per Flugzeug bis Surabaya fliegen. Weiter mit Mietwagen inklusive
"Kindermädchen" auf den Vulkan Bromo und bis Yogyakarta. Zum Schluss
mit der Bahn in sieben Stunden zurück in die Hauptstadt für
den Heimflug da für die selbe Strecke mit dem Auto rund zwei Tage
nötig sind. Davon Einen im Verkehr um Jakarta!
Noch einmal geniessen wir den beinahe perfekten Strand mit einem Bad.
Wer weiss was uns sonst noch in diesem Land erwartet. Auf alle
Fälle ist unser Budget zur Zeit arg strapaziert.
Wir entschliessen uns schon am 28. nach Makassar zurück zu fahren.
Da uns sonst am 29. ein stundenlanger Marathon bevorstände. Noch einmal
verinnerlichen wir den Anblick des Strandes vor dem Aufbruch. So ruhig und
einsam wird es wohl kaum mehr werden. Zudem steht uns wie wir wissen zuerst
die selbe Rumpelpiste wie auf dem Hinweg bevor.
Nach einer halben Stunde halten wir um den traditionellen Schiffbau der
Einheimischen zu bestaunen. Was die Jungs hier zusammenzimmern konnten
wir schon gestern im Hafen von Bira ansatzweise erahnen. Dort sprach ich
mit einem Spanier welcher schon das sechste Schiff bauen lässt und dort
für den Innenausbau ankert. Am Strand von Tanah Beru werden Schiffe
aller Grössen gezimmert. Die grossen für Europäer, meist
für Tauch- oder Touristenfahrten. Das Grösste misst sicher über
fünfzig Meter Länge. So wenig die Leute eine Ahnung vom Umgang mit
Stein und Zement haben, so viel verstehen sie vom Holzbau. Manche Rümpfe
werden ohne Schrauben noch mit Zapfen gefertigt. Ich kann ohne Probleme die
Rohbauten besteigen und mich umsehen. Keiner stört sich daran. Einzig ein
"Hello Mister" ist manchmal zu hören. Einer hätte gern eine
Zigarette von mir. Ich bin abgesehen von gelegentlichen Zigarren leider Nichtraucher.
Es geht weiter. Das Wetter wird immer schlechter während wir der entlang
der Südküste nach Makassar fahren. Nach fünf Stunden sind wir
in der Stadt. Der Regen hat wieder aufgehört. Yvonne ist vom Gewimmel
welches hier herrscht erschlagen. An so etwas muss sie sich erst gewöhnen.
Weiter im Zentrum wo unser Hotel liegt wird das Chaos zum Glück etwas
weniger. Wir checken ein und machen gleich vor Anbruch der Dunkelheit noch einen
Rundgang. Ich bestelle Mie Goreng Jawa ohne genau zu wissen was da so alles dabei
ist. Und tatsächlich sind da "Fleischstücklein" von ungewohnter
Konsistenz dabei. Nieren, Hirn oder Hoden oder so. Ich sortiere leicht amüsiert
aus! Kaum für die Körperpflege zurück im Hotel beginnt es wie aus
Eimern zu schütten, und das für drei Stunden. Wir bleiben drin.
Nach ruhiger Nacht, das weiss man hier ja nie so genau, nehmen unser
Frühstück ein. Das erste Mal stehen wir vor einem richtigen Buffet.
Dies auf einem Imitat eines Schiffes aus Blech über dem Wasser. Das Fort
Rotterdam zu welchem wir danach zu Fuss gehen, hat nicht viel zu bieten. Ein
dem hiesigen Standart entsprechend lieblos eingerichtetes Museum ist das
eindrucksvollste daran. Noch wird fleissig an den historischen Gebäuden
restauriert. Sollten sie fertig werden, können sie gegenüber gleich
wieder beginnen. So fachlich solide wird hier gearbeitet. Ist halt wie erwähnt kein Schiff....
Um Zwölf bringt uns unser Taxi zum Flughafen. Einen kleinen
Umweg ist uns der alte Hafen wert. Die Enge und das Chaos erscheinen
trotz des Drecks noch liebenswert. Taglöhner schleppen Reissäcke
von einem LKW zum Schiff. Mich nimmt es Wunder was so ein Sack wiegt und hebe
beim Laster einen an. Etwa 20 Kilo. Aus Spass deute ich dem Jungen auf der
Ladefläche an er solle mir mal wie den Arbeitern drei laden. Zur Belustigung
der Einheimischen schleppe ich sie bis überdie Planke zur Ladeluke. Dann
geht es weiter zum Flughafen.
Nun sitzen wir hier und schlagen die drei Stunden bis zum Abflug tot.
Yvonne mit Rumlaufen und ich mit diesem Bericht.
Wir können den Zeitplan einhalten. Abfahrt vom
Flughafen in Bali um Acht Uhr abends und dann Richtung Nordosten zum
Hotel. Das anfängliche Verkehrschaos um Kuta wird immer
weniger, bis schliesslich kaum mehr Verkehr auf den Strassen ist. Bald
auch wissen wir auch weshalb. Die Leute kleben gebannt vor den
Fernsehschirmen. Heute läuft das Endspiel Indonesien-Malaysia
des Asiencups. Zum ersten Mal mögen wir Fussball wirklich!
Um Zehn sind wir im Resort. Wir beeilen uns um noch etwas essen zu
können. Schon im Dunkeln lässt sich erahnen das wir
an einem schönen Ort gelandet sind. Etwa so wie man das aus
den Prospekten der Reiseveranstalter kennt. Einzig der Strand fehlt.
Nicht das es nie einen gegeben hätte. Die Deppen haben hier
vor Jahrzehnten das vorglagerte Riff für Baumaterial
ausgebeutet und somit den Gezeiten ermöglicht, den Sand
wegzuschwemmen. Hier noch ein Bild um euch den Schnee noch etwas
intensiver geniessen zu lassen. Noch etwas zum Wetter allgemein.
Die Tagestemperaturen liegen um die 25-30 Grad, es geht meist ein
leichter Wind und die Regenzeit ist nicht wirklich schlimm. Meist
regnet es Abends. Vielleicht etwa drei Stunden pro Tag insgesamt.
Den Tag gehen wir gemächlich an und geniessen den "Luxus"
um uns. Am Nachmittag gehen wir entlang der Hauptstrasse nach Candi Dasa.
Etwa drei Kilometer Weg in der Hitze des Nachmittags. Durch die dichte
Bebauung entlang der Küste geht nicht der geringste Luftzug.
Die benötigte Pause legen wir in einem Restaurant mit WIFI
ein. So kann ich die Homepage aktualisieren. Schon vorher haben wir
einen Typen wegen eines Mopeds angefragt. Es soll 20 Franken
für drei Tage kosten. Noch einmal fragen wir jemanden
deswegen. Nun sind es fünfzehn Franken für dreieinhalb
Tage. Wir mieten es sogleich um Morgen etwas in der Gegend rumkommen
zu können.
Mit dem gemieteten Moped rollen wir los um in Amlapura den
ehemaligen Fürstenstempel der Herrscher von Ostbali und Lombok zu
besichtigen. An der ersten Ampel im Ort wollen wir uns orientieren.
Glücklicherweise gleich vor einem Kontrollposten der Polizei.
Ein Uniformierter weist uns erst mal zurecht das man hier auch bei Rot
links abbiegen könne. Fragt sich nur weshalb die linke
Abbiegespur überhaupt eine Ampel braucht? Zum Dank
für das Vorweisen des internationalen Führerausweises
erklärt er uns dann noch den Weg. Yvonne salutiert zum
Abschied.
Trotzdem drehen wir mehre Runden durch die Einbahnstrassen in der Stadt
bis wir am Ziel sind. Leider ist der Palast nicht gerade in bestem
Zustand. Einerseits wegen Schäden durch ein Erdbeben und
andererseits durch den hiesigen Schlendrian. Eben dieses Beben
veranlasste vor 50 Jahren die Leute den Namen der Stadt von Karangasem
in Amlapura zu ändern und somit die Götter davon
abzulenken. Wie wir dem Gästebuch entnehmen, sind wir bisher
die einzigen Besucher an diesem Tag. Kein Wunder bei den Einbahnstrassen!
Wir wandeln durch die labyrinthartige Alte Fotos zeigen den ehemaligen
Herrscher. Teils mit seinen zehn Frauen, oder mit den Gästen in
gesteiften Hemden aus Übersee. Im Pavillon in Palastteich warten
die traditionellen Instrumente auf ihren nächsten Einsatz.
Weiter geht es mit fünfzig Stundenkilometern nach Ujung zum
Wasserpalast der ehemaligen Regenten. Nach vier Kilometern sind wir
dort. Wir nehmen zufälligerweise den Dienstboteneingang und
umgehen ungewollt den Eintritt von einem Franken pro Person. Die Hitze
um Ein Uhr ist immens. Der Pavillon im Wasser ist etwas
kühler. Wir machen Fotos mit Selbstauslöser und
fahren dann noch etwas weiter entlang der Küste nach Norden.
In einer kleinen Anlage an schwarzem Sandstrand ruhen wir eine kurze
Zeit aus. Hier ist man wahrlich weg vom Trubel. Der Platz gefällt
uns gut.
Auf dem Rückweg halten wir in erneut in Amlapura. Um unsere
Reise weiter und besser organisieren zu können kaufen wir eine SIM-Karte.
Die Karte selbst kostet unglaubliche sechzig Rappen und
enthält ebensoviel Gesprächsguthaben. Wir stocken
dies um elf Franken auf. Etwas weiter kaufen wir in einem erstaunlich
grossen Supermarkt noch das Lebensnotwendigste wie Haarspray und
Cognac!
Nun harren wir im Resort gespannt der Dinge die uns da erwarten. Schon
den ganzen Tag wird aufgebaut und organisiert. Wer mich kennt weiss wie
sehr ich organisierte Fröhlichkeit im Kreis von mir unbekannten
Menschen mag. Yvonne geht es ähnlich. Immerhin haben wir noch
keine Waffen gesichtet mit welchen sie uns zur Teilname zwingen
könnten. Halt, da war doch das Schwert des soeben eingetroffenen
Vortänzers.....
Das Gala-Dinner ist nicht so schlimm wie befürchtet. Alles
läuft ohne Belästigungen ab. Wir sitzen in der Nähe
des Buffets und eröffnen dieses, wenn auch unbeabsichtigt. Ich
halte mich an die einheimischen, Yvonne an die europäischen
Gerichte. Unheimlich was ich heute essen mag. Beinahe drei Mal von
allem. Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. Als Unterhaltung werden
balinesische Tänze und Vorstellung von traditionellen Kostümen
dargeboten. Wir stehlen uns um 10 Uhr davon. Nicht als einzige wie wir
bemerken. Mit Rum stossen wir auf das Neujahr an.
Den Neujahrstag verbringen wir hauptsächlich mit dem Versuch
einen Flug nach Java zu buchen. Online-Buchung ist nicht
möglich. Also reservieren wir telefonisch. Das geht. Das
Bezahlen mit Kreditkarte per Telefon wird mich aber noch lange
beschäftigen. Zur Beruhigung meiner Nerven nach etlichen
Versuchen sehen wir uns in der Nähe noch ein Dorf der Ur-Balinesen
an. Mit unseren Mammut-Jacken gerüstet fahren wir im Regen das Tal
hinauf wo die in sich geschlossene Gesellschaft in ihrem Dorf lebt.
Die Häuser der Leute gruppieren sich entlang zweier parallel verlaufender,
gepflästerter Strassen. Überall ist der selbe Krempel
für die Touristen ausgestellt. Tücher, bemalte Eier und
auf Bambus geritzte Kalender. Die spezielle Anordnung der Häuser
ist eine interessante Abwechslung zur balinesischen-hinduistischen Architektur.
Zurück im Resort organisieren wir ein Mietauto. Einen Suzuki
Jimny für 22 Franken pro Tag. Erst gegen Abend klart es auf
und wir sind glücklich wieder einen Tag Ferien weniger zu haben.
Die Automiete klappt, das Bezahlen des Flugs jedoch immer noch nicht.
Wir laden und fahren los. Unser Suzuki ist schon recht gebraucht und die Lenkung
ausgeschlagen. Ich benötige etwas Gewöhnung daran um im Linksverkehr
auf den engen Strassen damit zu Gange zu kommen. Wir fahren hoch ins Landesinnere
und dann quer nach Bangli um auf die Hauptstrasse die zum Batursee auf tausend
Meter führt zu kommen. In der dreissigstausend Seelenstadt beziehen wir
Geld am Automaten und laden das Telefon mit 12 Franken. Auf der breiten Strasse
gelangen wir zügig an den Kraterrand. Die Chaldära von mehreren
Kilometern Durchmesser wird vom See und einem Kegel in der Mitte
dominiert. Nun wissen wir weshalb die Strasse so menschenleer war.
Tonnen von Touristen und Einheimischen tummeln sich an diesem Sonntag
bereits in Penelokan wegen der Aussicht. Wir flüchten hinunter
in den Krater nach Toya Bungkah. Das Resort an den heissen Quellen ist
für eine Übernachtung etwas allzu teuer. Wir finden ein
geräumiges, lieblos eingerichtetes, mässig sauberes
Zimmer. Die bessere und sogar billigere Unterkunft in der Nähe
ist ausgebucht. Aber wir können dort zu Abend essen. Yvonne
Pancakes mit Früchten und ich Süsskartoffeln mit salzigen
Kokosraspeln!
Nach einer ruhigen und insektenfreien Nacht verlassen wir
unsere Herberge über den Kraterrand Richtung Norden ans Meer.
Etliche Male halten wir um Fotos des Panoramas zu schiessen. Zur
Besichtigung der Tempel am Wegesrand bräuchten wir
traditionelle Kleidung welche wir mieten müssten. Also lassen
wir es bleiben. Die Strasse windet sich auf der Nordseite um
einiges steiler hinunter ans Meer als auf der Südseite. In
gemächlichem Tempo benötigen wir etwa drei Stunden
bis an die aus mehreren Orten bestehenden Lovina Beach. Um ein nettes
Nachtquartier zu haben, sehen wir uns ein gutes Dutzend
Unterkünfte an und beziehen dann eines der ersten welche wir
gesehen haben. Ein Holzbungalow etwa fünfzig Meter vom Strand
entfernt. Dazwischen liegt noch das zugehörige Lokal. Den Rest
des Tages sehen wir uns zu Fuss die Umgebung an, bringen unsere
Wäsche zur Reinigung und ich versuche wieder erfolglos den
Flug per Telefon zu bezahlen.
Ich bin etwas übermüdet. Einerseits vom
Fahren heute und andererseits von den letzten beiden Nächten.
Aber den Rest hat mir sicher die Letzte der sechs Stunden entlang der
Küste um den Westen der Insel gegeben. Dies bei Chaosverkehr
und dann noch im Monsun mit überschwemmten Strassen. Hier die
kleine Rückblende ab gestern.
Einschlafen fällt nicht leicht. Nicht das Quacken der
Frösche im Teich unter unserem Bungalow stört,
sondern das Konzert weiter hinten an der Hauptstrasse.
Zugegebenermassen ist die Musik nicht schlecht, aber wen interessiert
dies wenn man gerne schlafen möchte. Um eins ist endlich Ruhe.
Nach einem erstaunlich reichhaltigen Frühstück folgen
wieder etliche Versuche einen Flug nach Java zu buchen.
Ob telefonisch oder per Internet, alles scheitert beim Bezahlen. Immerhin kann ich
erfolgreich meinen Bericht hochladen und die Mails lesen. Bei Yvonne
klappt nicht einmal das. Um vielleicht noch etwas zu erleben
fahren wir am Nachmittag zu einem Wasserfall
in der Nähe, obwohl wir uns auch davon nicht allzuviel versprechen. Wir sind wohl
etwas negativ belastet heute. Kurz vor dem Ziel angekommen warten auch
schon selbst ernannte Parkplatzeinweiser und Führer auf uns.
Aus Erfahrung parkiere ich im Niemandsland. Irgendeiner latsch uns dann
voraus. Den Weg hätte selbst ein Kind gefunden. Dank dem
nächtlichen Regen bleiben wir zwar vom Anblick eines Rinnsals
verschont, aber der Zugang nach weiter oben ist wegen der braunen Flut
schwer zu erreichen. Wir drehen um. Wortlos steigen wir ins Auto.
Wieviele die hohle Hand machen sehe ich nicht, und die Bitte um eine
Gabe für das Parkieren höre ich nicht. Also fahren
wir weiter nach Siririt um wieder das Nötigste zu kaufen.
Schokolade, Strandlatschen und so. Den Rest des Tages verplemperln wir
am wirklich friedlichen Strandabschnitt wo wir wohnen. Später im Bett
harre ich gespannt auf die ersten Klänge der
Livemusik. Mit dem Kissen über dem Kopf überstehe ich
die Stunden bis Eins. Yvonne stört das wenig, sie schläft selig.
Wir stehen um halb Sieben auf. Wie eingangs erwähnt wollen wir
die westliche Spitze von Bali umfahren. Frühstück
gibt es heute für mich und "Miss Beautyful", wie Yvonne schon
seit gestern genannt wird, erst ab Acht. Wir
überbrücken die Zeit mit Auto beladen. Oh Mann! Nice
place, but slow service! Unglaublich mit wieviel Liebe und vor allem
Zeit hier alle zubereitet wird. Um Neun geht es los. Der Westen ist im
Vergleich zum Rest der Insel menschenleer. Einsame Strände und
nur selten Hotels. Wir passieren Gilimanuk am Westzipfel. Von hier
wäre es nur ein Katzensprung nach Java wenn man uns denn mit
dem Mietauto liesse! Wir geniessen die Fahrt durch die wenig besiedelte
Gegend. Entgegen unserem Plan irgendwo vor dem überfüllten
Süden zu übernachten fahren wir weiter.
Es scheint im Südwesten kaum oder jedenfalls keine für
uns sichtbare Angebote zu geben. So enden wir im ebenfalls
äusserst touristischen Zentralbali. Entgegengesetzt positiv
ist dafür, das wir endlich den Flug nach Surabaya in einem
Reisebüro kaufen können.
Als erstes steht ein Wechsel der Unterkunft an. Das beinahe
tempelmässige Bungalow ist zwar hübsch aber mit 32
Franken zu teuer und könnte auch sauberer sein. Da wir uns
noch die Gegend um Ubud ansehen wollen, ist deshalb ein Domizilwechsel
im Ort angesagt. Wir erfragen etliche Preise von 100 bis 17 Franken.
Wir bleiben für 17 Franken. Familiär, sauber und nett.
Endlich können wir los und den Schmetterlingspark suchen.
Einige Mankos behindern ein flottes Vorankommen. Erstens die
überladenen Lastwagen im Kriechgang. Zweitens das wilde
Parkieren auf den sonst schon engen Strassen was dann noch
zusätzlich zum Hindernis für die LKW's wird. Mit
einer Ehrenrunde in Tabanan gelangen wir zum ausserhalb gelegenen Park.
Im mit Netzen abgeschirmten Gelände sind wenige Schmetterlinge
zu sehen. In der Brutstation schon Einige mehr. In der Zeit bis sie
richtig flugfähig sind kann man sie einfach nehmen und wo hinsetzen.
Selbst am Kopf ist das kein Problem. Interessant sind auch die gezeigten Insekten.
Einige imitieren Orchideen, andere Blätter. Die Stabinsekten krabbeln
einen furchtlos auf dem Arm herum. In der Käferausstellung ist
leider der Strom ausgefallen. Wir können nur erahnen was gezeigt
werden soll. Insgesamt ein hübscher Ort.
Auf dem Rückweg halte ich kurz bei einem Gambi Oli (heisst
Ölwechsel) um unter aufmerksamer Beobachtung der Einheimischen
die Hupe in Schwung zu bringen. Die tut schon seit Mietbeginn nur
zögerlich und ist hier doch existentiell. Aber nicht um wie
bei uns dem anderen Verkehrsteilnehmer seine Zweifel an dessen
Fahrkünsten zum Ausdruck zu bringen, sondern einfach als
Kommunikationsmittel.
Ein kurzes Hupen heisst zum Beispiel: "He du, ich überhol dich
auf deinen Moped mit zirka zehn Zentimeter Abstand, also mach keinen
Schwenker oder andere falsche Bewegungen". Unsere Hupe ist danach etwas
lauter aber reicht immer noch nicht einmal an die der Mopeds
heran. Sicher rührt das daher, das die Touristen welche das
Auto bewegt haben, sich nicht der Wichtigkeit dieses Teils bewusst
waren und deren Pflege/Einsatz vernachlässigt haben. Blinker
gelten hier dagegen wenig und Licht schon gar nichts! Das Fahrgeschick
manifestiert sich vor allem auch an der Virtuosität der Hupe.
Auf dem selben Strassenabschnitt wie gestern sind wir wieder im Regen
unterwegs, halten aber diesmal um einen Tempel zu besichtigen. Das
zentrale Heiligtum kann nicht besichtigt werden. Dies wundert mich
nicht, denn schon die respektlosen Verewigungen am angrenzenden Turm
wären Grund genug auch diesen abzusperren! Weiter geht es zu
den gestern am Wegesrand trotz Regen bemerkten Holzschnitzern um etwas
zu kaufen. Wir suchen uns etwas aus dem überquellenden Lagerbestand
aus. Dies ist wahrlich noch ein Familienbetrieb.
Zurück in Ubud nehme ich noch freiwillig an Yvonnes
Einkaufsbummel teil und erstehe sogar ein Leibchen und einen Pulli.
Nach zweieinhalb Stunden reicht es uns dann aber beiden und wir
verbringen einen entspannten Abend vor der morgigen Weiterfahrt.
Billig muss nicht schlecht sein. Wir sind sehr zufrieden mit
unserer Unterkunft und Frühstück gibt es auch wie bestellt.
Um Acht fahren wir aus dem noch verschlafenen Ubud los. Die Strasse
nach Norden finden wir auf Anhieb. Das Vorankommmen war in der
Gegend noch nie so leicht. Beidseits säumen Touristenläden
scheinbar endlos die Strasse. Erst nach etwa einer halben Stunde werden
Reisfelder in hohen Terassen zwischen den Buden sichtbar. Danach
wechselt die Bepflanzung zu Mais, Tomaten und Früchten,
ganz oben am Krater ergänzt noch Kaffee die Agrarwirtschaft.
Eine Stunde ist vergangen als wir am Kontrollposten für das
Eintrittsbillet zur Chaldära gestoppt werden. Wir versichern
ihm nur auf der Durchreise zu sein und nach Amed zu wollen. "Aber ja
nicht anhalten unterwegs" mahnt er uns noch und verlangt keine
Gebühr. Sonst hätten wir ihm ja zum Beweis noch die
Fotos von vor ein paar Tagen zeigen können. Ein kurzes
Stück fahren wir auf der selben Strasse entlang des
Kraterrandes wie damals.
Einige Kilometer auf der Nordflanke des ehemaligen Vulkans zweigen wir
auf eine Nebenstrasse ab. Dadurch können wir etwas Weg sparen.
Auch sehen wir so noch etwas mehr vom normalen Alltag der Leute. Im
Gegensatz zur Südseite von Bali, wo der Tourismus alles
dominiert. Da wir ausgezeichnet im Zeitplan liegen, können wir
einige typische Dinge festhalten. Etwa die "Eingangstore"
zu den Dörfern oder die überall anzutreffenden Opferkästchen.
Auch die Haustempel welche im Vergleich zu den eigentlichen Häusern
recht überdimensioniert scheinen lichten wir ab. Sie sind immer bergseits,
gegen den Sitz der Götter, angeordnet. Wir sind wieder am Meer. Nicht
zu vergessen die allmorgenlichen rund um das Haus ausgelegte farbenfrohen
Opfergaben. Auf der Küstenstrasse im Nordosten der Insel bietet sich
das selbe Bild wie im Nordwesten. Landwirtschaft und Fischerei, kaum Tourismus.
Erst um Amed häufen sich die Hotels über einige Zeit entlang der
Küste. Wir machen eine Pause. Dabei haben wir beide die Idee in der
kleinen Unterkunft welche wir vor veinigen Tagen gerastet haben zu übernachten.
Ich rufe an und verhandle über den Preis. Also fahren wir weiter entlang der
Küste des Surya. In den mächtigen sich ins Meer erstreckenden Furchen des
uralten Kraters sind kleine Fischerdörfer gelegen. Die Strasse windet sich
endlose 22 Kilometer auf und ab, links und rechts bis wir um Zwei die
Oase der Ruhe an einem schwarzen Strand beziehen. Wer weiss wann oder
ob wir überhaupt je wieder diese Ferien am Strand sein werden.
Wir vernichten am Abend noch unsere Lagerbestände und
fallen dann in tiefen Schlaf. Frühstücken, Packen und
Losfahren. Dies wäre definitiv ein Platz zum Wiederkommen. Um
halb Zehn stehen wir vor der Autovermietung in Candi Dasa. Anstelle ein
Taxi für 25 Franken von hier nach Kuta zu bezahlen,
nehmen wir einen Fahrer mit und versprechen dort voll zu tanken.
Glücklicherweise fahre ich selbst. Wie sich anhand der
Mahnungen unseres Wagenrückführers erahnen
lässt, ist er leicht ängstlich. Wir schaffen die
Strecke bei mässigem Verkehr und trotz diversen Baustellen in
eindreiviertel Stunden. Wäre unser Begleiter wie vorgeschlagen
gefahren hätte es sicher einiges länger gedauert.
Wir tanken wie versprochen. Jedoch halte ich dem Tankwart nur
fünf Franken hin wofür es knapp über den
halben Tankinhalt reicht. Unser Angsthase auf der Rückbank ist
zufrieden. So sparen wir insgesamt zehn Franken oder ungefähr
unser Nachtessen. Mitten in Kuta halten wir bei einem Hotel welches
optisch unseren Preisvorstellungen entsprechen könnte. Bingo!
40 Franken kostet die Nacht. Wir entlassen unseren Mitfahrer
für die Heimreise.
Den Nachmittag schlendern wir durch ein grosses Einkaufscenter und
tätigen kleinere Anschaffungen.
Um Sieben Uhr früh sind wir am Flughafen in Kuta und Punkt zwanzig vor
Neun heben wir ab um eine Stunde später in Surabaya zu
landen. Wie irgendwie vermutet ist keine der erhofften Autovermietungen
vor Ort. Meine Anrufversuche auf die aus dem Internet recherchierten
Nummern bleiben ebenso erfolglos. Auch die Touristeninformation kann
keine gültige Nummer ausmachen. Unsere Pläne selbst zu fahren
lösen sich wieder einmal in Luft auf. Aber das ist erste der Anfang!
Wir einigen uns mit einem Taxifahrer dass er uns für
fünfzig Franken die hundertzwanzig Kilometer zum Vulkan Bromo
hoch fährt. Um Zehn fahren wir los. Der Verkehr im
bevölkerungsreichen Java ist auf den wenigen Hauptstrassen
sehr dicht. Die Busse für den Nahverkehr fahren vor und stechen in
jede nicht existente Lücke um kurz darauf wieder für
Leute anzuhalten. Nach zwei Stunden endlich zweigen wir auf eine
Nebenstrasse ab welche den Kegel hoch führt. Immer steiler und
enger schlängelt sich die Strasse hinauf. Unser Ziel, der Rand
der Chaldära in über zweitausend Meter Höhe,
ist im Nebel und den Wolken nicht zu sehen. Nach etwa Dreiviertel des
Anstiegs verändert sich die Landschaft. Mehr und mehr ist
alles von einer schwarzen Ascheschicht bedeckt. Etwa sechs Kilometer
vor unserem Ziel ist die Vegetation schon arg in Mitleidenschaft
gezogen. Bäume beschädigt, Büsche geknickt
und die ganzen Pflanzbeete der Bauern von einer mindestens 20
Zentimeter dicken Schicht bedeckt. Die Ernte ist vernichtet. Wir bitten
den Fahrer zu halten. Das der Bromo aktiver als sonst ist wissen wir.
Aber wir befinden uns nun etwa sechs Kilometer vom Rand der
Chaldära und somit etwa acht Kilometer vom Krater des Bromo
entfernt. Wir wussten das man nicht wie gewöhnlich bis zum
Krater hin kann. Aber aufs Geratwohl in einer Mondlandschaft herum
zu stapfen scheint zu trist. Schade, wir haben uns auf zwei Tage Bewegung in
kühler Bergluft und etwas weg vom Trubel gefreut. Die Strasse ist ab hier
auch noch nocht nicht von der Asche geräumt und es würde sicher
an eine Stunde zur Überwindung der letzten Kilometer
dauern. Wir wenden und einigen uns mit dem Fahrer gegen einen geringen
Aufpreis zur Rückfahrt an den Flughafen, da er ja onehin
dorthin zurück muss. Um fünf Uhr Nachmittags sind wir
wieder am Flughafen.
Schon ziehmlich gerädert beschliessen wir nach Yogyakarta
weiter zu reisen. Vorzugsweise per Flugzeug. Um sieben geht ein Flug
mit Lion Air. Das Ticket kostet pro Person 37 Franken. Wir heben
einigermassen pünktlich ab. Der Flug ist voll besetzt.
Unterhaltung und Verpflegung gestrichen. Alles billig eben. Nach halber
Flugdauer müssen wir ein Gewitter umfliegen und geraten in
Turbulenzen. Zum Glück habe ich schon den ganzen Tag nichts
gegessen, sonst müsste ich nach dem zweimaligen Absacken den
Speibeutel hervorholen. Zur Verlängerung unserer aller
Flugfreuden dürfen wir wegen hohem Flugaufkommen noch drei
Ehrenrunden drehen. Kaum jemand stört sich deshalb nach diesem Flug beim
Aussteigen und Gang zum Terminal am allabendlichen strömende
Regen. Todmüde fallen wir nach kurzem Nachtessen um halb Elf
ins Bett des engen Zimmers im vorbestellten Hotel im Stadtzentrum.
Wir schlafen mässig gut. Um fünf Uhr morgens
ertönt zurück im Land der Muslime der Ruf der Muezzine.
Glücklicherweise nur kurz. Mit dem Preis-Leistungsverhältnis
unserer Herberge nicht zufrieden sehen wir uns nach dem Frühstück wieder
einige Hotels an. Im Peti Mas handeln wir den Preis auf vierzig Franken herunter und
kreuzen dort eine halbe Stunde später wieder mit dem Gepäck auf.
Die verwinkelten Gebäude sind um einen schönen Garten mit Pool
angeordnet. Unser Zimmer welches wir vorher begutachtet haben genügend gross.
Auch ist es nahe an der Einkaufsmeile und dem alten Stadtzentrum gelegen.
Später flanieren wir unter den Arkaden der Jalan Maliboro Richtung Kraton, dem
alten Sultanspalast. Ich erstehe erneut zwei Paar Edelstahlohrringe
für total zehn Franken. Unglaublich was hier an Bergen von
Textilien angeboten wird. Auch die Einkaufshäuser sind
übervoll. Die Preise entsprechend dem Einkommen der Leute
tief. Beim heute geschlossenen Fort der ehemaligen Kolonialmacht
Niederlande erfahren wir unfreiwillig von einer Batikausstellung vieler
hier einheimischen Künstler in der Nähe. In der flirrenden
Mittagshitze schleppen wir uns dorthin. Wir verlaufen uns dabei ein
wenig und sehen so wie sich das täglich Leben der Leute in den
engen Gassen abspielt. In meist einstöckigen Gebäuden wohnen
Jung und Alt unter einem Dach. In kleinen Räumen wird zusammen gegessen
und gelebt. Aus einem Klassenzimmer dröhnt das Repetieren der Kinder.
Später spielen sie genauso schreiend im Pausenhof wie bei uns
zu Hause.
Wir erreichen dann die Ausstellung. Dankbar nehmen wir ein Glas Wasser entgegen.
Unglaublich welch Haufen in Batik Technik gefertigter Bilder
hier herumstehen. Es sind Werke von rund dreihundert Künstler
unter diesem Dach vorhanden. Bei der Batik werden die von Farbe frei zu
lassenden Partien mit Hilfe von Wachs abgedeckt. Mit den hellen Farben
wird zuerst begonnen. Der Wachs wird durch Auskochen wieder entfernt. Je
nach Farbspiel muss dieser Vorgang einige Male durchgeführt
werden. Wir kaufen einige Tücher auch wenn die Wände zu Hause
dafür noch gar nicht stehen. Hier zwei Beispiele was wir
gekauft haben. Eines von mir und eines von Yvonne. Wenn das so weiter
geht reisen wir sicher mit deutlich mehr Gewicht nach Hause. Aber am
Limit vom 30 Kilo sind wir beide noch lange nicht.
Wieder einmal etwas Bummeln in der Stadt angesagt. Sofern man
bei mindestens 25 Grad im Schatten davon reden kann. Wir halten uns so
viel wie möglich im Schatten auf. Als erstes erkunden wir uns
nach den Zügen nach Jakarta. Als Eisenbahn-Weltmeister kommt
einem hier alles recht improvisiert vor. Die Loks sind dieselbetrieben. Der
Auskunftschalter mindestens aus Mitte des letzten Jahrhunderts. Die
Executive-Klasse mit Klimaanlage und nummerierten Sitzen kostet
ungefähr 27 Franken. Die Fahrt dauert etwa sieben bis acht
Stunden. Es verkehren diverse Züge pro Tag.
Quer zurück durchs Zentrum gehen wir zum ehemaligen Sultanspalast.
Wie üblich ist alles Historische meist sehr bescheiden hergerichtet.
So auch hier. Den Nordteil des Palastes haben wir schnell gesehen. Wir rasten
und trinken etwas. Als wir den eigentlichen Palastbereich sehen wollen winken
zwei Touristen ab. Seit 14 Uhr sei er geschlossen. Geschäftstüchtig wie
die Einheimischen sind, ist sowieso für die einzelnen Bezirke
immer wieder separat Eintritt zu bezahlen. Foto und Filmaufnahmen sind
zusätzlich zu berappen. Nun ja, wenn nicht mehr heute, dann
eventuell morgen oder so.
Endlich wieder ein wenig mehr Freiheit. Wir haben ein Moped
gemietet. Damit fahren wir nach Osten zum Candi Prambanan.
Wegen der Hitze und des Verkehrs geht es um halb Acht los. Ich fahre nach Bauch
den Erläuterungen des Vermieters nach ohne auf Strassennamen
zu achten. Nachdem wir auf der Hauptstrasse sind geht es eh nur noch
für zehn Kilometer geradeaus. Wir erreichen den
Hinduistisch-buddhistischen Tempelkomplex nach 30 Minuten. Der
bekanntere hinduistische Teil wird vor uns gerade von Horden von
einheimischen Schulklassen heimgesucht. Wir lassen uns deshalb Zeit um
in Ruhe die Bauwerke bestaunen zu können. Dies gelingt uns
auch. Im mehrere Hektaren grossen Gelände ist ein kleines
Museum wo wenige Exponate ausgestellt sind. Dort sehen wir uns noch
eine etwa dreissigjährige Dokumentation zu den Reliefs der
Tempel an. Zum Verständnis der Anlage wäre dies
für uns zu Beginn von Vorteil gewesen, da unser Buch nicht so
viel hergibt.
Nach einer Rast sind wir vor Mittag zum etwas weniger imposanten Sewu-Tempel
unterwegs. Im Hintergrund ist der Merapi heute beinahe wolkenfrei.
Langsam wird es heiss. Den Unterschied zum Prambanan ist vor allem an
den Buddhastatuen zu erkennen. Sonst wirkt der vor allem aus nur einem
Hauptbau bestehende Tempel vor allem wuchtiger. Wie beim Prambanan sind
die hunderte kleinen Tempel ringsum wegen der Erdbeben ein
Trümmerfeld. Schade, die Anlagen wären sonst um
einiges eindrücklicher! Wir legen im Schutz der Bäume die
zwei Kilometer bis zum Parkplatz zurück. Der Heimweg ins Hotel
ist nun richtig anspruchsvoll im dichten Gewimmel von Mopeds, Autos und
Bussen. Aber ich mag dieses Ineinanderfliessen der Fahrzeuge. An der
hiesigen Toleranz könnten wir uns zu Hause eine Scheibe
abschneiden. Ohne Probleme finden wir auch den Heimweg.
Die Miete des Mopeds läuft noch bis am Abend. Also ist noch
Zeit und Möglichkeit den seit längerem vom
Zentrum wegverlegten Vogelmarkt zu besuchen. Wir stürzen uns
wieder ins Getümmel. Der Weg ist relativ einfach zu finden.
Alles gerade aus. In der geordneten Marktanlage treffen wir zuerst auf
die Futterabteilung. Grillen, Ameisen und Maden werden zu Hauf in
grossen Rattanschalen angeboten. Dann folgen diverse Abteilungen
von kleinen und grossen Vögeln, Hühnern und auch
Tauben. Ebenso gibt es Flughunde und sogar kleine Echsen zu kaufen.
Natürlich fehlt auch das Zubehör wie Käfige
und so weiter nicht. Wie vermutet entsprechen die Zustände
nicht unserem schweizerischen Verständnis von artgerechter
Tierhaltung. Vor allem kleine Vögel werden dutzendweise in zu
engen Käfigen gehalten. Am liebsten würden wir sie frei lassen.
Nach 15 Minuten besteigen wir wenig fasziniert wieder unser Transportmittel und
bringen es fristgerecht zurück.
Heute klappt ja bisher alles wie am Schnürchen. Wir
sitzen beim Morgenessen als das Mietauto gebracht wird.
Formalitäten erledigen und einige Fotos des Kleinwagens zur
Absicherung aufnehmen. Edel ist der kleine Daihatsu ja nicht mehr aber
soweit in Ordnung. Für 22 Franken kann man auch nicht zuviel
verlangen. Da wir nun wissen, dass wir die nächsten Tage nach Plan verbringen
können sind wir unterwegs zum Bahnhof um Zugtickets nach
Jakarta zu kaufen. Auch das erledigt sich problemlos. Das Ticket anhand
des vorgängig handschriftlich erhaltenen Fahrplanes kostet pro Person
24 Franken.
Danach geht es zügig auf der doppelspurigen Strasse nach
Norden Richtung Borobudur. Etwa eine halbe Stunde geniessen wir freie
Fahrt. Dann geht nichts mehr. Der Verkehr steht zwei- bis dreispurig. Wir
können nur es vermuten. Wie wir gehört haben wurde wegen
eines Erdrutsches eine Brücke beschädigt. Gut dreiviertel Stunden
später wissen wir es genauer. Die Fahrbahn ist auf über
fünfzig Metern Breite bis zwei Meter hoch mit Sand und Blöcken
aus den Hängen des Merapi bedeckt und diese Hänge steigen erst
in einigen Kilometern Entfernung richtig an. Massive Regenfälle müssen
hier deshalb am Werk gewesen sein. Es wird emsig gebaggert und geräumt.
Nach diesem Engpass geht es dann wieder im ursprünglichen Tempo weiter.
Noch zehn Kilometer bis zum Ort mit dem UNESCO Weltkulturerbe. Das Hotel am
Fusse des riesigen Tempels ist leider ausgebucht. Kein Wunder bei dem guten
Preis-Leistungsverhältnis. Also weichen wir auf Grund der anderen eher
schmuddeligen Unterkünfte auf ein edles Hotel für 90 Franken aus.
Schön wenn man das kann und nicht auf Teufel komm raus wegen dem Geld
in einem Loch hausen muss. Der billige Mietwagen trägt zur Einhaltung des
Budgets auch seinen Teil bei da wir ursprünglich mit hoheren Kosten
gerechnet haben.
Yvonne hat leicht Fieber und so ist es umso besser das wir in einem
vernünftigen Hotel logieren. Ausserdem wollen wir sowieso erst
morgen früh den Steinhaufen erklimmen. Sie kann sich ausruhen und ich
schreibe und muss nach mehreren Wochen einheimischen Plingelings mal wieder
etwas für mein Gemüt in Form von Metal aus der Konserve tun.
Um nicht bei allzu grosser Hitze den Tempel von Borobudur
erklimmen zu müssen, sind wir zeitig unterwegs dorthin. Ein kurzer
Fussmarsch führt uns zum Eingang. Es gibt zwei Zugänge.
Einen für die Einheimischen, die bezahlen 2.50 Franken, und
einen für uns welche als reiche Touristen die Erhaltung mit 15
Franken finanzieren. Abgesehen davon, dass der Tempel schon mit
über 20 Millionen aus der Kasse der Unesco restauriert wurde.
Wir bekommen immer wieder den Eindruck, dass die Indonesier selbst
nicht wirklich am Fortbestehen ihrer Baudenkmäler interessiert
sind. Der Rest der Welt hat aber eben keine Probleme des
täglichen Überlebenskampfes und soll deshalb wenn er
Wert auf solchen Luxus legt ihn auch bezahlen. Der Ansturm
hält sich in Grenzen. Wir umrunden eine Plattform um die
andere im Uhrzeigersinn und sehen uns die Reliefs an. Umschreitet man
alle der insgesamt neun Plattformen legt man damit über zwei
Kilometer zurück. An manchen Plätzen wird gereinigt,
an anderen Blöcke an ihren Platz gerückt. Die
obersten Ebenen sind wegen Reinigungsarbeiten gesperrt. Ist ja egal ob
da keiner werkelt und auch die Asche des Merapi schon vom Regen
weggewaschen ist. Hauptsache die Touristen haben bezahlt. Eine
schlüssige Erklärung darf man auf jeden Fall nicht
erwarten. Wäre die Sperrung zum Schutz des Denkmals und auch so
deklariert, dann würden wir das vorbehaltlos hinnehmen.
Noch kurz sehen wir uns die Ausstellung zum Versuch mit einem Schiffsnachbau
wie auf den Tempelreliefs abgebildet bis nach Afrika zu gelangen an. Es wurde
geschafft. Das kleine Museum ist wieder lieblos wie üblich
gestaltet. Englische Erklärungen Mangelware. Vielleicht oder
gerade weil ich schon soviel gesehen habe, erstaunt mich immer wieder
mit welchem Dilettantismus hier vorgegangen wird. Und das obwohl man ein
internationales Puplikum erreichen will. Wie schon im Prambanan darf
man zum Schluss noch durch ein Labyrinth von Souvenierständen
wandeln um den Ausgang zu erreichen. Nochmal ein Minuspunkt für
den eigentlich schönen Tempel.
Wir sind unterwegs in die Berge zum Dieng Plateau. Unsere Basis soll in
Wonosobo auf rund neunhundert Meter über Meer liegen. Die
kühlere Bergluft wird uns gut tun nach den Wochen in der Hitze
im Flachen. Auf einer Nebenstrasse kürzen wir ab und umgehen
so auch den mässigen Verkehr. Die Landschaft bietet einige schöne
Aussichten. Um Zwei beziehen wir ein Zimmer und beobachten den Rest des
Nachmittags das Treiben im Zentrum. Unser Nachtessen ist Martabak. Ei mit
Gemüse welches in einen feinen Teig eingewickelt frittiert wird.
Wir sind des Reis und der Nudeln langsam überdrüssig. Essen
heisst hier halt hauptsächlich den Magen füllen. Deshalb ist der
Garstand welches diese Schnellessen anbietet eine willkomene
Abwechslung. Vor dem Schlafen sehen wir uns noch einen Film auf meinem
Netbook an. Das Fernsehen hier ist noch dümmer als die
Privatsender zu Hause und nicht auszuhalten!
Wir packen. Eigentlich wollten wir mindestens zwei
Nächte hier bleiben aber es kann ja sein dass auf dem Dieng
Plateau ein nettes und ruhiges Hotel auf uns wartet. Abgesehen davon
sind die Moscheen hier im Zentrum wohl im Wettstreit wer die schlafende
Bevölkerung um fünf Uhr früh länger
beschallen kann. Als würde ein Muhezzin nicht reichen!
Eigentlich sollten wir vor unserer Haustüre kehren. Auch
bei uns müssen alle Kirchen im Dorf zur Nachtzeit die
Viertelstunden schlagen. Eine würde ebenso reichen.
Die Strasse steigt an und wir fahren in die Wolken und den Nebel. Die Bergflanken
sind beinahe ausnamslos terassiert und mit Gemüse bepflanzt. Mit allem
was es auch bei uns zu finden gibt. Wir überschreiten die Krete zum
Plateau und fahren erst zu den Zwillingsseen. Es dauert einen Moment bis
wir realisieren was hier so stinkt. Es sind die Schwefeldämpfe aus
dem einen See. Ausflügler hat es einige aber wir sind die einzigen
Ausländer. Wieder kommen die selben üblichen Fragen.
"Mister, where you come from"? "Make picture with me"? und so weiter.
Weshalb die mit uns bleichgesichtern Fotos machen wollen wissen wir
immer noch nicht genau. Zum ersten Mal brauchen wir unsere
Faserpelzpullis. Die Temperatur auf zweitausend Meter liegt so um die
fünfzehn Grad. Noch beim Umwandern des von Schwefel leicht
grünen Sees müssen wir die Regenjacken hervorkramen. Es beginnt
zu nieseln. Die nächste Station sind heisse Quellen und
Schlammlöcher. Der Weg durch den stark schwefelhaltigen Dampf
verschlägt uns den Atem. Ein Bursche verkauft Schutzmasken.
Als würden die gegen diese Form von Gasen wirken! Die
Einheimischen kaufen trotzdem rege. Am grössten Loch ist
die braune Suppe die da brodelt vor Dampf kaum zu sehen. Auch rundherum
dampft und zischt es an etlichen Stellen. Ein spannender Platz am Puls der Urgewalten.
Wir wollen uns noch so ein Ding ansehen und fahren weiter. Die
Landschaft ist durchzogen von Wasserrohren welche Geothermiekraftwerke
speisen. Die zweite heisse Quelle ist ein grosser Tümpel mit
heissem Wasser welchen wir schnell gesehen haben. Die letzte Station
sind noch alte Tempel in Mitten des Plateaus. Von den ursprünglich
sicher eindrücklichen Bauten ist nicht mehr viel zu sehen. Der Grossteil
der Steine wird wohl in den Häusern des Dorfes zu finden sein. Nach dem
Wechsel der Religion vom Hinduismus/Buddhismus zum Islam wurde den Sakralbauten
keine Bedeutung mehr zuteil und sie billiges Baumaterial. Eigentlich
verständlich. Die Wahl des Platzes in dieser Ebene ist klar. Dem Himmel nah,
schön gelegen und voller geheimnisvoller Mächte und Kräfte
der Erde. Schade nur das die Witterung heute nicht mitspielt. Wie
Herbstwetter in der Schweiz. Ein passsable Unterkunft haben wir nicht
ausgemacht und zudem dank dem Auto auch schon alles wichtige gesehen. Um Drei
fahren wir im strömenden Regen wider im selben Hotel in Wonosobo ein welches
wir am Morgen verlassen haben.
In drei Stunden fahren wir von Wonosobo nach Yogya zurück in die Wärme. Noch einmal passieren wir den Murgang in Salem. Soweit das Wort zum heutigen Sonntag.
Den letzten Tag vor der Heimreise verbringen wir relativ tatenlos. Wir klappern die wie üblich geschäftigen Einkaufsstrassen für zwei letzte Besorgungen ab. Auch Yvonne hat nun gelernt nicht auf jede Frage der Einheimischen zu reagieren. Ignorieren ist meist das beste Mittel um seine Ruhe zu haben. Manchmal reicht schon ein Blick unsererseits und die Verkäufer, Rickschafahrer oder wer auch immer glaubt schon das grosse Geschäft machen zu können und legt gleich los. Ebenso verhandelt sie nun schon recht geschickt wie hier leider vor allem für Touristen nötig. Denn von uns werden generell teilweise massiv überhöhte Preise velangt. Manchmal fehlt es noch etwas an der letzten Härte und meist ist ihr erstes Gegengebot zu hoch aber die Fortschritte sind beachtlich. Auch wenn man so lange Reiserfahrung hat wie ich, ist man nicht immer davor gefeit zuviel zu berappen. Es braucht halt seine Zeit bis man das Preisgefüge im jeweiligen Land kennt und nicht dauernd Lehrgeld bezahlt. Zum Glück belaufen sich die Preisaufschläge im Rappen-, maximal im Frankenbereich was uns nicht wirklich heftig schädigt.
Wir sind nach einer monströsen Reise heil zurück in der Schweiz angelangt.
Die Anfangsetappe um zehn Uhr Morgens bildet eine Bahnfahrt von Yogyakarta nach Jakarta.
Der als "Eksekutiv" titulierte Schnellzug entspricht in keiner Art unserer Vorstellung davon.
Zugegebenermassen sind wir als Schweizer natürlich etwas verwöhnt. Der Zug fährt jedoch
pünktlich los. Das Tempo beträgt irgendwo zwischen 60 und 80km/h. Ist vielleicht besser
bei der Qualität der Geleise! Etwas Abwechslung auf der eher eintönig an uns vorbeirauschenden
Landschaft bringt die Maus welche sich im der Wagenverkleidung eingenistet hat. Zu Essen
findet sie dank des während der Fahrt auf Bestellung servierten Mahlzeiten genug. So
huscht sie unter den Bänken umher und verschwindet immer wieder in der Verkleidung.
Auch die defekte Schiebetür sorgt für Unterhaltung. Kein Zugsbegleiter, Reinigungs-
oder Servierangestellter welcher nicht erfolglos versucht die Türe gängig zu machen.
Wir vermuten das der Defekt aber nach Erreichen des Ziels wieder vergessen wird und
so noch lange für Unterhaltung sorgt. Die letzte halbe der insgesamt acht Stunden
fahren wir durch die Stadt ins Zentrum von Jakarta.
Eine weitere Stunde dauert das Überwinden der 18 Kilometer hinaus zum Flughafen. Zum Glück
ist die Stosszeit vorüber und wir zudem nehmen die Autobahn. Uns schaudert der Gedanke den
Verkehr bei Stosszeit erleben zu müssen.